2016 05 26 bento: Bringen mich Partydrogen auf den Psychotrip: Difference between revisions

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[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>
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[MB zum Thema [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=1997_Kriminalistik_51:_Techno._Zur_Phänomenologie_einer_Zeitströmung._(Techno._Phenomenology_of_a_prevailing_trend.) Partydrogen und Horrortrips]]<br>


'''INTERVIEW: HELENE FLACHSENBERG'''<br>
'''INTERVIEW: HELENE FLACHSENBERG'''<br>
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<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/a/a8/2016_05_bento_de_Bringen_mich_Partydrogen_auf_den_Psychotrip_Helene_Flachsenberg_komp.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/b/b8/2016_05_bento_de_Bringen_mich_Partydrogen_auf_den_Psychotrip_Helene_Flachsenberg_komp_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>  
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'''Seit Jahrhunderten wird der Drogenrausch in Büchern, der Musik und in Filmen verarbeitet. Auch in der Bestsellerverfilmung "Die dunkle Seite des Mondes" (Kinostart: 14.01.2016) geht es um die Macht der "magischen" Pilze. Aber wie genau fühlt es sich an, wenn man einen Pilztrip durchmacht? Was passiert dabei im Gehirn? Können diese Drogen wirklich die Persönlichkeit verändern? Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke hat die Antworten.'''<br>
Du feierst mit Freunden, jemand bietet dir eine Pille an, du schluckst sie und siehst unheimliche Dinge, selbst in den Tagen danach verfolgt dich der Horror. So geht es Hauptfigur Tina in "Der Nachtmahr". Der neue Kinofilm zeichnet ein unheimliches Bild der Berliner Clubszene. Viele Filme vermitteln den Eindruck, dass Partygänger auf Drogen regelmäßig Psychotrips erleben, mit Halluzinationen und Verfolgungswahn. Auch in "Berlin Calling" und "Das weiße Rauschen" verlieren junge Menschen unter Drogeneinfluss die Kontrolle über ihren Verstand.<br>
 
 
===<font color=orange>EIN "VERSCHMELZUNGSGEFÜHL MIT DER WELT"</font>===
 
<font color=orange>UNICUM: In "Die dunkle Seite des Mondes" leidet die Hauptfigur Urs Blank (Moritz Bleibtreu) nach dem Verzehr halluzinogener Pilze an einem enormen Kontrollverlust. Gewaltausbrüche gehören zur Tagesordnung und treiben Blank fast in den Wahnsinn. Kann sich durch einen Pilztrip tatsächlich die Persönlichkeit verändern?</font><br>
 
'''MB''': Nur bei Menschen, die schon eine Neigung zu Wahnvorstellungen haben. Sie reden dann vorher schon über Überwachung oder Verfolgung, können manchmal Stimmen hören und dergleichen. Wer zu solchen schweren seelischen Veränderungen neigt, kann auf halluzinogenen Stoffen "kleben" bleiben, mal länger, mal kürzer, in seltensten Fällen auch für immer. Das, was im Film dargestellt wird, passiert aber nicht – diese Romanfigur hat irgendwelche anderen Probleme, die nichts mit Pilzen zu tun haben.<br>
 
Am häufigsten werden Menschen, die halluzinogene Pilze essen, übrigens dauerhaft friedfertig, mild und fühlen sich mit der Erde und anderen Menschen liebevoll verbunden. Das ist sehr auffällig und der Grund dafür, dass halluzinogene Pilze in modernen Fachstudien, besonders im Vergleich zu Alkohol, Koks, Speed, Heroin oder Crystal, als harmlos eingestuft sind.<br>
 
 
<font color=orange>Was verbirgt sich biologisch hinter dem Konsum von Pilzen? Was erzeugt diese halluzinogene Wirkung im menschlichen Gehirn? </font><br>
 
