2012 10 19 Kreuzer Stadtmagazin: Mit Blut haben wir Erfahrung
Quelle: Kreuzer Stadtmagazin Leipzig, 19. Oktober 2012, Seiten 24 bis 26
"Mit Blut haben wir Erfahrung"
Der Kriminalbiologe Mark Benecke über gelangweilte Tintenfische,
die Wahrheit von Sherlock Holmes und warum wir sterben müssen, um Sex zu haben.
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VON TOBIAS PRÜFER und JULIANE STREICH
Schon die Terminabsprache mit Mark Benecke ist eine einzige Freude. In seinen E-Mails mischt der tätowierteste aller Wissenschaftler Beamtendeutsch mit Berliner Dialekt und englischen Einspritzern. Er erklärt, dass er in der nächsten Zeit NUR noch unterwegs sein wird und dass wir doch bitte schon mal aus Interviews klauen sollen, die er anderen Menschen gegeben hat, bevor er mit »liebst vom bf reichenbach/vogtland marky markkkkkkk« unterschreibt. Wir klauen natürlich nichts, sondern rufen ihn an, damit er mit uns über Insekten, den Tod und romantische Treffen auf der Parkbank spricht.
Die Zukunft der Ernährung sehen viele in der Ressource Insekten, Maden und Würmer. Fürchten Sie um Ihre Lieblinge?
Nein, überhaupt nicht. Das wird ja schon länger diskutiert. Aber ich glaube nicht, dass das in der heutigen Zivilisation durchsetzbar ist: Die Leute ekeln sich doch immer mehr – vor sich selbst und vor allem anderen auch. Komischerweise ist es so, dass die Leute Hummer und Krabben essen, also Gliedertiere. Krebse? Kein Problem, aber Insekten und Spinnen? Das ist nicht durchsetzbar.
Man müsste Wirbellose als Frutti di terra anpreisen?
Genau. (lacht) Aber so was gab es ja alles schon, sogar in einem prima Restaurant in Berlin. Das ist aber einfach eine obskure Sache geblieben, egal, wie appetitlich man die Insekten zubereitet hat.
Sie selbst sind Vegetarier. Wird man das automatisch, wenn man sich wie Sie ständig mit Leichen beschäftigt?
Nicht automatisch. Anders als Rechtsmediziner kommen wir Spurenkundler aber detaillierter in Kontakt mit den Überbleibseln der Gewalt. Wir sehen auch nicht nur die rein körperliche oder soziale Einwirkung, wie es Polizisten tun. Je länger du aber Blutspuren an der Wand anschaust, umso klarer werden dir alle fiesen Abläufe, nicht nur die Wunden an sich. Ich kann vielleicht deshalb nicht mehr wie ein anderer Mensch sagen: »Ja, das ist eine Scheibe Schinken, scheiß drauf, schmeckt doch!« Ich sehe halt, dass es das gleiche Leichengewebe ist, wovor sich sonst alle ekeln, auch dass es genauso aussieht und riecht. Wir haben ja auch mit mumifizierten Leichen zu tun und Schinken ist nichts anderes als Mumiengewebe: ein Scheibchen vertrocknetes Leichenbein, von einem Rind oder Schwein. Irgendwie kann ich das nicht mehr richtig ausblenden.
Haben Sie sich aus wissenschaftlichem Interesse auf diese Art der Forensik spezialisiert oder eine Marktlücke gewittert?
Ich bin ja eigentlich Biologe und mag wirbellose Tiere: Früher habe ich mit Blutegeln und Tintenfischen gearbeitet. Tintenfische sind sehr individuell. Da sie die Haut verfärben, sieht man, ob es denen gut geht oder nicht. Die können Leute erkennen, die können eifersüchtig sein, gelangweilt. Irgendwann wollte ich in der Rechtsmedizin lernen, wie man genetische Fingerabdrücke anfertigt. Und die einzigen wirbellosen Tiere, die es da gab, waren Insekten.
Was macht denn ein Tintenfisch, wenn ihm langweilig ist?
