2015 05 06 Nachtplan: Grufti Wochende
Quelle: nachtplan 5/6 2015 (Heft Nr. 73), Seite 23
Dem Doktor seine Seite
Gruftis auf dem Friedhof
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VON MARK BENECKE
Beim Grufti-Wochenende vor ein paar Tagen fragte ich aus quatsch in die Runde, wer schon ‘mal nachts auf einem Friedhof war. Immerhin: Dreiviertel der Anwesenden!
“Der Friedhof war eine Abkürzung vom Club nach Hause”, berichtet Fallen. “Auf der Straße waren lauter Betrunkene, aber dort war es ruhig. Ich habe auf dem Friedhof nur ‘mal ein paar bekiffte Studenten getroffen, sonst niemanden. Viel gruseliger finde ich Ruinen, da würde ich nicht rein gehen.” Auch Saphir kennt Friedhöfe des Nachts nur als aggressionsfreie Abkürzung.
Hexe erfreut sich bei Friedhofsbesuchen im Zwielicht an alte Familienbiografien, die sie aus den Inschriften der Grabsteine herausliest. “Für mich ist das wie eine Reise in die Vergangenheit”, sagt sie verträumt. Zanele fällt ein, dass ihrer Freundin nachts auf dem Friedhof die Fingernägel abgefallen sind. “Das waren aber künstliche”, erklärt sie, “und sie hatte nicht in der Erde gegraben”.
Lieber keine Details ihrer Friedhofsbesuche möchten Fragile und Luzi berichten, weil es dort zwar schön, aber möglicherweise nicht ganz jugendfrei zuging. Auch Lilium musste eine Freundin begleiten, weil “ein komischer Typ sich mit ihr an einer Gruft treffen wollte, um sie dort zu daten.” Das Date scheiterte aber. “Der Typ wollte mit meiner Freundin alleine sein, sie aber nicht mit ihm.”
Tja. Was aber trieb einige der befragten Gruftis dazu, nie einen nächtlichen Ausflug auf den Totenacker gewagt zu haben? “Für so etwas bin ich zu emphathisch”, erklärt Alley Rose. “Ich fühle auf Friedhöfen die Trauer der Menschen wie meine eigene. Das würde mich belasten.” Andere scheinen ähnlich feinfühlig zu sein. Man sieht also mal wieder: Jeder Jeck is’ anders, und jeder Grund für nächtliche Friedhofsausflüge auch.
Dass Gruftis dort Kaninchen und Katzen fressen, glauben wohl echt nur bornierte Buntgekleidete. Darum: Schnappt Euch doch ‘mal Eure Stino-Freunde und zeigt ihnen, wie schön es nachts zwischen Assel, Eule, Kauz und Eichhorn sein kann. Schuhu, sie werden es lieben!
Sternenfunkelnd der Eure: -- Doomy
(Mark Benecke)
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