1/2019 Zimmer Eins: Wer Geld will, wünscht sich im Grunde etwas anderes: Difference between revisions
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Revision as of 10:57, 7 April 2019
Quelle: ZIMMER EINS — Das Patientenmagazin, April 2019, Seite 9
Was würden Sie für kein Geld der Welt tun?
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Mark Benecke
Hier schreibt Dr. Mark Benecke, warum er dem Dschungelcamp eine Absage erteilte, wie er mit Bestechungsversuchen umgeht – und wofür er selbst Geld ausgibt
Geld ist für mich nur ein Phantom. Ein Schlagwort, das für den Zugang
zu Ressourcen steht. Wer Geld will, wünscht sich im Grunde etwas
anderes: Anerkennung etwa, einen höheren gesellschaftlichen Status
oder ganz einfach ein Dach über dem Kopf. Zu sagen, Geld sei böse, ist
deshalb sinnentleert. Richtig ist: Geld vernetzt viele soziale,
politische und kulturelle Prozesse miteinander. Man kann gute Dinge
damit bewirken genau wie schlechte. Geld an sich ist aber neutral.
Ich selbst gebe Geld vor allem für neue Laborgeräte wie Mikroskope und
Computer aus. Läge es in meiner Macht, würde ich die Geldströme so
lenken, dass Tierversuche innerhalb von wenigen Jahren ein Ende hätten
– es gibt schließlich genügend alternative Testmethoden.
Das Anhäufen von Dingen interessiert mich nicht: Ich habe keine eigene
Wohnung, keine Couch, keinen Fernseher. Ich besitze zwei Hosen, ein
Paar Schuhe für die kalte und eins für die warme Jahreszeit. Wenn
meine Frau und ich nicht unterwegs sind, schlafen wir in unserem
Labor. Urlaub ist nichts für mich – an den Orten, an die ich reise,
arbeite ich lieber mit den Menschen zusammen und lerne so etwas über
deren Kultur. Dabei verzichte ich auf nichts, im Gegenteil: Ich lebe
genau so, wie ich leben will.
In meinem Job kommt es durchaus vor, dass mich Leute bestechen wollen.
Die sind bei mir an der falschen Adresse. Einmal schob mir jemand zum
Beispiel einen 500-Euro-Schein über den Tisch. Ich sollte in einem
Gutachten zu dem Schluss kommen, dass ein bestimmtes Tier nicht die
Verletzung einer Person herbeigeführt haben konnte. Diesen Menschen
habe ich sofort rausgeschmissen – mitsamt seinem Geld.
Einmal wurde mir Geld geboten, damit ich beim Dschungelcamp mitmache.
Auch das habe ich abgelehnt. Aber nicht, weil ich etwas gegen das
Format an sich habe (wie gesagt: ich habe keinen Fernseher). Sondern
weil ich als Veganer und Tierschützer keine Sendung unterstützen
würde, bei der Tiere als etwas Fremdes, Gruseliges dargestellt,
gegessen und als Scherzobjekte benutzt werden.
An sich würde ich jede Arbeit machen, solange ich bei der Wahrheit
bleiben kann. Genauso wie Geld nicht per se böse ist, ist auch kein
Job böse. Es kommt immer darauf an, was die Tätigkeit bewirkt. Das ist
aber oft erst später erkennbar. Geld ist nur ein universelles
Tauschmittel. Wenn du da mittauschst — und das muss ja jeder – kannst
du dich entscheiden, wo du dir dein Plätzchen suchst. Mein Platz ist
die Wahrheit.
ZUR PERSON
Dr. Mark Benecke
Seit mehr als 25 Jahren ist der „Herr der Maden“ als
wissenschaftlicher Forensiker zum Beispiel im Bereich der
Insektenkunde aktiv. Er ist Deutschlands einziger öffentlich
bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren und
untersuchte unter anderem Adolf Hitlers Schädel. Er veröffentlicht
Artikel, Sach- und Kinderbücher und entwickelt Experimentierkästen. In
seinen Vorträgen geht er gemeinsam mit dem Publikum auf Spurensuche.
(*) Ich erhalte für diese Kolumne übrigens weder Geld noch sonst
irgend etwas. — MB
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