MifueMi: Constanze Doering

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Quelle: MifüMi 138 (Mitteilungen für Mitglieder der D.O.N.A.L.D.), Ausgabe Dezember 2016, Seiten 21 bis 25

Werkausgaben der Weltliteratur - Ein Interview mit Constanze Döring

Aus der Serie „Infizierte, aber nicht voll donaldisierte DonaldistInnen” (Teil 14)

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VON MARK BENECKE


Diesmal mit Constanze Döring von der Stadtbibliothek Köln, welche die von Mark Benecke gespendete BL unter “Werkausgaben der Weltliteratur” einreihte, wo sie (die BL) bis auf weiteres auch bleibt. NB: im Herbst 2015 gewann die Stadtbibliothek im Herzen von Köln die vom Deutschen Bibliotheksverband verliehene Auszeichnung "Bibliothek des Jahres“.


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MB: Liebe Constanze, was ist Dein Job?

D: Ich arbeite hier in der Abteilung Schulservice und Digitale Dienste. Ich bin auf der einen Seite zuständig für Schulklassen, die zu Besuch hier in die Bibliothek kommen und denen wir Recherche-Kompetenz vermitteln, und auf der anderen Seite bin ich zum Beispiel auch für Social Media tätig, betreue Facebook- und Twitter-Kanäle, und ich mache den Comic-Einkauf, bezogen auf den Bestand für Erwachsene.


MB: Wie ist es bei Dir gelandet, dass Du die Comics machst?

D: Zufällig. Das war 1997/98, Ende der 90er Jahre, da kam der Lektor für Romane und hatte einen Extrapott Geld für den Comicbestand. Der Comic-Bestand war damals winzig klein, zwei Regalreihen Comics und mehr nicht. Und dann hat er gesagt, wir kriegen extra Geld dafür, um das zu kaufen — kennt sich jemand von euch damit aus?

Ich habe gesagt, ich habe keine Ahnung davon, aber irgendwie interessiert mich das, und dann bin ich quasi mit diesem Geld in einen hiesigen Comicladen gegangen und hab’ gesagt, ich komme von der Stadtbibliothek, ich hab’ soundsoviel Euro, und die will ich bei Euch ausgeben. Damals waren es sogar noch D-Mark. Ich wurde sehr freundlich behandelt, sehr gut beraten, und dann habe ich alles gelesen, was ich gekauft habe. Danach war ich besser.


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MB: Hast Du noch eins der Comics aus dieser allerersten Kollektion in Erinnerung behalten?

D: Ich weiß, was mir damals wichtig war. Das war Batman: The Dark Knight von Frank Miller. Den habe ich damals gekauft.


MB: Als jemand, der das alles nicht kannte, dieses Batman-Universum, wie war das für Dich? Das war im Dark Knight ja extrem finster und gewalttätig, mit diesem Rächergedanken. Und es war vor den mittlerweile bekannten, romanhaften Comics, die heute 'Graphic Novel' heißen. Aber das wusstest Du ja gar nicht.

D: Überhaupt nicht. Das ganze Vorwissen hatte ich nicht. — Ich fand es total stark, mich hat es sehr interessiert, und ich habe es mit großer Freude gelesen. Die Gewalt hat mich jetzt auch nicht wirklich abgeschreckt. Ich bin aber trotzdem kein Leser der Batman-Serie geworden, sondern mich interessieren eher runde Einzelgeschichten, in sich abgeschlossene. Das kann auch mal ein Story-Run sein, der über mehrere Hefte geht, wenn es irgendwie ‘was ist, das aus sich heraus verständlich ist.


MB: Habt ihr denn überhaupt das Konzept der `Graphic Novels ́ hier in der Bibliothek jemals aufgegriffen? Jetzt habe ich Euch ja grad' ein paar Sachen von Eisner geschenkt, die man heute so nennt. Ist diese Zuordnung und Einordnung für Dich wichtig oder für die Nutzer und Nutzerinnen?

