John Sinclair: "Brandmal" im Schul-Unterricht

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BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH: HORROR

463 SEITEN, AB 16 JAHREN : ISBN: 978-3-404-17586-4
ERSTERSCHEINUNG 29. September 2017
AUCH ALS HÖRSPIEL mit Dr. Mark Benecke (spricht sich selbst)

BRANDMAL im Unterricht im Berufskolleg Lippstadt: Fach-Abitur Gestaltung

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BRANDMAL — EIN JOHN SINCLAIR ROMAN

Von Mark Benecke und Florian Hilleberg

Ein Fall von spontaner Selbstentzündung im Londoner Hyde Park bringt Geisterjäger John Sinclair auf den Plan. Sofort vermutet er einen Fall vom Vampirismus. Aber warum sollte sich ein Vampir freiwillig dem Sonnenlicht aussetzen? In Berlin bekommen es der bekannte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke und sein Team ebenfalls mit einer Serie von Selbstentzündungen zu

tun. Seine Nachforschungen ergeben, dass alle Opfer vor Kurzem Urlaub in der Slowakei gemacht haben. Beide beschließen, vor Ort zu recherchieren. Doch schnell stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens …

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Briefe aus der Gruft

Liebe Sinclair-Freunde,

im vergangenen Jahr hat es John Sinclair in Lippstadt mit dem Taschenbuch „Brandmal“, das Sinclair-Autor Ian Rolf Hill unter seinem richtigen Namen Florian Hilleberg zusammen mit Mark Benecke geschrieben hat, auf den Lehrplan geschafft. Wie es dazu kam und wie der Unterricht mit John Sinclair aussah, das erfahrt ihr hier.

John Sinclair – Einsatz in der Schule

Wie kam es dazu? Ich, Ingo Rittgerodt, bin 35 Jahre alt und Lehrer am INI-Berufskolleg in Lippstadt. Dort unterrichte ich in der Fachoberschule 15 SchülerInnen, die ihr Fachabitur im Bereich Gestaltung erreichen wollen. Dabei steht auch der Bereich Literatur auf dem Lehrplan. Dieses Thema weckt bei den SchülerInnen immer gewisse Ängste, da sie aus Erfahrung früherer Schuljahre damit rechnen, dass ich nun Gedichte oder Goethes Faust aus der Tasche ziehe. Da ich den SchülerInnen aber das Leben nicht noch schwerer machen will, als ich es als Lehrer eh schon tue, versuche ich die Lektüre immer etwas an die Lebenswelt der SchülerInnen auszuwählen. Und dabei natürlich selbst ein bisschen Interesse mit einzubringen. Nachdem im letzten Jahrgang das legendäre Comic „Daredevil – Auferstehung“ auf der Tagesordnung stand (Gestaltung lässt grüßen), wollte ich dieses Jahr mal unserem John Sinclair auf der Bühne der Schule auftreten lassen.

Die SchülerInnen haben sich dabei in einer Auswahl für den Roman „Brandmal“ entschieden, der von Florian Hilleberg zusammen mit Mark Benecke verfasst wurde. Über die Herbstferien stand dann für die SchülerInnen dieLektüre des Romans auf dem Plan, denn ohne Textkenntnis keine Analyse. Zu Beginn der Reihe haben wir uns ausgiebig mit dem Vampirmythos beschäftigt, wobei die SchülerInnen erfahren haben, wie großt die Angst der Menschen bis in unsere Zeit hinein vor Wiedergängern aller Art war und was für zum Teil abstruse Rituale man sich erdachte, damit z.B. der verstorbene Ehemann nicht auf einmal vor der Tür seiner Frau steht, um sie zu letzten Liebesakten zu überreden (nicht ausgedacht!). Anschließend gab es ein paar Informationen über die Serie John Sinclair und die große Leistung, die Jason Dark mit ihr vollbracht hat. Seit den 1970er Jahren jede Woche ein spannender Roman – da mussten auch die SchülerInnen ehrfurchtsvoll schlucken! Auch die Geschichte des für die SchülerInnen größtenteils unbekannten Mediums des Heftromans wurde unter die Lupe genommen. Mit diesen Infos im Gepäck ging e endlich an den Roman.

