Das raetselhafte Gesetz von Kraft und Masse: Difference between revisions

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<body alink="#ffffff" bgcolor="#333333" link="#ffffff" vlink="#ffffff"><font color="#ffffff">
Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (darin: Wissenschaft), Nr. 13 vom 31. März 2002, Seite 63<br>
<TITLE>Leistungsgrenze aller Motoren ist gleich (FAZ Sonntagszeitung, March 2002) </TITLE>


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=<font color=orange>Das rätselhafte Gesetz von Kraft und Masse</font>=
Quelle: <a href="http://www.faz.de/">Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung</a><br>
==<font color=orange>Die Leistungsgrenze aller Motoren ist gleich</font>==
Nr. 13/2002, Seite 63, 31. M&auml;rz 2002, Wissenschaftsteil (--Dies ist die Rohfassung des Artikels--)<br>
(Dies ist die Rohfassung des Artikels)
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<a href="http://wiki2.benecke.com/images/e/e7/2002_03_Frankfurter_Allgemeine_Sonntagszeitung_Das_raetselhafte_Gesetz_von_Kraft_und_Masse_Mark_Benecke_complete_2.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/8/89/2002_03_Frankfurter_Allgemeine_Sonntagszeitung_Das_raetselhafte_Gesetz_von_Kraft_und_Masse_Mark_Benecke_complete_2_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF des Originalartikels!</figcaption></a><br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>


'''VON MARK BENECKE'''<BR>


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<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/e/e7/2002_03_Frankfurter_Allgemeine_Sonntagszeitung_Das_raetselhafte_Gesetz_von_Kraft_und_Masse_Mark_Benecke_complete_2" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/8/89/2002_03_Frankfurter_Allgemeine_Sonntagszeitung_Das_raetselhafte_Gesetz_von_Kraft_und_Masse_Mark_Benecke_complete_2_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>  
=<font color=orange>Das rätselhafte Gesetz von Kraft und Masse (--- Dies ist die Rohfassung des Artikels ---)</font>=
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'''In der kommenden Woche erscheint eine Studie, die allen Ernstes behauptet, dass s&auml;mtliche Antriebe in Natur und Technik an dieselbe Leistungs-Grenze sto&szlig;en.'''


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In der kommende Woche
&quot;Moostierchen, Mor&auml;ne, Muren, M&uuml;ller (Fritz)&quot; meldet mein Lieblings-Nachschlagewerk von 1912 auf der erfolglosen Suche nach dem Wort der Woche. Es lautet &quot;Motoren&quot; und ist durch einen am Dienstag erschienenen Artikel der Kollegen James Marden und Lee Allen von der Pennsylvania State University gerade hip.<br>
erscheint eine Studie, die allen Ernstes behauptet, dass s&auml;mtliche Antriebe in Natur und Technik an dieselbe Leistungs-Grenze sto&szlig;en.  
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<b><P>Von <A HREF="http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Main_Page">Mark Benecke</A> </P></b>


Die beiden Biologen haben einen geistigen Schritt zur&uuml;ck getan, um &uuml;bergreifend eine Frage zu beantworten, die Lehrer Bommel in der <I>Feuerzangen-Bowle</I> bereits vorformuliert, aber nur teils beantwortet hatte: Was ist eine Maschine?<br>


</html>[Mehr [[All Mark Benecke Publications|von MB]]]<html>


<P ALIGN="JUSTIFY">&quot;Moostierchen, Mor&auml;ne, Muren, M&uuml;ller (Fritz)&quot; meldet mein Lieblings-Nachschlagewerk von 1912 auf der erfolglosen Suche nach dem Wort der Woche. Es lautet &quot;Motoren&quot; und ist durch einen am Dienstag erschienenen Artikel der Kollegen James Marden und Lee Allen von der Pennsylvania State University gerade hip. </P>
&quot;Da stelle mer uns janz dumm&quot;, antizipierte die rheinische Film-Figur 1944, &quot;und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jro&szlig;e schwarze Raum. Der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer sp&auml;ter.&quot; Den jro&szlig;en schwarzen Raum haben auch meine neuzeitlichen Kollegen auf sich beruhen lassen. Denn was genau in Maschinen und Motoren wirkt und wankelt, interessiert sie nicht. Stattdessen besch&auml;ftigten sich die beiden mit der viel wichtigeren Frage, wie es denn nun um &quot;dat andere Loch&quot; steht.<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Die beiden Biologen haben einen geistigen Schritt zur&uuml;ck getan, um &uuml;bergreifend eine Frage zu beantworten, die Lehrer Bommel in der <I>Feuerzangen-Bowle</I> bereits vorformuliert, aber nur teils beantwortet hatte: Was ist eine Maschine? </P>
 