Die in den "magischen" Pilzen enthaltenen Stoffe wirken in normalen Mengen "entheogen". Das bedeutet, dass man damit meist keine echten Halluzinationen erlebt, sondern eher ein Verschmelzungsgefühl mit der Welt, der Zeit, der Natur, der Menschheit, mit Gott oder ähnlich großen Nummern. Viele Leute staunen oder lächeln daher unter dem Einfluss der Pilze, weil sie das natürlich sehr eindrucksvoll finden. Manchmal werden aber auch einfach textile Oberflächen interessant, weil sie sich weicher anfühlen oder Musik kann eine ganz andere Tiefe erreichen. Oft sind Farbwechsel sehr interessant, daher die Lavalampen. Bei höheren Dosen kann es zu Geräusch- oder seltener auch visuellen, echten Halluzinationen kommen. Meist können sich die Menschen aber noch orientieren, obwohl sie oft nicht wissen, wie viel Zeit gerade vergeht. Es kommt auf die Art der Pilze oder Pilzknollen an, die verschiedene Mengen und Zusammensetzungen der wirksamen Stoffe enthalten. In Amsterdam steht mittlerweile auf den Packungen drauf, welche Wirkungen am ehesten zu erwarten sind, eben je nach Art der Pilzknollen.<br>
 
Wie bei allen Substanzen kann es natürlich auch schlechte Erfahrungen geben, also innere Bilder, die einem nicht gefallen. Daher legen die meisten Pilzesser Wert auf eine von Vornherein angenehme Umgebung und ein friedliches "Setting". Die beiden Hauptbestandteile der "magischen" Pilze Psilocybin und Psilocin sorgen vorübergehend dafür, dass einige Hirn-Zentren weniger stark arbeiten. Das Gehirn wird also verlangsamt.<br>
 
 
===<font color=orange>WIE KOMMT ES ZU "BAD TRIPS"?"</font>===




<font color=orange>Kann man einen Pilzrausch mit anderen halluzinogenen Drogen (wie beispielsweise LSD, Meskalin oder einem Ayahuasca) vergleichen? </font><br>
<font color=orange><big>Wie viel hat dieser Film-Horror mit der Realität gemein?</big></font>


Ja, schon. Es gibt aber immer Unterschiede, so wie man teuren Wein eher nicht am Kiosk trinkt, Champagner nicht im Studierendenclub beliebt ist (zumindest nicht in denen, die ich kenne), im Karneval eher Bier als Likör getrunken wird usw.: Einerseits sind die Begleitstoffe – obwohl das Getränk immer "Alkohol" ist – verschieden (und sie wirken auch verschieden), andererseits hängt das Setting, also der Ort und die Art und die Menge des Konsums auch mit der Art des alkoholischen Getränkes zusammen.<br>


So ist es auch mit den verschiedenen Arten entheogener Stoffe – sie ähneln sich, aber es gibt auch feine Unterschiede. LSD wirkt beispielsweise länger und kann, weil die Dosis leichter höher gewählt werden kann ("magische" Pilze schmecken recht ekelig), auch leichter zu stärkeren Effekten führen.<br>
Darüber haben wir mit Mark Benecke gesprochen, einem der bekanntesten Kriminalbiologen in Deutschland. Er ist, wie er sagt, mit “ziemlich vielen verrückten Leuten” befreundet. Was auch erklären könnte, warum er Drogen gegenüber sehr liberal eingestellt ist. Er findet: Wenn man ein paar Regeln beachtet, könne man durchaus interessante Erfahrungen machen. Zu seinen Regeln gehört auch, ausschließlich mit "psychotropen Drogen" zu experimentieren, wie zum Beispiel MDMA, LSD oder Pilzen.<br>




<font color=orange>Wie kommt es zu sogenannten "Bad Trips"? Und wie kann man von diesen wieder runterkommen? </font><br>
<font color=orange><big>Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Trip mit psychotropen Drogen im Albtraum endet?</big></font>


Das wie oben erwähnt verlangsamte Gehirn drückt – besonders, wenn man sich ohnehin seelisch schlecht fühlt – Bilder und Gefühle nicht mehr unbedingt weg, die unangenehm sind. Runter kommt man am besten dadurch, dass Freund/innen mit der Person reden und sie "runterlabern", also die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Ich frage bei "Bad Trips" aber immer ganz genau, was sonst noch eingenommen wurde, weil beispielsweise Alkohol, Kokain oder Speed ihre eigenen Wirkungen im Gehirn entfalten und nicht selten einfach alles durcheinander eingenommen wurde. Dann läuft das Gehirn entsprechend schräg, und Pilze öffnen eben ein paar Kanäle, die bei Misch- oder Party-Konsum besser geschlossen bleiben.<br>


