Kappes Benecke Die Baender der Cepaeae: Difference between revisions

From Mark Benecke Forensic Wiki
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
No edit summary
 
(18 intermediate revisions by one other user not shown)
Line 1: Line 1:
<html>
[[File:Club Conchylia Logo.jpg|150px|thumb]]
<h2><font color=orange>Die r&auml;tselhaften B&auml;nder der Cepaeae</font></h2>
Quelle: Club Conchylia 27(1), 1995, Seiten 59 bis 62<br>
Von <A HREF="http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Main_Page">Mark Benecke</A><br><br>


</html>
=<font color=orange>Die r&auml;tselhaften B&auml;nder der Cepaeae</font>=
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Beiträge von MB]]] [Mehr über [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=All_Mark_Benecke_Publications#Snails Schnecken]] [Hier gibt es den Artikel als [http://benecke.com/pdf/cepaea_baender_benecke_cci.pdf .pdf]]<html><br><br>


Aus: Club Conchylia 27(1), pp. 59-62, 1995<br></html><br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>


<html><p align="justify">
'''VON MARK BENECKE'''<br>
Anfang der f&uuml;nfziger Jahre sammelte das Forscherehepaar Schilder auf der Insel Hiddensee zweiundsiebzigtausend
Geh&auml;use der Garten- und Hainschnirkelschnecken <i>Cepaea hortensis</i> und <i>nemoralis</i>. Die beiden Conchyologen hatten sich vorgenommen, alle gefundenen Schalen bis ins kleinste zu vermessen, deren Fundorte zu beschreiben und - das Schwierigste daran - die hochvariablen B&auml;nderungen der Tiere zu kategorisieren. Ein unm&ouml;gliches Unterfangen, wie man bis dahin glaubte.<br>
<br>
The puzzling bandig patterns of Cepaeae can be recorded using a system developed by Schilder and Schilder in the early Fifties. This allows further examination of ecological questions.<br>


Jedem Schneckensammler sind die beiden (ansonsten kaum beachteten) Schnirkelschnecken <i>Cepaea nemoralis</i>
und <i>hortensis</i> (1) als Beispiel f&uuml;r die extreme Variabilit&auml;t von Schalenmerkmalen bekannt. Besonders auff&auml;llig ist die wandelbare B&auml;nderung (2). Die f&uuml;nf dunklen Spiralb&auml;nder k&ouml;nnen einzeln oder gruppenweise ausfallen oder paarweise verschmelzen; manchmal treten auch Zusatzbanden auf. Je nachdem, ob man Bandenausf&auml;lle und Verschmelzungen hinzunimt oder nicht, kommt man auf 47 bis h&ouml;chstens 17.656 (!) B&auml;nderkombinationen. <br>


<br>Seit einer grundlegenden Arbeit G. v. Martens im Jahre 1832 gibt es zu diesem erstaunlichen Ph&auml;nomen eine un&uuml;berschaubare Flut von Ver&ouml;ffentlichungen (3).<br>
<html><a href="http://benecke.com/pdf/cepaea_baender_benecke_cci.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/a/ad/Cepaea_baender_benecke_cci_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>
 
 
'''Anfang der f&uuml;nfziger Jahre sammelte das Forscherehepaar Schilder auf der Insel Hiddensee zweiundsiebzigtausend Geh&auml;use der Garten- und Hainschnirkelschnecken <i>Cepaea hortensis</i> und <i>nemoralis</i>. Die beiden Conchyologen hatten sich vorgenommen, alle gefundenen Schalen bis ins kleinste zu vermessen, deren Fundorte zu beschreiben und - das Schwierigste daran - die hochvariablen B&auml;nderungen der Tiere zu kategorisieren. Ein unm&ouml;gliches Unterfangen, wie man bis dahin glaubte.'''<br>
 
 
'''The puzzling bandig patterns of Cepaeae can be recorded using a system developed by Schilder and Schilder in the early Fifties. This allows further examination of ecological questions.'''<br><br>
 
 
Jedem Schneckensammler sind die beiden (ansonsten kaum beachteten) Schnirkelschnecken <i>Cepaea nemoralis</i> und <i>hortensis</i> <sup>(1)</sup> als Beispiel f&uuml;r die extreme Variabilit&auml;t von Schalenmerkmalen bekannt. Besonders auff&auml;llig ist die wandelbare B&auml;nderung <sup>(2)</sup>. Die f&uuml;nf dunklen Spiralb&auml;nder k&ouml;nnen einzeln oder gruppenweise ausfallen oder paarweise verschmelzen; manchmal treten auch Zusatzbanden auf. Je nachdem, ob man Bandenausfälle und Verschmelzungen hinzunimt oder nicht, kommt man auf 47 bis h&ouml;chstens 17.656 (!) B&auml;nderkombinationen. <br>
 
 
Seit einer grundlegenden Arbeit G. v. Martens im Jahre 1832 gibt es zu diesem erstaunlichen Ph&auml;nomen eine un&uuml;berschaubare Flut von Ver&ouml;ffentlichungen <sup>(3)</sup>.<br>
 