D: Ich habe es sehr begeistert aufgegriffen, als es mit diesem Begriff belegt wurde und endlich mal klar war, dass es einen Namen für diese Sache gibt. Ich fand es früher als Comicleser hier in der Bibliothek immer sehr ärgerlich, wenn ich angefangen habe, eine Reihe zu lesen — sowas wie Prinz Eisenherz — und dann musste ich erstmal warten, bis der Vorentleiher den Band zurückgegeben hat, den ich lesen wollte. Es hat mich immer total genervt, dass ich nicht Anfang und Ende einer Geschichte in einem Heft hatte. Und als es dann Graphic Novels gab, wo der Anfang und das Ende wie in einem Roman zwischen zwei Buchdeckeln waren, hab ich gedacht, so muss das sein, das ist das ideale Konzept für eine Bibliothek. Ich bemühe mich immer mehr, in diese Richtung zu kaufen. Wir haben mittlerweile auch eine eigene ‘Systemstelle’, so nennt sich das, also ein eigenes Buchstabenkürzel für den Bereich „Graphic Novels“.


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MB: So habe ich das noch nie gesehen — endlich ‘mal ein guter Grund, um es so zu nennen. Am Anfang habe ich mich immer gefragt, warum das so heißt.

Du hast ja hier in Deinem Büro jetzt das aktuelle Micky Maus-Heftchen liegen — die Ausgabe 5 vom 5. August 2016, und daneben liegt ein kopierter Artikel über den verdienten und berühmten Donaldisten Hajo Aust, der in Spiegel Online etwas sagen durfte. Was machst Du hier mit solchen Heftchen? Auf dem Titel ist ja Usain Bolt zu sehen und ein lustiger Affe, der mit einem Handy im Wasser spielt. Was ist das?

D: Das Heft und das Interview mit Hajo Aust hat mir ein netter Kollege geschenkt, weil er weiß, dass ich mich für Comics interessiere. Er fand ganz interessant, dass endlich mal was richtig verortet ist. Nicht in Entenhausen, sondern dass mal ‘was in Berlin stattfindet. Und dann noch, dass es gar nicht so durchweg positiv aufgenommen wird, sondern, dass es kritische Gegenstimmen gibt. Das Micky Maus-Heft habe ich schon gelesen, aber das Interview leider noch nicht.


MB: Im Heft ist die Serie „Die Ducks in Europa“ — die gibt es ja schon etwas länger. Jetzt ist das Comicfinale in Berlin gewesen.

D: Genau.


MB: Wie siehst Du die Zukunft dieser Heftchen hier bei Euch? Die haben im Vergleich zu Comic-Büchern doch vermutlich keine Zukunft?

D: Die Hefte sind für uns nicht wirklich einsatzfähig, weil sie für einen Privathaushalt gedacht sind. Die gehen so schnell kaputt im täglichen Entleihvorgang, die würden bei uns zweimal durch den Rückgabeautomaten gehen und wären auseinandergerissen. Insofern klappt das mit den Heftchen nicht.


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MB: Wer leiht den überhaupt die Comics bei Euch aus? Weißt Du das? Du bist ja für die Erwachsenen zuständig — wie erwachsen sind denn die Erwachsenen, die hier Comics ausleihen?

D: Ich kann ja nicht in deren Köpfe reinschauen. Es kommen Erwachsene, es kommen Erwachsene mit Kindern, die zusammen mit ihren Kindern Comics lesen. Väter, die ihren Kindern irgendwas empfehlen, was ich immer ganz toll finde, wenn man das eigene Kind anfixen kann. Es kommen viele, die das auch sehr ernst nehmen, und die das auch sehr ernst begutachten wie wir damit umgehen.

Zum Beispiel hatten wir schon längere Zeit Superhelden-Comics bei den Erwachsenen-Comics und haben dann irgendwann mal gesagt, wir schieben sie zu den Jugendcomics. Meine Kollegin hat ganz viele Jugendcomics, Superheldencomics, im Bestand. Da kam ein Leser, der sagte, warum ist das denn hier an zwei Stellen? Das geht doch nicht! Die Leser gucken da schon sehr genau hin, was wir machen.


MB: Du hast ja einen ganz weiten und unverstellten Blick. An der Wand hast Du einen pinken Darth Vader, über dessen Herkunft wir schon oft gerätselt haben, und dann eine Pferdekuh mit Kirschen, also sehr geile, wirklich gute Werke. Was ist also Dein System? Ab wann ist ein Comic für Kinder, ab wann sind Zeichnungen mit Text und Inhalt für Jugendliche, ab wann ist es für Erwachsene? Wie würdest Du das aus Deiner Sicht als Bibliothekarin und Mutter und Mensch sortieren?

