2015 06 Taetowiermagazin: Couchgespraeche
Quelle: Tätowiermagazin 06/2015, Seite 128
Couchgespräche
Kolumne mit Mark Benecke
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VON MARK BENECKE
Wir sind auf einem Industriegelände mit Furrys, Grufties und Menschen, die Holzschuhe tragen. Vorhin hast du in einem luftigen Kostüm getanzt. Und da ist ein riesiges Sofa auf deinem Rücken.
Tina: Das Sofa hat mit dem Tanzen nichts zu tun, sondern mit meinem Beruf, weil ich psychologische Psychotherapeutin bin.
Was hast du gespürt, als du wusstest: Es muss ein Sofa-Tattoo sein?
Tina: Sag mir etwas, was besser zur Psychotherapie passt! Der Erfinder der Psychotherapie war Freud, und der hat seine Patienten irgendwann mal auf eine Couch gelegt und sich dahinter gesetzt.
Warst du schon mal in Wien in seiner Wohnung?
Tina: Ja, und letztes Jahr auch in London in seinem ehemaligen Haus.
Wie fandest du das? Da steht ja Freuds ganzer Sammlungskrimskrams.
Tina: In Wien war es schon ganz schön. Aber ich wusste, dass die Couch in London ist. Dort war es echt Ehrfurcht einflößend. Ich dachte: Hier hat alles begonnen.
Bist Du extra wegen der Couch nach London gefahren?
Tina: Ja. Morgens an einem Bahnhof habe ich mir einen Porridge zum Mitnehmen geholt, ihn in der U-Bahn gelöffelt und dann bin ich mit lauter Menschen, die sehr gesittet aussahen und nicht tätowiert waren, durch das Haus von Freud gelaufen. Eines der Highlights war ein Buch, in dem ein Zusammenhang zwischen Dr. Who und Freud hergestellt wird. Das habe ich gekauft. Und einen Magneten in Couchform. Ich habe keinen Couchfetisch, möchte ich betonen.
Sondern?
Tina: Es war eher ein Staunen und Wundern ... sich noch einmal bewusst zu machen, was von dort ausgegangen ist und wie viel es verändert hat.
Starb Freud nicht auch auf der Couch?
Tina: Er ist auf einer anderen Couch gestorben.
Die Details ersparen wir den LeserInnen lieber, das war nämlich nicht so schön. Hast du in deiner verhaltenstherapeutischen Praxis eigentlich eine Liegemöglichkeit?
Tina: Die Patienten können sich auf den Teppich legen.
Macht das jemand?
Tina: Bislang noch nicht.
Hat dich der Besuch in London sonst irgendwie inspiriert?
Tina: Ja, er hat mich ermutigt, etwas Privates in die eigene Praxis zu stellen. Analytiker sollen das ja eher nicht, weil sie damit die Fantasien und Vorstellungen lenken. Aber wenn Freud es macht mit seinem ganzen ägyptischen Gerümpel, dann kann ich durchaus auch mal ein Bild meiner Katze irgendwo im Raum haben.
So isses. Danke schön, liebe und coole Tina.
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