 
Leider ist der Gro&szlig;teil dieser Untersuchungen im nachhinein nicht mehr auswertbar, da die Autoren keine Statistik betrieben und oftmals nur voreilig ihre eigenen Ansichten belegen wollten. Insbesondre lässt sich nicht zwischen spektakul&auml;ren Einzelfunden und verallgemeinbaren Beobachtungen unterscheiden. Vor vierzig Jahren nahm sich daher das Forscherehepaar Schilder aus Halle a.d Saale vor, der Sache endg&uuml;ltig auf den Grund zu gehen. Der erste Schritt bestand darin, Artnamen zu verwerfen, welche besonders auff&auml;lligen B&auml;nderungstypen gegeben worden waren sowie deutliche Abtrennungen zu anderen, nah verwandten Arten zu treffen. Nach Sichtung der alten Aufs&auml;tze kristallisierten sich zwei Hauptfragen heraus, die Licht in das Gewirr der Varaibilit&auml;tsformen bringen sollten:<br>


Leider ist der Gro&szlig;teil dieser Untersuchungen im nachhinein nicht mehr auswertbar, da die Autoren keine Statistik betrieben und oftmals nur voreilig ihre eigenen Ansichten belegen wollten. Insbesondre l&auml;·t sich nicht zwischen spektakul&auml;ren Einzelfunden und verallgemeinbaren Beobachtungen unterscheiden. Vor vierzig Jahren nahm sich daher das Forscherehepaar Schilder aus Halle a.d Saale vor, der Sache endg&uuml;ltig auf den Grund zu gehen. Der erste Schritt bestand darin, Artnamen zu verwerfen, welche besonders auff&auml;lligen B&auml;nderungstypen gegeben worden waren sowie deutliche Abtrennungen zu anderen, nah verwandten Arten zu treffen. Nach Sichtung der alten Aufs&auml;tze kristallisierten sich zwei Hauptfragen heraus, die Licht in das Gewirr der Varaibilit&auml;tsformen bringen sollten:<br>
<br>


1. L&auml;&szlig;t sich ein Schl&uuml;ssel finden, mit dem die B&auml;nderungen sinnvoll kategorisiert werden k&ouml;nnen?<br>
1. L&auml;&szlig;t sich ein Schl&uuml;ssel finden, mit dem die B&auml;nderungen sinnvoll kategorisiert werden k&ouml;nnen?<br>


2. Sind die B&auml;nderungsvarianten an bestimmte Orte gebunden?<br>
2. Sind die B&auml;nderungsvarianten an bestimmte Orte gebunden?<br>
<p align="justify">


Als Grundfarben der gesamten Schale nahmen die beiden Forscher nur "rot" und "gelb" an, da sie vermuteten, da· nur diese beiden Farben genetisch unterschieden sind. Die B&auml;nder selbst liegen auf einer gelblichwei·en sog. "opaken Zone" auf der roten oder gelben Schale. Auf diesem opaken Grund sind die B&auml;nder meist gleichm&auml;·ig schwarzbraun pigmentiert. Zusatzb&auml;nder (also solche, die dem betreffenden Schalentyp normalerweise fehlen w&uuml;rden) sind heller rotbr&auml;unlich. Daneben gibt es vier erbliche B&auml;ndervarianten. Popuationen, die  aus diesen Varianten bestehen, bilden daher (wegen der Erblichkeit) den "normalen" Grundb&auml;nderungstyp kaum aus. <br>


<br>
Als Grundfarben der gesamten Schale nahmen die beiden Forscher nur "rot" und "gelb" an, da sie vermuteten, da· nur diese beiden Farben genetisch unterschieden sind. Die B&auml;nder selbst liegen auf einer gelblichweißen sog. "opaken Zone" auf der roten oder gelben Schale. Auf diesem opaken Grund sind die B&auml;nder meist gleichmäßig schwarzbraun pigmentiert. Zusatzb&auml;nder (also solche, die dem betreffenden Schalentyp normalerweise fehlen w&uuml;rden) sind heller rotbr&auml;unlich. Daneben gibt es vier erbliche B&auml;ndervarianten. Popuationen, die  aus diesen Varianten bestehen, bilden daher (wegen der Erblichkeit) den "normalen" Grundb&auml;nderungstyp kaum aus. <br>
 
 
Die vier B&auml;nderungsvarianten sind:<br><ul>
Die vier B&auml;nderungsvarianten sind:<br><ul>
<li><b>a. T&uuml;pfelb&auml;ndrigkeit (4)<br></b>
<li><b>a. T&uuml;pfelb&auml;ndrigkeit <sup>(4)</sup><br></b>
Die B&auml;nder sind in zahlreiche dunkle Flecken aufgel&ouml;st, aber durch helle Stellen verbunden<br>
Die B&auml;nder sind in zahlreiche dunkle Flecken aufgel&ouml;st, aber durch helle Stellen verbunden<br>
<li><b>b. B&auml;nderspaltung<br></b>
<li><b>b. B&auml;nderspaltung<br></b>
Die rotbraunen B&auml;nder scheinen l&auml;ngsgespalten zu sein; in Wirklichkeit sind aber nur die R&auml;nder der B&auml;nder st&auml;rker pigmentiert als deren mittlere Zonen<br>
Die rotbraunen B&auml;nder scheinen l&auml;ngsgespalten zu sein; in Wirklichkeit sind aber nur die R&auml;nder der B&auml;nder st&auml;rker pigmentiert als deren mittlere Zonen<br>