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Das andere Loch, das ist die Kraft, die ein beliebiger Motor erzeugen kann -- unanh&auml;ngig davon, wieviel Energie zuvor in ihn hineingesteckt wurde. Die Angelegenheit wirkt banal, denn sowohl die Wirkungsgrade als auch erzeugte Pferdest&auml;rken, Watts und Newtons sind im technischen Beiblatt jeder Maschine nachzulesen. Was bis letzten Dienstag aber niemand ermittelt hatte, war, ob alle Motoren die selbe Kraftmenge erzeugen.<br>
<P ALIGN="JUSTIFY">&quot;Da stelle mer uns janz dumm&quot;, antizipierte die rheinische Film-Figur 1944, &quot;und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jro&szlig;e schwarze Raum. Der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer sp&auml;ter.&quot; Den jro&szlig;en schwarzen Raum haben auch meine neuzeitlichen Kollegen auf sich beruhen lassen. Denn was genau in Maschinen und Motoren wirkt und wankelt, interessiert sie nicht. Stattdessen besch&auml;ftigten sich die beiden mit der viel wichtigeren Frage, wie es denn nun um &quot;dat andere Loch&quot; steht. </P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Das andere Loch, das ist die Kraft, die ein beliebiger Motor erzeugen kann -- unanh&auml;ngig davon, wieviel Energie zuvor in ihn hineingesteckt wurde. Die Angelegenheit wirkt banal, denn sowohl die Wirkungsgrade als auch erzeugte Pferdest&auml;rken, Watts und Newtons sind im technischen Beiblatt jeder Maschine nachzulesen. Was bis letzten Dienstag aber niemand ermittelt hatte, war, ob alle Motoren die selbe Kraftmenge erzeugen. </P>
Sch&uuml;lerInnen w&auml;ren bei &quot;Jugend forscht&quot; schon in der Vorrunde durchgefallen, wenn sie ein solch doofes Projekt eingereicht h&auml;tten. Die Vielgestalt der Motoren unserer Welt macht es unglaublich, dass blo&szlig; die Masse von Maschinen ihre Kraft in stets gleicher Art beschr&auml;nken soll. Anders gefragt: Warum sollte immer dieselbe Kraft-Menge herauskommen, wenn man die Leistung durch das Gewicht einer beliebigen Kraft erzeugenden Maschine teilt?<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Sch&uuml;lerInnen w&auml;ren bei &quot;Jugend forscht&quot; schon in der Vorrunde durchgefallen, wenn sie ein solch doofes Projekt eingereicht h&auml;tten. Die Vielgestalt der Motoren unserer Welt macht es unglaublich, dass blo&szlig; die Masse von Maschinen ihre Kraft in stets gleicher Art beschr&auml;nken soll. Anders gefragt: Warum sollte immer dieselbe Kraft-Menge herauskommen, wenn man die Leistung durch das Gewicht einer beliebigen Kraft erzeugenden Maschine teilt?</P>
 
