1996 Archiv f. Kriminologie: Zur insektenkundlichen Begutachtung in Faulleichenfällen: Difference between revisions

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Quelle: Archiv für Kriminologie, Heft 198 (1996), Seiten 99 bis 109 (1996)<br>
=<font color=orange>Einsatz von übersinnlichen Fähigkeiten</font>=
==<font color=orange>Test eines "Mediums" bei Tötungsdelikten</font>==
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'''Von Mark Benecke<sup>1</sup>'''<BR>
<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/d/dc/2011_10_Kriminalistik_Einsatz_von_uebersinnlichen_Faehigkeiten_Mark_Benecke.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/0/0d/2011_10_Kriminalistik_Einsatz_von_uebersinnlichen_Faehigkeiten_Mark_Benecke_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>
'''"Es sei daher gestattet, an die Fachgenossen die Mahnung anzuknüpfen, in fremden Gebieten nach für uns Wichtigem zu suchen und das Gefundene den anderen mitzutheilen." (Fritz Gross, 1899)<sup>2</sup>'''<br>
Nicht oft, aber regelmäßig, gehen bei uns im Labor Nachfragen ein, ob wir bei Kriminalfällen die Hilfe von "Medien" - Menschen, die übersinnliche Fähigkeiten besitzen - einsetzen. Diese Anfragen kommen von den Medien, allerdings der anderen Sorte: meist vom Fernsehen. Es gibt anscheinend ab und zu Romane oder TV-Serien, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Berichtet wurde uns von Fernsehserien wie "Medium - Nichts bleibt verborgen" und "Ghost Whisperer", die das Interesse am Thema "übersinnliche Ermittier" wachhalten. Daher wohl diese für ein forensisches Labor (das ja grundsätzlich nur dem greifbaren Sachbeweis und gerade nicht unbeschreibbaren Kräften und Wahrnehmungen) zugewandt ist, eigentlich merkwürdigen Anfragen.<br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 1.jpg|thumb|350px|left|Abb. 1: Schlaf-Sofa (Fall 1), auf dem die alte Frau erstochen wurde. Decken von der Polizei entfernt, Kissen und Tisch von unbekannter Person umgestellt. Der Fleck ist jahrelang vertrocknetes Blut des Opfers.]] Erfahrene Kriminalisten, die ich im Laufe der letzten zwanzig Jahre hin und wieder darauf ansprach, reagierten mit Kopfschütteln. Bestenfalls erinnerten sie sich "mal an irgendeinen" Fall, in dem das "vielleicht" versucht worden sein sollte, "aber nicht bei uns". Niemand konnte etwas Nachverfolgbares beisteuern. Ich hatte das Ganze daher zuletzt ins Reich der Märchen geschoben, bis ich zuletzt endlich die Möglichkeit hatte, näheres zu solchen Medien experimentell zu prüfen.<br>
Ich hoffe, hiermit klar darstellen zu können, wie paranormale Medien in Kriminalfällen arbeiten und vor allem warum ihre Aussagen zwar teils zutreffen können, ohne dabei aber einen kriminalistischen Wert zu haben. Es ist bei der Arbeit mit Angehörigen und der Presse zwar leicht, aber auch sehr gefährlich, paranormale Medien auszulachen. Wichtiger ist aber, deren Arbeitsweise und deren Vorgehen zu verstehen, damit nicht der Eindruck entsteht, man verzichte leichtfertig auf eine mögliche Ermittlungshilfe. Es war daher meiner Meinung nach dringend notwendig, einmal einen Versuch mit fairen Bedingungen, das heißt Verifizierungswie Falsifizierungsmöglichkeiten durchzuführen.<br>
Ein Medium meldet sich Im Oktober 2010 ergab sich dann endlich eine Chance. Ein Medium bot mir unaufgefordert an, einen kriminalistischen Test mit übersinnlicher Komponente durchzuführen, und zwar ohne Breiten-Medien (TV/Print) und in der krassest möglichen Variante, nämlich bei Tötungsdelikten:<br>
..Ich bin Medium und sehe in Visionen zu Tode gekommene Menschen, überwiegend Morde an Kindern. Meine Frage an Sie: ist es aus Ihrer Sicht möglich, meine Visionen in Kriminalfälle zu integrieren beziehungsweise zu verwerten? Wie das zum Beispiel in den USA schon länger praktiziert wird. Zum Ende möchte ich noch betonen, dass ich keinerlei finanzielles Interesse habe. In den vielen Fällen ist es so, dass ich folgende Dinge "sehen" kann:<br>
• die Todesursache bzw. Verletzungen;<br>
• Umstände/Situationen, die kurz vor dem Tod waren (beispielsweise Streit/Sexualverbrechen/Entführung);<br>
• Gegend oder Landschaft, wo sich eine Leiche befindet (allerdings meist ohne Ortsnamen);<br>
• Aussehen des/der Täter{s) und Hinweise auf dessen Umfeld, wie Familie, ArbeiVFahrzeug. Dies sind im Groben die Dinge, die ich meist wahrnehme. Es sind mal mehr, mal weniger Hinweise, das kann ich nicht beeinflussen."<br>
Ich sagte der Schreiberin von Vorneherein, dass ich angesichts des entstehenden Aufwandes eine Veröffentlichung der Ergebnisse in Fachzeitschriften einplanen wolle. Da sagte sie erfreut und wiederholt zu. Leider zog sie aber, nachdem ich ihr die Ergebnisse mitteilte, vollkommen unerwartet ihr Einverständnis zurück, sodass ich den Namen der Schreiberin nun nicht mehr nenne.<br>
===<font color=orange>Meine Idee zum Test war dabei einfach und konkret:</font>===
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 2.jpg|thumb|280px|right|Abb. 2: Angebliches Bild des Toten in Fall 1 nach Vision des Mediums (Getötet wurde eine Frau).]]"Ich sende Ihnen Farbfotos von Tatorten, auf denen man aber die Leichen nicht oder nur teils oder nur Spuren (Blut usw.) sieht, und sie sagen mir nach Möglichkeit etwas zu:<br>
• Ort (wo ist das?);<br>
• Jahr (wann geschah das?);<br>
• Jahreszeit (wann geschah das?);<br>
• Art des Verbrechens (was ist da passiert?);<br>
• Art der Verletzungen;<br>
• etwas zum Täter/zur Täterin.<br>
Wäre das eine für Sie akzeptable Möglichkeit?"<br>
Das Medium stimmte zu. Wir kennen uns nicht persönlich. Wir haben einen knappen, offenen und bis zuletzt höflichen Umgang per E-Mail gepflegt und sind die Sache vor allem mit Neugier angegangen. Einer der Gründe für ein testendes statt diskutierendes Vorgehen war, dass ich lieber die Ärmel hochkrempele, anstatt Grundsatz-Positionen abzustecken. Zudem, so das Medium, benötige sie eine gewisse Zeit, um Informationen über Kriminalfälle wahrzunehmen, so dass sich persönliche Treffen ohnehin nicht anboten:<br>
"Das müsste dann ein langes Treffen werden :-), da ich die Visionen nicht immer auf Abruf bekomme, sondern manchmal auch ein, zwei Tage bzw. ein, zwei Nächte vergehen können. Es kommt auch vor, dass zusätzliche Wahrnehmungen noch einige Tage später folgen. Dazu kommt, dass ich in der Oberpfalz lebe und Agoraphobie habe :-(<br>
Vielleicht gibt es ja unter diesen Umständen doch die Möglichkeit eines Versuchs über E-Mail oder Post? Außer, Sie möchten mich besuchen? Bei dieser Gelegenheit könnte ich dann einen ersten Blick auf die Tatort-Fotos werfen und Ihnen gleich mitteilen, ob oder welche Vision kommt."<br>
===<font color=orange>Zur Person</font>===
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 3.jpg|thumb|350px|left|Abb. 3: Fundort der Leiche in Fall 2: O.J. Simpsons Ex-Frau.]]Das Medium, eine Frau mittleren Alters, ist Esoterikerin. Sie beschreibt sich und ihr Vorgehen wie folgt:<br>
"Die Spiritualität begleitet mich schon sei meiner Kindheit. Ich habe mittlerweile meine Spiritualität zu meiner Berufung machen dürfen.<br>
Am Anfang meiner "Arbeit" von Bedeutung ist das Bild einer vermissten oder verstorbenen Person. Möglich ist auch ein Bild vom Tatort oder aus der Umgebung des Vermissten oder Verstorbenen.<br>
Der nächste Schritt ist das sogenannte "Reinspüren". Dieses Reinspüren bedeutet, dass ich mich in Gedanken mit der Seele des Vermissten oder Verstorbene  verbinde. Das beinhaltet ein sehr intensives Betrachten des Bildes, das ich auch für einige Minuten in die Hand nehme. Dieses wiederhole ich einige Male im Abstand von einigen Stunden, so dass eine Verbindung aufgebaut werden kann.<br>
Jeder Mensch, auch Verstorbene, besteht aus Energie. Diese Energie ist die Seele, in der alles Vergangene gespeichert ist. Diese Energien sind "Erlebnisse" des Vermissten oder Verstorbenen, die ich in Form von Hinweisen wie Bildern, Symbolen, Gefühlen, Geräuschen und Träumen wahrnehmen, sehen, hören und spüren kann.<br>
Diese genannten Hinweise treffen immer auf den jeweiligen Vermissten oder Verstorbenen zu, oder auf die Umgebung und das Umfeld, mit dem der Vermisste oder Verstorbene kurz vor der Tat zu tun hatte. Deshalb kann ich auch die Umstände vor oder während einer Tat erkennen. Auch wenn es oft nicht sofort ersichtlich ist, würde sich doch direk am Tatort vieles leichter erklären lassen, da hier die energetische Verbindung stärker ist und der Austausch mit den Ermittlern sehr wichtig wäre, denn so könnte man speziell auf diese Hinweise achten.<br>
Ich als Medium bin also einfach gesagt die Botschafterin zwischen den Vermissten oder Verstorbenen und einer Vertrauensperson, die diese Hinweise an die jeweiligen Behörden weitergibt. Mir ist bewusst, dass nicht alle Hinweise sofort in Verbindung zu den Fällen gebracht werden können, da ich schon mehrere Hinweise zu verschiedenen Fällen an die dementsprechenden Polizeibehörden weitergegeben habe. Aber es ist durchaus so, dass sich nach einiger Ermittlungszeit sehr viele Übereinstimmungen heraus kristallisiert haben."<br>
Der Vorteil dieser gut verständlichen "MateriaI-und-Methoden"-Beschreibung ist, dass das Medium klar angibt und es im Text sogar unterstreicht, dass ihre Angaben direkt - räumlich oder zeitlich - im Umfeld der Tat anzusiedeln sind. Jedes Geschehen im Nahfeld einer Tat ist aber natürlich eine interessante Ermittlungshilfe.<br>
Besonders gut ist, dass die Methodenbeschreibung es erlaubt, teilweise festzustellen, ob ihre Visionen stimmen oder nicht (Verifizierung oder Falsifizierung). Das ist bei den schwurbeligen Auskünften, wie sie etwa im "Wahrsagercheck" von Michael Kunkel und in seiner "Anleitung für Prognose-Treffer" gut beschrieben sind<sup>3</sup>, oft schwer möglich. Das Medium sagte aber deutlich präzisere und damit prüfbare Angaben zu. Ich war daher genauso gespannt wie das Medium, was sich ergeben würde.<br>
===<font color=orange>Fünf Fälle: Wahrheit und Vision</font>===
<font color=orange>'''Fall 1: Tote Mutter'''</font><br>
<u>Uns bekannte Tatsachen</u>:<br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 4.jpg|thumb|350px|right|Abb. 4: Fall 3: "Vampir"-Leiche (enterdigte Person, Herz entfernt): "Luftnot, falsche Person, Kälte, fehlendes Geld".]]Verurteilt wurde die Tochter einer alten Frau. Die Täterin soll im Häuschen der Mutter, in dem diese mittlerweile alleine lebte, nach einem Kaffeeplausch in ihrem alten "Kinder"-Zimmer genächtigt haben. Nachts soll sie ihre Mutter dann auf einer Schlafcouch mit Dutzenden von Stichen getötet haben. Im Bild (s. Abb. 1) ist die Couch mit Blutfleck zu sehen. Das Bild entstand mehr als fünf Jahre nach der Tat. Die verurteilte Frau bestreitet die Tat. Auffällig war für uns am Tatort, dass jemand aufgeräumt hatte. Nicht nur waren die blutigen Decken von der Polizei eingesammelt worden (Spurensicherung), sondern es war auch ein frisches Kissen mit Hotel-Kniff in die Ecke gestellt worden, die Fernbedienungen fürs Fernsehen lagen wie zum weiteren Gebrauch ordentlich parallel auf einem Beistelltischchen usw.<br>
Wir sind uns nicht sicher, ob die verurteilte Frau wirklich die Täterin ist, da viele Tat-Umstände unserer Meinung nach nicht zu Ende untersucht sind und wir zudem mehrere vermutlich tatbezogene Gegenstände am Tatort fanden, von denen das Gericht nie erfahren hat (beispielsweise ein befleckter Handschuh).<br>
<u>Vom Medium mitgeteilte Visionen</u>:<br>
1. Bei diesem Bild würde ich nicht von einem geplanten Verbrechen ausgehen.<br>
2. Ländliche Umgebung des Hauses, viel Grün (Schrebergärten o. ä. in der Nähe).<br>
3. Der Tote: männlich zw. 50-70 Jahre alt, normale Statur, graue kurze Haare und unrasiert, Brille mit dunklem robustem Gestell, grau-blaues langärmeliges Hemd (siehe Abbildung 2).<br>
4. Der Tote hat wahrscheinlich alleine gelebt und blieb nach seinem Tod einige Zeit unentdeckt. Kurz vor seinem Tod hat ein Streitgespräch mit einer jüngeren männlichen Person aus dem näheren Umfeld stattgefunden. Daraus wurde ein handfester Streit, indem es um Geld ging und der Tote in Richtung Sofa geschubst wurde. So entstand an der linken Kopfseite eine blutende Wunde (evtl. von der Wand). Allerdings kann ich diese Wunde nicht als Todesursache orten.<br>
5. Ich denke, dass der Mann an einer natürlichen, aber plötzlichen Todesursache verstarb, da ich hier einen Täter "sehe".<br>
6. Der Tod dürfte mindestens zehn Jahre zurückliegen.<br>
7. Zahlen, die ich "gesehen" habe und die mi dem Toten in Verbindung stehen: 114 und 148."<br>
<u>Kommenta</u>:<br>
Es handelte sich bei der Toten um eine Frau, nicht einen Mann. Die Leiche wurde morgens, einige Stunden nach Todeseintritt, in dem sonst von ihr allein bewohnten Haus gefunden, blieb also gerade nicht einige Zeit unentdeckt. Es handelte sich nicht um eine natürliche Todesursache, sondern eine Tötung mi dutzenden von Messerstichen. Der Tod liegt in der Tat schon etwa zehn Jahre zurück.<br>
Auf der Rückseite des Hauses liegt ein kleiner Ziergarten. Es handel sich um einen kleinen fränkischen Ort. Den Bezug zu den Zahlen haben wir nicht geprüft, da sich nach Aussage des Mediums nicht hinreichend eingrenzen lässt, was genau die Zahlen bedeuten.<br>
<u>Für Ermittlungen verwertbare Hinweise</u>:<br>
Keine. Es gibt meiner Meinung nach zwar auch mehrere männliche Verdächtige in diesem Fall, ansonsten wiederspricht die Vision den objektiven Befunden vollkommen, beispielsweise zu den grundsätzlichen Fakten des Geschlechtes des Opfers und zur Todesursache.<br>
----
<font color=orange>'''Fall 2: O.J. Simpson'''</font><br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 5.jpg|thumb|400px|left|Abb. 5: Blutspuren in Fall 4 (umgekippter Stuhl, Unterseite) als Vorlage für das Medium.]]<u>Uns bekannte Tatsachen</u>:<br>
Es handelt sich um die Ex-Ehefrau des Sportlers O. J. Simpson (siehe Abb. 3). Er wurde für die Tötung zivilrechtlich verureilt, kam im Strafverfahren aber wegen prozesstechnischer Tricksereien frei. Aus spurenkundlicher Sicht ist er eindeutig der Täter, unter anderem, weil sich bei ihm zuhause Blut der verstorbenen Frau fand.<sup>5</sup><br>
<u>Vom Medium mitgeteilte Visionen</u>:<br>
1. Bei diesem Bild würde ich von einer Affekt-Tat ausgehen.<br>
2. Die "Totenseele" ist sehr unruhig und empfindet eine Sache in Bezug auf ihren Tod als nicht abgeschlossen!<br>
3. Diese Tat dürfte mindestens fünf Jahre zurück liegen.<br>
4. Ich habe "feinstofflich" starke plötzliche Schmerzen im Oberbauch gespürt, mit Ausstrahlung in den Rücken/Nierenbereich, linksseitig stärker, so dass ich in diesem Bereich von starken Verletzungen ausgehe. Auch im Kopfbereich müsste eine Verletzung durch einen Aufprall vorhanden sein. Außerdem wurde mehrfach an den Haaren gezogen.<br>
5. Hier dürfte ein Kampf stattgefunden haben, wobei die jetzt Tote mehrfach versuchte zu entkommen/Hilfe zu holen.<br>
6. "Gesehen" habe ich einen Mann zwischen 30 und 40 Jahre alt und schlank. Er hat dunkle kurze Haare, dunkle Augen und einen Schnäuzer. Schwarze Lederjacke und schwarze Lederschuhe. Dieser Mann hat meiner Meinung nach diese Tat verübt. Er dürfte auch schon früher Verhaltensauffälligkeiten gezeigt haben! Die beiden Personen haben sich nach meinem Empfinden gut gekannt.<br>
7. Kurz vor dem Tod hat sich die Verstorbene mit den Themen Erbschaft und Beziehung ganz intensiv auseinander gesetz.<br>
8. In Verbindung mit der Toten/dem Täter stehen:<br>
- mittelgroßer braun weißer Hund (Boxer-Optik);<br>
- Zahl 8;<br>
- weißes Motorboot."<br>
<u>Kommentar</u>:<br>
Die schwerste Verletzung war das Durchrennen der Vorderseite des Halses. Die Tat liegt über fünf Jahre zurück. Der Täter trug keinen Schnäuzer, aber Lederschuhe. Der Täter kannte das Opfer gut, und er hatte auch schon früher Gewaltätigkeiten gegen Frauen ausgeübt. Es hat sich um eine Affekt-Tat gehandel. Am Tatort lag eine zweite Leiche. Das Thema Erbschaft dürfte wegen der rechtlich geklärten Scheidung eine Rolle gespielt haben. Der Täter war über 45 Jahre alt. Die Tat liegt über fünfzehn Jahre zurück.<br>
<u>Für Ermittlungen verwertbare Hinweise</u>:<br>
Keine, da Alter und Aussehen des Täters teils falsch. Beschreibung zum Ablauf der Tat nicht ausreichend detailliert. Hauptverletzung des Opfers nich erkannt. Tötung eines zweiten Opfers nicht erkannt.<br>
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<font color=orange>'''Fall 3: "Vampir-Leiche'''</font><br>
<u>Uns bekannte Tatsachen</u>:<br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 6.jpg|thumb|350px|right|Abb. 6: Wohnungsskizze in Fall 4. Lage der Leiche in etwa korrekt, alles übrige (Öffnungs-Art der Türe, Orientierung und Form des Flures) unrichtig.]]Es handelt sich um einen an Krebs verstorbenen alten Mann, der im Januar 2004, gut zwei Wochen nach seiner Beerdigung, in einem rumänischen Dorf von Dorfbewohnern enterdigt wurde. Dann wurde sein Herz herausgeschnitten und verbrannt. Das dem Medium vorgelegte Foto (Abb. 4) zeigt den Kopf der Leiche am Tag nach der Enterdigung.<sup>6</sup><br>