<li><b>c. Pigmentarme B&auml;nderung (subhyalin)<br></b>
<li><b>c. Pigmentarme B&auml;nderung (subhyalin)<br></b>
Die B&auml;nder sind in der Bildungszone glasig (=hyalin), im folgenden aber schwach pigmentiert<br>
Die B&auml;nder sind in der Bildungszone glasig (=hyalin), im folgenden aber schwach pigmentiert<br>
<li><b>d. Pigmentlose B&auml;nderung (Albinismus)<br>
 
</b>
<li><b>d. Pigmentlose B&auml;nderung (Albinismus)</b><br>
 
 
Helle, glasige B&auml;nder auf etwas einget&ouml;nter Schale. Nur die Schale, nicht das gesamte Tier, ist pigmentlos!<br>
Helle, glasige B&auml;nder auf etwas einget&ouml;nter Schale. Nur die Schale, nicht das gesamte Tier, ist pigmentlos!<br>
Nun zur Einteilung der B&auml;nderungstypen in vern&uuml;nftige Variabilit&auml;tsklassen. Das nicht genau zentral liegende dritte "Mittelband" tritt in der Entwicklung der Geh&auml;useschnecken allgemein, aber auch beim Heranwachsen jeder einzelnen Cepaea, als erstes auf. Man kann sagen, es ist das wichtigste Band, denn es fehlt bei C. nemoralis-Variet&auml;ten am seltensten und verdoppelt sich am ehesten. Von der Naht zum Nabel (=von oben nach unten) z&auml;hlt man die B&auml;nder von a bis e durch, ein ausfallendes Band wird durch einen Punkt symbolisiert und die vier m&ouml;glichen paarweisen Verschmelzungen werden mit  bis  bezeichnet. Echte B&auml;nderverdopplungen (also echte Zusatzbanden im Gegensatz zu den oben genannten B&auml;nder"spaltungen") kann man durch Wiederholung des betreffenden Buchstabens mit dem Zusatz 1 f&uuml;r "nahtw&auml;rts" oder 2 f&uuml;r "nabelw&auml;rts" darstellen. Ein einfaches Beispiel (Abb. 2): Die zweite Bande von oben fehlt. In der codierten Schreibweise hie·e dies: abcd. Es geht noch einfacher: Anstelle der Buchstaben soll f&uuml;r die Darstellung der so erfassbaren Variabilit&auml;tsformen wie in Abb. 3 ein Strich stehen. Au·erdem wird die Schreibweise wie in fern&ouml;stlichen Schriften von oben nach unten angefertigt. Unser Geh&auml;use aus Abb. 2 wird dann codiert zu .</ul>
 
 
Nun zur Einteilung der B&auml;nderungstypen in vern&uuml;nftige Variabilit&auml;tsklassen. Das nicht genau zentral liegende dritte "Mittelband" tritt in der Entwicklung der Geh&auml;useschnecken allgemein, aber auch beim Heranwachsen jeder einzelnen Cepaea, als erstes auf. Man kann sagen, es ist das wichtigste Band, denn es fehlt bei C. nemoralis-Variet&auml;ten am seltensten und verdoppelt sich am ehesten. Von der Naht zum Nabel (=von oben nach unten) z&auml;hlt man die B&auml;nder von a bis e durch, ein ausfallendes Band wird durch einen Punkt symbolisiert und die vier m&ouml;glichen paarweisen Verschmelzungen werden mit  bis  bezeichnet. Echte B&auml;nderverdopplungen (also echte Zusatzbanden im Gegensatz zu den oben genannten B&auml;nder"spaltungen") kann man durch Wiederholung des betreffenden Buchstabens mit dem Zusatz 1 f&uuml;r "nahtw&auml;rts" oder 2 f&uuml;r "nabelw&auml;rts" darstellen. Ein einfaches Beispiel (Abb. 2): Die zweite Bande von oben fehlt. In der codierten Schreibweise hieße dies: abcd. Es geht noch einfacher: Anstelle der Buchstaben soll f&uuml;r die Darstellung der so erfassbaren Variabilit&auml;tsformen wie in Abb. 3 ein Strich stehen. Au·erdem wird die Schreibweise wie in fern&ouml;stlichen Schriften von oben nach unten angefertigt. Unser Geh&auml;use aus Abb. 2 wird dann codiert zu.</ul>
 


