View source for Dt Malakozoologische Gesellschaft Fremdlaendische Schneckenarten im Terrarium des Koelner Zoologischen Gartens

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Quelle: Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 56/57 (1996), Seiten 29 bis 31<br>

=<font color=orange>Fremdl&auml;ndische Schneckenarten im K&ouml;lner Zoologischen Garten</font>=
==<font color=orange>Tropical Snails Found in Flowerbeds of the Cologne Zoological Garden</font>==

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'''VON MARK BENECKE und HEIKE KAPPES'''<br>


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<font color=orange>Abstract</font><br>

Two tropical snails, <i>Opeas pumilum</i> (L. PFEIFFER, 1840) and <i>Lamellaxis clavulinus</i> (POTIEZ & MICHAUD, 1838), were found in flowerbeds in the aquarium section of the Cologne Zoo, where they live in stable populations for at least two years. Moreover, two other snails with greenhouse affinitiees, namely <i>Hawaiia minuscula</i> (BINNEY, 1840), and <i>Zonitoides arboreus</i> (SAY, 1816), occur here, too. The coexistance of these four species from different geographical regions can be explained by separated import of each species, togesther with ornamental plants.<br>


<font color=orange>1. Einleitung</font><br>

Besonders unter den klimatischen Bedingungen, wie sie in Gew&auml;chsh&auml;usern herrschen, k&ouml;nnen tropische Schnecken auch in unseren Breiten gefunden werden. Eingeschleppt werden sie z.B. als Gelege in der Erde von Wurzelballen oder aber an den Pflanzen selbst. Bis auf einige wenige Arten verm&ouml;gen sich diese Exoten allerdings nicht unter den in Gew&auml;chsh&auml;usern herrschenden Bedingungen zu halten. Gr&uuml;nde daf&uuml;r sind u.a. das artenarme und/oder unnat&uuml;rliche Futterangebot sowie st&auml;ndige menschliche Eingriffe (g&auml;rtnerische Ma&szlig;nahmen), die direkt oder indirekt gegen die Lebens- und Fortpflanzungsf&auml;higkeit der Schnecken gerichtet sind. In der Regel herrschen dar&uuml;berhinaus in Gew&auml;chsh&auml;usern sowohl im Tages- als auch im Jahresdurchschnitt andere Temperatur- und Luftfeuchteschwankungen als in den heimatlichen Tropen (KERNEY ET AL. 1983, WHITMORE 1993).<br>

Vier gegen diese Einfl&uuml;sse widerstandsf&auml;hige Arten konnten im Terrariums- und Insektariumsbereich des Aquariums des K&ouml;lner Zoos beobachtet werden. Es handelt sich um zwei Vertreter der Subulinidae, vermutlich Opeas pumilum (L. PFEIFFER, 1840) die im tropischen Mittel- und S&uuml;damerika ihren Verbreitungsschwerpunkt hat und <i>Lamellaxis clavulinus</i> (POTIEZ & MICHAUD, 1838), die vermutlich aus dem tropischen Afrika stammt, vom Menschen allerdings weit verbreitet wurde (KERNEY ET AL. 1983). Ferner konnten zwei Zonitidae,  <i>Hawaiia minuscula</i> (BINNEY, 1840) sowie <i>Zonitoides arboreus</i> (SAY, 1816), beide in Nordamerika beheimatet, in den Beeten gefunden werden. Wir beschreiben hiermit erstmals diese Gew&auml;chshausarten f&uuml;r den K&ouml;lner Raum.<br>


<font color=orange>2. Fundumst&auml;nde</font><br>

Opeas konnte sowohl w&auml;hrend der Untersuchungen im Winter 1994/95 an einer Stelle in der Randbepflanzung der gro&szlig;en Terrarien im Erdgescho&szlig; sowie zus&auml;tzlich auch am 23.10.1992 in dem Freiflugraum f&uuml;r tropische Schmetterlinge gefunden werden. Dies gilt auch f&uuml;r Lamellaxis. Beide Arten konnten z.T. in Gr&uuml;ppchen zu 3-5 Tieren haupts&auml;chlich in, aber auch auf lockerer Bodenstreu in der N&auml;he von Pflanzen bzw. deren Bewurzelung beobachtet werden, wobei Opeas pumilum im Freiflugraum der oberen Etage, <i>Lamellaxis clavinulus</i> im Terrarienbereich die h&auml;ufigere der beiden Arten ist. Zonitoides kam nur r&auml;umlich begrenzt auf Pflanzschalen mit Aspargillus spec. im Erdgescho&szlig; vor, <i>Hawaiia</i> fand sich hingegen wie die beiden Subulinidae im gro&szlig;en Beet des Terrarienraumes verteilt auf und in den oberen Millimetern der Bodenstreu, bevorzugt an verrottenden Pflanzenbestandteilen des Torfs oder Humus.<br>