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Als erste h&auml;tten die Jury-Mitglieder aus dem Fachbereich Biologie h&auml;misch gegrinst. Der elegante Mechanismus, der unsere Muskeln antreibt, ist n&auml;mlich auch eine Maschine. Und wei&szlig; nicht jeder, dass die L&ouml;sungen des Lebens stets eleganter und effezienter sind als die aus den rauchenden und stinkenden Hallen der Schwer-Industrie?<br>
<P ALIGN="JUSTIFY">Als erste h&auml;tten die Jury-Mitglieder aus dem Fachbereich Biologie h&auml;misch gegrinst. Der elegante Mechanismus, der unsere Muskeln antreibt, ist n&auml;mlich auch eine Maschine. Und wei&szlig; nicht jeder, dass die L&ouml;sungen des Lebens stets eleganter und effezienter sind als die aus den rauchenden und stinkenden Hallen der Schwer-Industrie?</P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Falsch gewusst. Wenn Muskeln sich zusammenziehen, geschieht auch das streng genommen durch kleinste Hebelchen. Der Weichmacher-Stoff ATP, der aus mitochondrialen Zell-Kraftwerken massenhaft angesp&uuml;lt wird, erlaubt es so genannten Myosin-K&ouml;pfchen im Muskel, sich abzuknicken. Jeder Knick zieht die benachbarten Fasern um zehn Nanometer weiter. </P>
Falsch gewusst. Wenn Muskeln sich zusammenziehen, geschieht auch das streng genommen durch kleinste Hebelchen. Der Weichmacher-Stoff ATP, der aus mitochondrialen Zell-Kraftwerken massenhaft angesp&uuml;lt wird, erlaubt es so genannten Myosin-K&ouml;pfchen im Muskel, sich abzuknicken. Jeder Knick zieht die benachbarten Fasern um zehn Nanometer weiter.<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Um die Hand von der Sonntagszeitung zum Nutella-Glas zu bef&ouml;rdern, m&uuml;ssen sich also Millionen der molekularen K&ouml;pfchen abknicken. Sp&auml;ter m&uuml;ssen sie sich auch wieder l&ouml;sen. Gelingt das nicht, handelt es sich um einen Krampf oder die auch mit Gewalt nicht zu brechende Totenstarre. Letztere ist deswegen so hartn&auml;ckig, weil toten Muskeln der Nachschub am Energie-Lieferanten ATP fehlt. Ohne Energie liegen sie aber ebenso eisern lahm wie ein F&ouml;rder-Rad ohne Sprit. </P>
 