D: Das finde ich sehr, sehr schwer. Gerade frankobelgische Comics, diese ganzen traditionellen Sachen, also sowas wie die Schlümpfe zum Beispiel — die werden auch heute noch von Leuten gelesen, die das früher schon als Kind gelesen haben. Deshalb ist es ganz schwer zu sagen, das ist ein reiner Kindercomic, weil er wird natürlich auch von Erwachsenen gelesen.

Wobei es schon um die Inhalte geht. Natürlich geht es auch um die Frage, spielt Gewalt eine Rolle? Es spielt auch eine Rolle, ob sich der Autor selbst dazu äußert. Es gibt zum Beispiel eine sehr schöne Comicreihe von Raina Telgemeier dazu; „Smile“ ist der erste Band. Da geht es eindeutig um Jugendliche, um Kinder, um das Aufwachsen und sowas. Das gehört dann auf jeden Fall in die Jugendabteilung.


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MB: Und wie machst du das mit den Superhelden? Die stehen in der Jugendabteilung. Da wird das Blut halt schwarz gemalt, aber man weiß sehr genau, dass es Blut ist.

D: Ist halt so. Das hat vielleicht was — jetzt muss ich vorsichtig sein, dass ich mich nicht auf dünnes Eis bewege —, es hat auch ein bisschen was mit dem Anspruch der Erzählung an sich zu tun. Bei Superhelden wird ganz viel mit Bausteinen gearbeitet.

Manchmal sind die Geschichten einfach sehr vorhersehbar, und das ist auf Wiederholung gemacht. Das gibt es in der Erwachsenenabteilung auch, aber da gibt es auch schon mal so Sachen wie eben von Chris Ware, wo man auf einer DIN A4-Seite auch mal richtig lange nachdenken muss. So was ist dann nicht bei den Jugendlichen, sondern bei den Erwachsenen.


MB: Mit Einzelseiten wären wir auch schon bei Barks. Er kommt ja deutlich erkennbar aus dem Trickfilm; in seinen frühen Berichten ist auf jeder Seite ein Abschlussgag, so dass man da auch aufhören könnte für den Tag. Dann hat er sich ja entwickelt zu einem richtig komplizierten Geschichtenerzähler. Wie würdest Du das jetzt von der Komplexität her werten? Es ist ja einerseits eindeutig familienfreundlich und auch für Kinder gedacht. Die Donaldisten sind aber fast alle erwachsen, meist auch schon sehr lange erwachsen. Wie wirkt das auf Dich? Du hast Barks ja immerhin bei Baudelaire und Brecht einsortiert.

D: Das ist unglaublich schwierig. Ich glaube, dass Barks schon in so einen Kontext Weltliteratur hineingehört, weil in den Geschichten sehr viel drinsteckt, was — genauso wie bei Asterix — sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen gelesen wird. Daran macht sich auch so eine Kanonisierung fest: Wenn so etwas einen Wert hat, der über Jahrzehnte erhalten bleibt, dann gehört das auf jeden Fall mit zu den Werkausgaben und gehört mit zur Literatur, zum Literaturkanon.


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MB: Das ist wirklich interessant.

D: Gerade Barks haben wir verteilt im Haus. In der Kinderbibliothek besteht die Möglichkeit, die einzelnen Hefte zu lesen, und die erwachsenen Sammler, Forscher und Donaldisten haben die Möglichkeit, in der Werkausgabe nachzuschlagen, weitere Information zu kriegen und das ganz vertieft zu lesen.


MB: Da Du seit den 90ern mit Comics zu tun hast: Wie wertest Du es, wenn Leute sich von Barks etwas Kanonisiertes nehmen und dann drumherum etwas Eigenes ergänzen? Es würde ja keiner hingehen und sagen „Ich nehme das Brecht- oder Baudelaire-Universum, etwa ‘Die Blumen des Bösen’, und stricke da was drumherum“. Das gibt es meiner Kenntnis nach nicht. Aber bei Barks gibt es das. Ist das für Dich interessant oder uninteressant? Ich halte es für uninteressant, weil ich es für uninspiriert halte, aber andere sagen: „Wieso, ist doch total geil“. Wie siehst du das aus Sicht der Klassifizierung von Werken?