<u>Vom Medium mitgeteilte Visionen</u>:
" 1. "Falsche" Person, fehlendes Geld, Kälte.<br>
2. Meiner Ansicht nach ist die Todesursache hier Luftnot.<br>
3. Möglicherweise hat sich der Mann auch kurz in einem Gewässer befunden, zumindest könnte ein Gewässer in der nahen Umgebung sein.<br>
4. Ich empfinde die Energie hier als ruhig und kann leider eine anderen Personen feststellen.<br>
5. Meine Angabe "falsche Person" könnte bedeuten, dass diese Person sich vielleicht mal mit falscher Identität ausgegeben hat.<br>
6. Die Angabe "fehlendes Geld" kann darauf hinweisen, dass massive Geldprobleme vorlagen oder der Mensch ohne Obdach war. Auch AIkohol könnte eine Rolle gespiel haben."<br>
<u>Kommentar</u>:<br>
Die Identität der Person war allen Beteiligten gut bekannt. Es handelt sich um ein Dorf, in dem die Menschen aus unserer deutschen Sicht wenig Geld zur Verfügung haben, was sich aber nicht unbedingt mit der Wahrnehmung der Menschen dort decken muss. Es herrschte winterliche Kälte.<br>
<u>Für Ermittlungen verwertbare Hinweise</u>:<br>
Keine. Trotz des Fehlens detaillierter Angaben hätten zumindest Hinweise auf die bizarren Umstände, die Enterdigung, die Blutspuren in bisher ungelöstem Fall 4 auf umgekippter Sitzfläche, das Herausschneiden mehrerer Organe usw. in der Vision einen Widerhall finden müssen, wenn sie hilfreich hätten sein sollen. Angaben zur Kälte hätte beispielsweise bei genauerer Beschreibung der Kältequelle (Schnee? Tiefkühltruhe? gefrorener Boden?) und unter anderen Fund-Bedingungen interessant sein können (Leiche nach Lagerung in See versenkt o. ä.).<br>
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<font color=orange>'''Fall 4: Mord/Blutspuren-Tatort'''</font><br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 7.jpg|thumb|350px|left|Abb. 7: Blindprobe (Nullkontrolle; "Fall" 5): De facto kein Fall, nur eine Zigarettenschachtel am Straßenrand. Vom Medium dennoch als Tatort wahrgenommen.]]<u>Uns bekannte Tatsachen</u>:<br>
Es handelt sich um die Tötung eines Mannes, der in seiner Wohnung mit zahlreichen Messerstichen getötet wurde. Die Leiche wurde nicht verbracht (Blutspuren: das Opfer starb dort, wo es angegriffen wurde). Abbildung 5 zeigt eine beim Kampf umgestürzte Auflagefläche eines Stuhles (also die Unterseite), auf die das austretende Blut spritzte. Es bestand die lose Vermutung, dass ein Stricher, den der Mann zu sich nach Hause genommen haben könnte, die Tat begangen haben könnte.<br>
<u>Vom Medium mitgeteilte Visionen</u>:<br>
,,1. ln diesem Fall sehe ich wenige Ein- und Mehrfamilienhäuser. Keine Hochhäuser. Ich nehme hier einen Todesfall wahr. 4-5 Personen sind aber darin eingeweiht oder zumindes betroffen davon. Das kann z. B. bei einer Rache der Fall sein.<br>
2. Mann im weißen Overall öffnet Tür, sagt zu einer weiteren Person: "Wir haben neun Wochen gebraucht", duckt sich und geht in den Raum. Womöglich liegt dieser in einem Kellerbereich.<br>
3. Meiner Meinung nach dürfte es sich um ein gröBeres Gebäude, aber etwas abgelegen, handeln. In dem Gebäude ist die Energie von vielen Menschen zu spüren. Daher ist es auch möglich, dass mehrere Personen von der Tat betroffen sind, was für mich aber nicht weiter ersichtlich ist.<br>
4. Es herrscht eine extrem aggressive Energie, was bei mir in den meisten Fällen für eine geplante Rache-Tat steht. Bei dieser Energieform ist auch ein sexueller Hintergrund möglich. Meiner Meinung nach könnte(n) bei dieser von mir gefühlten negativen Energieform das/die Opfer vorher auch Täter gewesen sein.<br>
5. Zu dem Ereignis in Verbindung steht: "Vermont" und die Uhrzeit ,,5 Uhr" morgens.<br>
6. Personen, die in Verbindung mit der Tat stehen: älterer kleiner Mann (zwischen 60-70 Jahre), graue Haare und längerer grauer Vollbart, und eine 30-40 Jahre schlanke Frau mit langen welligen dunklen Haaren.<br>
Die Personen in allen meinen Beschreibungen könnte ich mit geeignetem Programm auch genau "phantomzeichnen", da sich einige mir ganz deutlich zeigen."<br>
<u>Kommentar</u>:<br>
Das Gebäude is nicht abgelegen. Es handelt sich um eine Mietswohnung in der Innenstadt einer Großstadt, die nicht im Keller liegt (auch nicht im Erdgeschoss). Eine Rachehandlung wäre vorstellbar, allerdings eher im Affekt.<br>
Personen wie die vom Medium beschriebenen sind bei den bisherigen Ermitttlungen nicht bekannt geworden, insbesondere ähnelt das Opfer keiner der Beschreibungen auch nur ansatzweise. Die Beteiligung von Frauen erscheint nach bisherigem Stand unwahrscheinlich. Ein Overall wurde nicht gefunden. Die Tötungszeit ist unbekannt, könnte aber fünf Uhr morgens sein. Die vom Medium gelieferte Skizze der Räume (Abb. 6) is falsch. Die Lage der Leiche im Raum ist in etwa korrekt, wenn man die falschen Angaben zur Tür auf die reale Tür bezieht und die falschen Angaben zum Aufbau des Flures und den Zimmerproportionen weglässt.<br>
<u>Für Ermittlungen verwertbare Hinweise</u>:<br>
Keine derzeit erkennbaren. Allerdings lieferte das Medium wie angekündigt eine Täterskizze. Ob sie eine an der Tatbeteiligte Person darstellt, wissen wir nicht. Beachte dazu aber das falsche Phantombild im folgenden Fall 5.<br>
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<font color=orange>'''Fall 5: Zigarettenschachtel'''</font><br>
<u>Uns bekannte Tatsachen</u>:<br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 8.jpg|thumb|350px|right|Abb. 8: Tatortskizze zu "Fall" 5. In der Nähe der Zigarettenschachtel befand sich tatsächlich eine Eisenbahn-Brücke. ]]Es handelt sich um eine Zigarettenschachel (siehe Abb. 7), die im Rinnstein einer OrtsstraBe einer kleinen Stadt im Ruhrgebiet lag. Im betreffenden Stadtviertel haben in den letzten Jahren keine schweren Delikte (Raub, Tötungen) stattgefunden, obwohl es sich um eine sozial schwache Gegend handelt, in der zudem viele Durchreisende anzutreffen sind (ggf. erhöhtes Risiko für ungeklärte Delikte).<br>
<u>Vom Medium mitgeteilte Visionen</u>:<br>
"Meiner Meinung nach geht es hier um käufliche Dinge, nich erfülltte Absprachen, Streitgespräche und Aggression. Feinstofflich habe ich eine weibliche Opfer-Energie wahrgenommen. Da ich zu dieser Person aber eine weiteren Angaben bekommen habe, bedeue das für mich, dass das Geschehnis wahrscheinlich nicht länger als ein Jahr her ist und die Seele sich noch in einer Art Übergangsstadium befindet. Es kann aber auch manchmal vorkommen, dass die Seelen keinerlei Angaben über sich machen möchten.<br>
Das Gebiet habe ich auf der Zeichnung (Abb. 8) versucht darzustellen. Was feinstofflich für mich stark zu spüren war und was hier noch in Zusammenhang steht:<br>
1. Übelkeit, Brechreiz, Luftnot (was womöglich für Ersticken oder Strangulieren stehen könnte);<br>
2. Zuckerwürfel;<br>
3. die Farbe grün<br>
4. Abend/Nachtzeit.<br>
Ein PKW-Viertürer war hier beteiligt, der parkend an der Stelle (siehe Zeichnung) stand. Der Fahrer, der mit dem Geschehnis hier in Verbindung steht (siehe Zeichnung): - ca. 35-45 Jahre alt, gedrungene Statur, glattes lichtes braunes Haar, rundes Gesicht, Brillengestell aus Metall (siehe Abbildung 9). Der Mann könnte noch im Elternhaus leben und einen Beruf in Richtung Vertreter (jedenfalls dürfte er meinem Empfinden nach viel unterwegs sein) ausüben."<br>
<u>Kommentar</u>:<br>
Es gibt kein Opfer und keine Tat. Der Container auf der Skizze existiert nicht. Die eingezeichneten Schienen befinden sich so nicht am Fundort, ebenso kein Bahnhäuschen. Dort stehen stattdessen Häuser. Das Tückische für die Arbeit mit Angehörigen oder der Presse: Es gibt etwa zweihundert Meter entfernt eine Eisenbahnbrücke. Die eingezeichneten Bäume existieren ebenfalls nicht, es steht dort eine Haus-Reihe. Straßenbäume gibt es aber.<br>
<u>Für Ermittlungen verwertbare Hinweise</u>:<br>
Keine. Trotz großen Detailreichtums in der Vision hat keine Tat stattgefunden.<br>
===<font color=orange>Fazit: Wie Visionen in Kriminalfällen entstehen und warum sie teils stimmen können</font>===
Kriminalisten stehen paranormalen, feinstofflichen und generell esoterischen Vorstellungen - zumindest dienstlich - sets zweifelnd gegenüber. Bereits in den ersten Ausgaben des Archives für Kriminologie<sup>7</sup>, der ältesten durchgehend bestehenden Fachzeitschrift zum Thema, wird dieses Thema ab 1898 oft und ausführlich besprochen. Darauf bezieht sich auch das Eingangs-Zitat dieses Artikels, in dem Kriminologe und Kriminalist Fritz Gross darauf hinweist, dass man von allem möglichen und eben auch von abergläubischen und verwandten Vorstellungen (damals vorwiegend Taschenspielertricks, Nachtwandeln, Suggestion usw.) - erst einmal Details kennen muss, um zu beurteilen, ob sie in Kriminalfällen eine Rolle spielen oder nicht.<br>
[[File:2011 10 Kriminalistik Einsatz von uebersinnlichen Faehigkeiten Mark Benecke abbildung 9.jpg|thumb|350px|left|Abb. 9: Phantombild einer angeblich tatrelevanten Person in "Fall" 5. (Es fand allerdings keine Tat statt).]]Seit dem Krieg allerdings werden Artikel über Medien und PSI-Erscheinungen von den kriminalistischen Zeitschriften nahezu gar nicht mehr veröffentlicht, da schnell klar war, dass die betreffenden Fälle fast immer ins forensisch-psychiatrische Fach gehörten (Schizophrenie, Schlafwandeln, Affekt<sup>8</sup>). Zudem spielen heutzutage neben der sehr kleinen Gruppe aufrichtig überzeugter Esoterier, die sich in erster Linie selbst betrügen, ganz neue Formen von bewusstem Betrug eine Rolle, die von Taschenspielertricks oder der Glaubenswelt der esoterischen Medien weit entfernt sind (Cybercrime, Insiderhandel, Enkeltrick , Skimming usw.).<br>
Mich in interessierte hier daher in erster Linie das Vorgehen des Mediums, da sie aufrichtig an ihre Berufung glaubt. Da sie mangels Gegenüber kein Cold Reading betreiben konnte (ihr lagen nur die hier abgebildeten Fotos in Farbe vor) und auch reine Barnum-Aussagen zu auffällig gewesen wären, sie die Fälle zudem aber offensichtlich auch nicht recherchierte (bspw. bekannte Fälle O. J. Simpson und der Fall in Franken), hat sie sich wohl wirkIich auf Eingebungen verlassen. Ihre Schlussfolgerungen waren dabei teils auch durch bloße Bild-Betrachtung nachvollziehbar, wenngleich dies nicht die Gedanken sein müssen, die sich das Medium (bewusst oder unbewusst) machte:<br>
In Fall 1 (Abb. 1) hing in altmodischer Umgebung das Bild einer älteren Frau an der Wand. Auf dem Polster befand sich ein nicht identifizierbarer, bräunlicher Fleck. Die (falsche) Schlussfolgerung, dass ein alter Mann, dessen Frau schon gestorben war, hier oft gesessen haben könnte, lag nicht fern. Dass de facto von der Spurensicherung alle Decken des provisorischen Bettes enfernt waren und irgendjemand hinterher aufgeräumt, das Blut aber nicht entfernt hatte, ist schwerer zu erahnen.<br>
Dass in Fall 2 (Abb. 3) viel Bewegung (Fluchtversuch, Kampf sattgefunden hat, lässt sich aus der weiten Verteilung des Blutes ableiten. Die Umgebung erscheint gehoben oder wie bei einem Urlaub (Bungalow) - so könnte man (unrichtig) auf ein Motorboot kommen.<br>
In Abbildung 3 ist die mögliche (und auch tatsächlich herrschende) Kälte angesichts der dicken Mütze gut ableitbar. Die Sprengsel um den Mund könnten auf ausgehustetes Material hindeuten (Atemnot). Es handelt sich aber um Schimmel.<br>
In Fall 4 erschein das übersendete Farbfoto (Abb. 5) in gelblich-fahlem Licht (wie in manchen Kellern), weil es noch analog aufgenommen worden war und die Farbkorrektur im Labor nicht auf Taglicht "schaltete". So könnte die (falsche) Assoziation zu einem Keller entstanden sein.<br>
===<font color=orange>Kein visionäres Vermögen</font>===
Dieses teils assoziative Vorgehen erklärt auch, warum das Medium nach eigener Aussage am echten Tatort mehr wahrnehmen könnte als aus den reinen Bildern oder Bild-Ausschnitten: Dort würden tatsächlich mehr Informationen vorliegen, die sich sinnvoll verknüpfen ließen. Dass das Medium im "Fall" mit der Zigarettenschachtel (Fall 5), der kein Fall war, dennoch einen Tatbeteiligten sah und diesen auch zeichnerisch darstellen konnte, ist eine Falsifizierung ihres visionären Vermögens. Dasselbe gilt für die Fehlbeschreibung der toten Person beim Muttermord (Fall 1) sowie das Übersehen der Hauptverletzung und des zweiten Toten im Fall Simpson (Fall 2).
Bizarre Umstände, wie die Enterdigung und das Verbrennen des Herzens im Fall des "Vampirs", hätten aus Ermittlungssicht ebenfalls einen Niederschlag in Visionen finden müssen, um nützlich zu sein.
Unter der Vorgabe, dass Seelen nicht immer ganz genaue Darstellungen an das Medium geben können, sind die Treffer betreffs der Eisenbahn-Schienen im Zigarettenschachtelfall (Fall 5), die zumindest in der Nähe des Fundortes der Schachtel liegen, sowie die ungefähre Lage des Toten beim Kölner Blutspurenfall im Zimmer (Fall 3) zumindest anerkennenswert und erklären, warum Außenstehende einen nutzbaren Zusammenhang sehen könnten, den die Polizei dann scheinbar unbegründet nicht verwertet.
Da sich aber vorab nicht feststellen lässt, welche der Hinweise korrek sind, welche es nicht sind beziehungsweise welche noch ausgelegt werden müssen, werden die Ermittlungen so nicht erleichtert, sondern erschwert. Dies sollte man bei Nachfragen genau so mitteilen, um nicht im Ruch des arroganten Besserwissers zu stehen. Sehr viele Menschen sind leider abergläubisch und sehen in übersinnlichen Maßnahmen das letzte Mittel. Es lohnt sich also, ggf. zu erklären, warum derartige Methoden in Kriminalfällen nicht funktionieren - ganz egal, ob es dabei hin und wieder scheinbare Treffer gibt oder nicht.
===<font color=orange>Schluss</font>===
Die vorliegenden Visionen wären für kriminalistische Untersuchungen nicht verwendbar. Es gab deutliche Falschpositive Täterbeschreibung ohne Tat und Falschnegative (angeblich natürlicher Tod bei tatsächlicher Tötung mi Dutzenden Messerstichen). Das macht nicht nur im Labor, sondern natürlich auch bei Ermitlungen die Verwendung des betreffenden Verfahrens unmöglich.<br>
Dieses Problem ändert sich auch nicht dadurch, dass einige Hinweise wie "Vermont" im noch offenen Fall 4 oder Bezüge zu den vom Medium genannten Zahlen sich bei intensiver Suche bewahrheiten könnten. Das Medium, dem ich sehr großen Respekt dafür entgegenbringe, den Test migemacht zu haben, hat die gemeinsam festgelegten und dann auf ihrem Spielfeld und nach ihren Regeln getroffenen Visionen nicht in eine Form bringen können, die für Ermittlungen nutzbar wäre.<br>
Selbst in der für feinstofflich orienierte Medien "sichereren", weil etwas unpräziseren Welt qualitativer anstelle quantitativer Aussagen gelangte also nichts Handfestes aus unmessbaren Bereichen in die messbare Wirklichkeit. Gründe dafür kann es viele geben, beispielsweise, dass die Zigarettenschachtel in "Fall" 5 aus einem Auto stammt, das später oder zuvor in ein Verbrechen verwickelt war. Der bis zur Widerlegung nächstliegende Schluss ist aber, dass die Seele nach dem Tod eines Menschen nicht existiert beziehungsweise nicht als Energie vorliegt, die etwas kriminalistisch Verwertbares miteilen kann.<br>
Anmerkungen<br>
<li>1 Im Gedenken an Prof. Otto Prokop (1921-2009), der sich als Rechtsmediziner lebsnslang bemühte, abergläubische Vorstellungen zu durchleuchten.</li>
<li>2 Gross war Jahrzehnte lang Herausgeber des "Archives für Kriminalanthropologie". Hier ein Zitat aus seiner Buchbesprechung von "Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart", Stuttgart, 1889. </li>
<li>3 Michael Kunkel: "Wie man Prognosetreffer erzeugt", <nowiki>http://wahrsagercheck.de/</nowiki>, Kathegorie "Treffer! "</li>
<li>4 Fall nachzulesen in: Reibe, S, Benecke, M. (2010) Der reverse C.S.I.-Effekt. Wenn Spuren nicht beachtet werden. Kriminalistik 64: 89-94.</li>
<li>5 Der Fall war seinerzei weltweit bekannt. Informationen massenhaft im Netz; Darstellung des Prozesses auch in Benecke, M. (2002) Mordmethoden. Lübbe, Köln, S. 264-283.</li>
<li>6 Näheres zu diesem Fall in Benecke, M. (2007) Mordspuren. Lübbe, S. 40-45.</li>
<li>7 So der heutige Name der Zeitschrift.</li>
<li>8 So schon 1911 einer der Pioniere der Parapsychologie und Psychotherapie, Albert von Schrenck-Notzing: "... handelt es sich bei den meisten Medien (...) um hysterische, hysterohypnotische (oder somnambule) Vorgänge. Die scheinbare Steigerung der geistigen Funktion (unbewusse Mehrleistung) erklärt sich durch Aufhebung der Hemmungen des Wachzustandes" ("Der Prozess der Bombastus-Werte und sonstige Beiträge zur forensischen und psychologischen Beurteilung spiritistischer Medien", Archiv für Kriminalanhropologie 1911, 40: 55-115, hier: S. 104 f.).</li> <br><br>
''Mit großem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.''
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[[Image:Archkrimlogo.jpg|thumb|Quelle: Archiv für Kriminologie 198, 99-109 (1996)]]
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Revision as of 21:11, 13 April 2016