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Um die Hand von der Sonntagszeitung zum Nutella-Glas zu bef&ouml;rdern, m&uuml;ssen sich also Millionen der molekularen K&ouml;pfchen abknicken. Sp&auml;ter m&uuml;ssen sie sich auch wieder l&ouml;sen. Gelingt das nicht, handelt es sich um einen Krampf oder die auch mit Gewalt nicht zu brechende Totenstarre. Letztere ist deswegen so hartn&auml;ckig, weil toten Muskeln der Nachschub am Energie-Lieferanten ATP fehlt. Ohne Energie liegen sie aber ebenso eisern lahm wie ein F&ouml;rder-Rad ohne Sprit.<br>
<P ALIGN="JUSTIFY">Ein wenig Rechnerei ergibt: Der molekulare Flutsch- und Knick-Vorgang im Muskel erzeugt stets h&ouml;chstens sechzig Newton Kraft  pro Kilogramm Gewebe. Dabei ist es egal, ob ein Frosch-Schenkel h&uuml;pft oder ein Kakerlaken-Bein angestrengt durchs M&uuml;sli w&uuml;hlt. Diese Gleichheit ist verwunderlich, denn Insekten sind vollkommen anders konstruiert als Wirbeltiere. W&auml;hrend der Froschmuskel gem&uuml;tlich an kn&ouml;chernen, innen verlegten Kalk-Stangen befestigt ist, m&uuml;ssen die Sechsbeiner zusehen, wie sie ihre Kraft-&Uuml;bertragung mit einem hauchd&uuml;nnen Au&szlig;en-Skelett aus Chitin, ohne jeden feste Innen-Stabiliserung, zustande bringen. Wegen dieser Bau-Unterschiede ist es erstaunlich, dass Mensch und M&uuml;cke dieselbe Kraft erzeugen.</P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Andererseits m&uuml;ssen sowohl Wirbellose als auch Wirbeltiere ihre Muskel-Energie in die Umwelt bringen, um sich fort zu bewegen. Liegt es vielleicht an der &Auml;hnlichkeit der Kraft aufnehmenden Umgebung, dass der Output der Tier-Motoren gleich gro&szlig; ist? Ein windschiefer Gedanke. Verfolgt man ihn aber weiter, fallen weitere Parallelen zwischen den verschiednen Lebens-Reichen auf. So entsteht in allen Muskeln W&auml;rme. Diese W&auml;rme muss entweichen, damit sich der Apparat nicht &uuml;ber die Ma&szlig;en erhitzt und dabei schmilzt oder verklumpt. Hitze kann aber nur entweichen, wenn sie nicht von Gewebe-Bergen umh&uuml;llt ist, die sie im Inneren festhalten. Deshalb k&ouml;nnen Maschinen nicht beliebig gro&szlig;, oder besser gesagt dick, werden. Sie halten dann zu viel W&auml;rme zur&uuml;ck und zerst&ouml;ren sich so selbst. Dasselbe gilt f&uuml;r alle Lebewesen.</P>
Ein wenig Rechnerei ergibt: Der molekulare Flutsch- und Knick-Vorgang im Muskel erzeugt stets h&ouml;chstens sechzig Newton Kraft  pro Kilogramm Gewebe. Dabei ist es egal, ob ein Frosch-Schenkel h&uuml;pft oder ein Kakerlaken-Bein angestrengt durchs M&uuml;sli w&uuml;hlt. Diese Gleichheit ist verwunderlich, denn Insekten sind vollkommen anders konstruiert als Wirbeltiere. W&auml;hrend der Froschmuskel gem&uuml;tlich an kn&ouml;chernen, innen verlegten Kalk-Stangen befestigt ist, m&uuml;ssen die Sechsbeiner zusehen, wie sie ihre Kraft-&Uuml;bertragung mit einem hauchd&uuml;nnen Au&szlig;en-Skelett aus Chitin, ohne jeden feste Innen-Stabiliserung, zustande bringen. Wegen dieser Bau-Unterschiede ist es erstaunlich, dass Mensch und M&uuml;cke dieselbe Kraft erzeugen.<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Die mangelnde Hitze-Abfuhr in solch unf&ouml;rmigen Systemen bewirkt auch eine frohe Nachricht f&uuml;r Menschen, die sich vor riesigen Gliedertieren f&uuml;rchten w&uuml;rden. Solche Monster kann es wegen der Eigenheiten von Muskel-Motoren nicht geben. In der echten Welt w&uuml;rde Tarantula beim bewegten Angriff in Flammen aufgehen.  </P>
 
