Michaela Schaffrath und Mark Benecke Lieber rund, ueppig, sexy und zufrieden

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Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 58/2002, 9./10. März 2002, SZ am Wochenende, Seite II

Lieber rund, üppig, sexy und zufrieden

Michaela Schaffrath a.k.a. Gina Wild

Von Mark Benecke


[Mehr zu Crime & Co.]
[Benecke & Schaffrath gemeinsam auf ARTE]


Michaela Schaffraths Äußeres ist so symmetrisch wie ihr Inneres. Sie strahlt aus ebenmäßigen Augen, die durch bezaubernde Lachfältchen noch schöner werden. Ihr freundschaftliches Wesen und die zierliche Statur zupfen zugleich an der Vater- und Liebhaber-Saite im Mann. Als Michaela noch Gina hieß, war sie im Porno-Biz der größte Shooting Star, den Deutschland je gesehen hatte. Damals, in drei Jahren und nur sieben professionellen Filmen, hat Michaela vor allem sich selbst gespielt. Sex macht ihr Spass, und nur um Sex ging es in ihren Filmen. Doch als ob das nicht schon eine schicke Leistung wäre, lockt sie nun eine neue Herausforderung: das Schauspielfach.


Nicht, dass ihr der alte Job keinen Spaß gemacht hätte -- im Gegenteil. Es war bloß so, dass man "im Porno nichts mehr neu erfinden" konnte. Diese ewige Wahrheit zu erkennen ist nicht allen Ex-Porno-Darstellerinnen gelungen, wie deren körperlich erschreckenden Zerrbilder beweisen. Zweitens zeigt diese Erkenntnis, mit wieviel Unschuld und echter Hingabe sich die einstige Gina im Gewerbe bewegte. Ihre Fans erinnern sich daran noch gut. Denn nicht nur in ihren Filmen, sondern auch während ihrer Autogrammstunden gab und zeigte Gina deutlich mehr, als es die Honorare nötig gemacht hätten. "Hoffentlich bleiben sie mir treu", sagt Michaela heute über ihre Fans, "sie sind die Grundlage meines Erfolges und total süß".


Die beinahe kindliche Schwärmerei kommt von Herzen und ist gegenseitig. Sogar ein Bekannter des Autors outete sich, als er vom SZ-Gipfeltreffen mit der ehemaligen Video-Königin erfuhr. "Gina sehen und sterben!", rief der im Staatsdienst Stehende mit in die Ferne gestellten Augen.


Angesichts der rein androgenen Anhängeschaft könnte Michaela Schaffraths Einstieg ins neue Leben hakelig werden. Doch die Gewandelte gibt sich sorglos bis rustikal. Den Genre-Wechsel, der ehemalige Soap-Stars auf staubtrockene Schauspiel-Schulen oder zur Selbstfindung nach Manhattan treibt, will sie einfach auf sich zukommen lassen. Sie projektiert höchstens vage einen Mimen-Workshop und wechselt das unwichtige Thema dann gleich.


Wer Frau Schaffrath nicht kennt, würde nun darauf tippen, dass sie wohl hochnäsig und per Promi-Bonus protegiert durch die Welt schreitet. Die Wahrheit ist aber viel einfacher. Denn Michaelas Stärken sind weniger ihr Körper und darauf schwül projezierte Leidenschaften, sondern ganz unerwartet natürliche Unbeschwertheit. Dabei ähnelt sie Forrest Gump, dem seine treu trottende Gradlinigkeit auch in den schwierigsten Situationen entweder außergewöhnlichen Erfolg oder mindestens eine Riesen-Aufmerksamkeit beschert.


Die eigentlich unglaubliche Porno-Karriere der Kunstfigur Gina Wild beweist das. Weil Gina nichts als "schönen, geschmeidigen Sex" bot, konnte sie auf abseitigere Praktiken vor der Kamera komplett verzichten. Sogar die als harmlos angesehenen Sparten Lack, Leder und Fetisch ließ sie links liegen. "Das hat mit Schmerzen zu tun", begründet Michaela inhaltlich nicht ganz korrekt, aber gemäß ihrer aufrichtigen Überzeugung.