Auf diese Art ergeben sich 89 B&auml;nderungsformen; sie sind in Abb. 3 wiedergegeben. In jeweils einer Reihe stehen alle B&auml;ndervarianten, die den gleichen Grad an Pigmentierung haben. Eine Verschmelzung "wiegt" in diesem System ebensoviel wie drei pigmentierte gew&ouml;hnliche B&auml;nder. So finden sich z.B. in Reihe bzw. Gruppe 4 (Abb. 3) alle Schalen mit vier B&auml;ndern oder einer Verschmelzung plus einem Band.  <br>
Auf diese Art ergeben sich 89 B&auml;nderungsformen; sie sind in Abb. 3 wiedergegeben. In jeweils einer Reihe stehen alle B&auml;ndervarianten, die den gleichen Grad an Pigmentierung haben. Eine Verschmelzung "wiegt" in diesem System ebensoviel wie drei pigmentierte gew&ouml;hnliche B&auml;nder. So finden sich z.B. in Reihe bzw. Gruppe 4 (Abb. 3) alle Schalen mit vier B&auml;ndern oder einer Verschmelzung plus einem Band.  <br>


Das System l&auml;·t sich noch weiter vereinfachen. Die Schilders schlagen vor, bestimmte, besonders h&auml;ufige B&auml;nderungstypen als Rassen aufzufassen und genau wie Hunderassen mit einem Namen zu belegen. Damit Sie, die Leserin und der Leser, an dieser unterhaltsamen Freizeitbesch&auml;ftigung teilhaben k&ouml;nnen, ist in Tabelle 1 eine &Uuml;bersicht verschiedener Rassen wiedergegeben.<br>


Welchen Zweck hat es (abgesehen vom Freizeitvergn&uuml;gen), die B&auml;nderung von Schneckengeh&auml;usen massenweise aufzunehmen? Die Daten erlauben recht weitreichende &ouml;kologische und genetische &Uuml;berlegungen (5), wenn jene wirklich sorgf&auml;ltig aufgezeichnet sind. Die Schilders etwa stellten bei ihrer dreij&auml;hrigen Untersuchung auf Hiddensee fest, da· viele Variet&auml;ten geh&auml;uft unter bestimmten Umweltbedingungen auf der Insel auftreten. Bestimmte Geh&auml;usetypen, so schien es ihnen, tauchten in Abh&auml;ngigkeit von der Umgebungsfeuchtigkeit, der Sonnenbestrahlung (6), den Nahrungspflanzen und der Bodenbeschaffenheit geh&auml;uft auf. All diese Begleitdaten wollen aber erst einmal erhoben sein! Eine genetische Feststellung war, um nur ein Besispiel zu nennen, da· sowohl bei C. nemoralis als auch bei C. hortensis die Erbeigenschaft (=das Allel) "T&uuml;pfelb&auml;nderung" dominant ist &uuml;ber die Eigenschaft "normale, durchgehende B&auml;nderung". Treten beide Allele in einem Individuum auf, so dominiert die T&uuml;pfelb&auml;nderung. Eine weitere Beobachtung war, da· die verschiedenen B&auml;nderungsarten keineswegs gleichm&auml;·ig oder wenigstens abgestuft h&auml;ufig vorkommen. Im Gegenteil findet sich durch alle B&auml;nderungstypen hindurch immer wieder eine Schalensorte, die besonders h&auml;ufig ist, w&auml;hrend sehr, sehr &auml;hnliche m&ouml;gliche Schalentypen v&ouml;llig fehlen k&ouml;nnen.<br>
Das System lässt sich noch weiter vereinfachen. Die Schilders schlagen vor, bestimmte, besonders h&auml;ufige B&auml;nderungstypen als Rassen aufzufassen und genau wie Hunderassen mit einem Namen zu belegen. Damit Sie, die Leserin und der Leser, an dieser unterhaltsamen Freizeitbesch&auml;ftigung teilhaben k&ouml;nnen, ist in Tabelle 1 eine &Uuml;bersicht verschiedener Rassen wiedergegeben.<br>
 
 
Welchen Zweck hat es (abgesehen vom Freizeitvergn&uuml;gen), die B&auml;nderung von Schneckengeh&auml;usen massenweise aufzunehmen? Die Daten erlauben recht weitreichende &ouml;kologische und genetische &Uuml;berlegungen <sup>(5)</sup>, wenn jene wirklich sorgf&auml;ltig aufgezeichnet sind. Die Schilders etwa stellten bei ihrer dreij&auml;hrigen Untersuchung auf Hiddensee fest, dass viele Variet&auml;ten geh&auml;uft unter bestimmten Umweltbedingungen auf der Insel auftreten. Bestimmte Geh&auml;usetypen, so schien es ihnen, tauchten in Abh&auml;ngigkeit von der Umgebungsfeuchtigkeit, der Sonnenbestrahlung <sup>(6)</sup>, den Nahrungspflanzen und der Bodenbeschaffenheit geh&auml;uft auf. All diese Begleitdaten wollen aber erst einmal erhoben sein! Eine genetische Feststellung war, um nur ein Besispiel zu nennen, dass sowohl bei C. nemoralis als auch bei C. hortensis die Erbeigenschaft (=das Allel) "T&uuml;pfelb&auml;nderung" dominant ist &uuml;ber die Eigenschaft "normale, durchgehende B&auml;nderung". Treten beide Allele in einem Individuum auf, so dominiert die T&uuml;pfelb&auml;nderung. Eine weitere Beobachtung war, dass die verschiedenen B&auml;nderungsarten keineswegs gleichm&auml;·ig oder wenigstens abgestuft h&auml;ufig vorkommen. Im Gegenteil findet sich durch alle B&auml;nderungstypen hindurch immer wieder eine Schalensorte, die besonders h&auml;ufig ist, w&auml;hrend sehr, sehr &auml;hnliche m&ouml;gliche Schalentypen v&ouml;llig fehlen k&ouml;nnen.<br>
 


