2009-02-06 Facharbeit Renate Sendula

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Kriminologie - Einblick in den genetischen Fingerabdruck

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VON RENATE SENDULA

Städtisches Heinrich-Mann-Gymnasium
Jahrgangstufe 12
2008/2009
Lehrerin: Frau Freiesleben
06. 02. 2009


Einleitung

Diese Facharbeit hat das Thema: Kriminologie. Der Schwerpunkt liegt auf dem genetischen Fingerabdruck. Hier wird erläutert, woher die Kriminologie stammt, seit wann es sie gibt und in welchen Gebieten sie angewandt wird. Ein wichtiges Element der Kriminalbiologie ist die PCR oder auch Polymerase-Kettenreaktion. Dieses Verfahren wird auch in dieser Arbeit näher erläutert werden. Neben dem Verfahren der PCR, werde ich im Rahmen dieser Arbeit auf den historischen Hintergrund der Kriminalbiologie und deren Entwicklung eingehen. Desweiteren werde ich den theoretisch-wissenschaftlichen Teil meiner Arbeit anhand praktischer Versuche und Erfahrungen, die mir an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ermöglicht wurden, näher erläutern.


Historischer Hintergrund der Kriminalbiologie

Die Definition von Kriminologie kann man aus dem lateinischen ableiten: crimen ist die Straftat und logos die Lehre. Folglich ist Kriminologie die Lehre der Straftat. Die Geschichte der Kriminalbiologie kann sehr weit zurückverfolgt werden. Sie beginnt bei den Philosophen Plato und Aristoteles, die das kriminologische Denken in die Wege leiteten. Sie begründen die Kriminalistik mit dem Verbrechen als Sünde, schließlich stand um diese Zeit der Glaube an erster Stelle.


Zu Beginn des 14. Jahrhunderts bemühten sich die Menschen darum, eine richterliche Erforschung durch die Leichenschau zuermöglichen. Humanismus und Renaissance haben ein neues säkularisiertes Weltbild dargestellt. Das führte dazu, dass der Mensch sich als ein Individuum in den Mittelpunkt gestellt hat. In der Zeit der Säkularisierung wurde auch das Strafrecht erfasst. Dadurch löste sich alles langsam von seinen religiösen Bezügen. Leider liegen zu diesen Verfahren kaum Belege vor, sodass hier nicht weiter darauf eingegangen werden kann. Um 1764 schrieb Caesar Beccaria, ein italienischer Rechtsphilosoph, ein Werk namens „Über Verbrechen und Strafe“2. Das 18. Jahrhundert war mit der Epoche der Aufklärung verbunden. Darauf ist zurückzuführen, dass die Menschen nach Rationalität und Wissenschaft strebten. Die Folge seines Werkes war die erste Justizreform, Beccaria forderte in seinem Werk einen Wandel des Strafrechts und der Anwendung dessen, sodass die Folge dieses Werkes war.


Im Jahr 1876 verfasst der italienische Gerichtsmediziner, Cesare Lombroso, das Buch „Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung“3. Er war auch der Begründer der wissenschaftlichen Kriminologie. Seine biologischen Ansätze waren die ersten zu den Kriminalbiologischen Untersuchungen, wie zum Beispiel die Schädelvermessung und die Messung der Schmerzempfindlichkeit. 1876 wurde die erste lateinische Schule für Kriminalbiologie eröffnet. Hier beschäftigten sich neben Cesare Lombroso auch Raffaele Garofalo und Enrico Ferri mit der Theorie, dass die Kriminalität der Menschen anlagebedingt ist. Im selben Jahr wurde auch die französische Schule für Kriminalbiologie eröffnet. Diese Schule beschäftigte sich mit der Theorie, dass Kriminalität durch die Gesellschaft bedingt ist. Die Kriminalbiologen beider Schulen waren von ihrer eigenen Theorie überzeugt, sodass sich die Frage gestellt hat: Ist die Kriminalität Anlage bedingt oder hat die Gesellschaft den größeren Einfluss „Die Gesellschaften haben die Verbrecher, die sie verdienen“4 sowie „Alle Welt ist schuldig, nur nicht der Verbrecher“5, waren Argumente der französischen Kriminalbiologen gegen die lateinischen Kriminalbiologen im 18. Jahrhundert.


