2017 05 Meine Suedstadt de: Mehr Glitzer
Quelle: meinesuedstadt.de, 9. Mai 2017
Mehr Glitzer!
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VON NORA KOLDEHOFF
Mark Benecke kandidiert für die PARTEI - Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative. Im Rennen um den Posten des Oberbürgermeisters bekam er 2015 die drittmeisten Stimmen, und in der anstehenden Landtagswahl will der Kriminalbiologe unter anderem Köln als Landeshauptstadt etablieren.
Weil sich der vielbeschäftigte Mann derzeit auf Tour befindet, führte 'Meine Südstadt' ein Fern-Interview.
Seit wann sind Sie Parteimitglied?
Mark Benecke: Oh. Echt lange. Also wirklich wirklich lange. Ich staune selber, wie lange ich schon dabei bin. Viele sehen das ja eher als Studierendenprojekt und ziehen dann wieder ihrer Wege. Aber ich habe eine vierstellige Parteimitgliedsnummer. Das hat viele Vorteile bei der Ämtervergabe.
Was war Ihre Motivation, in die PARTEI einzutreten?
Mark Benecke: Der größte PARTEI-Vorsitzende Martin Sonneborn ist vor vielen Jahren im Gebäude 9 aufgetreten, und ihm fehlte ein Beamerkabel. Da konnte ich aushelfen, und seitdem sind wir Beste Freunde Für Immer. Ich wollte dann gern Minister werden, am liebsten Wissenschaftsminister. Da war aber schon ein sehr guter, anderer Kollege im Schattenministerium, so sind wir auf das Ministerium für Gesundheit gekommen. Das passte auch, weil ich damals viel Pfeife geraucht habe.
Im anschließenden Straßen-Wahlkampf am Wiener Platz kam ich mit vielen Menschen im Gespräch, über die sonst oft bloß geredet wird: Taxifahrer, Schichtarbeiter, Obdachlose, Substanzanhängige. Gerade weil sie oft übersehen werden, konnten sie mir die lustigsten Geschichten über Kölner Lokalpolitiker erzählen, die sie so nebenbei mitgekriegt hatten. Das hat mir gefallen, und so bin ich dabei geblieben.
Warum sind ausgerechnet Sie Spitzenkandidat für NRW - wodurch stechen Sie in der Partei hervor?
Mark Benecke: Ich verschenke einfach am meisten. Das ist immer gut, hat mir damals schon Martin Sonneborn gesagt, der eine Gruppe kannte, die Tomatenmark verschenkt hatte. Ich verschenke Plüsch-Einhörner, Kugelschreiber und sowas. Und Taschenrechner — für die Bildung. Vor allem aber Glitzerperlen.
In Mülheim haben wir mal richtig viel verschenkt, Handschellen mit Plüsch, Taschenrechner und sogar Fritten mit Mayo. Aber unsere empirischen Studien haben gezeigt: Die allermeisten Leute unterschreiben, wenn sie eine Glitzerperle bekommen, die haben wir wirklich säckeweise unter Volk gebracht. Ich habe gerade wieder neue bestellt.
Ist die PARTEI auch ein Forum für Protestwähler?
Mark Benecke: Auf jeden Fall — auch. In der Mikroauswertung nach den Wahlen sieht man schon sehr deutlich, wo wir die meisten Wählerstimmen bekommen. Zum einen haben wir eine hohe Wählerschaft bei den jungen Wählern, auch gerade bei den Studierenden, das ist unsere wichtigste Wählerschaft.
Zum anderen brachten uns Plakate wie die, die wir in Köln-Kalk aufgehängt haben, auf denen stand „Benecke ist der Babo“ sehr viele Stimmen. Und auch der silberne Polyester-Hochzeits-Anzug, den ich mir besorgt habe, sorgt massiv für Sympathien. Viele wählen uns weniger, um gegen andere Parteien zu protestieren, sondern, weil eine tiefe Verbundenheit spürbar ist. Nach einer Veranstaltung mit Martin Sonneborn in der Kölner Uni, für die wir überhaupt keine Werbung gemacht hatten, haben wir aus dem brechend vollen Hörerraum Hunderte von Unterstützerunterschriften bekommen.
