2014 11 Taetowiermagazin: Von Wikingern und Schutz-Motiven
Quelle: Tätowiermagazin 11/2014, Seite 144
Von Wikingern und Schutz-Motiven
Kolumne mit Mark Benecke
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VON MARK BENECKE
Recken und Maiden, Bartträger dieser Welt, ihr müsst jetzt stark sein. Dies ist die Geschichte einer echten Wikingerin – blauäugig, blond, von stattlicher Statur und eisernem Willen. Doch irgendwas ist anders als ich es mir bei Rundgängen über heidnische Dörfer und mittelalterliche Märkte vorgestellt hatte. Bei Cabernet und Kartöffelchen parlierten wir in
Horsens, Dänemark, Heimstatt des gefürchtetsten Gefängnisses des Landes, in einer Region, die fast jeder Däne für sozial äußerst fragwürdig hält.
Hallo, Wikingerin.
Ich heiße Marie.
Hört sich nicht sehr dänisch an.
Doch.
Ist es auch ein Wikingerinnen-Name?
Weiß ich nicht.
Interessieren dich Wikinger?
In der Schule haben wir was darüber gehört.
Das fand ich unterhaltsam. Allerdings nicht
allzusehr, denn die Wikinger waren primitiv.
Ich mochte auch Indianer. Aber dann habe
ich gemerkt, dass Indianer weniger mit mir
zu tun haben als Wikinger.
In deinem poshen Rock und der schicken
Bluse siehst du nicht sehr primitiv aus.
Das ist wegen der Essenseinladung hier. Ich
wohne sonst auf dem Land und züchte mein
eigenes Gemüse. Für mich ist das genauso
spannend wie es früher die Wikinger waren.
Was ist dein Lieblingsgemüse?
Ich komme aus Samsø. Wir sind dort für
unsere Kartoffeln berühmt. Ich liebe
meine Kartoffeln.
Aha.
Keiner redet mir da rein. Finger weg von meinen
Kartoffeln!
Das würde sich sicher niemand
trauen. Hast du neben der Liebe zur
Kartoffel auch wikingische Reise- und
Eroberungsgelüste?
Ich war mal ein paar Monate in Grönland. Eigentlich
wollte ich nur einen Monat dort sein,
bin aber sieben Monate hängengeblieben.
Immerhin. Diese Reise hat auch was mit
deinem Tattoo zu tun.
Ja, das Motiv stammt von einem Wikingerschild
eines nord-norwegischen Schiffes. Ich
glaube, dass es das Schutzmotiv des Schiffes
ist, aber ich hab’s nie nachgelesen. Das Tattoo
bekam ich in Grönland. Das ist interessant,
denn als Kind hatte ich eine Geschichte von
einem Tätowierer gelesen, der in Grönland
von Ort zu Ort zog. Dreißig Jahre später ist
es dann wirklich passiert.
Geh’ doch mal ins Museum und check’ die
Bedeutung des Motivs.
Vielleicht, wenn meine Tochter fragt. Bis jetzt
haben wir ihr nur gesagt, dass jemand die
Mama bemalt hat.
Tja, Leute, so sind sie also wirklich, die wilden
Wikingerinnen: Kartoffelkundig, wortkarg,
weinkundig und immerhin schon mal
in Grönland gewesen. Nebenbei ist Marie
Pressefrau für die Stig-Larsson-Krimis. Genau:
Die mit den bizarren Morden und der
Frau mit dem Drachentattoo.
Wir sehen: Reisen bildet (ein bisschen) und
kann (manchmal) zu Tattoos führen.
Eure Aushilfswikinger –
Marie & Marky Mark
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