1900 hatte Franz von Liszt seinen Durchbruch, indem der den Streit zwischen den beiden Schulen behob. Er kam zu dem Entschluss, dass die Kriminalität durch teils angeborene Eigenart sowie gesellschaftliche Einflüsse bedingt wird. Liszt hatte einen sehr großen Einfluss auf die Kriminalpolitik und forderte deshalb die Berücksichtigung des Strafrechts. Folgern kann man daraus, dass der Maßstab für Bestrafung nicht nur nach der Tat sondern auch nach der Behandlungsfähigkeit des Täters gesetzt werden sollte. Täter die nicht behandlungsfähig waren sollten „unschädlich“ gemacht werden, d.h. sie wurden einer Todesstrafe ausgesetzt.


Darauf folgten weitere Justizformen. Vor allem wurde die Resozialisierung im Strafvollzug, der Erziehungsgedanke im Jugendstrafrecht und die Entwicklung eines Strafrechts, die auf den Täter abgestimmt durchgesetzt. In Deutschland wurde sich nun mehr auf die kriminalbiologischen Ansätze bezogen, wie Zwillings- und Sippenforschung sowie Erbanlagen. Die Nationalsozialistische Zeit war gekennzeichnet von der Weiterentwicklung dieser Theorien, wie die Verbrechentypenlehre und die Vernichtung „geborener Verbrecher“. Zur selben Zeit wurde in Großbritannien und den USA der Schwerpunkt auf die kriminalsoziologischen Theorien gesetzt.


Um diese Zeit entstanden viele kriminologische Forschungseinrichtungen. Ab dem Jahr 1900 können die Forschungen in drei Abschnitte geteilt werden:6

1. Labeling Approach (Die Kritische Kriminologie)

  • Sie besagt, dass Kriminalität keine Eigenschaft ist, sondern eine strafrechtliche Sozialkontrolle.
  • Diese Forschungen entstanden im Rahmen einer kritischen Wissenschaft und einer kulturellen Revolution in Westeuropa und den USA.

2. Ökonomische Alltagstheorien von Kriminalität

  • Der Forschung folgte eine Kosten-Nutzen-Abwägung zwischen legalen und illegalen Handlungen, ohne eine spezielle Eigenschaft
  • Die Forschungen Korrespondierten mit der Übertragung ökonomischer Denkmuster der sozialen Ebenen.
  • Folgen der Forschungen ökonomischer Alltagstheorien war, dass das Strafrecht abgeschreckt wurde

3. „Neuer Biologismus“

  • Der neue Biologismus bringt die Theorie mit sich, dass Kriminalität sozial oder biologisch veranlagt ist
  • Die Sozialhilfe soll zur moralischen Degenerierung führen, was wiederrum zur Gewalt führt. Der neue Biologismus korrespondiert mit konservativ-moralischen Politikvorstellungen, was die Folge mit sich trägt, Ausschlussstrategien auszuüben.


Historischer Hintergrund des genetischen Fingerabdrucks

Die chemische Zusammensetzung sowie die Struktur der DNA waren um 1953 vollstä?ndig bekannt. Damals schien es den Menschen unmöglich, eine DNA-Probe einer Person zu identifizieren, denn Nucleotide können vielfältig kombiniert sein. 1970 forschte Hamilton O. Smith an Bakterien und ihren Enzymen.


Der Erfinder des „genetischen Fingerabdrucks“ ist der Genetiker Alec Jeffreys, indem er Gene bzw. Abschnitte der DNA fotografierte. Nachdem Jeffreys den Film entwickelt hatte, fiel ihm auf, dass die DNA in vielen Banden sichtbar war – Wie ein Strichcode im Geschä?ft. Anscheinend waren diese Banden so individuell, sodass jeder Mensch mit diesen Banden identifiziert werden kann. Wie kein Strichcode dem anderen gleicht, so unterschiedlich ist auch die DNA-Sequenz des Menschen. Mit diesem Strichcode, können Menschen, wie ein Produkt, eindeutig identifiziert werden. Jeffreys untersuchte daraufhin DNA-Strä?nge um zu sehen, ob die Basensequenzen identisch mit der Länge sind, zum Beispiel:

C G G A T C G G A T C G G A T8


Diese Sequenz hat 3 wiederholende Muster. Daraufhin hat er herausgefunden, dass die Zahl der wiederholten Sequenzen von einem Ort zum anderen variieren kann. Deshalb nannte Jeffreys diese Technik VNTR9, denn das ist die Wiederholung von Einheiten identischer oder ähnlicher DNA, die nacheinander an einer bestimmten Stelle des Chromosoms auftreten. Da aber allein dieser „Strichcode“ nicht immer so allzu sicher wäre, wurde damals noch der RFLP10-Vergleich gemacht. Das ist eine Technik, bei denen die Organismen zwischen DNA-Sequenz und DNA-Schnittmuster unterschieden werden. Bei der PCR11-RFLP würde ein bestimmter DNA-Abschnitt mit der PCR amplifiziert12 und die DNA-Fragmente werden durch die Gelelektrophorese sichtbar gemacht.