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Der Unterricht

Wenn man Literatur im Schulunterricht behandelt, dann um zu versuchen, in den Kopf des Autors zu sehen und seine Motive für die Komposition seiner Werks zu erahnen. Darum sollten die SchülerInnen zuerst den Aufbau des Romans beschreiben und verstehen, wie die Autoren uns in die Spannung des romans hineinziehen wollten. Die Autoren von „Brandmal“ schaffen dies, indem sie uns gleich vor drei Kriminalfälle stellen:

1. Warum verbrennen Menschen am helllichten Tag an verschiedenen Orten?
2. Warum wird in der Vergangenheit ein armes, adeliges Mädchen bedroht und gequält?
3. Was stellt dieser Ghoulie in seinem Keller an?

Fragen über Fragen, die den Roman zu einem Pageturner machen. Außerdem wurden die Genres „Krimi“ und „Horror“ besprochen und gezeigt, dass John Sinclair eine seltene und spannende Mischung aus beidem bildet. Nachdem dies herausgefunden war, warfen wir eine Blick auf die Figuren, die die Autoren in ihrem Roman auftauchen lassen. Wir haben ja „nur“ einen Roman der Unterhaltungsliteratur vor uns. Finden wir dort lediglich „flat characters“, also flache Figuren ohne inneres Leben und voller Stereotypen, oder vielleicht doch auch „round characters“, also komplexe Figuren, die Emotionen und eine individuelle Geschichten haben?

Und, wer sagt es? Da waren in dem Roman doch einige Schätze zu heben! Der Junge, der von seinem Vater sadistisch gequält wird, der ihn aber eigentlich liebt, selbst ein Alkoholproblem hat und sich am Ende auf der Suche nach seinem Sohn opfert. Marisa, die im Anblick des Todes in Ghoulies Keller an ihren früheren Missbrauch durch den Vater denkt und so erst einmal vor Angst gelähmt ist. Und dann doch zur Heldin wird.Jane Collins, die von ihrem Erlebnis der Besessenheit durch den Geist von Jack The Ripper immer noch tiefe Schuldgefühle hat. Sehr spannende round characters!

Dann nahmen wir uns auch, in kurzen Auszügen, das dazugehörige Hörspiel vor, um zu schauen, ob und warum die Story für das Hörspiel verändert wurde und wie überhaupt ein Hörspiel funktioniert und gestaltet wird. Wir warfen daraufhin einen Blick auf die Gestaltung der Titelbilder und wer diese angefertigt hat – klar, sind ja Gestalter! Abschließend erarbeiteten die SchülerInnen noch den Unterschied zwischen Trivialliteratur und Hochliteratur und konnten John Sinclair: Brandmal sinnvoll einordnen.

Danach folgte der Teil, den die meisten SchülerInnen hassen: Die Klausur war angesagt. Für alle Leser, die nun mitfühlen: Die Klausur fiel eigentlich ziemlich gut aus.

Zum Abschluss konnten wir Fragen zum Buch, die die SchülerInnen dem Autor stellen würden und die Florian Hilleberg dann tatsächlich dankenswerter Weise beantwortet hat, besprechen, und die SchülerInnen sollten einmal zeigen, was gestalterisch in Ihnen steckt und über die Herbstferien eine alternative Titelseite, mehr im Stil der Heftromane entwerfen. Dabei kamen tolle Ergebnisse zustanden, wie ihr hier sehen könnt!

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Fazit – Was hat‘s gebracht?

Die intensive Beschäftigung mit John Sinclair war für die SchülerInnen und den Lehrer gut!

1. Durch die genaue Analyse des Romans Brandmal wurde deutlich, wie schwierig es ist, einen solch spannenden Roman zu konstruieren und wie viel Raffinesse und Fantasie der Autoren beim Aufbau des Romans nötig war. So lernt man, John Sinclair und seine Autoren noch mehr wertzuschätzen, was man beim einfachen Lesen sonst oft vergisst.

2. Die simplifizierende, manchmal leicht abschätzige Einordnung von John Sinclair in die Trivialliteratur bröckelte. Florian Hilleberg und Mark Benecke ist es gelungen, sehr tiefe und vielschichtige Figuren in den Roman einzubauen und diesen wirklich eine Persönlichkeit zu geben. Das zeigt, dass die Autoren des Romans ein großes Fingerspitzengefühl für die Psychologie der Figuren haben. Soll man so etwas noch „Trivialliteratur“ nennen?

3. Die SchülerInnen haben durch John Sinclair ein bisschen (mehr) Spaß am Lesen gewonnen. In der abschließenden Runde, in der ich fragte, wie sie die Lektüre fanden, gab es ausschließlich positives Feedback, das Buch wurde als spannend bezeichnet, und zwar selbst von SchülerInnen, die aussagten, dass sie sonst ungern und selten lesen. Eine Schülerin hatte den Roman sogar einer Freundin empfohlen und geliehen. John Sinclair eignet sich also dazu, einer lesemüder werdenden jungen Generation einen etwas positiven Bezug zum Lesen nahezubringen.