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Quelle: Archiv für Kriminologie, Heft 198 (1996), Seiten 99 bis 109 (1996)

Einsatz von übersinnlichen Fähigkeiten

Test eines "Mediums" bei Tötungsdelikten

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Von Mark Benecke1

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"Es sei daher gestattet, an die Fachgenossen die Mahnung anzuknüpfen, in fremden Gebieten nach für uns Wichtigem zu suchen und das Gefundene den anderen mitzutheilen." (Fritz Gross, 1899)2


Nicht oft, aber regelmäßig, gehen bei uns im Labor Nachfragen ein, ob wir bei Kriminalfällen die Hilfe von "Medien" - Menschen, die übersinnliche Fähigkeiten besitzen - einsetzen. Diese Anfragen kommen von den Medien, allerdings der anderen Sorte: meist vom Fernsehen. Es gibt anscheinend ab und zu Romane oder TV-Serien, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Berichtet wurde uns von Fernsehserien wie "Medium - Nichts bleibt verborgen" und "Ghost Whisperer", die das Interesse am Thema "übersinnliche Ermittier" wachhalten. Daher wohl diese für ein forensisches Labor (das ja grundsätzlich nur dem greifbaren Sachbeweis und gerade nicht unbeschreibbaren Kräften und Wahrnehmungen) zugewandt ist, eigentlich merkwürdigen Anfragen.


Abb. 1: Schlaf-Sofa (Fall 1), auf dem die alte Frau erstochen wurde. Decken von der Polizei entfernt, Kissen und Tisch von unbekannter Person umgestellt. Der Fleck ist jahrelang vertrocknetes Blut des Opfers.

Erfahrene Kriminalisten, die ich im Laufe der letzten zwanzig Jahre hin und wieder darauf ansprach, reagierten mit Kopfschütteln. Bestenfalls erinnerten sie sich "mal an irgendeinen" Fall, in dem das "vielleicht" versucht worden sein sollte, "aber nicht bei uns". Niemand konnte etwas Nachverfolgbares beisteuern. Ich hatte das Ganze daher zuletzt ins Reich der Märchen geschoben, bis ich zuletzt endlich die Möglichkeit hatte, näheres zu solchen Medien experimentell zu prüfen.