Zuletzt m&ouml;chte ich Sie  herzlich auffordern, Beobachtungen &uuml;ber Schalenvarianten in Hof und Garten daheim aufzunehmen und uns mitzuteilen. (Um Doppelz&auml;hlungen zu vermeiden, sollten Sie die Schale der Tiere vorsichtig einritzen.) Vielleicht k&ouml;nnen wir auf diese Weise schon in wenigen Jahren ansehnliche Daten vorweisen. Welche Aussagen sich daraus &uuml;ber unsere heimische Fauna,  stadt&ouml;kologische Fragen oder gar klimatische Ver&auml;nderungen machen lassen, wird erst die Zukunft zeigen k&ouml;nnen. Vielleicht f&uuml;hlen Sie sich sogar dazu herausgefordert, ein dem Schilderschen System &auml;hnliches f&uuml;r eine andere Schneckengattung zu erstellen. Ich bin gespannt!    <br>
Zuletzt m&ouml;chte ich Sie  herzlich auffordern, Beobachtungen &uuml;ber Schalenvarianten in Hof und Garten daheim aufzunehmen und uns mitzuteilen. (Um Doppelz&auml;hlungen zu vermeiden, sollten Sie die Schale der Tiere vorsichtig einritzen.) Vielleicht k&ouml;nnen wir auf diese Weise schon in wenigen Jahren ansehnliche Daten vorweisen. Welche Aussagen sich daraus &uuml;ber unsere heimische Fauna,  stadt&ouml;kologische Fragen oder gar klimatische Ver&auml;nderungen machen lassen, wird erst die Zukunft zeigen k&ouml;nnen. Vielleicht f&uuml;hlen Sie sich sogar dazu herausgefordert, ein dem Schilderschen System &auml;hnliches f&uuml;r eine andere Schneckengattung zu erstellen. Ich bin gespannt!    <br>
<br>
 
 
Anmerkungen<br>
Anmerkungen<br>


<br>
<sup>(1)</sup> Gattung: Cepaea (Held 1837, Typus: <i>Helix nemoralis</i> L. 1758). Art: demgem&auml&szlig; <i>C. nemoralis</i> LÇ 1758, synonym treffenderweise <i>C. mutabilis</i> Hartmann 1821; <i>C. hortensis</i> O.F.M&uuml;ller 1774. <i>"Cepaea hortensis"</i> hei&szlig;t (spa&szlig;eshalber) auf deutsch &uuml;bersetzt "gartenbewohnende Gartenbewohnerin".<br>
(1) Gattung: Cepaea (Held 1837, Typus: <i>Helix nemoralis</i> L. 1758).
 
Art: demgem&auml&szlig; <i>C. nemoralis</i> LÇ 1758, synonym treffenderweise <i>C. mutabilis</i>  
<sup>(2)</sup> zur Entstehung der B&auml;nderung bzw. von Schalenmustern siehe Club Conchylia XXVI(1), 17-21<br>
Hartmann 1821; <i>C. hortensis</i> O.F.M&uuml;ller 1774. <i>"Cepaea hortensis"</i> hei&szlig;t
(spa&szlig;eshalber) auf deutsch &uuml;bersetzt "gartenbewohnende Gartenbewohnerin".<br>


(2) zur Entstehung der B&auml;nderung bzw. von Schalenmustern siehe Club Conchylia XXVI(1), 17-21<br>
<sup>(3)</sup> 1950 gab es bereits weit &uuml;ber 500 relevante Ver&ouml;ffentlichungen zum Thema! Eine &Uuml;bersicht &uuml;ber die &auml;ltere Literatur findet sich in Schilder & Schilder 1953, neuere Artikel sind in Jones et al. erw&auml;hnt. <br>
(3) 1950 gab es bereits weit &uuml;ber 500 relevante Ver&ouml;ffentlichungen zum Thema! Eine &Uuml;bersicht &uuml;ber die &auml;ltere Literatur findet sich in Schilder & Schilder 1953, neuere Artikel sind in Jones et al. erw&auml;hnt. <br>
 
(4) B&auml;ndervariationen durch echte, erzwungene Wachstumspausen sind nicht ber&uuml;cksichtigt<br>
<sup>(4)</sup> B&auml;ndervariationen durch echte, erzwungene Wachstumspausen sind nicht ber&uuml;cksichtigt<br>
(5) zur Genetik siehe auch den sehr sch&ouml;nen Artikel von Jones et al. 1977<br>
 
<sup>(5)</sup> zur Genetik siehe auch den sehr sch&ouml;nen Artikel von Jones et al. 1977<br>
 
