Gruseln tut gut
Quelle: Deutschlandradio "Update", 31. Oktober 2019
Moderator: Thilo Jahn
Gesprächspartner: Mark Benecke, Forensiker und Kriminalbiologe
Gruseln tut gut
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Schlechte Stimmung? Ein Besuch im Dungeon oder ein Horrorfilm können wahrscheinlich helfen. Forensiker und Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wie Schreck und Horror emotional entlasten können.
Forschende der Uni Pittsburgh sagen: Gruseln kann unser Gehirn entspannen. Wer sich freiwillig stark negativen Erfahrungen aussetzt, kann sich danach besser fühlen. Zu diesem Ergebnis kommen die Soziologin Margee Kerr, der Psychologe Greg Siegle und die Medizinerin Jahala Orsini in ihrer Untersuchung, die sie im Juni 2019 in der Zeitschrift Emotion veröffentlicht haben.
Die Forschenden haben für ihre Untersuchung auf den örtlichen Gruselkeller The Basement zurückgegriffen. Zutritt dazu hätten nur Erwachsene. Dort muss es wohl richtig gruselig sein, vermutet der Forensiker und Kriminalbiologe Mark Benecke. Er selbst würde jedenfalls nicht dorthin gehen.
"Da laufen so Grusel-Clowns herum, Dämonen und der Tod. Man kann sich in einen Sarg einsperren lassen. Es gibt nur eine Regel: keine Handys und nicht die Schauspieler anfassen", sagt Mark Benecke.
Er lobt ausdrücklich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut ausgewählt worden seien. Einziger Anreiz: Die Forschenden haben den durchschnittlich 28 Jahre alten Personen ihre EEG-Verläufe, also die Protokolle der elektrischen Veränderungen bestimmter Areale ihres Gehirns während des Besuchs im Dungeon, zur Verfügung gestellt.
Das Ergebnis: Den meisten Teilnehmenden hat es gefallen und sie fühlten sich danach besser. Vor dem Besuch konnten sie angeben, ob sie sich gut oder schlecht gefühlt haben – auf einer Skala von null bis zehn. Im Schnitt fühlten sich die Teilnehmenden 7,4 - ziemlich gut. Nach dem Besuch im Gruselkabinett haben die meisten 8,4 angegeben, also genau eine Stufe besser.
"95 Prozent fanden das super und 79 Prozent waren das erste Mal drin, wussten also nicht, was sie erwartet."
Mark Benecke sagt, 50 Prozent fühlten sich deutlich besser, 17 Prozent fühlten sich schlechter und 33 Prozent blieben unbeeinflusst. Anhand der Messung der Gehirnströme hätten die Forschenden folgende emotionale Details auswerten können: Wer sich ängstlich, müde und oder gelangweilt fühlt, der solle sich gruseln lassen. Ihnen ginge es hinterher besser. Die Auswertung habe außerdem ergeben:
Der Schreck, verdrängt die Sachen aus dem Kopf, an die vorher gedacht wurde – im Ergebnis wird der Stressor entfernt (Englisch: removal of stressor).
Der Schreck aktiviert.
Ob Horrorkeller oder Horrorfilm mache wahrscheinlich keinen großen Unterschied, nimmt Mark Benecke an. Ob trashig oder nicht, spiele dabei auch keine Rolle. In dem Artikel der Forschenden stehe wörtlich, eine solche Erfahrung sei jedenfalls besser als der Alltag.
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