Ich hoffe, hiermit klar darstellen zu können, wie paranormale Medien in Kriminalfällen arbeiten und vor allem warum ihre Aussagen zwar teils zutreffen können, ohne dabei aber einen kriminalistischen Wert zu haben. Es ist bei der Arbeit mit Angehörigen und der Presse zwar leicht, aber auch sehr gefährlich, paranormale Medien auszulachen. Wichtiger ist aber, deren Arbeitsweise und deren Vorgehen zu verstehen, damit nicht der Eindruck entsteht, man verzichte leichtfertig auf eine mögliche Ermittlungshilfe. Es war daher meiner Meinung nach dringend notwendig, einmal einen Versuch mit fairen Bedingungen, das heißt Verifizierungswie Falsifizierungsmöglichkeiten durchzuführen.


Ein Medium meldet sich Im Oktober 2010 ergab sich dann endlich eine Chance. Ein Medium bot mir unaufgefordert an, einen kriminalistischen Test mit übersinnlicher Komponente durchzuführen, und zwar ohne Breiten-Medien (TV/Print) und in der krassest möglichen Variante, nämlich bei Tötungsdelikten:


..Ich bin Medium und sehe in Visionen zu Tode gekommene Menschen, überwiegend Morde an Kindern. Meine Frage an Sie: ist es aus Ihrer Sicht möglich, meine Visionen in Kriminalfälle zu integrieren beziehungsweise zu verwerten? Wie das zum Beispiel in den USA schon länger praktiziert wird. Zum Ende möchte ich noch betonen, dass ich keinerlei finanzielles Interesse habe. In den vielen Fällen ist es so, dass ich folgende Dinge "sehen" kann:

• die Todesursache bzw. Verletzungen;

• Umstände/Situationen, die kurz vor dem Tod waren (beispielsweise Streit/Sexualverbrechen/Entführung);

• Gegend oder Landschaft, wo sich eine Leiche befindet (allerdings meist ohne Ortsnamen);

• Aussehen des/der Täter{s) und Hinweise auf dessen Umfeld, wie Familie, ArbeiVFahrzeug. Dies sind im Groben die Dinge, die ich meist wahrnehme. Es sind mal mehr, mal weniger Hinweise, das kann ich nicht beeinflussen."


Ich sagte der Schreiberin von Vorneherein, dass ich angesichts des entstehenden Aufwandes eine Veröffentlichung der Ergebnisse in Fachzeitschriften einplanen wolle. Da sagte sie erfreut und wiederholt zu. Leider zog sie aber, nachdem ich ihr die Ergebnisse mitteilte, vollkommen unerwartet ihr Einverständnis zurück, sodass ich den Namen der Schreiberin nun nicht mehr nenne.


Meine Idee zum Test war dabei einfach und konkret:

Abb. 2: Angebliches Bild des Toten in Fall 1 nach Vision des Mediums (Getötet wurde eine Frau).

"Ich sende Ihnen Farbfotos von Tatorten, auf denen man aber die Leichen nicht oder nur teils oder nur Spuren (Blut usw.) sieht, und sie sagen mir nach Möglichkeit etwas zu:

• Ort (wo ist das?);

• Jahr (wann geschah das?);

• Jahreszeit (wann geschah das?);

• Art des Verbrechens (was ist da passiert?);

• Art der Verletzungen;

• etwas zum Täter/zur Täterin.

Wäre das eine für Sie akzeptable Möglichkeit?"


Das Medium stimmte zu. Wir kennen uns nicht persönlich. Wir haben einen knappen, offenen und bis zuletzt höflichen Umgang per E-Mail gepflegt und sind die Sache vor allem mit Neugier angegangen. Einer der Gründe für ein testendes statt diskutierendes Vorgehen war, dass ich lieber die Ärmel hochkrempele, anstatt Grundsatz-Positionen abzustecken. Zudem, so das Medium, benötige sie eine gewisse Zeit, um Informationen über Kriminalfälle wahrzunehmen, so dass sich persönliche Treffen ohnehin nicht anboten:


"Das müsste dann ein langes Treffen werden :-), da ich die Visionen nicht immer auf Abruf bekomme, sondern manchmal auch ein, zwei Tage bzw. ein, zwei Nächte vergehen können. Es kommt auch vor, dass zusätzliche Wahrnehmungen noch einige Tage später folgen. Dazu kommt, dass ich in der Oberpfalz lebe und Agoraphobie habe :-(


Vielleicht gibt es ja unter diesen Umständen doch die Möglichkeit eines Versuchs über E-Mail oder Post? Außer, Sie möchten mich besuchen? Bei dieser Gelegenheit könnte ich dann einen ersten Blick auf die Tatort-Fotos werfen und Ihnen gleich mitteilen, ob oder welche Vision kommt."


Zur Person

Abb. 3: Fundort der Leiche in Fall 2: O.J. Simpsons Ex-Frau.

Das Medium, eine Frau mittleren Alters, ist Esoterikerin. Sie beschreibt sich und ihr Vorgehen wie folgt:

"Die Spiritualität begleitet mich schon sei meiner Kindheit. Ich habe mittlerweile meine Spiritualität zu meiner Berufung machen dürfen.


Am Anfang meiner "Arbeit" von Bedeutung ist das Bild einer vermissten oder verstorbenen Person. Möglich ist auch ein Bild vom Tatort oder aus der Umgebung des Vermissten oder Verstorbenen.


Der nächste Schritt ist das sogenannte "Reinspüren". Dieses Reinspüren bedeutet, dass ich mich in Gedanken mit der Seele des Vermissten oder Verstorbene verbinde. Das beinhaltet ein sehr intensives Betrachten des Bildes, das ich auch für einige Minuten in die Hand nehme. Dieses wiederhole ich einige Male im Abstand von einigen Stunden, so dass eine Verbindung aufgebaut werden kann.


Jeder Mensch, auch Verstorbene, besteht aus Energie. Diese Energie ist die Seele, in der alles Vergangene gespeichert ist. Diese Energien sind "Erlebnisse" des Vermissten oder Verstorbenen, die ich in Form von Hinweisen wie Bildern, Symbolen, Gefühlen, Geräuschen und Träumen wahrnehmen, sehen, hören und spüren kann.


Diese genannten Hinweise treffen immer auf den jeweiligen Vermissten oder Verstorbenen zu, oder auf die Umgebung und das Umfeld, mit dem der Vermisste oder Verstorbene kurz vor der Tat zu tun hatte. Deshalb kann ich auch die Umstände vor oder während einer Tat erkennen. Auch wenn es oft nicht sofort ersichtlich ist, würde sich doch direk am Tatort vieles leichter erklären lassen, da hier die energetische Verbindung stärker ist und der Austausch mit den Ermittlern sehr wichtig wäre, denn so könnte man speziell auf diese Hinweise achten.


Ich als Medium bin also einfach gesagt die Botschafterin zwischen den Vermissten oder Verstorbenen und einer Vertrauensperson, die diese Hinweise an die jeweiligen Behörden weitergibt. Mir ist bewusst, dass nicht alle Hinweise sofort in Verbindung zu den Fällen gebracht werden können, da ich schon mehrere Hinweise zu verschiedenen Fällen an die dementsprechenden Polizeibehörden weitergegeben habe. Aber es ist durchaus so, dass sich nach einiger Ermittlungszeit sehr viele Übereinstimmungen heraus kristallisiert haben."


Der Vorteil dieser gut verständlichen "MateriaI-und-Methoden"-Beschreibung ist, dass das Medium klar angibt und es im Text sogar unterstreicht, dass ihre Angaben direkt - räumlich oder zeitlich - im Umfeld der Tat anzusiedeln sind. Jedes Geschehen im Nahfeld einer Tat ist aber natürlich eine interessante Ermittlungshilfe.


Besonders gut ist, dass die Methodenbeschreibung es erlaubt, teilweise festzustellen, ob ihre Visionen stimmen oder nicht (Verifizierung oder Falsifizierung). Das ist bei den schwurbeligen Auskünften, wie sie etwa im "Wahrsagercheck" von Michael Kunkel und in seiner "Anleitung für Prognose-Treffer" gut beschrieben sind3, oft schwer möglich. Das Medium sagte aber deutlich präzisere und damit prüfbare Angaben zu. Ich war daher genauso gespannt wie das Medium, was sich ergeben würde.


Fünf Fälle: Wahrheit und Vision

Fall 1: Tote Mutter

Uns bekannte Tatsachen:

Abb. 4: Fall 3: "Vampir"-Leiche (enterdigte Person, Herz entfernt): "Luftnot, falsche Person, Kälte, fehlendes Geld".

Verurteilt wurde die Tochter einer alten Frau. Die Täterin soll im Häuschen der Mutter, in dem diese mittlerweile alleine lebte, nach einem Kaffeeplausch in ihrem alten "Kinder"-Zimmer genächtigt haben. Nachts soll sie ihre Mutter dann auf einer Schlafcouch mit Dutzenden von Stichen getötet haben. Im Bild (s. Abb. 1) ist die Couch mit Blutfleck zu sehen. Das Bild entstand mehr als fünf Jahre nach der Tat. Die verurteilte Frau bestreitet die Tat. Auffällig war für uns am Tatort, dass jemand aufgeräumt hatte. Nicht nur waren die blutigen Decken von der Polizei eingesammelt worden (Spurensicherung), sondern es war auch ein frisches Kissen mit Hotel-Kniff in die Ecke gestellt worden, die Fernbedienungen fürs Fernsehen lagen wie zum weiteren Gebrauch ordentlich parallel auf einem Beistelltischchen usw.


Wir sind uns nicht sicher, ob die verurteilte Frau wirklich die Täterin ist, da viele Tat-Umstände unserer Meinung nach nicht zu Ende untersucht sind und wir zudem mehrere vermutlich tatbezogene Gegenstände am Tatort fanden, von denen das Gericht nie erfahren hat (beispielsweise ein befleckter Handschuh).


Vom Medium mitgeteilte Visionen:

1. Bei diesem Bild würde ich nicht von einem geplanten Verbrechen ausgehen.

2. Ländliche Umgebung des Hauses, viel Grün (Schrebergärten o. ä. in der Nähe).

3. Der Tote: männlich zw. 50-70 Jahre alt, normale Statur, graue kurze Haare und unrasiert, Brille mit dunklem robustem Gestell, grau-blaues langärmeliges Hemd (siehe Abbildung 2).

4. Der Tote hat wahrscheinlich alleine gelebt und blieb nach seinem Tod einige Zeit unentdeckt. Kurz vor seinem Tod hat ein Streitgespräch mit einer jüngeren männlichen Person aus dem näheren Umfeld stattgefunden. Daraus wurde ein handfester Streit, indem es um Geld ging und der Tote in Richtung Sofa geschubst wurde. So entstand an der linken Kopfseite eine blutende Wunde (evtl. von der Wand). Allerdings kann ich diese Wunde nicht als Todesursache orten.

5. Ich denke, dass der Mann an einer natürlichen, aber plötzlichen Todesursache verstarb, da ich hier einen Täter "sehe".

6. Der Tod dürfte mindestens zehn Jahre zurückliegen.

7. Zahlen, die ich "gesehen" habe und die mi dem Toten in Verbindung stehen: 114 und 148."


Kommenta:

Es handelte sich bei der Toten um eine Frau, nicht einen Mann. Die Leiche wurde morgens, einige Stunden nach Todeseintritt, in dem sonst von ihr allein bewohnten Haus gefunden, blieb also gerade nicht einige Zeit unentdeckt. Es handelte sich nicht um eine natürliche Todesursache, sondern eine Tötung mi dutzenden von Messerstichen. Der Tod liegt in der Tat schon etwa zehn Jahre zurück.


Auf der Rückseite des Hauses liegt ein kleiner Ziergarten. Es handel sich um einen kleinen fränkischen Ort. Den Bezug zu den Zahlen haben wir nicht geprüft, da sich nach Aussage des Mediums nicht hinreichend eingrenzen lässt, was genau die Zahlen bedeuten.


Für Ermittlungen verwertbare Hinweise:

Keine. Es gibt meiner Meinung nach zwar auch mehrere männliche Verdächtige in diesem Fall, ansonsten wiederspricht die Vision den objektiven Befunden vollkommen, beispielsweise zu den grundsätzlichen Fakten des Geschlechtes des Opfers und zur Todesursache.



Fall 2: O.J. Simpson

Abb. 5: Blutspuren in Fall 4 (umgekippter Stuhl, Unterseite) als Vorlage für das Medium.

Uns bekannte Tatsachen:

Es handelt sich um die Ex-Ehefrau des Sportlers O. J. Simpson (siehe Abb. 3). Er wurde für die Tötung zivilrechtlich verureilt, kam im Strafverfahren aber wegen prozesstechnischer Tricksereien frei. Aus spurenkundlicher Sicht ist er eindeutig der Täter, unter anderem, weil sich bei ihm zuhause Blut der verstorbenen Frau fand.5


Vom Medium mitgeteilte Visionen:

1. Bei diesem Bild würde ich von einer Affekt-Tat ausgehen.

2. Die "Totenseele" ist sehr unruhig und empfindet eine Sache in Bezug auf ihren Tod als nicht abgeschlossen!

3. Diese Tat dürfte mindestens fünf Jahre zurück liegen.

4. Ich habe "feinstofflich" starke plötzliche Schmerzen im Oberbauch gespürt, mit Ausstrahlung in den Rücken/Nierenbereich, linksseitig stärker, so dass ich in diesem Bereich von starken Verletzungen ausgehe. Auch im Kopfbereich müsste eine Verletzung durch einen Aufprall vorhanden sein. Außerdem wurde mehrfach an den Haaren gezogen.