Fragenkatalog „Brandmal“

Hier findet ihr die Fragen, die die Schüler Florian Hilleberg gestellt haben, und Florians Antworten:

1. Gibt es wegen des offenen Endes möglicherweise eine Fortsetzung?

Die Idee des (halb-)offenen Endes kam mir relativ spontan. Natürlich auch, um mir eine Hintertür für eine eventuelle Fortsetzung offenzuhalten. Ob es dazu kommen wird, liegt letztendlich am Verlag. Tina Baumjohann, Mark Benecke und ich sind jedenfalls sehr dafür.

2. Wie lange haben Sie für das Buch gebraucht?

Von der Planung bis zum fertigen Manuskript ist gut ein halbes Jahr vergangen. Davon waren ungefähr drei Monate reine Schreibzeit. Allerdings habe ich damals auch noch nebenbei in einem anderen Beruf gearbeitet.

3. Gab es stellen, an denen Sie beim Schreiben nicht mehr weiterwussten?

Nein, denn ich habe mich ja an einem zuvor ausgearbeiteten Kapitelexposé entlanggehangelt. So etwas ist bei längeren Texten generell nicht nur üblich, sondern auch empfehlenswert, um Logiklöcher, Ungereimtheiten und Probleme mit der Kontinuität zu verhindern. Gleichwohl gab es durchaus Szenen, wo ich merkte, dass sie nicht ganz so gut funktionierten, wie ich es mir vorgestellt habe. Die habe ich hnterher herausgestrichen. Es gibt tatsächlich „Deleted Scenes“ zu dem Roman, die ich vielleicht irgendwann mal veröffentlichen werde, wer weiß?

4. Wie kamen Ihnen die Ideen zu den Figuren im Buch?

Im Falle von John Sinclair, Jane Collins, Chiefinspektor Tanner, Suko und Harry Stahl sind diese durch die Heftromanserie bereits vorgegeben. Mark Benecke, Tina Baumjohann und Ines Fischer sind reale Figuren, ebenso wie Erzsébet Bàthory, ihre Dienerinnen Helena und Dorothea sowie das Bürschchen Fitzko und der Baron Golian. Die Camper, die Dorfbewohner, Marisa Douglas, Timothy Church und Dr. Nadia Reza sind hingegen alle meiner Fantasie entsprungen. Dabei orientiert man sich natürlich vage an existierenden Menschen. Das kann aber auch ganz unspektakulär einfach irgendeine Nebenrolle aus einer Fernsehserie oder eine Schauspielerin oder ein Schauspieler sein.

Bei Dr. Nadia Reza habe ich mir praktisch vorzustellen versucht, was der Leser erwartet, und genau entgegen diser Erwartung einen Charakter entworfen. Sie hat mir so gut gefallen, dass sie ebenfalls noch in einem weiteren Roman aufgetreten ist, der in Berlin spielt, in einer tatsächlich dort stattgefundenen Ausstellung des Museums für Kommunikation. Marisa Douglas orientiert sich dagegen vage an einem realen Vorbild.

5. Schreiben Sie bei Ideen immer nur ein Kapitel oder direkt mehrere?

Nein, die Kapitel habe ich chronologisch geschrieben, das würde sonst in Chaos ausarten.

Obwohl es durchaus vorkommt, dass sich während des Chreibens noch ein kleiner Kniff ergibt. Während des Schreibens sind täglich bis zu hundert Mails zwischen mir und Mark und Tina hin und her gegangen. Dabei haben sie mir immer wieder Anekdoten oder Besonderheiten aus ihrem Alltag berichtet. So ist eine Szene mit Ines und Tina entstanden, weil sich Marks Frau tatsächlich so leise bewegt, dass sich Tina jedes Mal zu Tode erschreckt.

6. Wie finden Sie persönlich den Charakter „John Sinclair“?

Prima, sonst würde ich ja nicht über ihn schreiben!