Rechtfertigung des genetischen Fingerabdruckes, dargestellt durch ein Interview mit dem Kriminalbiologen, Mark Benecke, aus Köln (Aufgenommen am 27. 01. 2009)

Frage: Können Sie sich erinnern, wann Ihre Faszination für Leichen begann?

Antwort: Faszinierend waren nicht die Leichen, sondern die Spuren. Ein Schlüsselerlebnis war der ausschlaggebende Grund. Ich sah einen Film „Blade Runner“ in dem Nexus-6-Androiden aus menschlichem Gewebe vorkamen, die nicht von den Menschen zu unterscheiden sind. Daraufhin wurde der genetische Fingerabdruck entwickelt und so war „Blade Runner“ überholt. Damals war ich 22 und wusste, dass ich Kriminalbiologe werden wollte. Biologie habe ich aber eigentlich nur studiert, weil Peter Parker auch Biologie bzw. Biochemie Studiert hat. Und das ist kein Witz!!! Heutzutage sind Forensiker die Stars von Fernsehserien. Ich gucke sehr selten fern, aber alles, was ich von diesen Serien mitbekomme ist Vollquatsch: Die Todesermittler sind meist nebenbei noch Fahnder, Spurensucher und Rechtsmediziner zugleich. Das sind vier grundverschiedene Jobs. Oft erreichen mich auch Anfragen von Drehbuchautoren wie zum Beispiel: Wir bräuchten ein Gift, das nach 17 Stunden wirkt, vorher muss das Opfer ein rotes Ohr haben, hinken und kurz vorm sterben dreimal hüsteln. Was nimmt man da am besten?

In „Das Schweigen der Lämmer“ gibt es eine Szene: Da sitzen zwei forensische Zoologen mit Karohemden und dicken Brillen am Tisch und spielen Schach mit Kakerlaken. – Das passt –


Frage: Welchen Stellenwert nimmt der genetische Fingerabdruck in diesem Beruf ein?

Antwort: Der genetische Fingerabdruck ist ein wichtiges Werkzeug für die Kriminalbiologie. Ich beispielsweise arbeite viel mit Blutspuren, Insekten auf Leichen und genetischen Fingerabdrücken. Zum Teil rekonstruiere ich auch Tatorte, bei denen biologische Spuren eine Rolle spielen. Ein Beispiel für den genetischen Fingerabdruck wäre: Eine tote Frau in einer Wohnung und an der Abtrennwand der Dusche befindet sich die Erbsubstanz eines Mannes. Diese Spur wird bestimmt und in die Datenbank eingetippt, wo der entsprechende Mann auch gefunden wird. Dieser würde sagen: „Ja, diese Frau kenne ich, aber ermordet habe ich sie nicht! Vor ein paar Monaten habe ich dort die Duschwand eingebaut.“ Die Polizei entgegnet nur: „Nach einem halben Jahr ist ihr genetischer Fingerabdruck nicht mehr vorhanden, weil er durch Wasser und Seife abgewaschen worden ist.“

Nun stellt man sich die Frage, ob das nicht doch möglich ist. Die Frau könnte die Dusche einfach nicht benutzt haben und sich immer am Waschbecken gewaschen haben. Bei diesem Fall kann es sehr wohl sein, dass seine Hautzellen noch von vor Monaten an der Duschwand zu finden sind.


Frage: Wie hoch sind die Kosten für eine PCR bzw. STR-PCR?

Antwort: Ein Test nach dem PCR-Verfahren ist eine der genausten und zugleich auch eine der teureren Untersuchungs- bzw. Testmethoden. Eine ganz normale PCR kostet um die 50 €. Hier sind aber noch keine Betriebskosten mit einberechnet. Das bedeutet, rechnet man die Dauer einer PCR aus, sind das ca. 4-6 Stunden. Ein guter Sequenzer kostet um die 450.000€. Das Personal muss bezahlt werden, die Stromkosten müssen abgedeckt werden, die vom Thermocykler sowie der Gefriertruhe verbraucht werden. Bei Privatarbeitern kann es deshalb sehr gut möglich sein, dass sich die Gesamtkosten der PCR bei grob gerechneten 300 – 500 € liegen. Bei Behörden wird es etwas günstiger, da sie nur die Materialkosten bezahlen und der Steuerzahler zahlt den Rest wie beispielsweise die Geräte.