5. Hier dürfte ein Kampf stattgefunden haben, wobei die jetzt Tote mehrfach versuchte zu entkommen/Hilfe zu holen.

6. "Gesehen" habe ich einen Mann zwischen 30 und 40 Jahre alt und schlank. Er hat dunkle kurze Haare, dunkle Augen und einen Schnäuzer. Schwarze Lederjacke und schwarze Lederschuhe. Dieser Mann hat meiner Meinung nach diese Tat verübt. Er dürfte auch schon früher Verhaltensauffälligkeiten gezeigt haben! Die beiden Personen haben sich nach meinem Empfinden gut gekannt.

7. Kurz vor dem Tod hat sich die Verstorbene mit den Themen Erbschaft und Beziehung ganz intensiv auseinander gesetz.

8. In Verbindung mit der Toten/dem Täter stehen:
- mittelgroßer braun weißer Hund (Boxer-Optik);
- Zahl 8;
- weißes Motorboot."


Kommentar:

Die schwerste Verletzung war das Durchrennen der Vorderseite des Halses. Die Tat liegt über fünf Jahre zurück. Der Täter trug keinen Schnäuzer, aber Lederschuhe. Der Täter kannte das Opfer gut, und er hatte auch schon früher Gewaltätigkeiten gegen Frauen ausgeübt. Es hat sich um eine Affekt-Tat gehandel. Am Tatort lag eine zweite Leiche. Das Thema Erbschaft dürfte wegen der rechtlich geklärten Scheidung eine Rolle gespielt haben. Der Täter war über 45 Jahre alt. Die Tat liegt über fünfzehn Jahre zurück.


Für Ermittlungen verwertbare Hinweise:

Keine, da Alter und Aussehen des Täters teils falsch. Beschreibung zum Ablauf der Tat nicht ausreichend detailliert. Hauptverletzung des Opfers nich erkannt. Tötung eines zweiten Opfers nicht erkannt.



Fall 3: "Vampir-Leiche

Uns bekannte Tatsachen:

Abb. 6: Wohnungsskizze in Fall 4. Lage der Leiche in etwa korrekt, alles übrige (Öffnungs-Art der Türe, Orientierung und Form des Flures) unrichtig.

Es handelt sich um einen an Krebs verstorbenen alten Mann, der im Januar 2004, gut zwei Wochen nach seiner Beerdigung, in einem rumänischen Dorf von Dorfbewohnern enterdigt wurde. Dann wurde sein Herz herausgeschnitten und verbrannt. Das dem Medium vorgelegte Foto (Abb. 4) zeigt den Kopf der Leiche am Tag nach der Enterdigung.6


Vom Medium mitgeteilte Visionen:

" 1. "Falsche" Person, fehlendes Geld, Kälte.

2. Meiner Ansicht nach ist die Todesursache hier Luftnot.

3. Möglicherweise hat sich der Mann auch kurz in einem Gewässer befunden, zumindest könnte ein Gewässer in der nahen Umgebung sein.

4. Ich empfinde die Energie hier als ruhig und kann leider eine anderen Personen feststellen.

5. Meine Angabe "falsche Person" könnte bedeuten, dass diese Person sich vielleicht mal mit falscher Identität ausgegeben hat.

6. Die Angabe "fehlendes Geld" kann darauf hinweisen, dass massive Geldprobleme vorlagen oder der Mensch ohne Obdach war. Auch AIkohol könnte eine Rolle gespiel haben."


Kommentar:

Die Identität der Person war allen Beteiligten gut bekannt. Es handelt sich um ein Dorf, in dem die Menschen aus unserer deutschen Sicht wenig Geld zur Verfügung haben, was sich aber nicht unbedingt mit der Wahrnehmung der Menschen dort decken muss. Es herrschte winterliche Kälte.


Für Ermittlungen verwertbare Hinweise:

Keine. Trotz des Fehlens detaillierter Angaben hätten zumindest Hinweise auf die bizarren Umstände, die Enterdigung, die Blutspuren in bisher ungelöstem Fall 4 auf umgekippter Sitzfläche, das Herausschneiden mehrerer Organe usw. in der Vision einen Widerhall finden müssen, wenn sie hilfreich hätten sein sollen. Angaben zur Kälte hätte beispielsweise bei genauerer Beschreibung der Kältequelle (Schnee? Tiefkühltruhe? gefrorener Boden?) und unter anderen Fund-Bedingungen interessant sein können (Leiche nach Lagerung in See versenkt o. ä.).



Fall 4: Mord/Blutspuren-Tatort

Abb. 7: Blindprobe (Nullkontrolle; "Fall" 5): De facto kein Fall, nur eine Zigarettenschachtel am Straßenrand. Vom Medium dennoch als Tatort wahrgenommen.

Uns bekannte Tatsachen:

Es handelt sich um die Tötung eines Mannes, der in seiner Wohnung mit zahlreichen Messerstichen getötet wurde. Die Leiche wurde nicht verbracht (Blutspuren: das Opfer starb dort, wo es angegriffen wurde). Abbildung 5 zeigt eine beim Kampf umgestürzte Auflagefläche eines Stuhles (also die Unterseite), auf die das austretende Blut spritzte. Es bestand die lose Vermutung, dass ein Stricher, den der Mann zu sich nach Hause genommen haben könnte, die Tat begangen haben könnte.


Vom Medium mitgeteilte Visionen:

,,1. ln diesem Fall sehe ich wenige Ein- und Mehrfamilienhäuser. Keine Hochhäuser. Ich nehme hier einen Todesfall wahr. 4-5 Personen sind aber darin eingeweiht oder zumindes betroffen davon. Das kann z. B. bei einer Rache der Fall sein.

2. Mann im weißen Overall öffnet Tür, sagt zu einer weiteren Person: "Wir haben neun Wochen gebraucht", duckt sich und geht in den Raum. Womöglich liegt dieser in einem Kellerbereich.

3. Meiner Meinung nach dürfte es sich um ein gröBeres Gebäude, aber etwas abgelegen, handeln. In dem Gebäude ist die Energie von vielen Menschen zu spüren. Daher ist es auch möglich, dass mehrere Personen von der Tat betroffen sind, was für mich aber nicht weiter ersichtlich ist.

4. Es herrscht eine extrem aggressive Energie, was bei mir in den meisten Fällen für eine geplante Rache-Tat steht. Bei dieser Energieform ist auch ein sexueller Hintergrund möglich. Meiner Meinung nach könnte(n) bei dieser von mir gefühlten negativen Energieform das/die Opfer vorher auch Täter gewesen sein.

5. Zu dem Ereignis in Verbindung steht: "Vermont" und die Uhrzeit ,,5 Uhr" morgens.

6. Personen, die in Verbindung mit der Tat stehen: älterer kleiner Mann (zwischen 60-70 Jahre), graue Haare und längerer grauer Vollbart, und eine 30-40 Jahre schlanke Frau mit langen welligen dunklen Haaren.

Die Personen in allen meinen Beschreibungen könnte ich mit geeignetem Programm auch genau "phantomzeichnen", da sich einige mir ganz deutlich zeigen."


Kommentar:

Das Gebäude is nicht abgelegen. Es handelt sich um eine Mietswohnung in der Innenstadt einer Großstadt, die nicht im Keller liegt (auch nicht im Erdgeschoss). Eine Rachehandlung wäre vorstellbar, allerdings eher im Affekt.


Personen wie die vom Medium beschriebenen sind bei den bisherigen Ermitttlungen nicht bekannt geworden, insbesondere ähnelt das Opfer keiner der Beschreibungen auch nur ansatzweise. Die Beteiligung von Frauen erscheint nach bisherigem Stand unwahrscheinlich. Ein Overall wurde nicht gefunden. Die Tötungszeit ist unbekannt, könnte aber fünf Uhr morgens sein. Die vom Medium gelieferte Skizze der Räume (Abb. 6) is falsch. Die Lage der Leiche im Raum ist in etwa korrekt, wenn man die falschen Angaben zur Tür auf die reale Tür bezieht und die falschen Angaben zum Aufbau des Flures und den Zimmerproportionen weglässt.


Für Ermittlungen verwertbare Hinweise:

Keine derzeit erkennbaren. Allerdings lieferte das Medium wie angekündigt eine Täterskizze. Ob sie eine an der Tatbeteiligte Person darstellt, wissen wir nicht. Beachte dazu aber das falsche Phantombild im folgenden Fall 5.



Fall 5: Zigarettenschachtel

Uns bekannte Tatsachen:

Abb. 8: Tatortskizze zu "Fall" 5. In der Nähe der Zigarettenschachtel befand sich tatsächlich eine Eisenbahn-Brücke.

Es handelt sich um eine Zigarettenschachel (siehe Abb. 7), die im Rinnstein einer OrtsstraBe einer kleinen Stadt im Ruhrgebiet lag. Im betreffenden Stadtviertel haben in den letzten Jahren keine schweren Delikte (Raub, Tötungen) stattgefunden, obwohl es sich um eine sozial schwache Gegend handelt, in der zudem viele Durchreisende anzutreffen sind (ggf. erhöhtes Risiko für ungeklärte Delikte).


Vom Medium mitgeteilte Visionen:

"Meiner Meinung nach geht es hier um käufliche Dinge, nich erfülltte Absprachen, Streitgespräche und Aggression. Feinstofflich habe ich eine weibliche Opfer-Energie wahrgenommen. Da ich zu dieser Person aber eine weiteren Angaben bekommen habe, bedeue das für mich, dass das Geschehnis wahrscheinlich nicht länger als ein Jahr her ist und die Seele sich noch in einer Art Übergangsstadium befindet. Es kann aber auch manchmal vorkommen, dass die Seelen keinerlei Angaben über sich machen möchten.


Das Gebiet habe ich auf der Zeichnung (Abb. 8) versucht darzustellen. Was feinstofflich für mich stark zu spüren war und was hier noch in Zusammenhang steht:

1. Übelkeit, Brechreiz, Luftnot (was womöglich für Ersticken oder Strangulieren stehen könnte);

2. Zuckerwürfel;

3. die Farbe grün

4. Abend/Nachtzeit.

Ein PKW-Viertürer war hier beteiligt, der parkend an der Stelle (siehe Zeichnung) stand. Der Fahrer, der mit dem Geschehnis hier in Verbindung steht (siehe Zeichnung): - ca. 35-45 Jahre alt, gedrungene Statur, glattes lichtes braunes Haar, rundes Gesicht, Brillengestell aus Metall (siehe Abbildung 9). Der Mann könnte noch im Elternhaus leben und einen Beruf in Richtung Vertreter (jedenfalls dürfte er meinem Empfinden nach viel unterwegs sein) ausüben."


Kommentar:

Es gibt kein Opfer und keine Tat. Der Container auf der Skizze existiert nicht. Die eingezeichneten Schienen befinden sich so nicht am Fundort, ebenso kein Bahnhäuschen. Dort stehen stattdessen Häuser. Das Tückische für die Arbeit mit Angehörigen oder der Presse: Es gibt etwa zweihundert Meter entfernt eine Eisenbahnbrücke. Die eingezeichneten Bäume existieren ebenfalls nicht, es steht dort eine Haus-Reihe. Straßenbäume gibt es aber.


Für Ermittlungen verwertbare Hinweise:

Keine. Trotz großen Detailreichtums in der Vision hat keine Tat stattgefunden.


Fazit: Wie Visionen in Kriminalfällen entstehen und warum sie teils stimmen können

Kriminalisten stehen paranormalen, feinstofflichen und generell esoterischen Vorstellungen - zumindest dienstlich - sets zweifelnd gegenüber. Bereits in den ersten Ausgaben des Archives für Kriminologie7, der ältesten durchgehend bestehenden Fachzeitschrift zum Thema, wird dieses Thema ab 1898 oft und ausführlich besprochen. Darauf bezieht sich auch das Eingangs-Zitat dieses Artikels, in dem Kriminologe und Kriminalist Fritz Gross darauf hinweist, dass man von allem möglichen und eben auch von abergläubischen und verwandten Vorstellungen (damals vorwiegend Taschenspielertricks, Nachtwandeln, Suggestion usw.) - erst einmal Details kennen muss, um zu beurteilen, ob sie in Kriminalfällen eine Rolle spielen oder nicht.


Abb. 9: Phantombild einer angeblich tatrelevanten Person in "Fall" 5. (Es fand allerdings keine Tat statt).

Seit dem Krieg allerdings werden Artikel über Medien und PSI-Erscheinungen von den kriminalistischen Zeitschriften nahezu gar nicht mehr veröffentlicht, da schnell klar war, dass die betreffenden Fälle fast immer ins forensisch-psychiatrische Fach gehörten (Schizophrenie, Schlafwandeln, Affekt8). Zudem spielen heutzutage neben der sehr kleinen Gruppe aufrichtig überzeugter Esoterier, die sich in erster Linie selbst betrügen, ganz neue Formen von bewusstem Betrug eine Rolle, die von Taschenspielertricks oder der Glaubenswelt der esoterischen Medien weit entfernt sind (Cybercrime, Insiderhandel, Enkeltrick , Skimming usw.).


Mich in interessierte hier daher in erster Linie das Vorgehen des Mediums, da sie aufrichtig an ihre Berufung glaubt. Da sie mangels Gegenüber kein Cold Reading betreiben konnte (ihr lagen nur die hier abgebildeten Fotos in Farbe vor) und auch reine Barnum-Aussagen zu auffällig gewesen wären, sie die Fälle zudem aber offensichtlich auch nicht recherchierte (bspw. bekannte Fälle O. J. Simpson und der Fall in Franken), hat sie sich wohl wirkIich auf Eingebungen verlassen. Ihre Schlussfolgerungen waren dabei teils auch durch bloße Bild-Betrachtung nachvollziehbar, wenngleich dies nicht die Gedanken sein müssen, die sich das Medium (bewusst oder unbewusst) machte:

In Fall 1 (Abb. 1) hing in altmodischer Umgebung das Bild einer älteren Frau an der Wand. Auf dem Polster befand sich ein nicht identifizierbarer, bräunlicher Fleck. Die (falsche) Schlussfolgerung, dass ein alter Mann, dessen Frau schon gestorben war, hier oft gesessen haben könnte, lag nicht fern. Dass de facto von der Spurensicherung alle Decken des provisorischen Bettes enfernt waren und irgendjemand hinterher aufgeräumt, das Blut aber nicht entfernt hatte, ist schwerer zu erahnen.