<sup>(6)</sup> einige Beispiele aus Fechter & Falkner: Dunkelheit f&uuml;hrt bei Cepaea bevorzugt zu rotbrauner Grundf&auml;rbung, bei C. hortensis z.T. auch zu brauner Lippe. Auf Wiesenstandorten dominieren generell gestreifte Variet&auml;ten, was man auf deren bessere Tarnung zur&uuml;ckf&uuml;hrt.  <br>
 
 
Literatur<br>


(6) einige Beispiele aus Fechter & Falkner: Dunkelheit f&uuml;hrt bei Cepaea bevorzugt zu rotbrauner Grundf&auml;rbung, bei C. hortensis z.T. auch zu brauner Lippe. Auf Wiesenstandorten dominieren generell gestreifte Variet&auml;ten, was man auf deren bessere Tarnung zur&uuml;ckf&uuml;hrt.  <br>
<br><img src=cep4.jpg HSPACE=5 VSPACE=2 align="right" alt="Kodierung verschiedener Cepaea-Rassen">
Literatur
<br><br>
Fechter R & Falkner G (1990) Steinbachs Naturf&uuml;hrer. Weichtiere. M&uuml;nchen, Mosaik Verlag<br>
Fechter R & Falkner G (1990) Steinbachs Naturf&uuml;hrer. Weichtiere. M&uuml;nchen, Mosaik Verlag<br>
Jones JS, Leith BH, Rawking SP (1977) Polymorphism in Cepaea: A problem with too many solutions? Annual Reviews of Ecology and Systematics 8, 109-143<br>
Jones JS, Leith BH, Rawking SP (1977) Polymorphism in Cepaea: A problem with too many solutions? Annual Reviews of Ecology and Systematics 8, 109-143<br>


Schilder FA & Schilder M (1953) Die B&auml;nderschnecken. Eine Studie zur Evolution der Tiere. Jena, G. Fischer<br><br>
Schilder FA & Schilder M (1953) Die B&auml;nderschnecken. Eine Studie zur Evolution der Tiere. Jena, G. Fischer<br><br>


</HTML>
 
===<font color=orange>Lesetipps</font>===
<i>
* [[All_Mark_Benecke_Publications#Snails|Mehr über Schnecken]]<br>
 
* [[2011 Studien zur Koelner Kirchengeschichte: Kaeferfunde und andere biologische Spuren im Schrein des Hl Severin|Käferfunde und weitere biologische Spuren aus dem Holzschrein des hl. Severin]]<br>
 
* [[2004-02-08 Express: Beneckes aeltester Fall|Dr. Beneckes ältester Fall: Der heilige Severin]]<br>
 
* [[Medellin|Insekten auf Leichen in Kolumbien]]<br>
 
* [[2017 05 FAZ: Cyberwuermer|Cyberwürmer]]<br>
 
* [[2016 07 Koelner Stadt Anzeiger: Lieber Nippes als New York|Lieber Nippes als New York]]<br>
 
* [[2007 Archiv für Kriminologie:Asservierung von Insekten-, Spinnen- und Krebsmaterial für die forensisch-kriminalistische Untersuchung|Asservierung von Insekten-, Spinnen- und Krebsmaterial für die forensisch-kriminalistische Untersuchung]]<br>
 
* [[1998 Rechtsmedizin: Rechtsmedizinisch angewandte kerb- und spinnentierkundliche Begutachtungen in Europa. (Use of insect evidence in history and in Europe s forensic medicine: a short survey.)|Rechtsmedizinisch angewandte kerb- und spinnentierkundliche Begutachtungen in Europa]]<br>
 
* [[1996 Club Conchylia: Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae): Funktion und experimentelle Strukturaufklärung -- On the love arrow of Helicid snails|Zum Liebespfeil der Schnirkelschnecken (Helicidae)]]<br>
 
* [[Dt Malakozoologische Gesellschaft Fremdlaendische Schneckenarten im Terrarium des Koelner Zoologischen Gartens|Fremdländische Schneckenarten im Terrarium des Kölner Zoologischen Gartens]]<br>
 
* [[Niedere Tiere in koeniglichem Gewand Musterbildung bei Schnecken Benecke CCI|Niedere Tiere in königlichem Gewand: Musterbildung bei Schnecken]]<br>
 
* [[1993 Mark Benecke: Vom wunderlichen Treiben atlantischer Küstenschnecken|Vom wunderlichen Treiben atlantischer Küstenschnecken]]<br><br>
</i>
{{Addressfooter}}
{{Addressfooter}}
__NOTOC__
__NOEDITSECTION__

Latest revision as of 13:52, 16 June 2020

Club Conchylia Logo.jpg

Quelle: Club Conchylia 27(1), 1995, Seiten 59 bis 62

Die rätselhaften Bänder der Cepaeae

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

VON MARK BENECKE


Klick für's PDF!


Anfang der fünfziger Jahre sammelte das Forscherehepaar Schilder auf der Insel Hiddensee zweiundsiebzigtausend Gehäuse der Garten- und Hainschnirkelschnecken Cepaea hortensis und nemoralis. Die beiden Conchyologen hatten sich vorgenommen, alle gefundenen Schalen bis ins kleinste zu vermessen, deren Fundorte zu beschreiben und - das Schwierigste daran - die hochvariablen Bänderungen der Tiere zu kategorisieren. Ein unmögliches Unterfangen, wie man bis dahin glaubte.