Natürlich ist er als Heftromanheld der Siebziger- und Achtzigerjahre sehr glatt, und es wird auch heutzutage noch Wert darauf gelegt, dass sein Charakter tadellos ist, sodass nur wenig Spielraum für Grautöne bleibt. Ene Zeit lang, gerade in den Neunzigern, mochte das ein wenig altbacken gewirkt haben,d och mittlerweile bin cih ganz forh darüber. Es gibt in der Serie schließlich genug andere Figuren mit zwielichtigem Charakter. Außerdem ist es ja nicht so, als hätte Jon Sinclair keine Ecken und Kanten. Aber ich persönlich finde es mittlerweise ausgelutscht, wenn der Ermittler mehr Probleme mit sich herumschleppt als der zu erlegende Serienkiller.

Um den Charakter zu verstehen, muss man sich die Zeit betrachten, in der der Held entstanden ist: die Siebzigerjahre. Der kalte Krieg war voll im Gange, keiner hat dem anderen getraut. Da haben sich die Menschen nach einer Konstante gesehnt, nach Männern, die noch echte Helden sein durften. So wie James Bond oder auch Captain Kirk mit seiner Cowboy-Diplomatie und flotten Sprüchen. Zeitgemäß ist das heute nicht mehr. Auch John Sinclair wurde immer als sehr sportlich beschrieben und mit dem Aussehen eines Tennisprofis oder Filmstars verglichen, was auch immer mit diesem Klischee gemeint war. Das habe ich damals als Jugendlicher schon nicht gern gelesen.

Mittlerweile ist John Sinclair eher der Typ von nebenan, der keine Lust hat, aufzustehen, sich morgens über den Berufsverkehr ärgert , der verpennt, gerne Bier trinkt und Currywurst isst. Und der auch mal seine Freunde den Tag retten lässt. Im Gegensatz zu vielen anderen Helden dieser Sparte und dem oben erwähnten James Bond, ist John aber kein Einzelgänger. Er ist ein Teamplayer. Ich habe mich oft gefragt, was die Serie seit vierzig Jahren so erfolgreich macht, während bei modernen Fernseh- oder Streamingserien oft schon nach drei, vier Staffeln die Luft raus ist. Ich denke, das liegt darin begründet, dass der Held derart konstant bleibt. Es geht nicht darum, dass John auf ein bestimmtes Ziel hinsteuert oder das Herz einer bestimmten Person erobert. Vielmehr bekommen die LeserInnen nicht nur das Gefühl, sondern auch die Sicherheit, dass sie einmal in der Woche zu John Sinclair nach Hause eingeladen werden und viele alte Bekannte treffen, der für sie im Laufe der Jahre zu guten Freunden geworden sind. Und das ist das zentrale Thema, um das es eigentlich in den Romanen seit nunmehr vierzig Jahren geht: Freundschaft und Zusammenhalt. Damit wird John Sinclair als Person und als Serie zum zeitlosen Klassiker.

Die Welt mag sich in rasendem Tempo verändern und wir wissen alle nicht, worauf all das hinsteuert, aber John und Co bieten zumindest für ein, zwei Stunden das Gefühl von Sicherheit.

7. Wie gefällt Ihnen das Buch persönlich und haben Sie eine Lieblingsfigur / -stelle?

Eigentlich muss ich ja sagen: alles. Aber unter dem Strich sind es tatsächlich die Vergangenheitspassagen, die als Zwischenspiele deklariert sind, die mir am meisten Spaß gemacht haben. Bei den Figuren wird es komplizierter. Ich denke, es ist offensichtlich, dass Tina Baumjohann mit am meisten Spaß gemacht hat und nicht nur deshalb, weil ich sie auch privat schätzen gelernt habe, sondern auch, weil sie den Typ Frauenfigur verkörpert, den ich am liebsten mag. Dicht gefolgt von Erzsébet Báthory und ihren beiden Hexen Helena und Dorothea. Weiter oben habe ich ja schon Dr. Reza und Marisa Douglas erwähnt, die mir so gut gefallen haben, dass sie beide in der Heftserie bereits auftauchten.

8. Wie kamen Sie darauf, die Figur der Blutgräfin mit in ihr Buch zu bringen?

Das ist eine wirklich gute Frage!

Zum einen muss ich gestehen, dass ich mich schon seit Jahren für Vlad Tepes, alias Dracula, und Erzsébet Báthory interessiere. Letzere, weil sie eine so interessante Geschichte hat, die von mir natürlich auf eine sehr einseitige und plakative Weise verarbeitet wurde. Unterhält man sich mit Slowaken über die Gräfin (und das habe ich getan) bekommt man ein etwas anderes Bild. Die Slowaken halten sehr große Stücke auf sie (die heutige Slowakei gehörte vor vierhundert Jahren noch zum Königreich Ungarn). Sie verleugnen nicht, dass sie sadistisch veranlagt war, aber sie sagen auch, dass das eigentlich jeder Adelige war. Und ob sie wirklich sechshundert Frauen und Mädchen zu Tode gebracht hat, wird auch von Historikern mittlerweile angezweifelt.

