12 2012 Chew - Bulle mit Biss 5: Vampire gibts doch gar nicht
Quelle: Chew, 5, 12/2012, Seiten 124 - 125
Chew - Bulle mit Biss
Vampire gibt's doch gar nicht...
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Von Mark Benecke
„Vampire gibt’s doch gar nicht“, heißt es ein paar Mal in den bisherigen Folgen von Chew.
Da sind wir uns alle nicht so sicher, denn die Zähne ... Fangzähne mindestens einer Figur verweisen trotz einleuchtender Erklärung – „habe ich mir abgeschliffen, weil’s Eindruck macht“ – nach ganz anderswo.
Dies umso mehr, als eine eigentümliche Leuchtschrift, die um den Erdball kreist, bisher nicht nur erst auftaucht und dann wieder verschwindet, ein schwuler Cybercop eine saulustige SMS/ WhatsApp/Chatnachricht versendet (die Blicke der Mitreisenden im Fahrradabteil des Regionalexpress auf mich beim Ablachen ... argh!), unser ausgekochter Hauptdarsteller eine geschmackvolle Partnerin mit einem ihm derzeit noch unbekannten, aber umso leckereren Geheimnis im Blumenkasten erobert und der saucoole Poyo schwer erklärliche, aber umso blutigere Spuren legt. Die Sache mit den tibetanischen Kung-Fu-Mönchen kaufe ich dem kampfbereiten Federtier jedenfalls (noch) nicht ab.
Dieser edelst gemixte Irrsinn ist nicht nur sensationell gut ins Deutsche übersetzt – fetten Dank dafür, die Story wäre sonst ungenießbar –, sondern auch grafisch so unglaublich appetitlich angerichtet, dass ich mir ohne Halluzinogene oder Mutationen eindrücklich vorstellen kann, wie Cibopathie sich so darstellt. Nichts gegen Halluzinogene und Mutationen. Man braucht sie nach dem Lesen von Chew bloß nicht mehr.
Ich bin also sehr gespannt, was Tony Chu nebst seinen Bros und Sis’ als nächstes vor Knarre, Zunge und Augen kommt, zweifle jedoch keine Sekunde, dass Layman & Guillory ihre Story weiterhin zubereiten werden wie ihre bisherigen, fein ausgetüftelten Kreationen:
Mit dem ein oder anderen versteckten Mandelsplitterchen, einem Hauch von Port, den man zwischen vielen roten Beete-Scheiben erst im Abgang erschmeckt, einem voluminösen Anteil von Blut, Blei und Fäulnis sowie dem ein oder anderen Salatblättchen, das sich bei genauerem Zerknurspeln dann doch als außerirdisch-gehaltvolles Genmaterial herausstellt. Oder als Kunsthuhn. Oder als Fricken. Oder als ... oh mein Gott...
Da Autor und Zeichner das Ganze mit rasendem Schwung, Spaß und Liebe zusammenschnippeln und servieren, denke ich erstens, dass die Fach-Gourmets den beiden dafür nicht nur weitere Eisner-Awards kredenzen, sondern die Fans ihnen zudem einen sicheren Platz im Olymp der Spitzenköche der Comic-Küche reservieren werden.
Enchanté!
MARK BENECKE
Kriminalbiologe & Rote-Beete-Freund
Mit herzlichem Dank an Andreas Mergenthaler für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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