Dass in Fall 2 (Abb. 3) viel Bewegung (Fluchtversuch, Kampf sattgefunden hat, lässt sich aus der weiten Verteilung des Blutes ableiten. Die Umgebung erscheint gehoben oder wie bei einem Urlaub (Bungalow) - so könnte man (unrichtig) auf ein Motorboot kommen.


In Abbildung 3 ist die mögliche (und auch tatsächlich herrschende) Kälte angesichts der dicken Mütze gut ableitbar. Die Sprengsel um den Mund könnten auf ausgehustetes Material hindeuten (Atemnot). Es handelt sich aber um Schimmel.


In Fall 4 erschein das übersendete Farbfoto (Abb. 5) in gelblich-fahlem Licht (wie in manchen Kellern), weil es noch analog aufgenommen worden war und die Farbkorrektur im Labor nicht auf Taglicht "schaltete". So könnte die (falsche) Assoziation zu einem Keller entstanden sein.


Kein visionäres Vermögen

Dieses teils assoziative Vorgehen erklärt auch, warum das Medium nach eigener Aussage am echten Tatort mehr wahrnehmen könnte als aus den reinen Bildern oder Bild-Ausschnitten: Dort würden tatsächlich mehr Informationen vorliegen, die sich sinnvoll verknüpfen ließen. Dass das Medium im "Fall" mit der Zigarettenschachtel (Fall 5), der kein Fall war, dennoch einen Tatbeteiligten sah und diesen auch zeichnerisch darstellen konnte, ist eine Falsifizierung ihres visionären Vermögens. Dasselbe gilt für die Fehlbeschreibung der toten Person beim Muttermord (Fall 1) sowie das Übersehen der Hauptverletzung und des zweiten Toten im Fall Simpson (Fall 2).


Bizarre Umstände, wie die Enterdigung und das Verbrennen des Herzens im Fall des "Vampirs", hätten aus Ermittlungssicht ebenfalls einen Niederschlag in Visionen finden müssen, um nützlich zu sein.


Unter der Vorgabe, dass Seelen nicht immer ganz genaue Darstellungen an das Medium geben können, sind die Treffer betreffs der Eisenbahn-Schienen im Zigarettenschachtelfall (Fall 5), die zumindest in der Nähe des Fundortes der Schachtel liegen, sowie die ungefähre Lage des Toten beim Kölner Blutspurenfall im Zimmer (Fall 3) zumindest anerkennenswert und erklären, warum Außenstehende einen nutzbaren Zusammenhang sehen könnten, den die Polizei dann scheinbar unbegründet nicht verwertet.


Da sich aber vorab nicht feststellen lässt, welche der Hinweise korrek sind, welche es nicht sind beziehungsweise welche noch ausgelegt werden müssen, werden die Ermittlungen so nicht erleichtert, sondern erschwert. Dies sollte man bei Nachfragen genau so mitteilen, um nicht im Ruch des arroganten Besserwissers zu stehen. Sehr viele Menschen sind leider abergläubisch und sehen in übersinnlichen Maßnahmen das letzte Mittel. Es lohnt sich also, ggf. zu erklären, warum derartige Methoden in Kriminalfällen nicht funktionieren - ganz egal, ob es dabei hin und wieder scheinbare Treffer gibt oder nicht.


Schluss

Die vorliegenden Visionen wären für kriminalistische Untersuchungen nicht verwendbar. Es gab deutliche Falschpositive Täterbeschreibung ohne Tat und Falschnegative (angeblich natürlicher Tod bei tatsächlicher Tötung mi Dutzenden Messerstichen). Das macht nicht nur im Labor, sondern natürlich auch bei Ermitlungen die Verwendung des betreffenden Verfahrens unmöglich.


Dieses Problem ändert sich auch nicht dadurch, dass einige Hinweise wie "Vermont" im noch offenen Fall 4 oder Bezüge zu den vom Medium genannten Zahlen sich bei intensiver Suche bewahrheiten könnten. Das Medium, dem ich sehr großen Respekt dafür entgegenbringe, den Test migemacht zu haben, hat die gemeinsam festgelegten und dann auf ihrem Spielfeld und nach ihren Regeln getroffenen Visionen nicht in eine Form bringen können, die für Ermittlungen nutzbar wäre.


Selbst in der für feinstofflich orienierte Medien "sichereren", weil etwas unpräziseren Welt qualitativer anstelle quantitativer Aussagen gelangte also nichts Handfestes aus unmessbaren Bereichen in die messbare Wirklichkeit. Gründe dafür kann es viele geben, beispielsweise, dass die Zigarettenschachtel in "Fall" 5 aus einem Auto stammt, das später oder zuvor in ein Verbrechen verwickelt war. Der bis zur Widerlegung nächstliegende Schluss ist aber, dass die Seele nach dem Tod eines Menschen nicht existiert beziehungsweise nicht als Energie vorliegt, die etwas kriminalistisch Verwertbares miteilen kann.


Anmerkungen

  • 1 Im Gedenken an Prof. Otto Prokop (1921-2009), der sich als Rechtsmediziner lebsnslang bemühte, abergläubische Vorstellungen zu durchleuchten.
  • 2 Gross war Jahrzehnte lang Herausgeber des "Archives für Kriminalanthropologie". Hier ein Zitat aus seiner Buchbesprechung von "Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart", Stuttgart, 1889.
  • 3 Michael Kunkel: "Wie man Prognosetreffer erzeugt", http://wahrsagercheck.de/, Kathegorie "Treffer! "
  • 4 Fall nachzulesen in: Reibe, S, Benecke, M. (2010) Der reverse C.S.I.-Effekt. Wenn Spuren nicht beachtet werden. Kriminalistik 64: 89-94.
  • 5 Der Fall war seinerzei weltweit bekannt. Informationen massenhaft im Netz; Darstellung des Prozesses auch in Benecke, M. (2002) Mordmethoden. Lübbe, Köln, S. 264-283.
  • 6 Näheres zu diesem Fall in Benecke, M. (2007) Mordspuren. Lübbe, S. 40-45.
  • 7 So der heutige Name der Zeitschrift.
  • 8 So schon 1911 einer der Pioniere der Parapsychologie und Psychotherapie, Albert von Schrenck-Notzing: "... handelt es sich bei den meisten Medien (...) um hysterische, hysterohypnotische (oder somnambule) Vorgänge. Die scheinbare Steigerung der geistigen Funktion (unbewusse Mehrleistung) erklärt sich durch Aufhebung der Hemmungen des Wachzustandes" ("Der Prozess der Bombastus-Werte und sonstige Beiträge zur forensischen und psychologischen Beurteilung spiritistischer Medien", Archiv für Kriminalanhropologie 1911, 40: 55-115, hier: S. 104 f.).


  • Mit großem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.


    Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.



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    Quelle: Archiv für Kriminologie 198, 99-109 (1996)

    Zur insektenkundlichen Begutachtung in Faulleichenfällen

    Aus dem Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln
    (Direktor: Prof. Dr. med. M. Staak)

    Von
    Dipl.-Biol. Mark Benecke, ALS (1)

    Aus: Archiv für Kriminologie 198, 99-109 (1996)

    [Weitere Publikationen von MB]
    1. Einleitung

    Die eine Leiche in mehreren, definierbaren Besiedlungswellen aufsuchenden Insektenpopulationen können wertvolle Hinweise bezüglich der Leichenliegezeit und des Tathergangs liefern. Zugrunde liegen dabei folgende Annahmen:

    (a) Bestimmte sich vom Leichengewebe nährende oder dort andere Gliederfüßer jagende Arthropoden (Fliegen, Käfer, Spinnentiere) treten abhängig vom Zersetzungszustand der Leiche in «ökologischer Folge» nacheinander auf [nach Putman 1977].

    (b) Mit der Leiche oder einem Täter assoziierte Insekten bzw. die Folgen ihrer Tätigkeit (vor allem typische Biß- und Stichmuster) können unter Berücksichtigung der Lebensräume der Tiere genauso wie andere Spuren asserviert und ausgewertet werden (Fallbeispiele z.B. in Leclercq 1973, Johnston & Villeneuve 1897, Webb et al. 1983, Prichard et al. 1986, Evans 1993).

    Die Idee zur unter (a) genannten Vorgehensweise stammt aus dem vergangenen Jahrhundert (Megnin 1887) und liefert - durch die seitdem zahlreichen angewandten insektenkundlich-ökologische Arbeiten - ein abgerundetes Bild der Besiedlungsfolgen. Aus diesen wird dann auf die Leichenliegezeit rückgeschlossen. Die Lebensgewohnheiten der einzelnen Arten erlauben weiterführende orts- oder zeitspezifische Aussagen (z.B. Benecke 1996). Bezieht man Umwelteinflüße wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit in die Ermittlung ein, so läßt sich in bestimmten Fällen sogar die Liegezeit skelettierter Leichen berechnen (Lord et al. 1994, Nuorteva 1977).
    Ausführliche Zusammenfassungen zum Thema finden sich bei Nuorteva (1977) und Smith (1986), neuere Übersichten bei Turner (1991), Keh (1985), Catts & Goff (1992) und Benecke (1996). Praktische Hinweise zur Asservierung geben Smith (1986), Lord & Burger (1983) und Erzinclioglu (1989). Auf die zeitliche Genauigkeit der Methode und ihre Fehlerquellen möchten wir in einer zukünftigen Veröffentlichung eingehen.
    Die beiden im folgenden vorgestellten Fälle beschäftigen sich mit einer Erscheinung aus dem Bereich der Forensischen Insektenkunde, die erfahrenen Rechtsmedizinern gelegentlich bei Freilandsektionen begegnet, aber fehlinterpretiert worden ist (Fall 1: vermeintliche «Springkäfer») sowie dem permanenten Auftreten von Aasfliegen in einem vollkommen leeren Raum (Fall 2).

    2. Fallbeschreibungen

    Fall 1: Bahnleiche
    Zusammenfassung aus den kriminalpolizeilichen Angaben und dem Protokoll (2) der Leichenschau Eine 38 Jahre alt gewordene heroiabhängige Suizidentin wurde Ende November 1995 von Bahnarbeitern etwa 2 Meter von den Bahnschienen entfernt auf einem innerstädtischen Bahnwall gefunden. Die Leiche war dekapitiert und befand sich im Zustand fast vollständiger Skelettierung in Rückenlage unter Fallaub im Gesträuch. Die Rumpfweichteile waren nur noch als ockerfarbener, schmieriger Brei vorhanden; Organe der Brust- und Bauchhöhle fehlten völlig ( Abb. 1). Am Becken, den Armen und den unteren Extremitäten waren noch geringe, hochgradig fäulnisveränderte Weichteilreste zu erkennen. Neben dem knöchernen Schädel (ohne Unterkiefer) fand sich ein 35x20 cm messender Haarschopf ( Abb. 2). Die Leiche trug Jeansbekleidung, die zum Zeitpunkt des Fundes insgesamt noch gut erhalten war. Die Liegezeit wurde zunächst auf zwei bis drei Monate geschätzt; nach Identifikation mittels Zahnstatus ergab sich, daß die Person seit Mitte Juli 1995, also vier Monate vor dem Leichenfund, vermißt gemeldet war.

    Insektenbesiedlung
    Besonders in den breiigen Weichteilen der Leiche, aber auch auf den freiliegenden Knochen fanden sich massenhaft 8 mm große, hell ockerfarbene Larven ( Abb. 3). Auffällig war ein Verhaltensablauf, den die Larven bei ihrer springenden Fortbewegung zeigten. Dabi wurde der Körper zunächst abgeknickt und dann hörnchenförmig gekrümmmt; schließlich schnellen die Tiere bis zu 50 cm in die Höhe oder zur Seite ( Abb. 4). Auf ledrigen Hautvertrocknungen befand sich eine nahezu geschlossene einlagige Schicht von blaßgelben Eiern ( Abb 5); auch der Haarschopf war mit denselben Eiern besetzt. Unter den Haaren und auf der beiseitegelegten Kleidung waren andere Larven zu sehen (s.u.). Auf dem Sektionstisch konnten einzelne Käfer von 4, 6 und 15 mm Größe sichergestellt werden.

    Fall 2: Leere Wohnung (3)
    In einer im dritten Stockwerk gelegenen Wohnung eines innerstädtischen Mietshauses wurde Anfang November 1995 die Leiche einer zwei Monate zuvor verstorbenen Seniorin gefunden. Der Körper war schmutzig-grün verfärbt und die Oberhaut fäulnisbedingt teilabgelöst. Die Verstorbene soll zum Zeitpunkt der Wohnungsöffnung nicht auffällig stark mit Maden befallen gewesen sein, es wurden jedoch zahlreiche erwachsene Fliegen angetroffen. Nach Angaben der Entwesungsangestellten soll aus der ansonsten intakten Leiche, die im Schlafzimmer auf dem Boden lag, nur ein kleiner Fleck blutiger Flüssigkeit auf einen Läufer gelangt sein.
    Noch im November 1995 wurde die Wohnung mit einem Naturpyrethrum fachkundig vergast (8.11.95), mit Lysoformin desinfiziert (9.11.95) und anschließend vollständig renoviert; von da an stand sie völlig leer (keine Bodenbeläge, Wände weiß gestrichen, Fenster und Wohnungstüre geschlossen) ( Abb. 6). Ende Februar 1996 teilte uns eine Bewohnerin des betreffenden Hauses mit, daß in mehreren Wohnungen, auch der Ihren, seit dem Todesfall angeblich «hauchzart rosafarbene» Maden zu finden seien. In der Wohnung der Verstorbenen sammle man darüberhinaus täglich bis zu vier «Schmeißfliegen» auf. Des öfteren kröchen auch Maden aus Bohrlöchern und der Verkleidung einer Steckdose in der Badezimmerwand der Wohnung, die unter derjenigen der Verstorbenen liege ( Abb. 7).