Die typischen Partydrogen wie MDMA führen zu einem Gefühl der Leichtigkeit. "Außerdem macht MDMA dich empathischer. Du hast jeden lieb und am Ende des Abends 20.000 neue Telefonnummern auf deinem Handy", sagt Benecke. Richtig fiese Psychotrips seien bei reinem MDMA unwahrscheinlich – gefürchtet sei hier vielmehr das Stimmungstief, das auf die Euphorie folgt. Filmreife Halluzinationen sind zwar möglich – aber selten. "Mit sehr hohen Dosen von LSD kann es beispielsweise durchaus vorkommen, dass auf einmal die Schlümpfe an dir vorbei hüpfen." Aber: "Wenn du so weit bist, kannst du nicht mehr tanzen oder mit deinen Freunden labern."<br>


===<font color=orange>DAHER STAMMT DAS WISSEN UM "MAGISCHE" PILZE</font>===


<font color=orange><big>Wie kann eine Substanz überhaupt meine Psyche beeinflussen?</big></font>


<font color=orange>Was sind die weiteren Risiken beim Konsum von psychedelischen Pilzen? </font><br>


In Amsterdam wurde Alkohol aus den Bar-Bereichen verbannt, in denen THC und "magische" Pilzknollen verzehrt werden dürfen. Das finde ich sehr gut. Alkohol plus egal welche Substanz ist immer schlecht. Das Risiko besteht darin, dass unerfahrene Benutzer/innen im Suff nicht mehr wissen, was gerade läuft – die Eindrücke durch die Pilze können sehr lebhaft sein – und beispielsweise in eine Gracht fallen.<br>
Drogen wirken auf die Neurotransmitter, die in unserem Gehirn Informationen übermitteln. Einfach gesagt können sie dadurch beeinflussen, was wir fühlen und wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. "Drogen können die Gesamtverschaltung unseres Gehirns verändern und Erinnerungen, Ängste und Emotionen neu verknüpfen", sagt Benecke.<br>


Mir gefällt die Amsterdamer Regelung: Tiefe, seelische, "entheogene" Erfahrungen sollte man nicht mit einer komplett profanisierten Droge wie Alkohol verhuddeln und vermurxen. Das ist so, als würdest du ein über Jahre mit Liebe gefertigtes Schmucktuch als Putzlappen verwenden.<br>


<font color=orange><big>Kann ich auch Tage nach dem Trip noch Wirkungen spüren?</big></font>


<font color=orange>Woher stammt eigentlich ursprünglich die Idee, Pilze zu essen, um in einen Rauschzustand versetzt zu werden? </font><br>


Das ist durch Zufall passiert. Menschen und Tiere essen halt alle möglichen Pilze, und das Ergebnis bei einigen davon – veränderte Wahrnehmung, Gefühl der Leichtigkeit, bei Tieren vielleicht auch merkwürdiger Gang und ähnliches – hat man dann schnell der betreffenden Pilzart zugeordnet. Viele der "magischen" Pilze wachsen auf Kuhweiden, so dass es also durchaus auch an Tieren beobachtet worden sein mag. Außerdem sehen sie auch komisch lang und dünn aus, so dass man sie leicht von anderen Speisepilzen unterscheiden kann und sich daran erinnert, dass da doch so komische "andere" Pilze unterwegs waren.<br>
"Dass die psychischen Effekte anhalten, ist bei psychotropen Drogen unwahrscheinlich," sagt Benecke. "Der Durchnittsmensch wird von einem Trip vor allem Erinnerungen behalten." So hat er schon öfter Menschen erlebt, die auf Pilzen "eine Art Einheit von Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen und Wolken" gefühlt haben – und danach unter anderem kein Fleisch mehr essen wollten.<br>


In den 1950er-Jahren kam das Wissen über die "magischen" Pilze dann in den Westen, nachdem sich Gordon und Valentina Wasson, Allen Richardson und Roger Heim mal vor Ort in Mittelamerika darum gekümmert hatten, was genau an den alten Berichten dran ist. Kurz darauf wurde auch der eigentliche Wirkstoff im Labor entdeckt, so dass man ganz klar den Zusammenhang zwischen den Wirkstoffen, deren Menge und dem jeweiligen seelischen Erleben zeigen konnte.<br>