D: Da bin ich ganz Bibliothekar und sage „Jedem Tierchen sein Pläsierchen“. Wenn es Leute gibt, die das lesen möchten, dann sollen die es gerne tun. Ich freue mich über jeden, der liest. Lesen an sich ist ganz wichtig, und vielleicht ist das ähnlich wie beim Weintrinken, dass man erstmal ganz viel Wein trinken muss, um dann irgendwann einen Geschmack auszubilden und um den guten vom schlechten unterscheiden zu können. Vielleicht kommen die Leute, die beispielsweise diese ganze Fan-Fiction lesen, auch dazu, dass sie sagen können „Aber eigentlich ist das Original schon besser“. Also, ich sehe schon hier ganz große Unterschiede.


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MB: “Hier” in dem Micky Maus-Heft, das vor uns liegt?

D: (Tiefer Seufzer) Ja. Das ist mir viel zu pädagogisch. Wenn auf die einzelnen Gebäude in Berlin eingegangen wird und dann jedesmal erklärt wird, was das ist und was daran das Besondere ist. Da denke ich mir nur: Gähn!


MB: Haben Comics Dich verändert und Deine Lesegewohnheiten, oder war das nur eine Ergänzung dessen, was Du schon als erwachsene, studierte Person mit in die Bibliothek gebracht hast? Haben Comics über die letzten 20 Jahre auf Dich zurückgewirkt?

D: Mit Sicherheit haben sie auf mich zurückgewirkt. Comics nehmen insgesamt einen sehr großen Raum in meinem Leben ein. Es ist ja nicht nur dieser eine Moment gewesen, sondern ich habe schon als Kind Comics gelesen, hatte da allerdings nicht so viel Zugang dazu.

Dann habe ich hier in Köln die Kölner Comictage initiiert, wir haben hier viermal in der Stadtbibliothek diese Comictage gefeiert, und das war ganz toll. Ich habe meinen Mann darüber kennengelernt, der eine Comicsammlung mit in die Beziehung brachte, die nochmal doppelt so groß war wie meine.

Und jetzt hat unser Kind seine eigene Comicsammlung — wir haben jetzt drei Sammlungen in einem Haus, und wir reden ganz viel über Comics. Das findet schon sehr stark statt, und auch das Kind kriegt schon mit, wie Sachen zusammenhängen, wer wen inspiriert hat, sie kann auch schon aus dem Buch heraus gewisse Zeichner zuordnen. Sie hat schon ein gutes Auge.


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MB: Was wird im Weltliteraturkanon sonst noch übrig bleiben? Es gibt jetzt ja auch das Museum in Schwarzenbach, es gibt die Donaldisten und Leute wie Dich, die es vernünftig einschätzen können und auch in der Struktur an der richtigen Stelle sitzen, wo sie mitkanonisieren können. Und wir haben die Donaldisten in der F.A.Z.

Aber was meinst Du, was in der Generation Deines Kindes bleiben wird? Diese Eisnerisch-traurig-historische Schwere wird sich wohl kaum über zwei, drei Generationen noch als lesenswert erweisen. Und die pädagogische Micky Maus ist ja eigentlich auch nur Geflitter.

D: Ich finde Eisner eigentlich gar nicht so falsch, weil er ein sehr sozialkritisches Auge hat. Bei Eisner muss ich immer an Studs Terkel denken, diesen amerikanischen Journalisten, der ja ganz viel amerikanische Befindlichkeiten in seinen Interviews eingefangen hat. Ich finde, bei Eisner kommt das auch raus, dass er so ‘ne Lupe legt auf einen sozial-kulturellen Kontext und sich das genauer anguckt: Wie entsteht eine soziale Gemeinschaft, wie entwickelt sie sich weiter? Das hat ja einen sehr großen Wert und Platz in seinem Werk, das ist für mich auch ein historisches Interesse. Es ist aber eher für Erwachsene spannend.


MB: Das ist ja eine etwas distanzierte und reflektierte Sicht.

