2018-07-16 Westfalen-Blatt: Tatortbegehung mit Mark Benecke: Difference between revisions

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Quelle: KN / Kieler Nachrichten, 30. Juni 2018 (online)<br>
Quelle: Westfalen-Blatt Nr. 162/2018 (mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung)<br>




[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>


==Ein Beitrag von <font color=orange>Kai-Peter Boysen</font>==
==Ein Beitrag von <font color=orange>Janina Bergemann</font>==


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'''Kiel: Kultur: Kriminalbiologie'''<br>
[[File:Westfalenblatt 2018.jpg|thumb|left|300px]] Bielefeld (WB). "Nicht denken, sondern Spuren anschauen", so bringt Dr. Mark Benecke auf den Punkt, worum es bei seiner Arbeit geht. Der Kriminalbiologe war für einen populärwissenschaftlichen Vortrag mit jeder Menge Unterhaltungswert in die ausverkaufte Stadthalle gekommen.<br>


'''Wenn’s für viele eklig wird, schaut er erst richtig hin: Der populäre Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke ist zur Stelle, wenn die Todesumstände unklar sind oder gar ein Verbrechen im Spiel ist. 400 Zuschauer folgten im Max Nachttheater gebannt seinem anschaulichen Vortrag "Insekten auf Leichen".'''<br>
Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren trumpft am Donnerstagabend mit jeder Menge Fachwissen, Wortwitz und Publikumsnähe auf. Dabei ging es weniger blutig als erwartet zu.<br>


Er ist schon ein besonderer Typ, der Mark Benecke: Auffällig tätowiert, Freund düsterer Musikklänge, engagierter Tierschützer, Veganer, Psychologe*, als Politiker für Die PARTEI aktiv und in der Hauptsache Kriminalbiologe, der gern als "Herr der Maden" bezeichnet wird. Und die sind reichlich vertreten, wenn Verwesungsprozesse in Gang gesetzt werden.<br>
Benecke nimmt ganz genau unter die Lupe, wovor sich viele ekeln – Blut, Sperma, Urin und vor allem Insekten. Seit 26 Jahren ist Benecke als Kriminalbiologe auf Spurensuche und hat sich dabei insbesondere auf die forensische Entomologie spezialisiert. Denn oftmals liefern Insektenfunde auf oder in Leichen wichtige Hinweise über die Todesumstände oder den Todeszeitpunkt.<br>


Mit der gebotenen Sachlichkeit, aber durchaus mit humorvollen Zwischentönen ("Herzstillstand ist eine Bitch") zeigte Benecke in seinem dreistündigen Vortrag Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien, räumte mit Mythen auf, erklärte die unterschiedlichen "Besiedlungszeiten", die Rückschlüsse über "Liegezeiten einer Leiche" Aufschluss geben und erklärte auch, dass Maden keineswegs aus den Körpern kröchen, sondern sich in Madenteppichen aneinander wärmten und Schmeißfliegen ihre Eier halt gern in feuchten Höhlen ablegten. Was beim dahingeschiedenen Menschen dazu zählt, kann sich jeder ausmalen.<br>
An diesem Abend möchte das Publikum aber nichts über Maden und Würmer erfahren, sondern über die Spurensuche an einem ganz bestimmten Tatort. Die Wahl des Vortragsthemas überlässt Benecke nämlich seinem Publikum und das entscheidet sich mehrheitlich für "Mord im geschlossenen Raum". Anhand von Fotos nimmt Benecke das Publikum mit an den Ort eines realen Verbrechens, in dem es bereits ein rechtskräftiges Urteil gibt. Eine Frau wurde mit fünfzig Messerstichen in ihrer Wohnung ermordet. Den Mord begangen haben soll ihre Tochter, die bis heute dafür im Gefängnis sitzt. Da der Raum verschlossen und außer dem Opfer nur die Tochter anwesend gewesen sein soll, ist der Fall für die Justiz klar. Benecke und sein Team aus Studenten begeben sich sechs Jahre nach dem Verbrechen an den Tatort und gehen auf Spurensuche. Was sie entdecken und mit Experimenten nachweisen können, zeigt dass alles ganz anders verlaufen sein dürfte. Schon die Grundannahme – dass der Raum verschlossen war – auf der das Urteil beruht, können Benecke und sein Team durch Recherche und Spurenanalyse widerlegen. Dasselbe gilt für weitere Annahmen über den Tathergang und das Mordmotiv. Zu einer Wiederaufnahme des Falls wird es laut Benecke, trotz dieser Erkenntnisse wohl nicht kommen.<br>