<font color=orange><big>Was macht einen fiesen Psychotrip wahrscheinlicher?</big></font>


===<font color=orange>"DOPT EUER GEHIRN DURCH WISSEN!"</font>===


Grundsätzlich sollten Menschen mit psychischen Problemen die Finger von Drogen lassen, empfiehlt Benecke: "Wenn du zum Beispiel eine Neigung zu Psychosen hast, kannst du leichter auf dem Trip kleben bleiben."
Es kann auch passieren, dass während eines Trips unangenehme Erlebnisse aus der Vergangenheit hoch kommen. "Mit manchen psychotropen Drogen kannst du auf dein Leben gucken und wie mit Vor- und Zurück-Tasten zu bestimmten Ereignissen spulen." Ohne einen Therapeuten sollten traumatisierte Menschen das nicht erleben, sagt Benecke. Auch sollte man sich nie von Freunden überreden lassen. Eine Regel gelte außerdem immer: Bleib bei einer Substanz. Die Kombination verschiedener Drogen kann zu unerwarteten und gefährlichen Wirkungen führen. Deshalb rät Benecke: "Nicht mischen! Auch nicht mit Alkohol."<br>


<font color=orange>Inwiefern eignen sich psychedelische Drogen wie Pilze zum Gehirndoping? Kann ich im Rausch mein Wissen steigern oder schottet er mich eher von einem Lerneffekt ab? </font><br>


Hängt davon ab, was du als "Wissen" ansiehst. Ich kenne sehr viel Medizinstudierende, die Speed verwenden, um wach zu bleiben und sich Fakten für Prüfungen reinzuhämmern. Sowas geht mit Pilzen nicht, da interessieren dich auf einmal – siehe oben – gewebte Oberflächen, Musik, Licht, das Leben als solches und so was. Das wird ja in der Regel nicht in Uni-Prüfungen abgefragt. Ich glaube generell nicht an Gehirn-Doping, sondern daran, dass jede/r sich damit beschäftigen sollte, wozu er/sie Neigung und Talent und Spaß an der Freude hat.<br>
<font color=orange><big>Und wenn ich doch mal auf einen gruseligen Trip komme?</big></font>




<font color=orange>Was halten Sie generell vom Thema Gehirndoping? Viele Studierende greifen ja zu teils illegalen Substanzen, um beim Lernen die Gehirnleistung und Wachsamkeit zu steigern. Halten Sie das für verwerflich? </font><br>
Benecke empfiehlt: Wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle über deine Gedanken zu verlieren, solltest du dir vorstellen, du wärst ein 'Psychonaut' – also ein Forschungsreisender in der eigenen Psyche. "Du bist zwar nicht auf deinem normalen Terrain, aber hast trotzdem noch deine Ausrüstung dabei." Das soll helfen, die Distanz zum Geschehen zu bewahren und sich weiterhin als Herrscher der Situation zu fühlen. Am wichtigsten sind in jedem Fall aber Freunde, die ein Auge auf dich haben: "Kümmert euch umeinander!", sagt er.<br>


Es ist einfach beknackt, sich einen frei erfundenen Leistungsdruck einreden zu lassen, den es nicht gibt. Alle Uni-Absolvent/innen kriegen einen Job, wenn sie nicht aus anderen Gründen am Rad drehen – niemand hat beweisbar bessere Berufsaussichten als Akademiker/innen. Dass Wirtschafts-Fuzzies euch einreden wollen, dass ihr immer früher und immer schneller immer mehr Leistung bringen sollt: Mittelfinger hoch. Dopt euer Gehirn durch Reisen, Zuhören, Staunen, Menschenfreundlichkeit, Humanismus und Wissen – das reicht.<br>


<font color=orange><big>Woher weiß ich, dass ein Freund Hilfe braucht?</big></font>


<font color=orange>Mit Drogen zu experimentieren – das wird meistens mit der Studienzeit in Verbindung gebracht. Im Film ist es aber nun ein Wirtschaftsanwalt, der zu Pilzen greift. Wer ist denn wirklich die Zielgruppe für psychedelische Drogen? </font><br>