D: Ich glaube schon, dass solche Sachen durchaus bleiben, und dass die Geschichten, die gut sind, auch immer wieder Leser finden. Wer eher ein Herz hat für Theater, für Lyrik, der wird sich mit den Erika-Fuchs-Übertragungen von Barks total anfreunden, weil der Text einfach schön klingt.


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MB: Das stand ja schon in einer gerade gehaltenen Laudatio (von Andres Platthaus im Erika-Fuchs-Haus, siehe DD 150, S. 10 ff.), dass man den lakonischen Ton der Nachkriegszeit da ‘raushört. Das kann man natürlich erst jetzt im neuen Jahrtausend schreiben, weil das im letzen Jahrhundert niemand raushören und -lesen konnte.

Würdest Du den Comics in derart eher langen Zügen zugestehen, eine fünfte Kunst, etwas eigenes zu sein? Oder ist es eher so, dass das alles verschwimmt? Als Historiker kann man Comics als normale Quelle nutzen, als Kunstschaffender könnte man auch sagen, dass Comics keine Sonderstellung haben, sondern zusammenfließen wie digitale Medien mit Printmedien. Meinst Du, man wird das später noch tatsächlich abgrenzen? Es ist ja Dein Job hier, Dinge einzugliedern oder auch abzugrenzen.

D: Alles fließt. Für mich sind Comics schon eine eigene Kunstform, weil sie nicht ein- fach nur bebilderter Text ist sind, sondern auf eine bestimmte Art und Weise funktionieren, die manche Leute einfach nicht lesen können. Wenn ich sowas meiner Mutter gebe — die hat ihre Probleme damit. Sie versteht nicht, sie weiß nicht, wie sie das lesen soll. Ich glaube, dass es zum Entschlüsseln dieser Kunstform schon bestimmte Möglichkeiten gibt, mit denen man sich erst auseinandersetzen muss.

Es ist vielleicht ähnlich wie Film, wie Romane — es ist ähnlich wie Kunst, da steckt von allem etwas drin, und trotzdem ist es etwas eigenes, das nach eigenen Gesetzen funktioniert. Beim Film haben wir das doch auch: Es gibt viele Filme, die aufgrund einer Literaturvorgabe, einer Romanvorlage entstanden sind, der Roman wurde in den Film übertragen, und es gibt aber auch Filme, die für sich etwas ganz neues ausprobieren, neue Wege gehen.


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MB: Deswegen sollten wir dafür sorgen, dass auch schon die Jungen lernen, wie man das entschlüsselt.

D: Auf jeden Fall.


MB: Glaubst Du, dass solche pädagogischen Sachen — das Micky Maus- Heftchen hat ja schon immer versucht pädagogisch zu sein —, den Kindern eher dabei helfen, die Entschlüsselung von Comics zu lernen? Oder nimmt sich so ein Heftchen zu unwichtig und sagt nur „Wir sind nur Vermittler für pädagogische Inhalte“? Würdest Du Dir wünschen, dass sie bei Ehapa wieder mehr ihren anarchistischen Charme durchpowern, oder sagst du Dir „Nö, ist ja gut, wenn die Kinder das Medium entschlüsseln lernen, dann kann es auch ruhig sehr pädagogisch sein“?

D: Die Frage kann ich ganz schlecht beantworten. Ich bin ja auch kein Ehapa-Mitarbeiter.


MB: Das ist gar nicht auf Ehapa bezogen.

D: Ich finde, dass Comics etwas eigenständiges haben müssen. Das ist wie bei jedem guten Buch und bei jedem guten Film: Es muss etwas da sein, das einen einfängt. Und wenn da der pädagogische Hammer über dem Ganzen hängt, dann ist das oft ganz schwer, dann wird es schwerfällig. Das fängt mich als Leser nicht ein. Mich törnt das total ab. Ich will etwas haben, das einen besonderen Zauber hat. Wenn ich ein Kind zum Comiclesen bringen wollte, dem würde ich den 'Kleinen Strubbel' geben. Das, finde ich, ist ein grandioser Kindercomic, der sogar für die Allerkleinsten funktioniert, weil er ohne Text arbeitet und Märchenelemente hat, in denen Sachen ritualisiert werden wie „Es war einmal...“ Es gibt immer wieder einen gleichen Anfang und ein gleiches, so ein formelhaftes Ende. Sowas finde ich gut, und es funktioniert bei Kindern, während bei zu viel Pädagogik...das hat nichts.