In den betreffenden R&auml;umen des Zoos liegt die Temperatur im Jahresdurchschnitt vormittags bei 19ƒ bis 21ƒC, steigt mittags auf bis 24ƒC an, um im Verlaufe des Abends wieder auf den urspr&uuml;nglichen Wert abzusinken (gemessen in 230 cm H&ouml;he). Die Bodentemperaturen werden aufgrund der Verdunstung sowie der Me&szlig;h&ouml;he naturgem&auml;&szlig; unterhalb der Maxima der Lufttemperaturen liegen. Die Luftfeuchtigkeit betr&auml;gt im Schnitt 95% mit Maxima von 100% w&auml;hrend des Vormittages und der Mittagszeit, was auf allmorgendliches Besprenkeln (Deckensprenkelanlage) mit Regenwasser zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist. Der pH einer aufgeschwemmten Erdprobe lag bei 3,8. <br>

Der Besatz mit tropischen Zierpflanzen wird von gro&szlig;en Exemplaren von Ficus in mehreren Arten dominiert, hinzu kommen einige weitere bodendeckende Pflanzen. Der Bewuchs stammt aus dem Botanischen Garten K&ouml;ln und dem heimischen Fachhandel. Abgefallene Bl&auml;tter werden regelm&auml;&szlig;ig entfernt und verrotten daher nicht. Hin und wieder wird der Boden vollkommen mit einer neuen Lage Gartenerde bedeckt.<br>


<font color=orange>3. Kurze Beschreibung der Schnecken</font><br>

Eine genaue Beschreibung der Schalen ist in KERNEY, CAMERON & JUNGBLUTH (1983) gegeben. Die gefundenen Exemplare von <i>Opeas pumilum</i> (Abb. A) erreichen eine H&ouml;he von 5,4 mm (Literaturwert  5,5 - 7 mm) und eine Breite von 1,8 mm. Bei Lamellaxis (Abb. B und C) liegen diese Ma&szlig;e bei 7,5 mm H&ouml;he (Literaturwert 7,5 - 9 mm) und  2,5 mm Breite. Bei verminderter Feuchtigkeit ziehen sich die Tiere in ihre Geh&auml;use zur&uuml;ck und verschlie&szlig;en den Eingang mit Schaum (Abb. C). Erst nach gen&uuml;gendem Anstieg der Luftfeuchtigkeit werden die Schnecken wieder aktiv. Dieses Verhalten best&auml;tigt die Bindung an (luft)feuchte Habitate. Nach PARKINSON ET AL. (1987) soll Lamellaxis eine r&auml;uberisch lebende Gattung sein. <i>Opeas pumilum</i> wird in GODAN (1979) als Schadschnecke an Orchideenbulben genannt, anscheinend kommt nur ihrer Verwandten <i>O. mauritianum</i> (PFEIFFER) eine Bedeutung als unspezialisierter Sch&auml;dling zu.<br>

<i>Hawaiia minuscula</i> (siehe Abb. D und E), erreicht Ma&szlig;e von 1 - 1,1 mm H&ouml;he und 2,2 mm Breite bei maximal 4 1/4 Umg&auml;ngen (Literatur: 2,2 - 2,5 mm Breite).  Auf der Unterseite der Schale finden sich angedeutete Spiralstreifen (siehe Abb. E). Zonitoides arboreus (Abb. F) liegt juvenil vor und wird ca. 4 mm breit bei bisher erreichten 3 3/4 Umg&auml;ngen (Literatur: adult 4,5 - 5 mm Breite bei 4 1/4 Umg&auml;ngen). Offensichtlich lebt Zonitoides r&auml;uberisch, sie konnte bei der H&auml;lterung mit den beiden Subulinidae zusammen wiederholt dabei beobachtet werden, wie sie eine Lamellaxis fra&szlig;. Der Subulinidenbestand des H&auml;lterungsgef&auml;&szlig;es nahm stetig ab, und es konnten am Boden viele im ersten Umgang leergefressene Schalen gefunden werden. Zonitoides wird bei GODAN (1979) als Pflanzensch&auml;dling erw&auml;hnt.<br>


<font color=orange>4. Diskussion</font><br>

Es wurden vier aus unterschiedlichen geographischen Bereichen stammende Arten miteinander vergesellschaftet gefunden. Dieses Ph&auml;nomen ist nach getrenntem Import im Terrarium selbst zustandegekommen. Dies wird besonders bei Zonitoides deutlich, die - vermutlich als Gelege eingeschleppt - lokal begrenzt in subadulten Exemplaren zu finden war. Die Entwicklung der Terrarienpopulationen von Zonitoides bzw. Lamellaxis wird im Hinblick auf die H&auml;lterungserfahrungen weiter verfolgt.<br>

