2013-02-21 20 minuten online: Kann ein Mensch spontan verbrennen
Quelle: 20 minuten (online), Ausland, Panorama, 21. Februar 2013
Ungeklärter Tod
Kann ein Mensch spontan verbrennen?
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Ein 65-Jähriger stirbt in Oklahoma bei einem Brand. Sein Körper ist verkohlt, doch die nahen Möbelstücke nicht mal angesengt. Der Sheriff will eine spontane Selbstentzündung nicht ausschliessen.
Der Sheriff von Sequoyah County im US-Bundesstaat Oklahoma steht vor einem Rätsel. Es geht um den Tod eines 65-Jährigen in Muldrow, einem Kaff mit gut 3500 Einwohnern. Danny Vanzandt starb am 19. Februar, einen Mord schliesst der Gesetzeshüter aus.
«Der Körper ist verbrannt und war verkohlt», erklärte Ron Lockhart einem Lokalsender des CNN-Networks. Der Bruder und der Schwiegersohn des Mannes hatten ihn morgens um elf Uhr in der Küche entdeckt. Das Mysteriöse: «Es gab keine Schäden an den Möbeln oder anderen Dingen um das Feuer herum. Es war also ein Feuer mit geringer Hitze.» Bei der Suche nach der Ursache denkt der Sheriff über eine wirklich ungewöhnliche Brandquelle nach: spontane Selbstentzündung.
«So einen Fall habe ich noch nie gesehen. Wenn man von spontanen Selbstentzündungen liest, ist es das, was wir hier haben», so Lockhart, der allerdings auch einschränkte: «Es gibt, so weit ich weiss, nur etwa 200 Fälle weltweit. Und ich sage nicht, dass es passiert ist. Ich sage nur, dass wir es nicht ausschliessen.» Er berichtete ausserdem, dass das Opfer starker Raucher und chronischer Trinker war, aber ein «Zigarettenbrand macht so etwas nicht».
Des Pudels Kern: der «Dochteffekt
Während früher noch allerlei Habakuk über die Ursachen einer spontanen Selbstentzündung gehandelt wurde, sucht heute niemand mehr nach neuen Teilchen oder Kugelblitzen, die verantwortlich sein könnten. Der deutsche Forensiker Mark Benecke hat eine einfachere, einleuchtende Theorie, die der «Dochteffekt» genannt wird. Der Kriminalbiologe konnte ihn an einem Schwein belegen, das er in eine Decke wickelte und anzündete. Überall dort, wo das tote Tier mit Stoff bedeckt war, brannte eine Flamme.
Die Decke funktioniert wie der Docht einer Kerze. Das Wachs bildet das Fettgewebe des Körpers. Fängt also etwa ein alkoholisierter Mensch durch eine Zigarette an Haaren oder Kleidung Feuer und kann sich nicht helfen, schmilzt das Feuer das Fettgewebe, das die Textilien tränkt. Dieses tödliche Kerzenfeuer erklärt auch, warum so wenig von der Umgebung in Mitleidenschaft gezogen wird – oder warum bei weiblichen Opfern die Beine liegen blieben. Da die Frauen Röcke trugen, fehlte dort der «Docht».
Mit herzlichem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zum Abdruck.
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