Bei Lernexperimenten spielt man ja mit ihnen. Die raffen das Experiment aber natürlich nicht als solches, sondern denken: »Oh wie schön, da spielt einer mit mir.« Wenn du am Schreibtisch sitzt, setzen sie sich dann beispielsweise an die Scheibe, genau da, wo du sitzt, und gucken dir zu. Tintenfische können sehr gut sehen. Deswegen können die auch Leute erkennen. Wenn man beispielsweise mit Bart reinkommt und eine Woche hat keiner einen Bart gehabt, dann gehen sie teils in die Ecke des Aquariums und haben Angst. Und wenn man sie mal länger gar nicht beschäftigt, machen sie Quatsch: Erst spritzen sie mit Wasser und dann mit Tinte, wie kleine Kinder, das ist echt eine Sauerei. Sie machen einfach irgendwas, sodass du dich darum kümmern musst.
Sie bilden auch Polizisten aus – worin?
Meistens Blutspuranalysen. Wie man die Auftreffwinkel von Blutspuren berechnet etwa. Vieles lernen die Polizisten am Tatort und durch Erfahrung, da lerne ich dann auch was von ihnen. Die Ermittler selbst kennen sich meistens eher mit Telefonüberwachung und technischen Maßnahmen aus, die Spurenkundler oft sehr gut mit Fingerabdrücken. Ich bin also nicht der Schlaueste bei solchen Kursen. Aber Insekten auf Leichen und Blutspuren, das sind ganz unterrepräsentierte Themen, die noch dazu Spaß machen und vor Gericht sehr nützlich sein können.
Führt dieser biomedizinische Komplex bei Ermittlungen nicht auch zu Fehlern? Man kann zwar Spuren zuordnen, aber wie die entsprechende Hautschuppe dorthin gekommen ist, ist eine andere Frage, oder?
Jau, auch dazu muss ich vor Gericht Stellung nehmen. Sekundärübertragungen nennt man das: Einer hat dem anderen eine Zeitung gegeben, der gibt die weiter, und wenn der dann tot ist, ist die Spur vom Ersten dran, den der Dritte gar nicht kannte. Genau darüber schreibe ich Gutachten. Wir ergänzen das in der naturwissenschaftlichen Kriminalistik durch experimentelle Serien. Ich bin einer der ganz wenigen Sachverständigen, die solche Fragen lieben – je komplizierter, desto schöner.
Warum gibt es eigentlich so wenige?
Es ist ein unheimlich komplizierter Job. Mit hochbegabten Kindern mache ich manchmal solche Trainings, die können das verblüffenderweise ganz ohne Probleme: Fälle durch Querdenken, verschiedene Techniken und Experimentieren fundiert und gerichtlich nachvollziehbar lösen. Das ist traumhaft. Aber für normale Leute ist dieses verwurschtelte Denken, das zu einer supereinfachen Lösung führen muss, oft ätzend. Es ist anstrengend, nervend und man kriegt wenig Geld dafür. Man muss viele verschiedene Techniken lernen. Man arbeitet sich tot und die Arbeitszeiten sind megascheiße. Das ist eine Kombination, die kaum jemandem Spaß macht. Da sagen die meisten Leute: »Ich will auch mal ein Bier trinken oder zum Geburtstag meiner Tochter gehen.«
Sind Sie so umtriebig, weil Sie Kohle brauchen oder so neugierig sind?
Das ist ineinander verschränkt. Ich könnte ja auch mit ganz wenig Geld auskommen. Ich schlafe zum Beispiel auf einem Feldbett im Labor. Ich habe noch nicht mal ein Schlafzimmer. Das ist mir egal, das ist mir wurscht.
Sie haben kein Schlafzimmer?
Nein, ich wohne in der Kurs-Etage, in der die Studenten Spuren bearbeiten. Da gibt es eine Bibliothek, eine Küche mit 30 Tassen und 30 Messern, also für die Kurse ausgerichtet, ein Büro und einen Materialraum. Da steht das Bett. In einem Raum ist es also schon, ich penne nicht im Flur. Aber zum Geld: Ich habe an so vielen kriminalistischen Dingen Spaß und brauche entsprechend viele Geräte. Die kosten halt Kohle, so hängt das miteinander zusammen. Ich könnte natürlich auch nur eine Methode verwenden, dann wäre der Kostenaufwand geringer.