    Insektenbesiedlung
    Bei der sofort vorgenommenen Hausbesichtigung fanden sich im ehemaligen Schlafzimmer der Toten hinter einer über Teppichhöhe an die Wand befestigten Fußleiste vier leere Tönnchen geschlüpfter Fliegen; im Badezimmer und im Schlafzimmer saß je eine fast regungslose, am eingefallenen Hinterleib als unterernährt zu erkennende, metallisch blau-grüne Goldfliege. Im direkt unter dem ehemaligen Schlafzimmer der Toten liegenden Zimmer fanden sich weitere Maden und Tönnchen (s. u.). Am Tag vor der Ortsbegehung hatte eine Bewohnerin des Hauses in der leerstehenden Wohnung bei früheren Begehungen täglich bis zu sieben tote Goldfliegen gesammelt.

    3. Material und Methode
    Fall 1: Bahnleiche
    Die adulten Tiere (Fliegen und Käfer) wurden im Verlaufe der Leichenschau einzeln in je ein Eppendorf-Reaktionsgefäß (1,5 mL) mit 70% Ethanol überführt. Dies verhinderte die Zersetzung der Insekten durch Schimmel oder Museumskäfer, unterband die durch Wasserverlust bewirkte Schrumpfung der Präparate sowie deren Brüchigwerden. Ein bleistiftbeschriebenes Etikett ersetzte die übliche alkohollösliche Markierung der Gefäße mit Folienschreibern. Larven wurden - ausreichende Stückzahl vorausgesetzt - in gleicher Menge in Alkohol und eine durchsichtige Plastikdose (Durchmesser 4 cm, Höhe 5 cm) mit durchlöchertem Deckel oder in Plastikreagenzgläser (5 mL) mit einem Verbandsmullstopfen gebracht. Lebende Larven, die eine Länge von 4 mm unterschritten, wurden nicht in mullverschlossenen Gefäßen aufbewahrt, da jene durch die Maschen leicht entkamen. Den Fliegenmaden wurden einige Gramm Leichengewebe als Futter beigegeben. Alle Gefäße wurden in ein größeres Gefäß (Gurkenglas mit durchlöchertem Deckel) gestellt, auf dessen Boden ein daumenkuppengroßes Stück wassergetränkten Verbandsmulls lag. Bei einer konstanten Raumtemperatur von 17°C standen die Gefäße an einem großen, südöstlich gelegenen Mattglasfenster. Die Tiere wurden meist täglich inspiziert und deren Entwicklungszustand aufgezeichnet, ggf. wurde Wasser auf den Verbandsstoff nachgetropft. Geschlüpfte Exemplare wurden einige Stunden beobachtet und konnten währenddessen etwas Zuckerlösung aufnehmen, um das vollständige Aushärten ihres Chitinpanzers zu ermöglichen. (Frisch geschlüpft verhungerte und anschließend ausgetrocknete Insekten zerbrechen bei der Bestimmung sehr leicht.) Die in Alkohol fixierten Tiere wurden mit einem feinen Pinsel (bei Tieren < 10 mm) oder einer Federstahlpinzette (bei Tieren ab 10 mm) unter ein Binokular gebracht und anhand der folgenden Literatur bestimmt: Käfer: Zahrandnik, Brohmer, Freude/Harde/Lohse, Chinery; Fliegen: Müller, Jacobs/Renner, Chinery.
    Bei der Umgebungsanalyse nutzten wir Meßwerte einer im Kölner Stadtgebiet gelegenen Wetterstation des Landesumweltamtes Essen (ganzjährige, halbstündliche Datenerfassung).

    Fall 2: Leeres Zimmer
    Die fragliche Wohnung sowie deren Vollbetonbalkon wurde bei Tage unter Zuhilfenahme einer Taschenlampe und einer 14 cm langen Pinzette durchsucht. Besonderes Augenmerk richteten wir auf mögliche Unterschlupfe für Insekten in Spalten, Rissen usw.. Auch die darunterliegende Wohnung wurde in gleicher Weise inspiziert. Fliegen und Maden wurden in 70% Ethanol überführt, die Puppen wurden trocken in verschließbare 15 mL-Plastikreagenzgläser gebracht.

    4. Funde, Bestimmungsergebnisse (4) und Diskussion

    Fall 1: Bahnleiche Fliegen (Dipteren) Die unter 2.1.2. beschriebenen Larven waren auch nach fünfstündigem Springen unter dem Licht des Sektionstisches nicht sichtbar ermüdet (Raumtemperatur 17°C). Etwa fünfzig Larven wurden mit etwas breiigem Leichengewebe und einem Stück Verbandsmull als Trägermaterial aufgezogen. Nach zwei Wochen bewegten sie sich kaum noch und hatten sich unter dem Mull verkrochen, nach eineinhalb Monaten war ein Tier geschlüpft, eines verpuppt und sklerotisiert; fünf herangewachsene Larven waren in zwei von ihnen im Mull gebildeten Höhlen (4x2,5 mm und 2x1 mm) zu sehen. Im den folgenden Tagen starben alle Tiere durch Köpfchenschimmelbefall. Die Bestimmung des bei Berührung zerbrochenen Einzelexemplares erfolgte zunächst ausschließlich mittels einer Zeichnung des einzelnen rechten Flügels ( Abb. 8) anhand des Schlüssels in Müller (1990) und wurde daraufhin durch die ökologischen Angaben in Jacobs & Renner 1988 sowie Borror 1981 bestätigt. Es handelt sich um die Käsefliege Piophila casei LINNÉ, die im englischen wegen des Springens ihrer Larven auch «Skipper Fly» genannt wird (to skip=springen) (Abb. 8a). Die in deutscher Literatur öfters zu findende Bezeichnung «Kapitänsfliege» oder «Käsekapitän» beruht auf irregeleiteter Übersetzung (skipper=Kapitän). Die Larven lassen sich nach Nuorteva 1977 auch auf altem Käse züchten, die Beigabe von Leichengewebe entfällt auf diese Weise.

    Käfer (Coleopteren)
    Oxytelops tetracarinatus (1 Exemplar) ist der häufigste Vertreter der Gattung Oxyteles (GRAV.), die über zweihundert sehr ähnliche, dunkel gefärbte Arten enthält. Die Tiere leben oft in erheblicher Zahl vorzugsweise im Dünger oder im Boden unter Kot oder faulenden Pflanzenstoffen (zoo- und phytodetritisch). Möglicherweise ist Oxytelops tetracarinatus einer der weitverbreitesten und häufigsten Kurzflügler (Staphyliniden) überhaupt. Aus derselben Familie stammt Philonthus spec. (1 Expl.). Die Zuordnung der Käfer zu bestimmten Leichenliegezeiten ist nicht ohne weiteres möglich, da die Tiere auch von anderen faulenden Stoffen zehren. So wurde z.B. Philontus auch etwa zwei Jahre nach dem Begraben von Leichen an denselben gesehen (Smith 1986).
    Die 2-3 cm großen und daher allgemein besser bekannten "Aaskäfer" oder "Totengräber" (Silphiden), die mit den Kurzflügleren eng verwandt sind, wurden am Sektionstisch nicht gesehen. Da "Totengräber" in wesentlich geringeren Stückzahlen auftreten als Kurzflügler, sie ihr Territorium gegen Artgenossen verteidigen und zudem schnell fliehen können, gehen wir davon aus, daß "Totengräber" nach Überführung des Leichnams in rechtsmedizinische Institute generell selten zu finden sein werden.
    Drei von uns aufgesammelte Käfer der Gattung Atheta (THOMS) wurden wegen ihrer starken zwischenartlichen Ähnlichkeit nicht bis zur Art bestimmt. Die Tiere finden sich an trockenem Aas ebenso wie an Pilzen und moderndem Laub.
    Der Rotbeinige Schinkenkäfer oder Koprakäfer Necrobia rufipes (DE GEER) aus der Familie der Buntkäfer (Cleridae) bewohnt wenige, klar definierbare Biotope (Stenotopie). Auf totem Gewebe umherkriechend (Nekrophilie), nährt er sich von den Larven anderer Insekten und von fetthaltigen Substanzen wie Schinken (daher der Trivialname). Im letzten Jahrhundert trafen Ärchäologen das Tier auf ägyptischen Mumien an; auch die nah verwandte Arten Necrobia ruficollis und Korynetes coeruleus finden sich an trockenem Aas, Knochen und Knochenfellen. - Insgesamt sammelten wir je zwei adulte und larvale, zur Leiche assoziierte Necrobia rufipes-Exemplare. Eine Larve setzte sich innerhalb eines Tages - trotz mehrfacher Versuche unsererseits, dies zu verhindern - zwischen dem Verbandsmullstopfen und der Wandung ihres Reagenzglases fest, bildete dort eine Höhle ( Abb. 5a) und wurde in dieser 45 Tage später teilverpuppt und regungslos neben einer abgestreiften Haut (Exuvie) aufgefunden. Am 49. Tag sollte das Tier in Alkohol überführt werden, reagierte aber plötzlich auf Berührungsreize. In die Höhle zurückgesetzt, sklerotisierten die zunächst durchsichtigen Flügel ab dem 54. Tag sichtbar, am kommenden Tag schlüpfte der adulte Rotbeinige Schinkenkäfer.

    Schlußfolgerung
    Das Auftreten der Käsefliege kennzeichnet typischerweise die etwa drei bis sechs Monate postmortem stattfindende vierte Besiedlungswelle (von acht Besiedlungswellen, die auf frei exponierten Leichen zu beobachten sind; Smith 1986). In einzelnen Fällen wurden Überreste von Piophila auch auf begrabenen Leichen (Smith 1986) und ägyptischen Mumien (Cockburn et al. 1975) gefunden. Nach Ablage von etwa 200 Eiern können die Larven bei Optimaltemperaturen innerhalb eines Tages schlüpfen und beginnen nach fünf Tagen im Larvalstadium mit der Verpuppung; nach weiteren fünf bis acht Tagen schlüpfen die erwachsenen Tiere. In unserem Fall hatte sich eine demgegenüber erhebliche Entwicklungsverzögerung eingestellt (1 1/2 Monate), was an den suboptimalen Zuchtbedingungen oder der Heroinintoxination gelegen haben könnte. (Manche Fliegen entwickeln sich auf kokain- und heroinhaltigem Gewebe allerdings schneller als gewöhnlich; Goff & Lord 1994). Das auffällige Springen dient, obgleich energieaufwendig, gleichermaßen der Flucht wie der normalen Fortwegung (Smith 1986). Wir vermuten, daß dieses Verhalten auch solche Fraßfeinde abschreckt, die sich von dem hochmerkwürdigen Bild irritieren lassen, das ein massenhaft mit springenden Larven besetzter Leichnam bietet.
    Während Kurzflügler auch kurz vor und nach der Besiedlung einer Leiche mit Käsefliegen anzutreffen sind, gehören Buntkäfer zu den letzten Besiedlern einer Leiche (Reed in Nuorteva 1977). Wegen der potentiell räuberischen Lebensweise des Rotbeinigen Schinkenkäfers (Smith 1986) und der weiten (auch zeitlichen) Verbreitung von Atheta teilen wir die Funde dieser Tiere sowie die Temperaturwerte (Abb. 6a) in der hier vorliegenden Veröffentlichung unkommentiert mit. Die zunächst auf zwei bis drei Monate geschätzte Liegezeit hätte durch die insektenkundliche Begutachtung in Richtung des tatsächlichen Wertes von vier Monaten korrigiert werden können.

