2014 10 Westfalen-Blatt: Fliegen und Maden als Mitarbeiter: Difference between revisions
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[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br> | |||
'''VON SABINE SCHULZE'''<BR> | |||
<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/5/57/Bielefeld_print-6.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/e/e7/Bielefeld_print-6_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html> | |||
'''Bielefeld (WB). Er war an der Bearbeitung spektakulärer Fälle beteiligt und wird von der Polizei (und Privatleuten) gerufen, um biologische Spuren an einem Tatort auszuwerten: Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Insektenkunde. Regelmäßig tritt er im Fernsehen auf. Gestern gastierte er in der Oetkerhalle. Westfalen-Blatt-Redakteurin Sabine Schulze hat vorher mit ihm gesprochen. '''<br> | |||
<font color=orange>Dr. Benecke, an wie vielen Fällen haben Sie bereits gearbeitet?</font><br> | <font color=orange>Dr. Benecke, an wie vielen Fällen haben Sie bereits gearbeitet?</font><br> | ||
Das lässt sich kaum noch sagen. In einer Wand voll Akten haben wir 870 Fälle gesammelt, es war aber sicher das Doppelte.<br> | Das lässt sich kaum noch sagen. In einer Wand voll Akten haben wir 870 Fälle gesammelt, es war aber sicher das Doppelte.<br> | ||
<font color=orange>20.15 Uhr, ist in Deutschland Tatort-Zeit. Wie sieht das bei Ihnen aus? </font><br> | <font color=orange>20.15 Uhr, ist in Deutschland Tatort-Zeit. Wie sieht das bei Ihnen aus? </font><br> | ||
Ich sehe nicht fern und habe noch nie im Leben einen Tatort gesehen. Ich mag keine Fiktion und lese deshalb auch keine Romane.<br> | Ich sehe nicht fern und habe noch nie im Leben einen Tatort gesehen. Ich mag keine Fiktion und lese deshalb auch keine Romane.<br> | ||
<font color=orange>Gibt es Fälle, die Ihnen nahe gehen?</font><br> | <font color=orange>Gibt es Fälle, die Ihnen nahe gehen?</font><br> | ||
Jeder Fall ist auf seine Art ungewöhnlich. Aber die kleinen Fälle nehmen mich eher mit, wenn zum Beispiel Angehörige betroffen sind, wenn eine ganze Familie unter einem völlig unsinnigen, unnötigen Delikt leidet. Das ärgert mich. Oder wenn – wie in einem Fall – ein Vater, der nach Hause kommt, seine Tochter auf dem Speicher festgenagelt findet und als erstes als Täter verdächtigt wird. Er hatte aber nichts gemacht, das war zutiefst ungerecht.<br> | Jeder Fall ist auf seine Art ungewöhnlich. Aber die kleinen Fälle nehmen mich eher mit, wenn zum Beispiel Angehörige betroffen sind, wenn eine ganze Familie unter einem völlig unsinnigen, unnötigen Delikt leidet. Das ärgert mich. Oder wenn – wie in einem Fall – ein Vater, der nach Hause kommt, seine Tochter auf dem Speicher festgenagelt findet und als erstes als Täter verdächtigt wird. Er hatte aber nichts gemacht, das war zutiefst ungerecht.<br> | ||
<font color=orange>Was empfinden Sie, wenn Sie an Tatorte kommen? Empathie? Mitleid? Oder, wenn Blut oder Gehirnmasse verspritzt sind, Ekel?</font><br> | <font color=orange>Was empfinden Sie, wenn Sie an Tatorte kommen? Empathie? Mitleid? Oder, wenn Blut oder Gehirnmasse verspritzt sind, Ekel?</font><br> | ||
Nein. Das lässt mich nicht kalt, aber ich finde das vor allem interessant. Ich suche Spuren und analysiere sie.<br> | Nein. Das lässt mich nicht kalt, aber ich finde das vor allem interessant. Ich suche Spuren und analysiere sie.<br> | ||
<font color=orange>Wie ist Ihr Verhältnis zu Fliegen und Maden?</font><br> | <font color=orange>Wie ist Ihr Verhältnis zu Fliegen und Maden?</font><br> | ||
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Das sind für mich Mitarbeiter.<br> | Das sind für mich Mitarbeiter.<br> | ||
Das sind die erfolgreichsten | <font color=orange>Sie halten sich als Haustierchen Fauchschaben. Ist ja auch nicht jedermanns Sache. Was ist für Sie an Insekten so toll?</font><br> | ||
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anpassungsfähig. Es ist faszinierend, | Das sind die erfolgreichsten Lebewesen und extrem anpassungsfähig. Es ist faszinierend, wie sie in sehr vielen Nischen überleben.<br> | ||
