2003 SeroNews: Patricia Cornwell: Wer war Jack the Ripper?: Difference between revisions

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* [[2002 Sero News: Zeitzeuge Tod|Zeitzeuge Tod]]


* [[2016 03 Schweiz am Sonntag: Ploetzlich hilft Kommissar Zufall|«Plötzlich hilft Kommissar Zufall»]]<br>
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* [[2017 05 Freie Presse: Was die Spurensuche ueber das Denken aussagt|Was die Spurensuche über das Denken aussagt]]<br>
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Quelle:SeroNews Nr. 1/2003 (Vol. 8), S.13-14

Patricia Cornwell: Wer war Jack the Ripper?

Beneckes Bücherschrank (10c)

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VON MARK BENECKE


Patricia Cornwell: Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers. Gebundene Ausgabe, 412 Seiten, Hoffmann & Campe, Erscheinungsdatum: 2002, ISBN: 3455093655, EUR 22,90


Der deutsche Verlag bietet das recht dicke Buch für einen verdächtig niedrigen Preis an: Kein Wunder, denn es hält nicht, was es verspricht.


Die Liste der halbgaren Ermittlungen und vor allem Vermutungen der Krimi-Autorin ist zu lang, um sie hier zu drucken, aber einige Beispiele sollen auch die hartgesottensten Fans -- bitte, bitte, bitte -- von diesem Nicht-Sachbuch fernhalten:


a) Wichtige Beweisstücke – Gemälde des Malers und Haupt-Verdächtigen für die Taten namens Sickert – sind nicht abgebildet. Das ist frustrierend, weil die Autorin ständig auf diese Bilder verweist. Der Verlag sollte einen Kunst-Band des einst berühmten Künstlers gratis mitliefern; anders geht´s nicht.


b) Cornwell führt mehrmals aus, dass heute bessere Untersuchungs-Techniken als damals verfügbar sind. Allerdings ist das Spuren-Material seinerzeit nicht asserviert worden! Was also sollen die Lehrbuch-Exkurse in die heutige Kriminal-Technik und -biologie bedeuten? Und was haben sie mit der Aufklärung der Ripper-Identität zu tun? Eben: nichts.


c) Sickert wurde als Kind mehrmals am Penis operiert. Daraus folgert Cornwell, dass der Maler mangels geschlechtlicher Erfüllung einen Hass auf Frauen entwickelte und sich für Anatomie interessierte. Leider kann sie aber weder Erektions-Störungen Sickerts noch das angebliche Hass-Gefühl noch die Lust an Anatomischen auch nur ansatzweise belegen. Trotzdem beharrt die Autorin auf diesen Tatsachen. Warum?


d) Im Zusammenhang mit sadistischen Serientaten ist der verstaubte Begriff „Lustmord“ unschön und völlig falsch. Mit sexueller Lust haben die Taten des Rippers nichts zu tun. -- Auch eine mit sexuell übertragbaren Krankheiten infizierte Prostituierte als „wandelnde Seuche“ zu bezeichnen, finde ich etwas stark.


e) Die Anzahl der Konjunktive ist derart hoch, dass das Werk auch heißen könnte: „Das Buch der Vermutungen“. Nichts gegen kriminalistische Hinweise, Indizien und begründete Vermutungen! Cornwell versucht aber bloß, ihre zwar schöne, aber nicht wirklich belegbare Geschichte glaubwürdiger zu machen. „Manche sagen“, „andere behaupten“, „vermutlich blieb Sickert“; „muss…eine gewaltige Garderobe besessen haben“, „wenn Sickerts Skizze…das Gesicht wiedergibt, dann ist Sickert am Tatort gewesen“; „Sickert war sicherlich mit den neuesten Ermittlungsmethoden vertraut“; „wir dürfen voraussetzen…doch selbst wenn das nicht der Fall ist“…usw. usf..


f) Das einzige beweisnahe Informations-Fitzelchen ist die mtDNA an manchen Ripper-Briefen. Sickert soll die Texte mit vielfach verstellter Handschrift geschrieben haben. Könnte sein -- die Briefe und deren textlicher Inhalt sind tatsächlich der einzige halbwegs brauchbare Hinweis in einer ansonsten brüchigen Indizien-Kette. Allerdings fehlt eindeutige Vergleichs-DNA von Sickert, so dass nur Briefumschlag mit Briefumschlag verglichen werden kann. Details zur DNA-Typisierung sind im Buch aber nicht mitgeteilt (außer dass drei Loci übereinstimmen sollen).


Für ein kleines, feines Paper in den SeroNews oder der Kriminalistik hätte die sechs Millionen Euro teure Untersuchung Cornwells zur Freude und Unterhaltung der LeserInnen gereicht. In einem mit leeren Versprechungen und unnützen Neben-Geschichten gespicktem dicken Schinken ist das ganze aber Quatsch mit Soße.


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.