2014 03 Herr der Fliegen fesselt seine Zuhoerer
Quelle: Bayrisches Polizeifortbildungs-Institut Airing, 24. März 2014
"Herr der Fliegen" fesselt seine Zuhörer
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Von: Bettina Mattick-Mania
Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke referiert beim BPFI - Mehr als 100 Polizeibeamte im Zuhörerraum
Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke, weltweit anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Entomologie (Insektenkunde), referierte kürzlich in Ainring. Die Vielfältigkeit Beneckes Berufe und Berufungen, Interessen und Arbeitsfelder auch nur stichpunktartig aufzuführen, sei allein schon ein abendfüllendes Programm, sagte Fritz Seyfferth, Vorsitzender des BPFI-Fördervereins.
Der Zuhörerraum war für knapp 80 Personen ausgelegt. Letztlich waren mehr als 100 Polizeibeamte der verschiedensten kriminalpolizeilichen Seminare, eigens angereiste Seminarteilnehmer zum Thema Leichensuchhundausbildung der Zentralen Diensthundeschule in Herzogau sowie fast 20 Angehörige der Kriminalpolizeien Traunsteins, Rosenheims und Miesbachs gekommen.
Anhand verschiedener Ermittlungsfälle erläuterte Benecke seine Vorgehensweise bei der Tatortaufnahme aus entomologisch wissenschaftlicher Sicht. Hier wurde sehr schnell erkennbar, wichtig eine gute Kommunikation und Kooperation zwischen dem Wissenschaftler und kriminalpolizeilichen Sachbearbeiter vor Ort sind, da sich die Vorgehensweisen durchaus unterscheiden.
Wiederholt betonte Benecke die zentrale Bedeutung, den Tatort auch für den Entomolgen fotografisch gut zu sichern - vor allem beim ersten Angriff. Gerade wenn unterschiedliche Lebensmittel am Tatort sind, werde dies besonders wichtig, um das Vorhandensein oder die Herkunft unterschiedlicher Insektenartenerklären zu können. Dies dokumentierte Benecke eindrucksvoll mit Bildern von Leichen mit unterschiedlichen Fraßspuren und Madenbefall.
Verblüffend, was der Spezialist aus dem Vorhandensein unterschiedlicher Fliegenarten und ihrer verschiedenen Entwicklungsstadien zu ermitteln wusste. So konnte er alleine daraus in mehreren
Fällen beweisen, dass die Verstorbenen, in diesen Fällen meist Kleinkinder oder pflegebedürftige ältere Personen, längere Zeit vor ihrem Tod von den Sorgeberechtigten vernachlässigt worden waren, und damit wichtige Hinweise auf weitere Ermittlungen geben oder aber Aussagen von Zeugen oder Beschuldigten widerlegen.
Benecke thematisierte die Bedeutung von Raum- oder Umgebungsklima am Auffindungsort sowie Möglichkeiten der richtigen Sicherungs- und Aufbewahrungsmethoden von Insekten und Larven ein. Nur so seien auch tatsächlich verlässliche Aussagen aus entomologischer Sicht gewährleistet.
Auf Grund einer unnachahmlichen Mischung aus Entertainment und Wissensvermittlung durch den Referenten verging die Zeit für alle Zuhörer, von denen die meisten bereits einen ganzen Tag Unterricht in den verschiedenen Seminaren hinter sich hatten, wie im Flug. Die zahlreichen praktischen Hinweise hätten für viele ein interessantes Spektrum von weiteren Ansätzen bei Todesermittlungen eröffnet und ließen die Insektenkunde in einem neuen Licht erscheinen, sagte Seyfferth.
Mit herzlichem Dank an Bettina Mattick-Mania für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.