Zu Abstimmungsweise der PARTEI, immer abwechselnd mit ja oder nein abzustimmen: Das birgt ja wohl auch die Gefahr, entgegen der eigenen Haltung abzustimmen, oder?
Mark Benecke: Schon, aber das ist eine Sache für das Europaparlament, nicht für die Kommunalpolitik. Im Europaparlament wissen offenbar mehrere Abgeordnete nicht immer, wovon gerade die Rede ist. Die bekommen da Zifferncodes und müssen dann mit ja oder nein abstimmen. Um dieses Verfahren zu überrennen, stimmt Martin einfach immer abwechselnd ab. Wenn es um irgendwelche verrückten Verordnungen geht, wer weiß schon, was da immer mit gemeint ist. Wenn es aber um ‘was Wichtiges geht, läuft es anderes. Als es zum Beispiel neulich um die Abschaffung der Käfighaltung für Kaninchen ging, habe ich darauf bestanden, dass Martin nicht nur dafür stimmt, sondern er hat sogar ein Beweisfoto geschickt.
Grundsätzlich sind die kommunale Ebene, die Landesebene, die Bundesebene und das Europaparlament vier ganz verschiedene Theaterstücke. Kommunalpolitik ist einfach Irrsinn. In den Stadtparlamenten und -räten engagiert sich die PARTEI mit sehr viel Haltung. Das wird aber natürlich nicht honoriert. Wenn man es zu ernst nimmt und weder viel Humor noch genügend Machtwillen hat, dann reibt man sich da ganz schön auf. Mir ist das aber egal, weil ich einfach gleich Oberbürgermeister oder Ministerpräsident oder beides werde.
Die Plakate der PARTEI überschreiten ja schonmal gewisse Grenzen. Zum Beispiel das mit der Aufschrift „Hier könnte ein Nazi hängen“.
Mark Benecke: Ja, speziell das hat allerdings aber auch eine ganz eigene Geschichte. Vor einigen Jahren plakatierte die NPD unter anderem vor einer Synagoge „Gas geben!“, und die Rechten titelten „WIR hängen nicht nur Plakate!“. Da haben wir uns gedacht, jetzt reicht’s — darauf ist das Plakat als Reaktion entstanden.
Im WDR-Kandidatencheck war die Rede von Friedenslinien nach Düsseldorf. Wie genau darf man sich das vorstellen?
Mark Benecke: Naja, ich habe das in Anlehnung an die als „Friedenslinien“ bezeichneten Mauern in Nordirland gemeint. Hat aber leider niemand verstanden. Gebaut werden könnten die aus Glitzerperlen. Davon haben wir noch genug, so dass nicht schon wieder die mexikanische Regierung ran muss.
Gibt es Missstände, die Du gern beheben möchtest?
Mark Benecke: Ja, Düsseldorf.
Wofür wirst Du Dich besonders einsetzen?
Mark Benecke: Für stilettofreundlichen Straßenbelag. Wir haben herausgefunden, dass sich mit dieser Forderung die meisten Menschen — Männer wie Frauen — identifizieren konnten.
Damit die Kinder noch lieber in die Schulen gehen, soll Erdbeereis verteilt werden. Warum denn ausgerechnet Erdbeer?
Mark Benecke: Das ist auch das Ergebnis einer empirischen Untersuchung in den Schulen. Wir haben vor den Eingängen CDs verteilt und die Kinder einfach gefragt. Erdbeereis mögen die meisten sehr gern. Es wird natürlich nach meiner Rezeptur, also vegan, hergestellt. Dann passt das auch für laktoseintolerante Kinder.
Herr Benecke, wir danken für das Gespräch.
Erstmals erschienen auf http://www.meinesuedstadt.de/landtagswahl-2017/mehr-glitzer am 9. Mai 2017 — mit herzlichem Dank an Nora Koldehoff und die Redaktion für die Erlaubnis zur Verwendung.
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