The puzzling bandig patterns of Cepaeae can be recorded using a system developed by Schilder and Schilder in the early Fifties. This allows further examination of ecological questions.


Jedem Schneckensammler sind die beiden (ansonsten kaum beachteten) Schnirkelschnecken Cepaea nemoralis und hortensis (1) als Beispiel für die extreme Variabilität von Schalenmerkmalen bekannt. Besonders auffällig ist die wandelbare Bänderung (2). Die fünf dunklen Spiralbänder können einzeln oder gruppenweise ausfallen oder paarweise verschmelzen; manchmal treten auch Zusatzbanden auf. Je nachdem, ob man Bandenausfälle und Verschmelzungen hinzunimt oder nicht, kommt man auf 47 bis höchstens 17.656 (!) Bänderkombinationen.


Seit einer grundlegenden Arbeit G. v. Martens im Jahre 1832 gibt es zu diesem erstaunlichen Phänomen eine unüberschaubare Flut von Veröffentlichungen (3).


Leider ist der Großteil dieser Untersuchungen im nachhinein nicht mehr auswertbar, da die Autoren keine Statistik betrieben und oftmals nur voreilig ihre eigenen Ansichten belegen wollten. Insbesondre lässt sich nicht zwischen spektakulären Einzelfunden und verallgemeinbaren Beobachtungen unterscheiden. Vor vierzig Jahren nahm sich daher das Forscherehepaar Schilder aus Halle a.d Saale vor, der Sache endgültig auf den Grund zu gehen. Der erste Schritt bestand darin, Artnamen zu verwerfen, welche besonders auffälligen Bänderungstypen gegeben worden waren sowie deutliche Abtrennungen zu anderen, nah verwandten Arten zu treffen. Nach Sichtung der alten Aufsätze kristallisierten sich zwei Hauptfragen heraus, die Licht in das Gewirr der Varaibilitätsformen bringen sollten:


1. Läßt sich ein Schlüssel finden, mit dem die Bänderungen sinnvoll kategorisiert werden können?

2. Sind die Bänderungsvarianten an bestimmte Orte gebunden?


Als Grundfarben der gesamten Schale nahmen die beiden Forscher nur "rot" und "gelb" an, da sie vermuteten, da· nur diese beiden Farben genetisch unterschieden sind. Die Bänder selbst liegen auf einer gelblichweißen sog. "opaken Zone" auf der roten oder gelben Schale. Auf diesem opaken Grund sind die Bänder meist gleichmäßig schwarzbraun pigmentiert. Zusatzbänder (also solche, die dem betreffenden Schalentyp normalerweise fehlen würden) sind heller rotbräunlich. Daneben gibt es vier erbliche Bändervarianten. Popuationen, die aus diesen Varianten bestehen, bilden daher (wegen der Erblichkeit) den "normalen" Grundbänderungstyp kaum aus.


Die vier Bänderungsvarianten sind:

  • a. Tüpfelbändrigkeit (4)
    Die Bänder sind in zahlreiche dunkle Flecken aufgelöst, aber durch helle Stellen verbunden
  • b. Bänderspaltung
    Die rotbraunen Bänder scheinen längsgespalten zu sein; in Wirklichkeit sind aber nur die Ränder der Bänder stärker pigmentiert als deren mittlere Zonen
  • c. Pigmentarme Bänderung (subhyalin)
    Die Bänder sind in der Bildungszone glasig (=hyalin), im folgenden aber schwach pigmentiert
  • d. Pigmentlose Bänderung (Albinismus)
    Helle, glasige Bänder auf etwas eingetönter Schale. Nur die Schale, nicht das gesamte Tier, ist pigmentlos!
    Nun zur Einteilung der Bänderungstypen in vernünftige Variabilitätsklassen. Das nicht genau zentral liegende dritte "Mittelband" tritt in der Entwicklung der Gehäuseschnecken allgemein, aber auch beim Heranwachsen jeder einzelnen Cepaea, als erstes auf. Man kann sagen, es ist das wichtigste Band, denn es fehlt bei C. nemoralis-Varietäten am seltensten und verdoppelt sich am ehesten. Von der Naht zum Nabel (=von oben nach unten) zählt man die Bänder von a bis e durch, ein ausfallendes Band wird durch einen Punkt symbolisiert und die vier möglichen paarweisen Verschmelzungen werden mit bis bezeichnet. Echte Bänderverdopplungen (also echte Zusatzbanden im Gegensatz zu den oben genannten Bänder"spaltungen") kann man durch Wiederholung des betreffenden Buchstabens mit dem Zusatz 1 für "nahtwärts" oder 2 für "nabelwärts" darstellen. Ein einfaches Beispiel (Abb. 2): Die zweite Bande von oben fehlt. In der codierten Schreibweise hieße dies: abcd. Es geht noch einfacher: Anstelle der Buchstaben soll für die Darstellung der so erfassbaren Variabilitätsformen wie in Abb. 3 ein Strich stehen. Au·erdem wird die Schreibweise wie in fernöstlichen Schriften von oben nach unten angefertigt. Unser Gehäuse aus Abb. 2 wird dann codiert zu.


