Nachtplan 3/4 2020: Der Mond, Hase
Quelle: Nachtplan, Nr. 102, März/April 2020, S. 21
Dem Doktor seine Seite
Der Mond, Hase
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VON MARK BENECKE
Der kleinste gemeinsame Nenner aller Gruftis ist die Nacht. Sie sollte aber nicht superfinster sein, sonst sehen wir auf dem Grabstein sitzend unseren Kirsch-Met nicht mehr. Wir lieben daher auch den Mond.
Einer der ursprünglichen Hauptgründe für Mondvorlieben ist der Jadehase. Das erfuhr ich vorgestern im Naturhistorischen Museum in Wien. Zumindest für Chinesinnen und Chinesen ist nämlich klar, dass der Mondhase (月兔), Jadehase (玉兔) oder auch das Jadekaninchen Begleiter der Mondgöttin Chang’e 嫦娥 ist und zusammen mit ihr auf dem Mond im — Achtung — Palast der Weiten und Kälte lebt. Wie geil ist das denn? Unser westlicher Mann im Mond ist in China eine Frau im Mond.
Ihr könnt den Hasen sogar sehen, wenn ihr den Vollmond feste anblickt: Man sieht ihn dort, sogar sehr gross, in einem Mörser ein Elixier zusammenbasteln. Falls Ihr Euch außerdem fragt, warum die Emojipedia diesen Kuchen hier: 🥮 vorschlägt, wenn ihr dort “moon” eintippt: Das ist der Kuchen zum chinesischen Mondfest. Auf dem Gebäck prangt normalerweise ein Bild des Jadekaninchens — zu klein für ein Emoji.
Wer will, räuchert bei Vollmond vor einem Bronze-Häschen leckeren Feinstaub in die Luft oder verbrennt ehrfürchtig ein Bild des Jadehasen. Das bringt Glück und ehrt den in der Sage großzügigen Gesellen.
Es folgt schon sehr lange dem weißen Kaninchen —
Euer —
Marky Mark
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