Frage: Spielen die Kosten eine Rolle für die Anwendungshäufigkeit einer Methode?

Antwort: Natürlich spielen die Kosten eine sehr große Rolle. Man sagt, je teurer eine Methode ist, umso seltener wird diese angewandt. Außerdem werden teure Methoden nur dann eingesetzt, bei denen starker Druck von der Öffentlichkeit herrscht, wie zum Beispiel bei Kindern, Jugendlichen und Berühmtheiten.


Frage: Woran wird festgelegt, welche Methode angewandt wird, denn man sagt, die eine Methode ist zu teuer und die andere Methode kann nicht für alles verwendet werden?

Antwort: In den meisten Fällen entscheidet das der zuständige Experte. Er wiederrum legt es daran fest, wie viel von der Menge der DNA vorliegt und wie fragmentiert die Proben sind. Es geht aber nicht wirklich darum, welche Methode angewandt wird, sondern darum, wie extrahiert wird. Man sollte sich zum Beispiel auch fragen, wie alt die Spur ist und wie viel von der DNA-Spur „abgeschnitten“ wird.


Frage: Die DNA-Typisierung ermöglicht eine 99,99%ige Identifizierung. – Ist das bei jeder Technik so?

Antwort: Die DNA-Typisierung von einer 99,99%igen Wahrscheinlichkeit ist bei der STR-PCR Methode. Bei dieser Methode von mitochondrialer und Y-chromosomaler DNA muss die Aussagekraft berechnet werden. Wenn beispielsweise die Y-Chromosomen sequenziert werden sowie auch die Sequenz bei 40.000 anderen Männern, die untersucht wurden, nicht vorgekommen ist, ist dennoch unbekannt, wie viele andere Leute die gleiche Sequenz haben. Sind aber 80.000 Männer untersucht worden und diese Sequenz ist nicht gesehen worden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Sequenz einmalig sein könnte. Eine riesige Datenbank in Berlin soll bald die Wahrscheinlichkeitsaussagen erleichtern.


Frage: Wie findet man DNA-Spuren, die nicht sichtbar sind?

Antwort: Ein spezielles UV-Licht macht solche Spuren sichtbar. Sperma wird durch Tasten gesucht und Speichel durch monochromatisches Licht, was meist blau ist. Es ist nur im dunklen sichtbar, da der Speichel dann aufleuchtet. Beim Blut sieht man bei Tageslicht nur die roten Blutzellen, die keine DNA enthalten. Die weißen Blutzellen, die nicht sichtbar sind, sind also durch die Roten Blutzellen markiert. Oft ist es aber so, dass man trotzdem sehr genau hinschauen muss.


Zielsetzung

Kriminologie – Ein großes Thema der heutigen Zeit.


Aufgrund der ansteigenden Kriminalität in der heutigen Zeit, habe ich mir als Thema für meine Facharbeit den Bereich der Kriminalistik ausgewählt. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt dabei auf dem Bereich des genetischen Fingerabdrucks. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Kriminalbiologen (siehe hierzu auch Interview mit dem Kriminalbiologen, Mark Benecke ab S. 7) und hilft ihnen, selbst schienbar aussichtslose Fälle zu lösen.


Um einen Täter zu überführen, braucht man Beweise, wie zum Beispiel einen solchen genetischen Fingerabdruck. Schon allein eine einzelne Haarwurzel reicht aus, um eine sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR), ein Verfahren zur Analyse des genetischen Fingerabdrucks, welches ich an anderer Stelle dieser Arbeit noch erläutern werde, durchzuführen, da sie die für die PCR notwendige DNA enthält. Einen Versuch zur PCR habe ich in der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf durchgeführt, welchen ich auch im Praktischen Teil eingebunden habe. Ist der genetische Fingerabdruck bestimmt, kann der Täter, durch einen Vergleich der DNA-Probe vom Tatort mit der seinigen, eindeutig identifiziert werden.


