2016 12 kult de: Der Herr der Maden
Quelle: kult.de (online) vom 6. Dezember 2016
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VON SUSANNE WOLF
Bekannt ist Dr. Mark Benecke aus Kriminalserien wie „Autopsie“ und „Medical Detectives“, hier beurteilt er als Kriminalbiologe die unterschiedlichsten Verbrechen. Hauptberuflich ist er als Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren tätig. So hat er beispielsweise Adolf Hitlers Schädel untersucht und wird zu den verschiedensten Tatorten deutschlandweit gerufen.
Doch schon im Fernsehen sieht man, dass Dr. Benecke kein typischer Wissenschaftler ist – und gerade das macht ihn zu einem Phänomen. Denn er ist kein Schlipsträger und erklärt seine Wissenschaft auch nicht in einer Sprache, die man als Laie nicht versteht: Benecke ist tätowiert, trägt legere Klamotten, ist Veganer und Donaldist – und erklärt sein Wissen für jedermann verständlich. Und das, obwohl er nach seiner Promotion noch diverse fachspezifische Ausbildungen weltweit genossen hat – wie beispielsweise beim FBI. Die Vermutung, dass beim FBI nur Schlipsträger wie in „Men in Black“ herumlaufen, sei falsch: „Die Field Agents sehen aus
wie du und ich“, berichtet er.
Bei seiner Arbeit sieht Dr. Mark Benecke viele Leichen und tausende Maden. Doch für ihn sind diese Tierchen, die viele Menschen als ekelig empfinden, Mitarbeiter. Denn mit deren Hilfe kann er den Todeszeitpunkt einer Leiche relativ genau eingrenzen. „Maden sind aufrechte, coole, vernünftige Gegenüber. Sie sind wichtige, schöne, informative, coole, biologisch sinnvolle Lebewesen“, erklärt er.
Über die Maden als Mitarbeiter und seine tägliche Arbeit als Kriminalbiologe hat Benecke mehrere Bücher geschrieben, mehrmals im Monat hält er Vorträge. Was diese so interessant macht, ist nicht nur die für jedermann verständliche Vortragsart, sondern vor allem die Tatsache, dass der Kölner ein sehr humorvoller Mensch ist. „Du wächst in Köln mit Humor gegenüber Dingen, die komisch und seltsam sind, auf. Schräge Bemerkungen kommen nur, wenn die Fälle sehr schräg sind“, erzählt er.
Die Quelle für seinen Humor beschreibt er so: „Es ist der ganze Wahnsinn, den man ungefiltert sieht, weil wir ja viel rumreisen. Man sieht in verschiedenen Kulturen und Regionen Menschen, von denen viele denken, sie wüssten, wie die Welt funktioniert. Aber wer weiß das schon? Das ist halt lustig. Also wenn jeder in jeder Region der Welt weiß, wie die Welt funktioniert, aber sie offensichtlich in jeder Region anders funktioniert, dann stimmt da irgendwas nicht. Das ist meine eigentliche Quelle für Humor.“ Sein Humor wird bereits bei der Frage deutlich, mit was sein Tag beginnt und endet: „Die Zahnspange in Kukident einlegen“, antwortet Benecke schmunzelnd.
Dem Kriminalbiologen wird eine gewisse Ähnlichkeit zu Dr. Sheldon Cooper aus der TV-Serie „The Big Bang Theorie“ nachgesagt. Selbst kennt er diesen fiktiven Charakter nicht, da er keinen Fernseher besitzt. Aber seine Frau Ines Fischer lächelt und sagt: „Zu 100 Prozent er ist der leibhaftige Sheldon Cooper. Wie ich das begründen kann? Wenn Sheldon Cooper ins Kino geht, setzt er sich nur in die Mitte des Kinos und testet die Akustik – was du auch machst.“ „Ja das mache ich auch. Ich weiß aber ehrlich gesagt auch nicht, wie man das nicht machen kann“, entgegnet Benecke. „Und du schläfst auch wie Sheldon Cooper“, erzählt sie. „Also später in der Nacht nicht, aber du fängst an mit Augenmaske, Ohrenstöpsel, dann rollst du dich in deinen Schlafsack ein und machst dann darüber noch eine Decke, die dann exakt um den Schlafsack drumrum ist – also so eine richtige Sushirolle.“ Beide lachen. „Das finde ich aber jetzt ganz normal“, sagt Benecke. Dazu passt sein Lebensmotto: „Ich mache, wozu ich Bock habe und fertig.“
Bock hat Benecke in seiner Freizeit beispielsweise auf Comics. Einer seiner Favoriten derzeit ist „Megg, Mogg and Owl“ von Simon Hanselmann. „Das ist so ’ne bekiffte Hexe, ’ne depressive Eule und eine Katze, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat; die Hexe hat, soweit man das sehen kann, eine Beziehung mit der Katze, die haben so ’ne WG, die sind alle völlig verrückt – das ist schon ziemlich geil“, erzählt er begeistert. Darüber hinaus ist er neben seinem Beruf noch Politiker, Dudeist, Donaldist, Peta-Aktivist, Veganer, DJ und Musiker.
Mit großem Dank an Susanne Wolf und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.
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