Da&szlig; beide Subulinidae nur ihr Gr&ouml;&szlig;enminimum erreichen, kann an suboptimalen Lebensbedingungen wie einer zu einseitigen Ern&auml;hrung liegen (FR&Ouml;MMING 1956). Ein Kalziummangel ist unwahrscheinlich, da auch die meisten tropischen B&ouml;den aufgrund der durch W&auml;rme und Feuchtigkeit bedingten starken chemischen Verwitterung wenig Kationen (also auch Kalzium) aufweisen und somit bei einem pH von 4-6 m&auml;&szlig;ig bis stark sauer (VITOUSEK & SANFORD 1986) sind. Die geringe Gr&ouml;&szlig;e der Tiere ist auch mit durch Inzucht bedingter starker Homozygotie gr&ouml;&szlig;enbestimmender Allele erkl&auml;rbar. <br>

Da die Zierpflanzen trotz der beobachteten Aggregation der Subuliniden zu den Wurzeln keinen K&uuml;mmerwuchs (hier: durch Schneckenfra&szlig;) aufweisen, ist anzunehmen, da&szlig; sich alle im Terrarium gefundenen Schneckenarten entweder r&auml;uberisch oder von Pilzen oder Algen des Bodens ern&auml;hren.  <br>

Die N&auml;he der Schnecken zu den Pflanzen k&ouml;nnte mit den dort herrschenden Feuchtigkeitsbedingungen zusammenh&auml;ngen; auch ein Anfressen der Wurzeln, die H&auml;ufung von Nahrungstieren, sowie Deckung und Schutz gegen mechanische Eingriffe (Hacken, Auflage neuer Erdschichten etc.) k&ouml;nnen eine Rolle spielen. In letzterem Falle mag die Aggregation der Tiere an die Wurzeln ein Kunstprodukt sein. <br>


<font color=orange>5. Danksagungen</font><br>

Wir danken Herrn Herrmann (Zoo K&ouml;ln) f&uuml;r seine Unterst&uuml;tzung. Ferner danken wir Herrn Hutterer (Bonn) f&uuml;r einige Literaturtips sowie Prof. Gittenberger (Nationaal Natuurhistorisch Museum, Leiden) f&uuml;r seine Determinationskontrolle. <br>


<font color=orange>6. Literatur</font><br>

* FR&Ouml;MMING, E. (1956) BIOLOGIE DER EUROP&Auml;ISCHEN S&Uuml;&szlig;WASSERSCHNECKEN. -- Duncker & Humblot, Berlin<br>

* GODAN, D. (1979): Schadschnecken und ihre Bek&auml;mpfung. -- 467 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.<br>

* KERNEY, M.P., CAMERON, R.A.D. & JUNGBLUTH, J.H. (1983): Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas: Fremdl&auml;ndische Gew&auml;chshausarten. -- S. 330-315, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin.<br>

* PARKINSON, B., HEMMEN, J. & GROH, K. (1987): Tropical landshells of the world. --  279 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden<br>

* VITOUSEK, P. M. & SANFORD JR. R. L. (1986): Nutrient cycling in moist tropical forests. -- Ann. Rev. Ecol. Sys. 17, 137-167.<br>

* WHITMORE, T.C. (1993): Tropische Regenw&auml;lder: Eine Einf&uuml;hrung. -- 275 S., Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, New York.<br>


Legende Phototafel: A: Schale von <i>Opeas pumilium</i>. B&C: Schalen von <i>Lamellaxis clavulinus</i>. Bei C handelt es sich um ein subadultes Tier, das gegen den pl&ouml;tzlichen Luftfeuchtigkeitsverlust Schaum absondert. D&E: Schalen von Hawaiia minuscula. Abb. E zeigt die lokal deutlich ausgepr&auml;gte Spiralstruktur. F: Schale von <i>Zonitoides arboreus</i>. Ma&szlig;stich: 1 mm
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===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[All_Mark_Benecke_Publications#Snails|Mehr über Schnecken]]<br>

* [[2017 05 FAZ: Cyberwuermer|Cyberwürmer]]<br>

* [[1996 Club Conchylia: Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae): Funktion und experimentelle Strukturaufklärung -- On the love arrow of Helicid snails|Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae)]]<br>

* [[Kappes Benecke Die Baender der Cepaeae|Die rätselhaften Bänder der Cepaeae]]<br>

* [[Niedere Tiere in koeniglichem Gewand Musterbildung bei Schnecken Benecke CCI|Niedere Tiere in königlichem Gewand: Musterbildung bei Schnecken]]<br>

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