Wahrscheinlich aktuell wirklich eher Studierende, die entheogene Substanzen entweder als Party-Droge verwenden (bad Idea!) oder mit Freund/innen auf eine Art chillige Reise gehen wollen. Meiner Erfahrung nach hören die meisten Menschen mit Beginn des Berufslebens damit auf, weil sie dann sozusagen gelernt haben, was durch die Droge zu lernen ist und sich anderen Abenteuern zuwenden – Familie, Erwachsensein, Real Life. Es gibt aber natürlich auch ältere Menschen, die neugierig bleiben und sich die Zeit nehmen sei es wie der 2014 verstorbene Sasha Shulgin, der als Chemiker sein ganzes Leben nichts anderes gemacht hat, als neue Entheogene zu synthetisieren, mit seiner Frau auszuprobieren und zu bewerten, sei es als bewusst inszenierte Reise zum Selbst.<br><br>
Benecke sagt: "Freunde merken das." Wenn jemand einen verstörten Eindruck macht und auf Zureden nicht mehr reagiert, helfe die Technik des "Runterlaberns": "Psychotrips sind vor allem Aufmerksamkeits- Veränderungstrips." Deshalb solltest du versuchen, die Aufmerksamkeit des Betroffenen auf etwas anderes zu lenken als die Vorgänge in seinem Kopf. "Geh zu deinem Freund, nimm seine Hand, sag: 'Hörst du mich? Wenn es dir gut geht, drück meine Hand einmal wenn nicht, drück zweimal.'" Sobald jemand aber den Eindruck macht, bewusstlos zu werden: Nicht zögern und professionelle Hilfe zu rufen! "Keine Angst, im Krankenhaus oder in der Psychiatrie wird euch niemand wegen illegaler Drogen im Blut verpfeifen. Ärzte und Ärztinnen haben schließlich Schweigepflicht."<br><br>


''Mit großem Dank an Helene Flachsenberg und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.''<br>
''Mit großem Dank an Helene Flachsenberg und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.''<br>

Revision as of 11:04, 12 June 2016

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Quelle: bento.de (online), 26. Mai 2016

Bringen mich Partydrogen auf den Psychotrip

Biologe Mark Benecke im Interview zum Kinostart des Films "Der Nachtmahr"

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

INTERVIEW: HELENE FLACHSENBERG


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Du feierst mit Freunden, jemand bietet dir eine Pille an, du schluckst sie und siehst unheimliche Dinge, selbst in den Tagen danach verfolgt dich der Horror. So geht es Hauptfigur Tina in "Der Nachtmahr". Der neue Kinofilm zeichnet ein unheimliches Bild der Berliner Clubszene. Viele Filme vermitteln den Eindruck, dass Partygänger auf Drogen regelmäßig Psychotrips erleben, mit Halluzinationen und Verfolgungswahn. Auch in "Berlin Calling" und "Das weiße Rauschen" verlieren junge Menschen unter Drogeneinfluss die Kontrolle über ihren Verstand.


Wie viel hat dieser Film-Horror mit der Realität gemein?


Darüber haben wir mit Mark Benecke gesprochen, einem der bekanntesten Kriminalbiologen in Deutschland. Er ist, wie er sagt, mit “ziemlich vielen verrückten Leuten” befreundet. Was auch erklären könnte, warum er Drogen gegenüber sehr liberal eingestellt ist. Er findet: Wenn man ein paar Regeln beachtet, könne man durchaus interessante Erfahrungen machen. Zu seinen Regeln gehört auch, ausschließlich mit "psychotropen Drogen" zu experimentieren, wie zum Beispiel MDMA, LSD oder Pilzen.


Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Trip mit psychotropen Drogen im Albtraum endet?