    Fall 2: Leeres Zimmer
    Die Fliegen (je eine lebende im Bade- und Schlafzimmerzimmer sowie drei lebende und eine tote auf dem Balkon der Toten; Abb. 8b) wurden als Exemplare der grünmetallisch schimmernden Aas- oder Goldfliege Lucilia (wohl Lucilia caesar LINNÉ) bestimmt (Abb. 9). Im Treppenhaus zwischen der zweiten und dritten Etage fingen wir eine einzelne blaumetallische Schmeißfliege (Calliphora spec. ROBINEAU-DESVOIDY) ( Abb. 10). Aus derselben Gattung stammten auch die in der Wohnung hinter den Fußleisten gefundenen vier Tönnchen. Unter einem Fußabtreter vor der Balkontür des Zimmers, das genau unter dem ehemaligen Schlafzimmer der Toten lag, befanden sich je fünf verpuppte und sechs unverpuppte, aber bereits gedunkelte Larven (Abb. 11), die nach Reiter & Wolleneck (1983) ebenfalls als Calliphora vomitoria bestimmt wurden.
    Die Tiere hatten sich offenbar schon vor Entfernung der Leiche aus der Wohnung in Spalten des Betonbodens und hinter die Fußleiste verkrochen. Dies ähnelt einer Beobachtung von Nuorteva (1977), bei der Aasfliegenlarven unvermittelt unter dem Büroteppich einer Behörde auftauchten. Die Tiere waren von einem Kadaver (vermutlich eines Vogels oder einer Maus im Lüftungsschacht) abgewandert, um sich zu verpuppen. Viele Fliegenmaden verhalten so, was es notwendig macht, die Umgebung einer Leiche bei der insektenkundlichen Ermittlung gründlich zu durchsuchen. Die Größe der Tönnchen spielt bei der Bestimmung keine entscheidende Rolle und sollte nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten. Am Rande sei angemerkt, daß die Mieter des betreffenden Hauses keinen Zusammenhang zwischen Maden, Tönnchen und erwachsenen Tieren - den Entwicklungsstadien der Fliegen - sahen. Interessant an Fall 2 ist, daß außer den beiden Leichenerstbesiedlerinnen Lucilia und Calliphora trotz zweimonatiger Liegezeit keine weiteren Spuren von Insekten gefunden werden konnten. Die ökologisch und technisch isolierte Lage (Großstadt, möglicherweise nur geöffnetes Oberlicht) mag zu der fehlenden Weiterbesiedlung mit anderen Arten (Sukkzession) ebenso beigetragen haben wie der verlangsamt anmutende Verfall der Leiche, die nachfolgende Naturpyrethrumbegasung und Wohnungsrenovierung sowie eine mögliche Medikamenteneinnahme (Goff & Lord 1994). Die vorgefundenen Fliegen, besonders aber die Abwesenheit weiterer Insektenarten lassen hier zunächst nur den Schluß zu, daß die Leiche zum Zeitpunkt des Fundes höchstens drei Monate alt war (Smith 1986). Berücksichtigt man zusätzlich die Umgebungsbedingungen, so ergibt sich folgendes Bild: Mehrere Larven von Calliphora vicina und Lucilia caesar hatten ihre maximale Wachstumsrate überschritten, als die Temperatur unter 16°C fiel. Von da an verpuppten sie sich nicht mehr, bis die Temperatur wieder anstieg (Reiter 1984a) bzw. die Tage länger wurden (Abb. 12). Eine Beobachtung von Whiting (1914), der Calliphora das ganze Jahr über gezüchtet haben will, würde erklären, warum dennoch einzelne Tiere sich verpuppten und schlüpften. Daß sich Temperaturtoleranzen vom Calliphoriden im Laufe ihres Lebens auch ändern können, zeigen Versuche zur oberen Temperaturschwelle von Calliphora erythrocephala (Davison 1969). Ob die Larven nur eine insgesamte Entwicklungsverlangsamung oder eine echte, vorübergehende Entwicklungsarretierung (Diapause) im Präpupalstadium durchmachten (Mellanby 1938), muß dahingestellt bleiben. Der Fund der stillsitzenden Luciliae auf dem Balkon erklärt sich aus einer Flughemmung bei Temperaturen unter 12°C (von Nuorteva 1977 für Calliphoriden berichtet). Ins Labor verbracht, flogen dieselben Tiere vollkommen normal umher. Die Temperatur der Wohnung ab dem Zeitpunkt des Todes bis zum Leichenfund ist unbekannt, dürfte aber etwas über der Außentemperatur gelegen haben (Abb. 12). Danach wurde eine Heizung mittels eines Thermostates angeblich auf Werte um 15°C-17°C gestellt. Aus der Leichenwohnung heraus gelangten die Maden vermutlich unter der Balkontüre und über die Balkonbrüstung, die gegenüber dem Balkon der darunterliegenden Wohnung zurücksteht. Die Maden ließen sich von da aus eine Etage tiefer fallen und krochen vermutlich unter der Balkontüre in die wärmere Wohnung hinein. Aus diesem Zimmer konnten Sie durch eine geöffnete Tür ins Badezimmer gelangen. Dennoch kann das Auskriechen der Maden aus Bohrlöchern in der Badezimmerwand schlüssig nur durch die Annahme verstanden werden, daß Maden aus der oberen Wohnung durch Riße im Fußboden zwischen die echte und die Gipswand des Badezimmers der darunterliegenden Wohnung gekrochen waren. Es ist aber nicht auszuschließen, daß die Maden von den Mietern nicht beim Aus- sondern beim Einkriechen in die Bohrlöcher gesehen wurden. In Fällen wie dem vorliegenden darf man der Körpergröße der erwachsenen Tiere übrigens nicht zuviel Bedeutung zumessen, da sich z.B. aus Lucilia-Larven - je nach deren Nahrungsangebot - zwischen 5 und 11 mm große Fliegen entwickeln können (Schumann 1971).

    Fazit zu Fall 2
    Wir vermuten, daß adulte Exemplare der beiden wichtigsten hiesigen kadaveraufsuchenden Insektengattungen (blaue und grüne Schmeißfliegen) Mitte September die Leiche angeflogen und auf dieser Eiballen abgelegt haben. Die Larven entwickelten sich zum Teil zu erwachsenen Tieren; einige verharrten aber nach der Renovierung der Wohnung bis zum Ansteigen der Temperatur und Tageslänge im Februar in einem kältebedingten Zustand verlangsamter oder arretierter Entwicklung. Das permanente Auftreten einzelner Schmeißfliegen beruht vermutlich auf der wärmebedingten Auslösung der Fortentwicklung (abhängig von der Nähe zum Heizkörper?) bzw. der sich verlängernden Tagesdauer.
    Daß die Insekten(larven) ursprünglich von der Leiche stammten, zeigt auch deren Vorhandensein ausschließlich im ehemaligen Schlafzimmer der Toten und in dem darunterliegenden Zimmer (beide Nordseite), während die wärmeren und helleren Zimmer im Süden dauernd vollkommen fliegenfrei waren.

    5. Schlußbemerkungen
    Das plötzliche massenhafte Auftreten von Fliegenmaden läßt sich ganz allgemein verstehen, wenn man davon ausgeht, daß einzelne Weibchen vieler Fliegenarten mit einem Mal hunderte von Eiern ablegen können, die - je nach Fliegenart und Umweltbedingungen - schnellstens innerhalb von acht bis zwölf Stunden schlüpfen und nach bereits einer Woche geschlechtsreif sein können. I den ersten Stunden und Tagen postmortem könne zeitlich sehr eng eingrenzbare Ableitungen der Liegezeit vorgenommen werden. Dazu trägt neben der genauen Kenntnis der Wachstumskurven der Maden (z.B. Reiter 1984a/b, Reiter & Hajek 1984) auch deren Verhalten bei. So können etwa Larven der grünen Schmeißfliege Lucilia nur dann Erstbesiedler einer Leiche sein, wenn eine Person tags im Freien zu Tode gekommen ist, denn nachts legt Lucilia (im Gegensatz zu ihrer Nahrungskonkurrentin Calliphora) keine Eier ab (Green zit. in Smith 1986).
    Extremhabitaten wie Erdgräbern und Rohöllagern (Oldroyd, zit. nach Evans 1993). Insgesamt zeigen die geschilderten Fälle, daß insektenkundliche Untersuchungen in Faulleichenfällen sowohl bei der Todeszeitschätzung (hier anhand der Käsefliege - Fall 1) als auch bei der Klärung rätselhafter Umstände in nachhinein (hier anhand von Schmeißfliegen - Fall 2) nützlich sein können.
    Die hier mitgeteilten Fallbeobachtungen werden erst nach Ihrer Aufnahme in ein umfassendes, mehrere ökologische Faktoren berücksichtigendes Auswertesystem weitere verallgemeinerbare Information liefern. Wegen der enormen Verbreitung und Artenzahl von Insekten (sie stellen etwa 75% aller Tierarten) teilen wir jedoch mit Prof. Erzinclioglu von der Universität Cambridge die Hoffnung, daß die Insektenkunde auch im deutschsprachigen Raum als kraftvolles Werkzeug und objektives Beweismittel ihren festen Platz in Kriminalisik und Rechtsmedizin findet.

    Danksagung
    Die Insektenkundler Dr. Klaus Cölln und Dr. Hans-Jürgen Hoffmann sowie die Bestimmungsexpertin Andrea Jakubzik (alle am Zoologischen Institut der Universität Köln) gaben mir initiale und fortführende Anregungen zur Forensischen Entomologie. Herr Hans-Gerd Werner, Coleopterologe in Köln, bestimmte einige Käfer und gewährte mir Zugang zu seiner Bibliothek. Die Wetterdaten stellten Dr. Beier und Dr. Kohlert vom Landesumweltamt in Essen zur Verfügung. Das British Museum (London) überließ mir das letzte Exemplars des «Manual of Forensic Entomology». Prof. M. Staak und Prof. C. Henßge regten mich zu fortführenden forensisch-insektenkundlichen Arbeiten an. Ich danke allen Genannten für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.

    Zusammenfassung
    In Faulleichenfällen kann die Untersuchung der Insektenfauna Hinweise auf die Leichenliegezeit liefern. Wir schildern zwei Fälle, in denen die Methode zur Anwendung kommt. Einige typische leichenbewohnende Insekten werden vorgestellt, darunter die blaue und grüne Schmeißfliege Calliphora und Lucilia, der Rotbeinige Schinkenkäfer Necrobia rufipes und die Käsefliege Piophila casei, deren Larven auffällig springen. In Fall 1 war die Leiche einer heroinabhängigen Suizidentin massenhaft mit Käsefliegenlarven besetzt, in Fall 2 hatten sich Schmeißfliegenlarven in Rissen und hinter einer aufgesetzten Gipswand verkrochen, waren dort in ein Ruhestadium (Diapause) verfallen und schlüpften mit steigender Temperatur und/oder Tageslänge etwa drei Monate nach der Oviposition (normale Entwicklungsdauer der Maden bis zur Verpuppung abhängig von der Umgebungstemperatur ein bis zwei Wochen). Neben Einzelbeobachtungen zur Entwicklung von Piophila geben wir eine knappe Einführung in die Forensische Entomologie mit Hinweisen zur Asservierung und relevanten Literaturstellen.

    Summary
    Use of Forensic Entomology in cases concerning putrefied corpses
    We report two cases in which putrefied corpses were found in the state of massive myasis (colonization of flies); in one case, also beetles could be collected. Case 1: A human corpse was found four month postmortem exposed freely near a railway embankment (suicide, known heroin user). Masses of jumping cheese skipper flie larvae were found on the corpse and bred for identification subsequently. Furthermore, several beetles were found. Cheese skippers are a typical carrion-assotiated fly species which occurs three to six month postmortem. In Germay, cheese skippers are often mixed up with beetle larvae, an error which we wish to clear up. Case 2: Three month after removal of a corpse found dead for one and a half month in fall/wintertime in a flat, green-blue blowflies and their larvae were seen constantly in the now completely empty, desinfected flat and a flat being situated in the floor below. Temperature of the rooms was around 15°C-17°C. Larvae hid behind vertical floor ledges and wall-on-walls made of plaster and rested in diapause until temperatur or length of days increased; because of low temperature adult flies could not flie and were found immobile in cracks on the balcony. A brief introduction in the field of forensic entomology - including relevant citations, collection and breeding information - is given.

    Literatur

    Arutjonov AM (1963) The use of entomological observations in forensic science. Sudebno-medicinskaja Ekspertiza 6:51 ff.
    Ax P (1995) Das System der Metazoa I. G. Fischer, Stuttgart
    Benecke M (1996) Forensische Zoologie. Kriminalistik 50 (1), 55-57
    Borror DJ (1981) Introduction to the study of insects, 5. Auflage. Saunders, Philadelphia
    Brohmer P, Schaefer M (1988) Fauna von Deutschland, 17. Auflage. Quelle & Meyer, Heidelberg
    Catts EP, Goff ML (1992) Forensic entomology in criminal investigations. Annual Reviews of Entomology 37:257-272
    Cockburn A, Barraco RA, Reyman TA, Peck WH (1975) Autopsy on an egyptian mummy. Science 187:1155-1160
    Cragg JB, Cole P (1952) Diapause in Lucilia sericata (Mg.) Diptera. Journal of Experimental Biology 29:600-604
    Davison TF (1969) Changes in remperature tolerance during the life cycle of Calliphora erythrocephala. Journal of Insect Physiology 15:977-988
    Erzinclioglu YZ (1989) Entomology, zoology and forensic science: the need for expansion. Forensic Science International 43:209-213
    Evans HE (1993) Life on a little known planet. Lyons & Burford, New York
    Freude H, Harde KW, Lohse GA (1964-1983) Die Käfer Mitteleuropas. Goecke & Evers, Krefeld
    Goff ML, Lord WD (1994) Entomotoxicology. A new area for forensic investigation. The American Journal of Forensic Medicine and Pathology 15:51-57
    Jacobs W, Renner M (1988) Biologie und Ökologie der Insekten, 2. Auflage. G. Fischer, Stuttgart
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    Abbildungen:
    1 Zustand der Leiche in Fall 1
    2 Haarschopf mit Eiern von Piophila casei
    3 Massen von Larven von Piophila casei im breiigen Leichengewebe
    4 Verhaltensablauf der Fortbewegung von Maden der Käsefliege Piophila casei
    5 Besatz mit Eiern von Piophila casei
    5a Larve des Rotbeinigen Schinkenkäfers Necrobia ruficollis in der von ihr im Mullstopfen gebildeten Höhle
    6 Ehemalige Schlafzimmer der Toten nach Renovierung im Februar 1996
    6a Temperaturverlauf zu Fall 2. A: Vermuteter Todeszeitpunkt (ermittelt aus Post im Briefkasten etc.), B: Fund der Leiche, C: Entwesung und Desinfektion (2 Tage), D: neuerliche Inspektion der Wohnung
    7 Steckdose (bzw. Steckdose und Bohrloch) auf der Gipswand im Badezimmer der Wohnung unter derjenigen der Toten; von den Mietern abgeklebt
    8 Zeichnung des rechten Flügels von der Käsefliege Piophila casei, welche die Bestimmung ermöglichte
    8a Käsefliege Piophila casei. Links: Erwachsenes Tier (5mm), rechts: Larve (8 mm) entspannt und kurz vor dem Absprung. Aus Jabos/Renner nach Bollow und Séguy
    8b Risse im Balkon der Verstorbenen. Die dunklen Punkte sind Exemplare der grünen Schmeiß- oder Goldfliege Lucilia.
    9 Die grüne Schmeißfliege Lucilia caesar L.
    10 Die blaue Schmeißfliege Calliphora R.-D.
    11 Maden und Tönnchen (dunkel) im Schein der Taschenlampe in der Wohnung unter derjenigen der Toten. Als Größenvergleich eine Federstahlpinzette von 10 cm Länge. / Fußmatte innen vor der Balkontüre des Zimmers unter demjenigen der Toten.

    (1) Assotiate der Linnean Society of London
    (2) Leichenschau durch Dr. W. Grellner und Dr. H. Graß, Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln
    (3)äußere Leichenschau durch Dr. Graß, Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln
    (4) Wir nutzen zur Bestimmung und Beschreibung die klassische zoosystematische Einteilung. Gleichwohl sind wir mit Ax (1995) der Meinung, daß diese Gliederung des Tierreiches aus evolutionsbiologischer Sicht hinterfragt werden darf.


    Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.