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Andererseits m&uuml;ssen sowohl Wirbellose als auch Wirbeltiere ihre Muskel-Energie in die Umwelt bringen, um sich fort zu bewegen. Liegt es vielleicht an der &Auml;hnlichkeit der Kraft aufnehmenden Umgebung, dass der Output der Tier-Motoren gleich gro&szlig; ist? Ein windschiefer Gedanke. Verfolgt man ihn aber weiter, fallen weitere Parallelen zwischen den verschiednen Lebens-Reichen auf. So entsteht in allen Muskeln W&auml;rme. Diese W&auml;rme muss entweichen, damit sich der Apparat nicht &uuml;ber die Ma&szlig;en erhitzt und dabei schmilzt oder verklumpt. Hitze kann aber nur entweichen, wenn sie nicht von Gewebe-Bergen umh&uuml;llt ist, die sie im Inneren festhalten. Deshalb k&ouml;nnen Maschinen nicht beliebig gro&szlig;, oder besser gesagt dick, werden. Sie halten dann zu viel W&auml;rme zur&uuml;ck und zerst&ouml;ren sich so selbst. Dasselbe gilt f&uuml;r alle Lebewesen.<br>
<P ALIGN="JUSTIFY">Die begrenzte Kraft-Produktion und Muskel-Bepackung ist auch der Grund daf&uuml;r, dass es keine riesigen Fr&ouml;sche, Heuh&uuml;pfer oder K&auml;nguruhs gibt. Zwar w&auml;re es f&uuml;r die Tiere von Vorteil, &uuml;ber Canyons oder Fl&uuml;sse springen zu k&ouml;nnen. Die daf&uuml;r ben&ouml;tigte Muskel-Masse w&auml;re aber zu schwer, als dass sie sich noch in einen lebenst&uuml;chtigen K&ouml;rper einplanen lie&szlig;e. Unter dem Gewicht der Riesen-Muskeln w&uuml;rden nicht nur Knochen brechen und Sehnen rei&szlig;en. Zur insgesamten St&uuml;tzung w&auml;ren auch elfanten-artige Stampfer n&ouml;tig, die aus schnellen J&auml;gern fu&szlig;faule Opfer machen w&uuml;rden. </P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Immerhin, das zeigt der Vergleich bis jetzt: Muskel ist Muskel. K&ouml;nnte sich die komischerweise gleiche Kraft-Bilanz bei Wirbel- und Kerb-Tier nicht einfach daraus erkl&auml;ren, dass gleiche Kraft-Erzeuger eben auch gleiche Leistungs-Merkmale aufweisen? Meine Kollegen lie&szlig;en sich nicht lumpen und schauten daher &uuml;ber den Teller-Rand und auf andere Motor-Typen, zun&auml;chst in den Werkst&auml;tten von Ferrari und Honda. Die dortigen Flitzer trugen Energie-Erzeuger unter der Haube, deren Kraft pro Kilogramm Motor um die sechzig Newton betrug. Nun wurde es den Biologen allerdings klamm um den Taschenrechner -- das war derselbe Wert, den sie auch f&uuml;r Muskeln errechnet hatten. </P>
Die mangelnde Hitze-Abfuhr in solch unf&ouml;rmigen Systemen bewirkt auch eine frohe Nachricht f&uuml;r Menschen, die sich vor riesigen Gliedertieren f&uuml;rchten w&uuml;rden. Solche Monster kann es wegen der Eigenheiten von Muskel-Motoren nicht geben. In der echten Welt w&uuml;rde Tarantula beim bewegten Angriff in Flammen aufgehen.<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Kolben-Motoren und real Kreuchendem fiel ihnen auf, dass beide Motoren-Gruppen ihr eigenes Gewicht st&uuml;tzen oder zumindest stabilisieren m&uuml;ssen. Das ist nicht selbstverst&auml;ndlich: Schwimmenden Tieren wird ihr Eigen-Gewicht vom umgebenden Wasser abgenommen. Ein Blick unter Wasser sollte daher kl&auml;ren, ob die gemeinsame Leistungs-Grenze bei Ferrari und Fink nicht etwa durch st&uuml;tzkonstruktive Zw&auml;nge bedingt war. Doch auch hier kam Ern&uuml;chterung auf. Sowohl schnell schwimmende Fische wie die Regenbogen-Forelle <I>Salmo gairdneri</I> als auch der pl&ouml;tzlich blitzstartende Fluss-Krebs <I>Orconectes virilis </I>reihten sich sauber in die Sechzig-Newton-Reihe ein. Dasselbe gilt f&uuml;r Flederm&auml;use, Elektro-Motoren, Flugzeug-Turbinen und Raub-Katzen. </P>
 