Man kann sagen, dass Ihr Äußeres etwas ungewöhnlich ist. Sie sind tätowiert, haben Piercings. War es schwierig, damit in der Wissenschaft durchzukommen?
Das kann ich nicht beurteilen, weil die Leute das natürlich nicht sagen. Wahrscheinlich sagen sie sich: »Was soll’s, kann man jetzt eh nichts machen.« Kinder von Medizinern sind ja häufig sozio-ökonomisch besser gestellt, Biologen kommen dagegen oft aus der Mittelschicht. Als ich meine Doktorarbeit im Institut für Rechtsmedizin schrieb, hatte ich oft zwei verschiedene Socken an, weil mir das zu lästig war, die richtigen zusammenzusuchen. Da wurde ich echt jeden Tag angesprochen – ich hatte Birkenstocksandalen an –, warum ich verschiedene Socken trage. Die konnten nicht an mir vorbeigehen, ohne einen Kommentar dazu zu machen. Auf der Ebene ist das schon merkwürdig. Wer weiß, was die sonst noch denken.
Heidi Klum muss sich jetzt ihr Tattoo mit dem Schriftzug »Seal« überstechen lassen. Der Ex-Bundespräsident hat eine Frau mit Tribal. Wie Mainstream sind Tattoos?
Ist das bei Heidi Klum überhaupt so? Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass die viel cooler ist, als man meint. Meiner Erfahrung nach sind die Leute häufig cooler als man meint. Bei Frau Wulff merkt man zwar an ihrem Buch, dass sie derzeit echt ultraunausgeglichen ist. Aber vielleicht ist sie auch cool, tief in ihrem Herzen. (lacht) Manchmal bin ich als Clown in Talkshows. Als Z-Minus-Promi unterhalte ich mich dann backstage mit A- und B-Promis und die sind in der Regel wirklich sehr cool. Alle Supermodels, die ich bis jetzt getroffen habe, waren coole Schweine. Ob jemand Tattoos hat oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Und wer wäre denn die Tattoo-Polizei, die bestimmt, wer was tragen soll und wie angesagt es gerade ist? Ich gehe immer davon aus, dass ein Mensch gut ist. Wenn jemand mal ein Tattoo hat, ist das natürlich ein guter Ansatz, denn ich halte Tätowierungen für erwachsen und das Normalste auf der Welt. Wer keine hat: genauso gut – freie Entscheidung.
Wenn Sie backstage bei den Talkshows abhängen, machen Sie Interviews mit Sido und Peter Maffay. Schon mal darüber nachgedacht, Showbiz-Promi zu werden?
Nein, ich kombiniere das bisschen Z-Prominenz lieber mit aufklärerischer Arbeit. Ich habe zum Beispiel für das Bundesamt für Risikobewertung in den letzten Monaten Veranstaltungen für Schüler gemacht, unter anderem über Tattoos, Bubbletea, Shisha rauchen. Da führe ich durch den Tag und sorge dafür, dass das cool bleibt für die Kids. Ich bin schmerzfrei, solange es Spaß macht. Promi-Dinner etwa klappt nicht für mich, die haben mal angefragt, aber ich war denen dann doch zu wenig glitzy.
Sie sind Mitglied der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Da mischt sich ja auch knallharte Wissenschaft mit weichen Themen, wenn Sie esoterischem Unsinn auf den Grund gehen.
Genau. Bei der GWUP habe ich diese Mischung auch als Erstes gemacht. Ich bin da einer der Leute, die einerseits fragen, warum es keine bösen Handystrahlen gibt, und andererseits aber auch, warum die Leute sehr reale Angst davor haben. Oder wenn Leute anfangen, religiös zu glauben, dass man heute wissenschaftlich alles so darstellen kann, dass der Rest der Welt damit zufrieden ist. In diesem Glauben ist man dann auch nicht besser als die Leute, die an Unsinn glauben. Ich gehe grundsätzlich zu allen Leuten persönlich hin, über die andere nur reden: zu den Vampiren, den Wiccanerinnen und rede mit ihnen. Ich lasse mir erklären, was die machen, und schau es mir in Ruhe an: erst gucken, dann vielleicht später reden.
