1999 RECHTSMEDIZIN: Mark Benecke: Kriminalbiologie
Quelle: Rechtsmedizin, Heft 10 (1999), Seite 38
(Mark Benecke (1999) Kriminalbiologie. blt Verlag, Gladbach, 130 S., DM 12,80, mit 17 tls. farbigen Abb.,ISBN 3-404-93025-8
Mark Benecke - Kriminalbiologie
Book review by Frank Kolvitz published in the German journal RECHTSMEDIZIN 10(1):38 (Springer eds.)
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VON MARK BENECKE
In den vergangenen Jahren haben sich mit der DNA-Typisierung und der Forensischen Entomologie zwei vergleichsweise neue Ermittlungszweige fest in Kriminalistik und Rechtsmedizin verankert. Beide werden im vorliegenden Buch gut verständlich und ohne Umschweife abgehandelt. Der Begriff Kriminalbiologie wird zudem erstmals in den Sprachgebrauch eingeführt.
Der Buchinhalt gliedert sich in zwei Teile, in denen auch die interessante Geschichte der beiden genannten Disziplinen beleuchet wird. Bei der DNA-Typisierung spannt sich der Bogen von Sir Jeffreys Multilokusprints über Single Locus Fingerprints (SLPs) zur heutigen Short Tandem Repeat-Analyse (STRs). Neben Fallbeispielen und kriminalistischen überlegungen, beispielsweise zur Wahrscheinlichkeitsberechnung bei Tatortspuren in closed room-Szenarien oder bei Mehrfachvergewaltigungen, zeigt der Autor anhand praxisnaher Beispiele auch andere aktuelle, dem Nichtfachmann aber meist wenig bekannte Details wie den Einfluß von Allelhäufigkeitsverschiedenheiten in Subpopulationen auf. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die schematischen Illustrationen verschiedener DNA-Profile (Spuren, Vaterschaften, Leichenzerstückelung), die auch zu Lehrzwecken geegnet sind.
Im Kapitel zur Forensischen Entomologie liegt der Schwerpunkt des Buches auf Kurzübersichten zu Kriminalfällen, die anhand von Gliedertieruntersuchungen bearbeitet wurden. Dadurch wird das sehr breite Spektrum der Methode anschaulich illustriert. Angefangen bei den frühesten, oft noch intuitiv motivierten Ermittlungen, die aus dem China des 13. Jahrhunderts dokumentiert sind, bis hin zur sich international zunehmend verbreitenden Anwendung der Forensischen Entomologie in der Jetztzeit reicht die klare und lesenswerte Darstellung. Hier finden sich auch verblüffende Schlaglichter wie die anhand von Insekten aufgeklärte Untersuchung einer im Meer verdrifteten Leiche mit teilweiser Fettwachsbildung und der Fund von Blutströpfchenbakterien aus einer Faulleiche, in der eine aussagekräftige bakteriologische Analyse ansonsten nicht mehr möglich war. Der auch in der öffentlichkeit bekanntgeworde Fall des Tötungsdeliktes in der Nähe Braunschweigs, bei dem die vom Autor durchgeführte Leichenliegezeitbestimmung anhand dreier Schmeißfliegenmaden sowie ein ameisenkundliches Gutachten von Bernd Seifert die Alibis des Beklagten stark angriff, wird ebenfalls skizziert.
Kriminalbiologie bietet aufgrund seines Sachbuchcharakters eine hervorragende Handreichung für Kriminalisten und Rechtsmediziner. Farbabbildungen, Register und Glossar untersteichen den Charakter eines kleinen, hochpraktischen Nachschlagewerkes, zu dem man jederzeit gerne greifen wird, um sich knapp, aber fundiert über DNA-Typisierung und Forensische Entomologie zu informieren. Die große stilistische Transparenz macht das Buch auch zu einer besonderen Empfehlung für die zunehmend interessierte Schar von Journalisten und Studenten.
KOK F. Kolvitz, Köln
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