2017 01 Maerkische Oderzeitung Busenmorde und tote Gangster im Bordell
Quelle: Märkische Oderzeitung, Februar 2017
Busenmorde und tote Gangster im Bordell
Mark Benecke begeistert mehr als 700 Zuschauer an den Ubs. mit Kriminalfällen am Rande des Möglichen
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VON MICHAEL DIETRICH
Schwedt (MOZ) Schon eine Dreiviertelstunde vor der Show sitzt der Kriminalbiologe Mark Benecke in coolem, gewohnt schwarzem Outfit an seinem Laptop vor der Bühne. Er bietet seinen Fans Selfies mit sich oder einer großen Schabe an, beantwortet Fragen, macht Fotos für seine Facebookseite. Auf der Leinwand laufen derweil martialische Musik- und lustige Katzenvideos. Showtime.
Mark Benecke ist Kult, er ist das sechste Mal in Schwedt und zieht mehr Zuschauer an, als viele Band oder Theaterstücke. Schon im Oktober war die Veranstaltung restlos ausverkauft.
Viele Schwedter sind nicht das erste Mal dabei, erlebten ihn zuletzt 2014, als es um Maden in Toten ging, die schon ein ums andere Mal halfen, Mördern auf die Spur zu kommen. Diesmal zelebrierte der begnadete Schnell- und Pausenlosredner mit Witz und dem Talent, Fachwissen populär zu verkaufen, ungewöhnliche Mordfälle, die entweder im Bordell stattgefunden haben, oder dort aufgeklärt werden konnten.
Die Zuschauer verfolgen die Ein-Mann-Show des Doktors gebannt wie wissbegierige Rechtsmedizin-Studenten. Sie haben seine Bücher gelesen, sind Fans einschlägiger Fernsehsendungen wie PSI, Crossing Jordan oder Bones, die Knochenjägerin. Krimi ging schon immer, aber jetzt sind sie gefühlt live dabei, wenn der Kriminalbiologe wie in einer Lehrstunde für seinen fall falsche Grundannahmen beiseite schiebt, Moral, Politik, soziale Bewertungen ebenso und nur Fakten, nur das, was wahr ist, unter die Lupe nimmt. Dabei verstärkt er Amüsement und Entertainment natürlich, in dem er besonders schräge Fälle heraussucht, bei denen Frauen ihren Mann beim sex mit dem Busen erstickten oder ein Gangster im Bordell erschossen wird.
Das klingt nach Sensationshascherei, ist aber nicht minder spannend. Und lehrt das Publikum wie nebenbei, dass Frauen meist keine Klimmzüge, dafür aber Männerarme beim Sex gut mit ihren meist kräftigen Beinklemmen fixieren können. Im Redeschwall lärt Benecke über Bauchnabelfusseln auf, was Pornosammlungen auf der Festplatte des Partners verraten, dass teure Lasergeräte oder Zeit zur aufklärung mystischer Fälle oft nur auf der Leinwand existieren. Für seine Morduntersuchungen nutzt er stattdessen mit Pflaster angeklebte Wollschnüre, um Schussbahnen sichtbar zu machen, reist im klapprigen Auto seiner Studentin- er selbst hat keine Fahrerlaubnis - ins Bordell, um dort am zerschossenen Deckenspiegel zu ermitteln, dass es doch Notwehr war, die den Gangster zu Boden streckte. Und er verrät, dass er praktisch im Labor lebe, kein Haus, kein Auto habe. „Aber das macht ja nix, wenn man dabei seinen Spaß hat“, erklärt er.
Benecke überzieht seine Show, gibt nach dreieinhalb Stunden Omnipräsenz geduldig weiter Autogramme, um am Morgen wieder auf Radioeins auf Sendung zu gehen, diesmal aus Schwedt.
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