Extrem-Piercings missfallen ihr ebenfalls, und die vom Autor ausgepackten Nackt-Aufnahmen des New Yorker Fotografen Richard Kern findet sie sogar "pornografisch". Deshalb, meint die ehemalige Gina, gehören die allgemein erhältlichen Prachtbände von Kern nicht auf die Buchtische, sondern in die Abteilung ab 18. "Ich weiß, wovon ich spreche", fügt sie erklärend hinzu und zeigt auf eins der Fotos, "so was habe ich doch auch gemacht".


Über die scheinbare Schamlosigkeit der Bilder noch immer ehrlich entrüstet, fällt ihr noch ein, dass sie sich mit ihrer Arbeit niemandem aufgedrängt habe. Drum sieht sie ihre Filme am liebsten auch im Videotheken-Sperrbezirk, wo sie jüngeren unzugänglich sind. Ihren möglichen Kindern will Michaela den Ausflug in die Pornowelt ebenfalls schonend beibringen. "Schlecht wäre nur, wenn sie es von anderen Kindern erfahren", sagt die Geläuterte und legt ihren Kopf schief. Das Erklären könnte allerdings kniffelig werden. So empfahl Michaela einem Journalisten der Lippischen Zeitung im Februar 2001, doch einmal Sex mit siebzehn Partnern auszuprobieren. "Das geht noch ganz gut und macht ziemlichen Spaß. Man mag sowas oder nicht", antwortete sie ihm geduldig auf die Nachfrage, ob das ihr Ernst sei.


Michaelas forrest gumpsche Forschheit schlägt derweil ein. Nach ihrem Abschied vom Biz wurden ihr sogleich kleinste bis kleine Rollen angeboten. Besonders Markus Rosenmüller bewies Humor und castete sie als Flittchen, dass vom Kriminalisten Knatterton zur Krankenschwester bekehrt wird. Der Regisseur verschaffte Michaela auch den ersten Auftritt im Abendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen, der die Metamorphose einläuten könnte (Sperling und der stumme Schrei, ZDF, Samstag, 9. März 2002, 20:15 Uhr).


Ein Problem gibt es aber noch. Denn der kaum geschlüpften Schauspielerin wären zur Zeit vor allem Rollen recht, die ihren eigenen Charakter-Zügen entsprechen; wahlweise würde sie gerne moderieren oder comedymäßig mitmischen. Das wäre auch kein Problem, denn als Studiogast spielte sie bereits Stefan Raab und Naddel ganz locker an die Wand. Doch leider gab es immer wieder Veti von oben, wenn die einstige Porno-Actrice in so genannten seriösen Produktionen mitwirken wollte.


Der Einstieg ins Schauspiel lief angesichts dieser Widernisse langsam an. Sogar aus einem Berühmten-Kalender wurde Michaela einmal verscheucht, obwohl sie gewiss mehr treue Fans hatte als die anderen scheinheiligen Elf. Immerhin hatte vor wenigen Tagen schon ein "Michaela-Fan die Möglichkeit, einen von ihm geschriebenen Einakter mit Michaela vor Publikum aufzuführen".


Kinnkratzende Knarrköpfe wähnen bereits, dass eine solide Karriere für Frau Schaffrath einfach nicht möglich sein kann. Sie unterschätzen aber, dass Michaela wohl der erste Porno-Star ist, der sich bereits zentriert hatte, als andere noch von Freibier und einer besseren Welt träumten. Deshalb interessiert sie sich auch weder dafür, zur Erotik-Nachwuchsförderin zu mutieren, noch will sie sich jemals Model-Maße antrimmen. "Ich bin lieber rund, üppig, sexy und zufrieden", sagt sie einleuchtender Weise.


Sogar übersteigerte Publicity-Sucht scheint der öffentlichen Frau fremd. Auch nach drängelndem Nachfragen des Boulevards will sie sich nicht in die aufmerksamkeitssteigernde Riege der TV- oder Party-Luder einsortieren lassen. "Ein Luder ist für mich etwas abwertend gemeintes", findet Michaela Schaffrath, "etwa wie eine Schlampe".