Die typischen Partydrogen wie MDMA führen zu einem Gefühl der Leichtigkeit. "Außerdem macht MDMA dich empathischer. Du hast jeden lieb und am Ende des Abends 20.000 neue Telefonnummern auf deinem Handy", sagt Benecke. Richtig fiese Psychotrips seien bei reinem MDMA unwahrscheinlich – gefürchtet sei hier vielmehr das Stimmungstief, das auf die Euphorie folgt. Filmreife Halluzinationen sind zwar möglich – aber selten. "Mit sehr hohen Dosen von LSD kann es beispielsweise durchaus vorkommen, dass auf einmal die Schlümpfe an dir vorbei hüpfen." Aber: "Wenn du so weit bist, kannst du nicht mehr tanzen oder mit deinen Freunden labern."


Wie kann eine Substanz überhaupt meine Psyche beeinflussen?


Drogen wirken auf die Neurotransmitter, die in unserem Gehirn Informationen übermitteln. Einfach gesagt können sie dadurch beeinflussen, was wir fühlen und wie wir unsere Umwelt wahrnehmen. "Drogen können die Gesamtverschaltung unseres Gehirns verändern und Erinnerungen, Ängste und Emotionen neu verknüpfen", sagt Benecke.


Kann ich auch Tage nach dem Trip noch Wirkungen spüren?


"Dass die psychischen Effekte anhalten, ist bei psychotropen Drogen unwahrscheinlich," sagt Benecke. "Der Durchnittsmensch wird von einem Trip vor allem Erinnerungen behalten." So hat er schon öfter Menschen erlebt, die auf Pilzen "eine Art Einheit von Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen und Wolken" gefühlt haben – und danach unter anderem kein Fleisch mehr essen wollten.


Was macht einen fiesen Psychotrip wahrscheinlicher?


Grundsätzlich sollten Menschen mit psychischen Problemen die Finger von Drogen lassen, empfiehlt Benecke: "Wenn du zum Beispiel eine Neigung zu Psychosen hast, kannst du leichter auf dem Trip kleben bleiben." Es kann auch passieren, dass während eines Trips unangenehme Erlebnisse aus der Vergangenheit hoch kommen. "Mit manchen psychotropen Drogen kannst du auf dein Leben gucken und wie mit Vor- und Zurück-Tasten zu bestimmten Ereignissen spulen." Ohne einen Therapeuten sollten traumatisierte Menschen das nicht erleben, sagt Benecke. Auch sollte man sich nie von Freunden überreden lassen. Eine Regel gelte außerdem immer: Bleib bei einer Substanz. Die Kombination verschiedener Drogen kann zu unerwarteten und gefährlichen Wirkungen führen. Deshalb rät Benecke: "Nicht mischen! Auch nicht mit Alkohol."


Und wenn ich doch mal auf einen gruseligen Trip komme?


Benecke empfiehlt: Wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle über deine Gedanken zu verlieren, solltest du dir vorstellen, du wärst ein 'Psychonaut' – also ein Forschungsreisender in der eigenen Psyche. "Du bist zwar nicht auf deinem normalen Terrain, aber hast trotzdem noch deine Ausrüstung dabei." Das soll helfen, die Distanz zum Geschehen zu bewahren und sich weiterhin als Herrscher der Situation zu fühlen. Am wichtigsten sind in jedem Fall aber Freunde, die ein Auge auf dich haben: "Kümmert euch umeinander!", sagt er.


Woher weiß ich, dass ein Freund Hilfe braucht?


Benecke sagt: "Freunde merken das." Wenn jemand einen verstörten Eindruck macht und auf Zureden nicht mehr reagiert, helfe die Technik des "Runterlaberns": "Psychotrips sind vor allem Aufmerksamkeits- Veränderungstrips." Deshalb solltest du versuchen, die Aufmerksamkeit des Betroffenen auf etwas anderes zu lenken als die Vorgänge in seinem Kopf. "Geh zu deinem Freund, nimm seine Hand, sag: 'Hörst du mich? Wenn es dir gut geht, drück meine Hand einmal – wenn nicht, drück zweimal.'" Sobald jemand aber den Eindruck macht, bewusstlos zu werden: Nicht zögern und professionelle Hilfe zu rufen! "Keine Angst, im Krankenhaus oder in der Psychiatrie wird euch niemand wegen illegaler Drogen im Blut verpfeifen. Ärzte und Ärztinnen haben schließlich Schweigepflicht."

Mit großem Dank an Helene Flachsenberg und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.


Lesetipps

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Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.