Auf diese Art ergeben sich 89 Bänderungsformen; sie sind in Abb. 3 wiedergegeben. In jeweils einer Reihe stehen alle Bändervarianten, die den gleichen Grad an Pigmentierung haben. Eine Verschmelzung "wiegt" in diesem System ebensoviel wie drei pigmentierte gewöhnliche Bänder. So finden sich z.B. in Reihe bzw. Gruppe 4 (Abb. 3) alle Schalen mit vier Bändern oder einer Verschmelzung plus einem Band.


Das System lässt sich noch weiter vereinfachen. Die Schilders schlagen vor, bestimmte, besonders häufige Bänderungstypen als Rassen aufzufassen und genau wie Hunderassen mit einem Namen zu belegen. Damit Sie, die Leserin und der Leser, an dieser unterhaltsamen Freizeitbeschäftigung teilhaben können, ist in Tabelle 1 eine Übersicht verschiedener Rassen wiedergegeben.


Welchen Zweck hat es (abgesehen vom Freizeitvergnügen), die Bänderung von Schneckengehäusen massenweise aufzunehmen? Die Daten erlauben recht weitreichende ökologische und genetische Überlegungen (5), wenn jene wirklich sorgfältig aufgezeichnet sind. Die Schilders etwa stellten bei ihrer dreijährigen Untersuchung auf Hiddensee fest, dass viele Varietäten gehäuft unter bestimmten Umweltbedingungen auf der Insel auftreten. Bestimmte Gehäusetypen, so schien es ihnen, tauchten in Abhängigkeit von der Umgebungsfeuchtigkeit, der Sonnenbestrahlung (6), den Nahrungspflanzen und der Bodenbeschaffenheit gehäuft auf. All diese Begleitdaten wollen aber erst einmal erhoben sein! Eine genetische Feststellung war, um nur ein Besispiel zu nennen, dass sowohl bei C. nemoralis als auch bei C. hortensis die Erbeigenschaft (=das Allel) "Tüpfelbänderung" dominant ist über die Eigenschaft "normale, durchgehende Bänderung". Treten beide Allele in einem Individuum auf, so dominiert die Tüpfelbänderung. Eine weitere Beobachtung war, dass die verschiedenen Bänderungsarten keineswegs gleichmä·ig oder wenigstens abgestuft häufig vorkommen. Im Gegenteil findet sich durch alle Bänderungstypen hindurch immer wieder eine Schalensorte, die besonders häufig ist, während sehr, sehr ähnliche mögliche Schalentypen völlig fehlen können.


Zuletzt möchte ich Sie herzlich auffordern, Beobachtungen über Schalenvarianten in Hof und Garten daheim aufzunehmen und uns mitzuteilen. (Um Doppelzählungen zu vermeiden, sollten Sie die Schale der Tiere vorsichtig einritzen.) Vielleicht können wir auf diese Weise schon in wenigen Jahren ansehnliche Daten vorweisen. Welche Aussagen sich daraus über unsere heimische Fauna, stadtökologische Fragen oder gar klimatische Veränderungen machen lassen, wird erst die Zukunft zeigen können. Vielleicht fühlen Sie sich sogar dazu herausgefordert, ein dem Schilderschen System ähnliches für eine andere Schneckengattung zu erstellen. Ich bin gespannt!


Anmerkungen

(1) Gattung: Cepaea (Held 1837, Typus: Helix nemoralis L. 1758). Art: demgem&aumlß C. nemoralis LÇ 1758, synonym treffenderweise C. mutabilis Hartmann 1821; C. hortensis O.F.Müller 1774. "Cepaea hortensis" heißt (spaßeshalber) auf deutsch übersetzt "gartenbewohnende Gartenbewohnerin".

(2) zur Entstehung der Bänderung bzw. von Schalenmustern siehe Club Conchylia XXVI(1), 17-21

(3) 1950 gab es bereits weit über 500 relevante Veröffentlichungen zum Thema! Eine Übersicht über die ältere Literatur findet sich in Schilder & Schilder 1953, neuere Artikel sind in Jones et al. erwähnt.

(4) Bändervariationen durch echte, erzwungene Wachstumspausen sind nicht berücksichtigt

(5) zur Genetik siehe auch den sehr schönen Artikel von Jones et al. 1977

(6) einige Beispiele aus Fechter & Falkner: Dunkelheit führt bei Cepaea bevorzugt zu rotbrauner Grundfärbung, bei C. hortensis z.T. auch zu brauner Lippe. Auf Wiesenstandorten dominieren generell gestreifte Varietäten, was man auf deren bessere Tarnung zurückführt.


Literatur

Fechter R & Falkner G (1990) Steinbachs Naturführer. Weichtiere. München, Mosaik Verlag

Jones JS, Leith BH, Rawking SP (1977) Polymorphism in Cepaea: A problem with too many solutions? Annual Reviews of Ecology and Systematics 8, 109-143

Schilder FA & Schilder M (1953) Die Bänderschnecken. Eine Studie zur Evolution der Tiere. Jena, G. Fischer


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.