Obwohl solcher Glaube bürgerlich durchmieft erscheinen könnte, spiegelt er neben Bodenständigkeit doch bloß volle geistige Gesundheit wider -- ganz im Sinne der gumpschen Vorgabe. Das erstaunte Publico sieht in Michaela deshalb seit Jahren den Kontrast zum Stereotyp aller Porno-Darstellerinnen, der auch ihr selbst im Schlaf geläufig ist: "Blond, große Brüste, dumm." Dem Einwand, dass immerhin die ersten beiden Wesenszüge auch auf sie zuträfen, setzt die Beneidenswerte entgegen, dass sie immerhin zehn Jahre lang als Krankenschwester gearbeitet, einen Realschul-Abschluss sowie einen Wortschatz habe. Man sieht: Der wichtigste Unterschied zur Nullachtfuffzehn-Darstellerin ist Frau Schaffraths Nonchalance.


Der schon zwanghaften Versuchung, in ihrem Charakter ein wenig Blondierung zu suchen, konnte sich noch nicht einmal der Ghostwriter des guten autobiografischen Buches "Ich, Gina Wild" entziehen. Was dem schlaumeiernden Leser jedoch als simple Denke erscheint, ist in Wirklichkeit die Geschichte eines Menschen, der trotz kleinerer Anfechtungen innerlich blütenrein blieb. Das verdankt die Hauptdarstellerin übrigens nicht nur ihrer Gutmütigkeit, sondern auch andauernder Ehrlichkeit in der Ehe.


So hatte Ihr heutiger Gatte Axel anfangs noch einige Mühe, seine ehemalige Schülersprecherin sanft in Richtung Partnertausch zu schieben. Doch der exhibitionistische Sämling in ihr keimte schon. Als er dann durchbrach, ging dabei nur der Teil des bürgerlichen Lebens verloren, den viele Menschen ohnehin als Ballast empfinden: Michaela zog fortan eine dicke Trennlinie zwischen Sex und Liebe. Nun fühlte sie sich freier und glücklicher.


Der private Erfolg dieser Strategie gab dem Ehepaar Schaffrath recht -- das verflixte siebente Jahr haben die beiden alten Freunde ohne Anfechtung durchschifft. Auch andere Vorurteile und postpubertär projezierte Sittlichkeits-Hampeleien prallen an den Schaffraths ab. Die ansonsten brauchbare Snowboard-, Skate- und Lifestyler-Zeitschrift blond konnte sich etwa des fett geletterten Witzes nicht erwehren, dass Michaela ein "Pop(p)star" sei. Das MAD-Magazin war so frei und verlieh den monatlichen Alfred E. Neumann-Gedenkteller hämisch "an die oberscharfte Porno-Göttin Gina, weil Einiges an ihr stark an Alfreds Zahnlücke erinnert." Dieser Selbstentblößung hat die damalige Gina problemlos eins draufgesetzt: Den zugesandten Teller nahm sie mit Dank und aufrichtig erfreutem Lachen an.


Auch der wildeste Schabernack gelang ihr ungewollt und durch Zufall. Bei einem Börsenwettbewerb des Hessischen Rundfunks musste Michaela gegen ein Kamel namens Laila sowie Wolf Drees von der in Aktiendepots sechzig Milliarden Euro schweren Union Investment antreten. Die beiden Menschen wählten ihre Aktien durch analytische Kenntnis (Drees) oder "aus dem Bauch heraus" (Schaffrath). Dem wiederkäuenden Schwielensohler, vom alten Brehm noch als dumm und häßlich angesehen, wurden symbolische Brötchen vorgelegt, deren Verzehrfolge die Zusammenstellung seines Aktienpakets bestimmte. Dass nach drei Monaten unberührter Aktien-Laufzeit Forrest Schaffrath ganz vorne lag, der Unions-Börsianer aber nur auf Platz drei landete, wundert die SZ-LeserInnen wohl nicht mehr.


Zuletzt hat die frühere Gina noch einen Duft kreiert, den sie der Einfachheit und Erinnerung halber auf ihren Kunst-Namen taufte. Das Gina-Eau der Parfum trägt in den Kopfnoten Beeren und Früchte auf einer Basis aus Moschus, Bernstein, Sandel- und Zedernholz. Für Herren gibt es ein Eau de Toilette, in dessen Nachgeruch zusätzlich Moosnoten sowie in die Spitze etwas Bergamott gegeben wurden. So braust und tobt die Welt, doch unsere Protagonistin schreitet frei von Zaudern, Zorn und Zickigkeit durchs neue Leben. Wir wünschen ihr alles Gute.


Mark Benecke ist Experte für biologische Spuren.



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.