MB: Wenn die Neffen dann bei Barks den Pädagogik-Professor hochsprengen oder verdroschen werden — obwohl man ja nur selten sieht, dass sie verdroschen werden, außer, dass sie einen roten Bürzel haben —, aber zumindest einen Donald, der mit einer Gerte hinterherläuft: Das darf dann, solange die märchenhafte Klammer erhalten bleibt, auch im Jahr 2016 noch sein?

D: Ja, ja, ja, ja.


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MB: Zum Abschluss noch etwas aus dem privaten Bibliothekswesen: Du kennst Deinen Gemahl seit 15 Jahren, und jetzt habt ihr, erst seit Kurzem, Eure Sammlungen fusioniert. Hast du da Signaturen vergeben?

D: (lacht) Nein. Natürlich nicht.


MB: Hast du der Sache trotzdem irgendein System gegeben? In meiner Comicsammlung zuhause habe ich ein System.

D: Ja.


MB: Welches System hast du ausgewählt?

D: Es ist nicht nur streng alphabetisch, sondern sachlich.


MB: Welche Sachgruppen hast Du denn zuhause?

D: Sekundärliteratur ist getrennt von den eigentlichen Werken. Und dann sind die Werke getrennt nach Herkunftsland, und Reihen stehen zusammen und zusammengehörende Autoren sind gebündelt.


MB: Habt Ihr auch eine Barks-Ecke zu Hause?

D: Ja.


MB: Und was steht da drin? Die Tollsten Geschichten oder das Hardcover?

D: Nicht das Hardcover.


MB: Das gibt es nur in der Stadtbibliothek Köln?

D: Genau, das gibt es nur in der Stadtbibliothek Köln.


MB: Auf in die Stadtbibliothek Köln! Tausend Dank, liebe, coole Constanze — auch im Namen aller DonaldistInnen.


In dieser Serie bisher dabei:

  • Chris Pohl, Gehirn und Sänger der bekanntesten Grufti‐Band Blutengel (LTB‐Mann; MifüMi 123) Teil 1 der Serie
  • Kathleen Jurke, damals Nachfolgerin von Erika Fuchs bei Ehapa (MifüMi 125) Teil 2 der Serie
  • Karin Ludwig aus Oberursel, eine Dame reinbarks’scher Wässer der Erde (MifüMi 127) Teil 3 der Serie
  • Okkultimus‐Verleger Holger Kliemannel, ebenfalls ganz LTB‐Mann (MifüMi 128) Teil 4 der Serie
  • PaTrick Bahners, damals neu in der neuen Welt (MifüMi 128) Teil 5 der Serie
  • Alexandra Hentschel (Fuchs‐Museums‐Chefin) und Alexander Eberl (damals Bürgermeister) aus und von Schwarzenbach (MifüMi 131) Teil 6 der Serie
  • Richard Kähler, D.O.N.A.L.D.‐Sympathisant erster Stunde und Früh‐Storchianer (MifüMi 132) Teil 7 der Serie
  • Ira Klinkenbusch, die aus fuchsistischen Gründen im Eilmarsch durch den gesamten Barks jagte (MifüMi 132) Teil 8 der Serie
  • Einige Kölner Donaldisten in wie üblich wirren Welten (MifüMi 133) Teil 9 der Serie
  • PaTrick Bahners, gereift und besonnen, zum Ende seines Neuwelt‐Aufenthaltes (MifüMi 134) Teil 10 der Serie
  • Sarah Burrini, wie von Motten umschwärmtes Comicpreisträgerinnenlicht in der Finsternis (MifüMi 135) Teil 11 der Serie
  • Benno Meyer‐Rochow, fleisch‐ und geistgewordene Einheit aller Barks’schen Forscher (MifüMi 136) Teil 12 der Serie
  • Steff Murschetz, Herausgeber der U-Comix und schwarzweiß-Liebhaber (MifüMi 137) Teil 13 der Serie
  • Van Ray, Contemporary Urban Street Barks (MifüMI 139) Teil 15 der Serie
  • Lesetipps


    Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.