Praktischer Teil

STR-PCR-Technik

Die STR-PCR-Technik ist eine der meist angewandten Methoden weltweit. Mit dieser können geringe DNA-Mengen erfolgreich und in sehr kurzer Zeit untersucht werden. Durch viele Untersuchungen und Proben kö?nnen auch Datenbanken angelegt werden. Die am häufigsten angewandte Analyse ist die DNA-Routineanalyse. Diese Untersuchung wird an der nuklearen DNA (nDNA), der sogenannten Short Tandem Repeat (STR), durchgeführt. Short Tandem Repeats sind viele nichtcodierte DNA-Bereiche, mit denen feste Abfolgen des genetischen Codes unterschiedlich oft untersucht werden können. Jeder einzelne DNA Bereich hat eine andere Anzahl von Wiederholungen, sodass an jedem Locus unterschiedlich lange Short Tandem Repeats entstehen. Jede Variante wird als Allel oder DNA-Merkmal bezeichnet. Erbbedingt ist das vorkommende DNA-Merkmal eines Individuums, deshalb hat jeder Mensch bei der STR einen bestimmten Allel-Typ. Jedes Individuum besitzt wegen der Doppelhelix zwei vollständige Kopien einer DNA, darum bleiben bei der STR nur zwei Zahlenwerte erhalten. Die beiden STR-Allele können gleich oder unterschiedlich lang sein, wodurch jeder Mensch bis zu zwei Wiederholungszahlen aufweisen kann. Für die Untersuchung der STR-Bereiche werden diese mit Hilfe der PCR vervielfältigt, wenn keine ausreichende Menge an DNA verfügbar ist. Diese Möglichkeit ist auch der Grund dafür, dass auch die kleinsten und unscheinbarsten Spuren untersucht werden können. Der Name der PCR kommt von dem Molekül, das den Kopiervorgang durchführt: Das Enzym DNA-Polymerase.


Um eine PCR beginnen zu können, benötigt man DNA, die in einem Behälter eingefroren ist13. Eingefroren wird die DNA, da sie beispielsweise durch Hitzeeinwirkungen zerfallen könnte oder wichtige Bestandteile verlieren kann. Daraufhin wird im Computer nachgeschaut von welcher Person die DNA stammt. Auf den Behältern sind Zahlen, die einer Person zugeordnet sind. Noch bevor man sich dieser Arbeit widmet, sollte man die Kits aus der Gefriertruhe nehmen. Ein Kit ist ein kleines „Döschen“ in der die Primer, die DNA-Polymerase sowie die MPX-2 Lösung14 gelagert wird. Man braucht für die Durchführung:


Nun wird Wasser in DNA-Behälter gegeben, bis sie auf 25 Mikroliter aufgefüllt sind15. Wenn diese mit Wasser gefüllt sind werden die Behälter vorsichtig gemischt und kurz, ca. 10 Sekunden bei 14.500 rpm16, zentrifugiert17. Daraufhin wird der DNA der Primer-Mix und der Thermostart hinzugefügt. Zu Beginn werden die zu amplifizierenden Bereiche, wo die Sequenz bekannt sein muss, durch die Erhöhung der Temperatur auf etwa 90 Grad denaturiert. Denaturierung bedeutet hier, dass sich die Wasserstoffbrückenbindungen lösen und DNA-Einzelstränge entstehen. Darauf folgt die Hybridisierung. Hier wird das Gemisch auf ca. 50? °C abgekühlt. Außerdem werden synthetische, komplementäre Startermoleküle, die Primer, hinzugegeben, sodass sich die vervielfältigte DNA an die STR-Region anschliesst. Darauf folgt die Polymerisierung. Vom 3‘ –Ende ausgehend, wird der Primer zu jedem DNA Strang, durch die Polymerase, am Komplementärstrang in 5‘– 3‘ Richtung synthetisiert. Hier wird auch die Polymerase verwendet, die aus thermophilen Bakterien isoliert werden. Diese Bakterien leben in heißen Quellen und produzieren Enzyme, die auch bei Temperaturen von ca. 95 °C stabil sind. Also können diese Bakterien schon mal nicht während der Denaturierung zerfallen, da sie ja hitzebeständig sind. Das am häufigsten verwendete Enzym ist die Taq- Polymerase. Diese Polymerase stammt von einem Bakterium namens Thermus aquaticus, welches sich in sehr heißen Gewässern aufhält.