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<font color=orange>Sie sind, mit Verlaub, auch ein | <font color=orange>Sie sind, mit Verlaub, auch ein | ||
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Et hätt noch emmer joot | Et hätt noch emmer joot | ||
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übrigens auch Alkohol.<br> | übrigens auch Alkohol.<br> | ||
<font color=orange>Ihr Publikum darf sich bei den | <font color=orange>Ihr Publikum darf sich bei den | ||
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an Leichen oder plötzliche Selbstentzündung | an Leichen oder plötzliche Selbstentzündung | ||
von Menschen.<br> | von Menschen.<br> | ||
<font color=orange>Ich könnte von selbst anfangen | <font color=orange>Ich könnte von selbst anfangen | ||
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Das passiert nur alten | Das passiert nur alten | ||
Frauen mit nackten Beinen.<br> | Frauen mit nackten Beinen.<br> | ||
<font color=orange>Also immer Strümpfe | <font color=orange>Also immer Strümpfe | ||
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Aber das ist jetzt in der Schnelle | Aber das ist jetzt in der Schnelle | ||
des Interviews zu kompliziert.<br> | des Interviews zu kompliziert.<br> | ||
<font color=orange>Sie waren auch einmal Sänger | <font color=orange>Sie waren auch einmal Sänger | ||
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blond. Und ich kann auch nicht | blond. Und ich kann auch nicht | ||
singen.<br> | singen.<br> | ||
<font color=orange>Hauptsache, es hat Spaß | <font color=orange>Hauptsache, es hat Spaß | ||
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Uns schon. Dem Publikum??? | Uns schon. Dem Publikum??? | ||
Das weiß ich nicht.<br> | Das weiß ich nicht.<br> | ||
<font color=orange>So lange Sie nicht beworfen | <font color=orange>So lange Sie nicht beworfen | ||
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<i>Mit herzlichem Dank an die Westfalen-Blatt-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.</i><br> | <i>Mit herzlichem Dank an Sabine Schulze und die Westfalen-Blatt-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.</i><br> | ||
===<font color=orange>Lesetipps</font>=== | |||
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* [[2016 09 Rheinschau Uerdingen: Ich trenne nicht zwischen Arbeit und Freizeit|Ich trenne nicht zwischen Arbeit und Freizeit]]<br> | |||
* [[2014 09 Rhein-Zeitung Immer die Wahrheit im Blick|Immer die Wahrheit im Blick]]<br> | |||
* [[2014 08 Stadtgefluester Muenster Fachmann fuer Wahnsinn|Fachmann für Wahnsinn]]<br> | |||
* [[2014-01-05 Maerkischer Sonntag: Mark mag Maden|Mark mag Maden]] | |||
* [[2014 07 Junge Welt Sie vertuschen vernebeln und luegen uns die Hucke voll|"Sie vertuschen, vernebeln und lügen uns die Hucke voll"]]<br> | |||
* [[2014 06 Interview mit dem Kriminalbiologen Dr Mark Benecke german|Was genau macht ein „Kriminalbiologe“?
]]<br> | |||
* [[2018-07 Neue Westfaelische: Nichts als die Wahrheit|Nichts als die Wahrheit]]<br> | |||
* [[2014 06: Theatermagazin Bonn|Quatsch keine Oper]]<br> | |||
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Latest revision as of 17:28, 7 October 2019
Quelle: Westfalen-Blatt, Lokales Bielefeld, Nr. 235, 10. Oktober 2014, Seite
Fliegen und Maden als Mitarbeiter
Kriminalbiologe Mark Benecke über Insekten, Donaldismus und Dudeismus
[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]
VON SABINE SCHULZE
Bielefeld (WB). Er war an der Bearbeitung spektakulärer Fälle beteiligt und wird von der Polizei (und Privatleuten) gerufen, um biologische Spuren an einem Tatort auszuwerten: Dr. Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Insektenkunde. Regelmäßig tritt er im Fernsehen auf. Gestern gastierte er in der Oetkerhalle. Westfalen-Blatt-Redakteurin Sabine Schulze hat vorher mit ihm gesprochen.
Dr. Benecke, an wie vielen Fällen haben Sie bereits gearbeitet?
Das lässt sich kaum noch sagen. In einer Wand voll Akten haben wir 870 Fälle gesammelt, es war aber sicher das Doppelte.
20.15 Uhr, ist in Deutschland Tatort-Zeit. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich sehe nicht fern und habe noch nie im Leben einen Tatort gesehen. Ich mag keine Fiktion und lese deshalb auch keine Romane.
