Gothic Electro: Difference between revisions
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[[File:Gothic electro cover 72dpi.jpg|thumb|280px|left]] Wer sich fragt/ was seine Kids, Lebensgefährten oder Onkel umtreibt, wenn sie im schwarzen Treiben treiben, wird in Bianca Stückers Doktorarbeit eine Antwort finden: Es ist weniger der verlorene Glaube ans Gute und Schöne und auch nicht eine ersatzreligiöse Tummelei, sondern der Wunsch, sich still und friedlich abzugrenzen vom bunten Geflirre da draußen, das auch mir öfters zuviel wird.<br> | |||
Still und friedlich? Nicht ganz. Insbesondere das Elektro-Genre in den | Still und friedlich? Nicht ganz. Insbesondere das Elektro-Genre in den schwarzen Szenen hat mit aktuellem Schwung im Aggrotech und Hellectro - zuletzt die Wurst vom schon leicht vertrockneten Gothic-Brötchen gezogen und knallt mit Verzerrern, Blut und Getöse mitten in die sonst so samtig schleichende Grufti-Gemeinde.<br> | ||
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Trotz der kleinen Stichprobe zeigt sich in Stückers Untersuchung, dass keineswegs vorwiegend soziale Arbeiterinnen - so ein gängiges Klischee die schwarzelektronischen Musikszenen zum Rappeln bringen, sondern auch Geoinformatiker und Opernsänger. Davon leben kann kaum einer der Projekt-Köpfe, und die meisten wollen es auch gar nicht. Das ist praktisch, denn so kann gesteuerter Kommerz in der Szene keinen Fuß fassen, und er tut es auch wirklich bis heute nicht. Anders gesagt "Die Technik-Affinität findet ihren Ausdruck in der Wahl der Mittel zur Musikproduktion; die Szenezugehörigkeit bildet den inhaltlichen und stilistischen Rahmen."<br> | |||
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Dass in Stückers Arbeit ein deutlich geistewissenschaftlicher Hauch weht (es wird "fungiert", "oktroyiert" und "verortet" und natürlich gibt es "Spannungsfelder"), schadet der Sache nicht. Denn eine fließendere, aktuellere und tänzelndere Arbeit über die gruftelektrisch schwarzen Szenen nebst einem Blick auf die Wurzeln der Bewegung und einige Entstehungsgeschichten sowie nützlichen Begriffserklärungen habe ich in letzter Zeit nicht gesehen. Eine feine Sache also, die Licht und Beats in Hallen und Köpfe wirft, in die sich andere — wie man hier sieht: ganz zu Unrecht — ums Verrecken nicht trauen.<br> | |||
Viel Spaß beim Lesen und Staunen — und ''See you in hell'' (Suicide Commando)<br> | |||
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Mark Benecke (2011): Festspiel der Geister. In: Black Celebration. 20 Jahre Wave-Gotik-Treffen. Plöttner Verlag, Leipzig<br> | Mark Benecke (2011): [[2011_WGT#Deutsche_Version:_Festspiel_der_Geister|Festspiel der Geister]]. In: Black Celebration. 20 Jahre Wave-Gotik-Treffen. Plöttner Verlag, Leipzig<br> | ||
===<font color=orange>Lesetipps</font>=== | |||
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* [[Killing Philistines|Killing Philistines]]<br> | |||
* [[Hutter|Verschobene Leben]]<br> | |||
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* [[Noble Blood Vampire Chronicles german|Noble Blood Vampire Chronicles]]<br> | |||
* [[Zu viel Lob ist auch nicht gut|Zu viel Lob ist auch nicht gut]]<br> | |||
* [[1999 02 SZ: Der Tod bleibt immer Sieger|Der Tod bleibt immer Sieger]]<br> | |||
* [[1996 Rechtsmedizin: Der Tod von Isadora Duncan|Ungewollte Strangulation durch ein Fahrzeug]]<br> | |||
* [[Kehlenschnitt|Was passiert, wenn einem Menschen der Hals durchgeschnitten wird]]<br> | |||