Nun wiederholt sich derselbe Reaktionszyklus aus Denaturierung, Hybridisierung und Polymerisation immer wieder. Deshalb heißt diese Reaktion, Kettenreaktion. Bei jedem Zyklus wird die Anzahl verdoppelt. Meist reichen 30 Zyklen einer PCR aus, um eine ausreichend replizierte DNA-Menge zu erhalten, die für weitere Analysen groß genug ist. Heutzutage ist die PCR zum größten Teil automatisiert. Der Thermocykler18, also das Erhitzen und Abkühlen, läuft völlig automatisch. Deshalb braucht man für 20 Zyklen ein wenig mehr als eine Stunde. In unserem Versuch wurde der Schritt mit dem Sequenziergel ausgelassen. Aber hier die Erläuterung dazu:


Die replizierte DNA-Menge wird auf das Sequenziergel gegeben. Bei der Elektrophorese19 sind die beiden Enden des Gels in eine Pufferlösung eingetaucht, an die über Elektroden elektrische Spannung angelegt ist. Das obere Ende des Gels ist negativ und das untere positiv geladen. Die DNA ist negativ geladen. Daraus ist zu schließen, dass sie zum positiven Pol wandert. Deswegen kommen die kleineren DNA-Stücke weiter unten, näher zum plus Pol, zum liegen, da sie schneller durch das Gel gleiten. Größere Stücke liegen weiter oben, wenn der Stromfluss nach ca. drei Stunden gestoppt wird. Sichtbar werden diese, da sich das Gemisch aus Gel und replizierter DNA in Banden aufteilt. Außer den DNA-Stücken, wo die Länge unbekannt ist, werden immer DNA-Stücke bekannter Länge im Gel mitlaufen gelassen. So hat man einen Vergleich, wie weit die bekannten von den unbekannten DNA-Stücken entfernt sind. Dadurch kann die Größe in Basenpaaren berechnet werden.


Schlussbetrachtung

Es ist schon etwas sehr interessantes, die Kriminalbiologie. Wenn es diese nicht gäbe, würden viele Menschen eventuell zu unrecht verurteilt werden. Da der genetische Fingerabdruck einen hohen Stellenwert in der Kriminalistik einnimmt, wird dieser in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Durch die DNA-Typisierung kann man beispielsweise:

  • Fälle schneller aufklä?ren, wo der Täter DNA-Spuren, wie Haare, Speichel oder Blut, hinterlassen hat und zur Täteridentifikation führen
  • Durch die 99,99%ige Beweiskraft Verdächtige definitiv ausschließen.


Viele Menschen sorgen sich darum, dass ihr genetischer Fingerabdruck in einer riesen Datenbank gespeichert wird und ihre “Privatsphäre“ verletzt wird. Diese Meinung kann ich nicht teilen, denn

  1. werden bei der DNA-Typisierung nur uncodierte DNA-Bereiche untersucht und
  2. ist das Ergebnis der Untersuchung nur in einer nicht lesbaren Kombination hinterleg, die gespeichert wird. Dies wiederrum sagt nichts über die Person aus.


Daraus kann ich schließen, dass Manipulation und Missbrauch auszuschließen sind. Zum Schluss sollte noch in Betracht gezogen werden, dass der genetische Fingerabdruck allein, nicht zur Verhaftung führen kann, sondern immer mit Ermittlungsergebnissen im Zusammenhang gesehen werden muss. Im gesamten hat der genetische Fingerabdruck nur gute Seiten, da er zur einer höheren Sicherheit in der Bevölkerung führt.


Literatur- und Quellenverzeichnis

Primärliteratur:
1. Benecke, Mark (3. Auflage April 2007): DEM TÄTER AUF DER SPUR – So arbeitet die Kriminalbiologie, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co.KG, Bergisch Gladbach; S. 148ff; 289ff
2. Innes, Brian (2007): DNA UND DER GENETISCHE FINGERABDRUCK, Tosa-Verlag, S.33 -47
3. Kunz, Karl-Ludwig (5. Auflage 2008): Kriminologie, HauptUTB (Arbeitsgemeinschaft der Verlage); S. 3-6; 117f; 137f


Sekundärliteratur:
4. Hoff, Peter; Hafner, Lutz (2004): GRÜNE REIHE Materialien S II Genetik, Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, Braunschweig
5. Lyle, Douglas E. (2009) CSI-FORENSIK FÜR DUMMIES, WILLEY-VCH Verlag GmbH & Co.KGaA, Weinheim
6. Robinson, Tara Rodden (2006): GENETIK FÜR DUMMIES, WILLEY-VCH Verlag GmbH & Co.KGaA, Weinheim


Internetquellen:
1. http://www.fischdb.de/methoden/rflp 2. http://www.strafrechtonline.org/index.php?scr=lvs_downloads&lvs_id=88#theme 256 (§?2 Geschichte der Kriminologie)


Bildquellen:
Gelelektrophorese:
http://www.biotalk.de/getimage_thumbnail.php?item_content=740&width=276&height=265


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.