Vorher, in der Pause und nach der Veranstaltung nutzte das tendenziell junge Publikum die Gelegenheit, sich Bücher signieren zu lassen oder ein Selfie mit dem populären Naturwissenschaftler zu machen. Auch Fotos waren nur in dieser Zeit erlaubt.<br>
Während seines Auftritts gibt Benecke einen spannenden und detaillierten Einblick in die kriminalistische Arbeitsweise, bei der allein der wissenschaftliche Nachweis zählt. "Es geht darum Dinge aus Spuren abzuleiten, unabhängig davon, was als logisch wahrscheinlich erscheint. Bei meiner Arbeit geht es nicht um Gerechtigkeit, dafür sind andere zuständig. Es geht um die Wahrheit", erklärt der 48-jährige.<br>


Es bedurfte einiger Zeit, aber ganz allmählich wurde man vertraut mit den Bildern und konnte sich hineinversetzen in die Blickweise des Biologen ("Hier sehen Sie wieder die rotbraune Verfärbung durch das Austrocknen"), der seine Arbeit frei von moralischen, ethischen, religiösen oder sonstig wertenden Kriterien verfolgt und dem es nur um die "messbare Wahrheit" geht.<br>
In den drei Stunden räumt der Kölner auch mit so manchem Hollywood-Mythos über seinen Beruf auf. "Bei mir kommt kein Hubschrauber. Es gibt in dem Job auch keine Wochenenden oder Feiertage. Ich muss rund um die Uhr erreichbar sein", sagt Benecke. Der Kriminalbiologe agiert weltweit und hat unter anderem beim FBI gelernt. Er schreibt Fachund Kinderbücher, ist NRW-Landesvorsitzender bei der Partei "Die Partei", Tierschützer und – wie man an diesem Abend wieder merkt – Kultfigur. Vor dem Auftritt, nach dem Auftritt und in der Pause stehen die Leute Schlange für Fotos und Autogramme vor seinem Rednerpult. <br>


"Der Tod ist nicht das Ende" prangte zum Schluss nicht ohne Ironie auf der Leinwand; für viele Lebewesen fängt es dann erst an...<br>
Die drei Stunden mit Dr. Mark Benecke waren nicht lang – im Gegenteil, von dieser einzigartigen und charmanten Art Wissen zu vermitteln wünscht man sich mehr.<br>
 
(*Ich hatte Psychologie im Diplom als Nebenfach, vielleicht ist das gemeint? — MB, 25. Juli 2018)<br>
 
— Mit vielem Dank an die Redaktion für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung. — <br>
 
Link mit Zuschauer*innen-Fotos: https://fb.com/markbenecke/posts/1811813228839370<br>




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* [[2016 09 Hildesheimer Allgemeine Zeitung: Leben nach dem Tod|Leben nach dem Tod]]<br>
* [[2011-05-13 20 minuten online: Am Tatort riechts wie beim Metzger|Am Tatort riechts wie beim Metzger]]<br>
 
* [[2016 01 13 Saechsische Zeitung: Noch niemals Tatort gesehen|Noch niemals Tatort gesehen]]<br>


* [[2016 01 Reutlinger Nachrichten: Schwache Nerven zuhause lassen|Schwache Nerven zuhause lassen]]<br>
* [[2017 03 Tatort Muenster: Auf dem Pfuefstand|Auf dem Prüfstand]]<br>


* [[2018 Vorwort: Leben mit einer Depression|Leben mit einer Depression]]<br>
* [[2018-07 Neue Westfaelische: Nichts als die Wahrheit|Nichts als die Wahrheit]]<br>


* [[1999 01 Die Zeit: Manche Tote leben laenger|Manche Tote leben länger]]<br>
* [[2017 10 Tatort Herr Benecke Wer sind Sie|Herr Benecke, wer sind Sie?]]<br>


* [[2001 11 FAZ: Geheimnisvolles Leben im Rechner|Geheimnisvolles Leben im Rechner]]<br>
* [[2017 03 Westfalen Blatt: Leichen sind sein Geschaeft|Leichen sind sein Geschäft]]<br>


* [[2016 05 Koelner Stadt Anzeiger: Das doppelte Leben des Manfred S|Das doppelte Leben des Manfred S]]<br>
* [[2012-10-26 Volksstimme: Kriminalbiologisches Stelldichein mit Selbstentzündung, Fauch-Schabe und Co|Kriminalbiologisches Stelldichein mit Selbstentzündung, Fauch-Schabe und Co.]]