* [[2011_WGT|20 Jahre WGT]]<br> | |||
* [[All nachtplan|MBs Kolumne im nachtplan]] | |||
* [[2020 Legacy: Mark & Mille: Nerds und Necromaniacs unter sich|Mark & Mille: Nerds und Necromaniacs unter sich]] | |||
* [[2013_04_Zillo:_Violet|MB über Violet]]<br> | |||
* [[2019-12 Gothic Magazin: Die grosse „Some Velvet Morning" History|Die grosse „Some Velvet Morning" History]] | |||
* [[Vorwort Mark Benecke: M. Kruppe: Weizenfelder|Und in mir Weizenfelder]] (Vorwort)<br> | |||
* [[All_Mark_Benecke_Publications#Subcultures_and_Gothics|Sammelseite Subcultures and Gothics]]<br> | |||
* [[2014 Bachelorarbeit Opalinski: Geschlechterforschung in Jugendkulturen|Bachelorarbeit: Geschlechterforschung in Jugendkulturen]]<br><br> | |||
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Latest revision as of 16:58, 5 February 2020
Quelle: Bianca Stücker: Gothic Electro. Die Funktionalisierung von Technik innerhalb des subkulturellen Kontextes. Europäischer Hochschulverlag, Bremen, ISBN 9783867418638, 2013
Vorwort von Mark Benecke
[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]
Wer sich fragt/ was seine Kids, Lebensgefährten oder Onkel umtreibt, wenn sie im schwarzen Treiben treiben, wird in Bianca Stückers Doktorarbeit eine Antwort finden: Es ist weniger der verlorene Glaube ans Gute und Schöne und auch nicht eine ersatzreligiöse Tummelei, sondern der Wunsch, sich still und friedlich abzugrenzen vom bunten Geflirre da draußen, das auch mir öfters zuviel wird.
Still und friedlich? Nicht ganz. Insbesondere das Elektro-Genre in den schwarzen Szenen hat mit aktuellem Schwung im Aggrotech und Hellectro - zuletzt die Wurst vom schon leicht vertrockneten Gothic-Brötchen gezogen und knallt mit Verzerrern, Blut und Getöse mitten in die sonst so samtig schleichende Grufti-Gemeinde.
Trotz der kleinen Stichprobe zeigt sich in Stückers Untersuchung, dass keineswegs vorwiegend soziale Arbeiterinnen - so ein gängiges Klischee die schwarzelektronischen Musikszenen zum Rappeln bringen, sondern auch Geoinformatiker und Opernsänger. Davon leben kann kaum einer der Projekt-Köpfe, und die meisten wollen es auch gar nicht. Das ist praktisch, denn so kann gesteuerter Kommerz in der Szene keinen Fuß fassen, und er tut es auch wirklich bis heute nicht. Anders gesagt "Die Technik-Affinität findet ihren Ausdruck in der Wahl der Mittel zur Musikproduktion; die Szenezugehörigkeit bildet den inhaltlichen und stilistischen Rahmen."
Dass in Stückers Arbeit ein deutlich geistewissenschaftlicher Hauch weht (es wird "fungiert", "oktroyiert" und "verortet" und natürlich gibt es "Spannungsfelder"), schadet der Sache nicht. Denn eine fließendere, aktuellere und tänzelndere Arbeit über die gruftelektrisch schwarzen Szenen nebst einem Blick auf die Wurzeln der Bewegung und einige Entstehungsgeschichten sowie nützlichen Begriffserklärungen habe ich in letzter Zeit nicht gesehen. Eine feine Sache also, die Licht und Beats in Hallen und Köpfe wirft, in die sich andere — wie man hier sieht: ganz zu Unrecht — ums Verrecken nicht trauen.
Viel Spaß beim Lesen und Staunen — und See you in hell (Suicide Commando)
Mark Benecke
Kriminalbiologe
Literatur:
Mark Benecke (2011): Festspiel der Geister. In: Black Celebration. 20 Jahre Wave-Gotik-Treffen. Plöttner Verlag, Leipzig
Lesetipps
- Ich liebe die Traurigen (Orkus)
- Entomologia Forense ENGLISH TEXT
- Und in mir Weizenfelder (Vorwort)