Wurden Sie mal richtig überrascht?
Nein, ich bin da wie ein kleines Kind. Ich freue mich einfach über alles, was passiert. Wenn eine Fliege an mir vorbeifliegt oder eine Biene, dann freue ich mich. »Oh! Eine Biene, wie toll!« Ich erwarte gar nichts. Wenn du mit Erwartungshaltung irgendwo reingehst, hast du schon verloren, das ist eine alte Regel von Sherlock Holmes. »Don’t assume!« – führe keine Grundannahmen ein. Wenn du anfängst, irgendetwas für normal oder unnormal zu halten, hast du schon verloren.
Apropos Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyle war knallharter Spiritist, hat versucht die vierte Dimension wissenschaftlich zu beweisen.
Ein sehr interessantes Beispiel. Im Netz haben Sherlockianer eine Zitate-Sammlung von Sherlock Holmes zusammengetragen, das ist ein einziges Lehrbuch der Kriminalistik. Umso interessanter, weil Conan Doyle in der Tat totaler Spiritist war. Das war wirklich eine Leistung, wie er seine Figur entwickelt hat: als Mensch, der Methoden anwendet, mit denen man Dinge wirklich beweisbar verstehen kann – objektiv und richtig. Und wie er dann eine Grenze ziehen kann zu dem, was man nicht mehr verstehen kann. Ich will das Wort Genie echt nicht überstrapazieren, aber ich finde es genial, dass ein Autor, der zutiefst Esoteriker war, in der Lage ist, den Verstand abzuspalten und einen ganz modernen, naturwissenschaftlich rationalistisch-humanistischen Menschen als Roman-Hauptdarsteller durchzuhalten. Eine Figur, die sich ab und zu langweilt und die deswegen Drogen nimmt oder eben Kriminalfälle braucht, damit es nicht so öde ist. Eine tolle Leistung von einem spannenden Autor.
Wie erklären Sie sich denn das Interesse am Okkultismus?
Das Interesse ist im Moment gar nicht mehr so da. Echter Spiritismus und echter Okkultismus werden sogar seltener, sind irgendwie nicht mehr so sexy. Im Moment sind es eher diese schrägen alternativen Heilmethoden, die wegen der Alterung der Menschen rumgeistern. Ohrkerzen oder Homöopathie führen längst einen Rückzugskampf. Jetzt gibt es Rescue-Pillen und solchen Kram, was eher in die Richtung Lifestyle geht. Aber letztlich ist das alles stark im Rücklauf. Das Interesse an Übersinnlichem kommt daher, dass es Erscheinungen gibt, die man nicht sofort versteht oder nicht wahrhaben möchte, und unser Kopf, der ja im Kern schon vor ein paar Millionen Jahren entwickelt wurde, Denk-Abkürzungen nimmt.
Ähnliches berichten kirchliche Sektenbeauftragte: Es gibt kaum Fälle, aber sie haben wahnsinnige Angst vor Satanisten.
Ich bin in einem Arbeitskreis von Religionspsychologen. Das ist total lustig, da sind die Leute von den Sektenstellen dabei. Da gibt es viele Kolleginnen, die sich das alles mit gespitzten Ohren anhören. Aber man darf nicht vergessen, warum irgendeiner irgendetwas wird. Ich werde Journalist, weil ich neugierig bin und gern Geschichten erzähle. Ich werde Naturwissenschaftler, weil ich nicht gut mit Menschen klarkomme und lieber mit Dingen arbeite. Warum werde ich also Sektenexperte? Weil ich eben ein sehr ambivalentes – um es vorsichtig zu sagen – Verhältnis zu möglichen Mächten da draußen habe.
Trotzdem sagen Sie, dass es Vampire gibt?
