Zu viel Lob ist auch nicht gut
Quelle: Bianca Stücker: Zu viel Lob ist auch nicht gut!: Ansichten einer Anachronistin. Books on Demand, ISBN 3738635815 , 2015
Vorwort von Mark Benecke
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Vorrede I
»Die anderen Damen tanzen, aber Frau Doktor Stü- cker sieht aus, als ob sie in Pfützen hüpft«, meldete mei- ne Freundin Lisa, Chefin des Malsaales des Staatsthea- ters Stuttgart, nachdem sie das Video der in einer Büh- nengruppe tanzenden Frau Stücker gesehen hatte. Wie die Doctora tanzt, so schreibt sie auch: Hüpfend.
Nicht mit dem ganzen Körper, aber mit dem Geist. Denn der sucht sich – er ist ja auch in Hamm in Westfa- len eingesperrt – selbst in den kleinsten Dingen seine Wunderlichkeiten, Wundersamkeiten und ... Wunder. Die daraus entstandenen Kolumnen, die Frau Stücker seit vielen Jahren für das regionale Blatt »WILLI« ver- fasst, sind unheimlich nah und doch sehr fern. Im Kleinkosmos der neuerdings wieder im Guten so ge- nannten ›Heimat‹ reißt nicht das Gefälle zum Fleisch essen an sich oder Sprüchekloppen über schlechte Jäger- Innen beim Ausflug ins vegane Restaurant ein Loch in die betongraue Wirklichkeit, sondern loriotsche Kom- munikationsgrotesken, die auch in jedem anderen Res- taurant entstanden wären.
Das Ganze ist dabei so fein und kurzromanhaft des- tilliert wie ein täglicher Zeitungscomicstrip. Das Perso- nal darin kann jederzeit wiederkehren, und die Reisen gehen höchstens mal nach Oberhausen, Stade und zum örtlichen Hausarzt. Doch niemals, kein einziges Mal, schleichen sich dabei fade Witze oder flache Unbe- dachtheiten ein. Frau Stücker hüpft stattdessen wie in Pfützen zwischen einer großen Margherita, einer kleinen Kneipe und Blumentöpfen mit Strom umher.
Warum die Kolumne »Ansichten einer Anachronis- tin« heißt, weiß Frau Stücker selbst nicht mehr. Sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste. Dennoch: Wenn es früher mal so luftig, lustig, leicht und einschmeichelnd irre zuging wie in den von Frau Doktor geschilderten Wel- ten, dann wäre ich gerne ein Anachronist.
Wie schön, dass es sie hier gibt: Gute Geschichten mit Charme und Meise.
Mark Benecke
August 2015