Dazu muss man wissen, dass Erzsébet als Protestantin und Vizekönigin von Ungarn den Herrschenden ohnehin ein Dorn im Auge war, umso mehr, als sie sich strikt weigerte, nach dem Tod ihres Gatten erneut zu heiraten. Es ist also nicht abwegig, dass sie das Opfer ein großer angelegten Intrige geworden ist.

Geschichte wird von Mächtigen und Siegern geschrieben. Daher ist ja so wichtig, dass wir uns ein eigenes Bild machen. Ich lehne mich jetzt einfach mal weit über die Brüstung und behaupte, dass Erzébet eine der ersten und mächtigsten Feministinnen der Geschichte gewesen ist. Das konnte das damals herrschende Patriarchat natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb habe ich mich ja auch für Eurynome als ihre Patronin entschieden, deren äußeres ich mir übrigens auch aus den Fingern gesaugt habe.

9. Würden Sie das Buch der Trivial- oder Hochliteratur zuordnen?

Ich muss gestehen, als ich dies Frage gelesen habe, habe ich mich zuerst geschüttelt und war auch ein wenig entsetzen, dass das immer noch auf dem Lehrplan steht. Dabei ist Deutschland eines der wenigen Ländern, das überhaupt eine solche Unterteilung von Texten vornimmt.

Ich habe immer wieder festgestellt, dass an Bücher an höheres Anspruch gestellt wird als an das deutsche Fernsehen. Offenbar ist es immer noch verpönt, schlicht und ergreifend zur Entspannung zu lesen.

Als ich vor zwanzig Jahren die Fachoberschule besuchte, wurden Texte noch in Trivial-, Unterhaltungs- und hohe Literatur unterteilt. Wobei unter Trivialliteratur die Heftromane sublimiert wurden. Stephen King, Sebastian Fitzek, Wolfgang Hohlbein etc. zählten zur Unterhaltungsliteratur und Günther Grass, Simmel und Konsorten zur hohen Literatur. Das ist jetzt nur stark vereinfacht, es gibt da natürlich noch andere Kriterien, das wisst ihr besser als ich. Aber ich habe auch schon Taschenbücher gelesen, die mir nicht gefallen haben, und sage deshalb ja nicht automatisch, dass alle Taschenbücher schrott sind.

Aber genauso oft, muss ich LeserInnen immer wieder klarmachen, dass es keine Schemata für das Schreiben eines Heftromans gibt. Wer mehr als zwei, drei John Sinclair-Romane gelesen hat, der weiß, dass die Romane alles andere als schematisch ablaufen. Es gibt Romane, in denen John Sinclair überhaupt nicht mitspielt. Ich habe sogar einen geschrieben, in denen eine Feindin von ihm die Hauptrolle spielte und gemeinsam mit einer zwielichtigen Figur die Ermittlungen führte, ohne dass auch nur einer von Johns Freunden involviert war.

Wie lautete die Frage doch gleich? (Ihr merkt, dass ihr mit dieser Frage einen Nerv getroffen habt. Treffer versenkt, würde ich sagen. Gut gemacht!)

„Brandmal“ ist gewiss keine hohe Literatur, aber auch keine reine Trivialliteratur. Ich würde sie dazwischen einordnen, eben in der Unterhaltungsliteratur. Denn genau das ist es, was Mark und ich in erster Linie mit dem Roman bezwecken möchten: gut und spannend unterhalten.

Der Unterhaltungswert eines Romans steht und fällt übrigens mit der Authentizität der Figuren, nicht mit der Glaubwürdigkeit des Plots. All diese modernen Thriller von Cody McFadyen, Simon Beckett und vielen anderen sind natürlich spannend und verdammt gut geschrieben, mit der Wirklichkeit haben sie aber genauso wenig zu tun wie Vampire, Nelapsi und Werwölfe.

Aber egal ob Untoter oder Gewaltverbrecher, die Reaktion des Opfers ist dieselbe, und solange ich es schaffe, diese glaubhaft zu vermitteln, wird der Leser automatisch mitgerissen.

In diesem Sinne, hoffe ich, dass ihr viel Spaß mit dem Roman hattet.

Florian Hilleberg

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Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.