Sie sind einfach Realität. Es gibt Menschen, die Blut trinken und davon ausgehen, dass da mehr Energie drin ist, als tatsächlich drin ist. Energie-Vampire denken, dass sie anderen auch ohne Blut einfach so Energie entziehen können. Das ist eine märchenhafte Vorstellung, die in eine Form gegossen wird, die für diese Menschen dann eine Lebensrealität darstellt. Und es funktioniert gefühlsmäßig auch und wird dadurch völlig real. So wie bei Christen. Die sagen: »Da ist einer für uns am Kreuz gestorben und der hat unsere Sünden auf sich genommen.« Da denkt man ja auch: Was ist los? Aber das ist für diese Menschen tief empfundene Realität.
Ist das gelebter Glaube?
Genau. Gute Formulierung!
Beim WGT halten Sie Vorträge über Vampire. Ist das nicht der Ausverkauf dieser Menschen?
Ausverkauf? Die Leute sind ja dabei, ich treffe mich auch mit ihnen und mache eigens Veranstaltungen für sie. Vor einem Jahr habe ich ein Treffen gemacht für alle, die das Thema in der subkulturellen Tiefe – nicht als Filmfans – interessiert. Da waren 300 bis 500 Leute und einige haben sich zum ersten Mal geoutet. Das sind meine Freunde.
Alle sind Ihre Freunde. Sogar die Biene, obwohl die Sie stechen könnte?
Dass sie mich stechen könnte, würde ich nie denken, sondern eher: Ist das toll, dass sie trotz Außenskelett fliegen kann, wie kann man denn an einem harten Außenpanzer so die Flügel hin- und herbewegen?
Was war die letzte wissenschaftliche Erkenntnis, die Sie errungen haben?
Wir haben gerade eben ein Paper über Blutspuren veröffentlicht. Je nach Oberfläche, auf der sie aufkommen, und Höhe, aus der sie fallen, vergrößern die sich nämlich nicht in der linearen Art und Weise, wie man früher dachte. Stattdessen verhalten sie sich möglicherweise deterministisch chaotisch. Sehr rätselhaft, da haben wir noch einiges vor uns.
Lassen Sie Schweinsblasen aus zehn Meter Höhe fallen und schauen dann mal?
Noch einfacher. Wir nehmen zunächst einfach standardisierte Tropfen echten Blutes und gucken uns nach dem Aufprall deren Form an. Deswegen brauchen wir auch viele Studenten. Es muss sauviel gerechnet werden, die Oberflächen müssen beschrieben werden. Das ist auf Papier anders als auf Glas, als auf Holz.
Sicher eine ganz schöne Sauerei.
Geht so, mit Blut haben wir Erfahrung hier. Ich habe schon mal meine ganze Bibliothek unter Blut gesetzt, um einen Tatort nachzustellen.
Was sagt Ihre Frau dazu? Kein Bett, keine Wohnung – treffen Sie sich auch an zivilen Orten?
Ja, gestern saßen wir noch auf der Parkbank. Das war gemütlich.
Über den Tod sagten Sie den schönen Satz: »Wenn man Altern und Tod als Kuchenrezept verstanden hat, dann hat man auf einmal unendlich viel mehr Zeit und unendlich viel mehr Lebensqualität und ist unendlich viel mehr entspannt.« Das müssen Sie erklären.
Mal aus Spaß angenommen, die Biologie könnte alles erklären: Dann ist bekannt und verstanden, warum all das Sterben stattfindet. Durch die Veränderung der Umwelt müssen ständig neue genetische Angebote auf den Markt geworfen werden. Und die kann man nur dadurch erzeugen, dass neues genetisches Material sexuell kombiniert wird. Das passiert folglich durch Sex. Wenn man aber jetzt Nachkommen zeugt, können die Alten nicht die ganze Zeit dableiben. Es muss ja eine Chance geben, damit die veränderten Umweltbedingungen mit den neuen genetischen Möglichkeiten irgendwie interagieren. Die Neuen brauchen also Platz, was zu essen, Brennholz. Deswegen können nicht immer alle am Leben bleiben. Seit es Sexualität gibt, gibt es auch den Tod.
Mit herzlichem Dank an Tobias Prüfer, Juliane Streich, Andreas Raabe und die Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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