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* [[2017 02 MDZ: Insekten entlarven den Moerder|Insekten entlarven den Mörder]]<br>
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Latest revision as of 12:54, 6 October 2019

Tatortbegehung mit Mark Benecke


Quelle: Westfalen-Blatt Nr. 162/2018 (mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung)


[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

Ein Beitrag von Janina Bergemann


Westfalenblatt 2018.jpg

Bielefeld (WB). "Nicht denken, sondern Spuren anschauen", so bringt Dr. Mark Benecke auf den Punkt, worum es bei seiner Arbeit geht. Der Kriminalbiologe war für einen populärwissenschaftlichen Vortrag mit jeder Menge Unterhaltungswert in die ausverkaufte Stadthalle gekommen.

Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für biologische Spuren trumpft am Donnerstagabend mit jeder Menge Fachwissen, Wortwitz und Publikumsnähe auf. Dabei ging es weniger blutig als erwartet zu.

Benecke nimmt ganz genau unter die Lupe, wovor sich viele ekeln – Blut, Sperma, Urin und vor allem Insekten. Seit 26 Jahren ist Benecke als Kriminalbiologe auf Spurensuche und hat sich dabei insbesondere auf die forensische Entomologie spezialisiert. Denn oftmals liefern Insektenfunde auf oder in Leichen wichtige Hinweise über die Todesumstände oder den Todeszeitpunkt.

An diesem Abend möchte das Publikum aber nichts über Maden und Würmer erfahren, sondern über die Spurensuche an einem ganz bestimmten Tatort. Die Wahl des Vortragsthemas überlässt Benecke nämlich seinem Publikum und das entscheidet sich mehrheitlich für "Mord im geschlossenen Raum". Anhand von Fotos nimmt Benecke das Publikum mit an den Ort eines realen Verbrechens, in dem es bereits ein rechtskräftiges Urteil gibt. Eine Frau wurde mit fünfzig Messerstichen in ihrer Wohnung ermordet. Den Mord begangen haben soll ihre Tochter, die bis heute dafür im Gefängnis sitzt. Da der Raum verschlossen und außer dem Opfer nur die Tochter anwesend gewesen sein soll, ist der Fall für die Justiz klar. Benecke und sein Team aus Studenten begeben sich sechs Jahre nach dem Verbrechen an den Tatort und gehen auf Spurensuche. Was sie entdecken und mit Experimenten nachweisen können, zeigt dass alles ganz anders verlaufen sein dürfte. Schon die Grundannahme – dass der Raum verschlossen war – auf der das Urteil beruht, können Benecke und sein Team durch Recherche und Spurenanalyse widerlegen. Dasselbe gilt für weitere Annahmen über den Tathergang und das Mordmotiv. Zu einer Wiederaufnahme des Falls wird es laut Benecke, trotz dieser Erkenntnisse wohl nicht kommen.

Während seines Auftritts gibt Benecke einen spannenden und detaillierten Einblick in die kriminalistische Arbeitsweise, bei der allein der wissenschaftliche Nachweis zählt. "Es geht darum Dinge aus Spuren abzuleiten, unabhängig davon, was als logisch wahrscheinlich erscheint. Bei meiner Arbeit geht es nicht um Gerechtigkeit, dafür sind andere zuständig. Es geht um die Wahrheit", erklärt der 48-jährige.

In den drei Stunden räumt der Kölner auch mit so manchem Hollywood-Mythos über seinen Beruf auf. "Bei mir kommt kein Hubschrauber. Es gibt in dem Job auch keine Wochenenden oder Feiertage. Ich muss rund um die Uhr erreichbar sein", sagt Benecke. Der Kriminalbiologe agiert weltweit und hat unter anderem beim FBI gelernt. Er schreibt Fachund Kinderbücher, ist NRW-Landesvorsitzender bei der Partei "Die Partei", Tierschützer und – wie man an diesem Abend wieder merkt – Kultfigur. Vor dem Auftritt, nach dem Auftritt und in der Pause stehen die Leute Schlange für Fotos und Autogramme vor seinem Rednerpult.

Die drei Stunden mit Dr. Mark Benecke waren nicht lang – im Gegenteil, von dieser einzigartigen und charmanten Art Wissen zu vermitteln wünscht man sich mehr.


Lesetipps



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.