Gibt es Fälle, die Ihnen nahe gehen?
Jeder Fall ist auf seine Art ungewöhnlich. Aber die kleinen Fälle nehmen mich eher mit, wenn zum Beispiel Angehörige betroffen sind, wenn eine ganze Familie unter einem völlig unsinnigen, unnötigen Delikt leidet. Das ärgert mich. Oder wenn – wie in einem Fall – ein Vater, der nach Hause kommt, seine Tochter auf dem Speicher festgenagelt findet und als erstes als Täter verdächtigt wird. Er hatte aber nichts gemacht, das war zutiefst ungerecht.
Was empfinden Sie, wenn Sie an Tatorte kommen? Empathie? Mitleid? Oder, wenn Blut oder Gehirnmasse verspritzt sind, Ekel?
Nein. Das lässt mich nicht kalt, aber ich finde das vor allem interessant. Ich suche Spuren und analysiere sie.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Fliegen und Maden?
Das sind für mich Mitarbeiter.
Sie halten sich als Haustierchen Fauchschaben. Ist ja auch nicht jedermanns Sache. Was ist für Sie an Insekten so toll?
Das sind die erfolgreichsten Lebewesen und extrem anpassungsfähig. Es ist faszinierend, wie sie in sehr vielen Nischen überleben.
Sie sind, mit Verlaub, auch ein
wenig schräg: Anhänger des
Dudeismus und des Donaldismus.
. .
Donaldismus ist eine
Wissenschaft, die sich mit der
Überlieferung des Zeichners Carl
Barks und der Texterin Dr. Erika
Fuchs befasst. Das Leben in Entenhausen
darf nur wissenschaftlich
ergründet werden. So ist zum
Beispiel von einem Kollegen die
elektrische Spannung in Entenhausen
erforscht worden.
Und?
313 Volt. Das ist
interessant, weil das auch das
Autokennzeichen von Donald
Duck ist.
Und was hat es mit dem
Dudeismus auf sich? (Anmerkung:
Er ist benannt nach dem
Film »The Big Lebowski« mit Jeff
Bridges. Lebowski nennt sich
selbst »Dude«)
Das ist eine Glaubenseinstellung.
Hier geht es nicht um
Beweise.
Und was können wir vom
Dude Lebowski lernen?
Den Ball flach zu
halten, zu respektieren, dass ein
anderer eine andere Meinung hat,
dass es aber eben auch nicht mehr
ist als das. Und dass man Scheitern
und doch eine positive Einstellung
haben kann. Da gibt es
Überschneidungen zum Donaldismus
und zum Kölschen Grundgesetz:
Et hätt noch emmer joot
jejange, und et kütt wie et kütt.
Sie sind auch Mitglied der
Partei »Die PARTEI«. Welcher
Buchstabe ist Ihnen besonders
wichtig? Das T für Tierschutz? (Anmerkung: Benecke ist Vegetarier,
in der Tierschutzorganisation
Peta engagiert und gegen
die Haltung von Zirkustieren)
Ich bin sogar der
Landesvorsitzende; Ihr Landesvorsitzender.
Und ich stehe mit meiner
ganzen Person für jedes Komma
der Partei.
Und wie würden Sie ihre
Arbeit als Kriminalbiologe
noch schaffen, sollten Sie in den
Landtag gewählt werden?
Das würde schon klappen.
Vor allem hätte ich aber
immer genug Kleingeld dabei, damit
ich mir im Landtag ein Getränk
kaufen könnte. Da gibt es
übrigens auch Alkohol.
Ihr Publikum darf sich bei den
Vorträgen selbst Fälle aussuchen,
über die Sie berichten?
Nicht Fälle, sondern
Themengebiete wie Aliens, Maden
an Leichen oder plötzliche Selbstentzündung
von Menschen.
Ich könnte von selbst anfangen
zu brennen?
Das passiert nur alten
Frauen mit nackten Beinen.
Also immer Strümpfe
tragen. . .
Außerdem passiert
das nur in geschlossenen Räumen.
Aber das ist jetzt in der Schnelle
des Interviews zu kompliziert.
Sie waren auch einmal Sänger
bei den Blonden Burschen.
Blond sind Sie aber nicht.
Keiner von uns war
blond. Und ich kann auch nicht
singen.
Hauptsache, es hat Spaß
gemacht.
Uns schon. Dem Publikum???
Das weiß ich nicht.
So lange Sie nicht beworfen
wurden. . .
Nur mit Slips.
Mit herzlichem Dank an Sabine Schulze und die Westfalen-Blatt-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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