Weck mich am Arsch: Interview
Weck mich am Arsch - Das Handbuch für Langschläfer
So kann's gehen — von Langschläfern, die es geschafft haben
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Aus: Ralf Prestenbach: Weck mich am Arsch!, 192 Seiten, broschiert, erschienen April 2012, ISBN 978-3453602052, € 8,99
INTERVIEW: RALF PRESTENBACH
Mark Benecke ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Er studierte Biologie, Zoologie und Psychologie an der Universität Köln und promovierte mit einer Dissertation über genetische Fingerabdrücke. In den Vereinigten Staaten absolvierte er diverse polizeitechnische Ausbildungen im Bereich Rechtsmedizin.
Herr Dr. Benecke, aufeiner Skala von eins bis zehn - wie wichtig ist Schlaf für Sie?
MB: Also wenn zehn das meiste ist, dann zehn.
Wie lässt sich dieses Bekenntnis zum Langschläfertum mit Ihrem Job verbinden?
MB: Mittlerweile relativ problemlos. Ich habe kein Auto, fahre also grundsätzlich alle Strecken mit dem Zug und da gibt es ja immer genügend Gelegenheit zum Schlafen. Mein Arbeitsschwerpunkt hat sich in den letzten Jahren etwas verlagert. Früher, als ich noch viel für die Polizei gemacht habe, war das die Hölle. Die haben teilweise schon um 6 Uhr morgens angerufen. Heute lege
ich mir einfach die Termine, wie es mir passt und fertig.
Kann man einem Langschläfer ruhigen Gewissens den Beruf eines Kriminalbiologen empfehlen?
MB: Also, ich hatte nie Probleme, genügend Schlaf zu bekommen. Im Wissenschaftsbetrieb macht eigentlich jeder, was er will, da
man ja sowieso schon viel mehr arbeitet als in anderen Bereichen. Zu meiner Laborzeit war der 12-Stunden-Tag eher die
Regel als die Ausnahme. Wann man morgens dann anfängt, ist jedem selbst überlassen.
Dann ist der Wissenschaftsbetrieb wohl eine Ausnahme, denn in vielen anderen Bereichen unserer Gesellschaft ist man gezwungen, richtig früh anzufangen. Und in der Schule erwartet man, dass die Kinder schon um 8 Uhr fit sind. Wie finden Sie das?
MB: Das ist wirklich mies. Ich war auf einer Schule, die bereits um Viertel vor acht begann. Auf dieser Schule waren auch sehr viele Kinder von Musikern, die haben das zum Teil bitter beklagt. Genauso die Kinder, die jeden Morgen einen weiten Schulweg vor sich hatten.
Ich bin grundsätzlich dafür, dass man selbst wählen kann, wann man morgens anfängt. Das geht leider noch immer nicht überall. Polizeiarbeit ist so ein Beispiel. Da ist man im Schichtbetrieb und muss neben Spät- und Nachtschicht auch die Frühschicht machen. Das hat nur den einen Vorteil, dass selbst ein ausgesprochener Langschläfer ab und zu mal seine Kinder sieht.
In Betrieben aber, in denen die Mitarbeiter frei wählen können, machen die Frühaufsteher die Frühschichten und die Langschläfer die Spät- oder Nachtschichten und alle sind viel zufriedener.
Wird man also Ihrer Meinung nach Bäcker, weil man Frühaufsteher ist?
MB: Ja, oder weil man den Laden geerbt hat. Aber es gibt ja kaum noch echte Bäcker. Die meisten Bäckereifilialen backen heutzutage nur noch Tiefkühlware auf. Aber gerade an den echten Bäckern kann man auch die genetische Komponente des Frühaufstehens/ Langschlafens erkennen. Der Firmengründer war wahrscheinlich ein Frühaufsteher und derjenige, der den Betrieb weiterführt, hat vermutlich nicht nur den Laden, sondern auch diese genetische Disposition geerbt. Ansonsten würde er ja
wohl nicht weitermachen.
Noch einmal zurück zur Biologie. Eine Frage dürfte jeden Langschläfer brennend interessieren: Wie lange kann ich maximal schlafen, ohne Gefahr zu laufen, von Maden angeknabbert zu werden?
MB: Bei älteren Leuten kann das sehr schnell gehen. Eine schlechte Hautdurchblutung durch DruckstelIen kann beispielsweise eine Ursache sein. Deswegen muss man bettlägerige Menschen nachts ja auch mehrmals drehen. Bei gesunden Menschen ist die Gefahr nicht gegeben. Außer man hat Blasen an den Füssen und Kakerlaken in der Nähe, da wird man schon nach zwei Minuten
Schlaf angefressen. Ein Seemann ohne Schuhe hat also deutlich mehr Probleme als ein gesunder Yuppie, der auf seinem Futon in Berlin-Mitte schläft.
Ein gesunder Mensch kann also so lange schlafen, wie er möchte?
MB: Das ist absolut richtig, nur muss er natürlich aufpassen, dass er nicht verdurstet. Aber dafür kann man sich ja eine Flasche Wasser ans Bett stellen.
Mit herzlichem Dank an Ralf Prestenbach für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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