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Die begrenzte Kraft-Produktion und Muskel-Bepackung ist auch der Grund daf&uuml;r, dass es keine riesigen Fr&ouml;sche, Heuh&uuml;pfer oder K&auml;nguruhs gibt. Zwar w&auml;re es f&uuml;r die Tiere von Vorteil, &uuml;ber Canyons oder Fl&uuml;sse springen zu k&ouml;nnen. Die daf&uuml;r ben&ouml;tigte Muskel-Masse w&auml;re aber zu schwer, als dass sie sich noch in einen lebenst&uuml;chtigen K&ouml;rper einplanen lie&szlig;e. Unter dem Gewicht der Riesen-Muskeln w&uuml;rden nicht nur Knochen brechen und Sehnen rei&szlig;en. Zur insgesamten St&uuml;tzung w&auml;ren auch elfanten-artige Stampfer n&ouml;tig, die aus schnellen J&auml;gern fu&szlig;faule Opfer machen w&uuml;rden.<br>
<P ALIGN="JUSTIFY">Die universale Kraft-Begrenzung aller Motoren erlaubt dem FAZ-Autor sogar die Vorhersage, dass die neue Generation von Passagier-Flugzeugen nicht gr&ouml;&szlig;ere Innen-Propeller haben wird, sondern schlichtweg mehr. Die gr&ouml;&szlig;ten D&uuml;sen finden sich bereits an den Meere &uuml;berquerenden Boings 747 und 777. Mit vier- und siebentausend Kilogramm Gewicht sind deren Turbinen bereits an der Obergrenze dessen angelangt, was ein Flugzeug noch tragen kann, ohne dass Fl&uuml;gel oder Luftstrom abrei&szlig;en. Doch damit w&auml;ren wir schon wieder beim aus Gr&uuml;nden der Motor-Leistung zusammenbrechenden Spinnen-Monster. Handelt es sich also um eine gedankliche Endlos-Schleife oder haben meine Kollegen korrekt quergedacht und dabei etwas wirklich Schickes entdeckt?</P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Da die Motor-Forscher selbst nicht wussten, was hinter der mysteri&ouml;sen Sechzig-Newton-Konstante steckt, stocherten sie vorsichtshalber weiter. Ein Anruf beim Massachusetts Institute for Technology, der wissenschaftlichen Technik-Zentrale in Cambridge (USA), erbrachte,  dass dort Minitur-Maschinen in Millimeter-Ma&szlig;stab gefertigt werden. Ein fr&uuml;her Antrag-Schreiber des MIT hatte vorhergesagt, dass die winzigen Maschinchen ein bis zu zehnfach besseres Verh&auml;ltnis zwischen Leistung zu Gewicht des Ger&auml;tes erbringen w&uuml;rden. Wie sich auf Nachfrage herausstellte, stimmte das aber nicht. Der Kraft-Ertrag der angeblichen Super-Mot&ouml;rchen lag wieder nahe am magischen Wert -- diesmal f&uuml;nfundf&uuml;nfzig Newton pro Kiligramm. Nun packte Marden und Allen der Mut der Verzweifelten. </P>
Immerhin, das zeigt der Vergleich bis jetzt: Muskel ist Muskel. K&ouml;nnte sich die komischerweise gleiche Kraft-Bilanz bei Wirbel- und Kerb-Tier nicht einfach daraus erkl&auml;ren, dass gleiche Kraft-Erzeuger eben auch gleiche Leistungs-Merkmale aufweisen? Meine Kollegen lie&szlig;en sich nicht lumpen und schauten daher &uuml;ber den Teller-Rand und auf andere Motor-Typen, zun&auml;chst in den Werkst&auml;tten von Ferrari und Honda. Die dortigen Flitzer trugen Energie-Erzeuger unter der Haube, deren Kraft pro Kilogramm Motor um die sechzig Newton betrug. Nun wurde es den Biologen allerdings klamm um den Taschenrechner -- das war derselbe Wert, den sie auch f&uuml;r Muskeln errechnet hatten.<br>
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<P ALIGN="JUSTIFY">Sie meldeten sich bei Pratt &amp; Whitney, einer Firma, die im Auftrag der U.S.-Regierung Antriebs-Teile f&uuml;r neue Kampf-Jets herstellt. Obwohl der Mantel der Verschwiegenheit dort aus tiefschwarzem Vorhangstoff gewebt ist, lie&szlig; ein Luftwaffen-Leutnant durchblicken, dass j&uuml;ngst etwas seltsames vorgefallen war. Die Triebwerke des geplanten F119-Kriegsflugzeuges sollen -- ohne Turbo-Brenner -- eigentlich einen Schub von hundert Newton pro Kilo Motor erzeugen. Wenn das gel&auml;nge, w&auml;re die zuvor auf der ganzen Erde angetroffene Kraft-Grenze von etwa sechzig Newton pro Kilo eben doch blo&szlig; auf veraltete Konstruktionsweisen zur&uuml;ckzuf&uuml;hren. Doch als die Ingenieure ihre perfekt ausget&uuml;ftelte D&uuml;se starteten, gab sie auch schon den Geist auf. Das Gebilde musste daraufhin verbessert und umgebaut werden. Dabei erh&ouml;hte sich auch sein Gewicht. Selbst der geheimste und teuerste Antrieb musste dem Gesetz der Sechzig gehorchen und deshalb zunehmen.</P>
 
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Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Kolben-Motoren und real Kreuchendem fiel ihnen auf, dass beide Motoren-Gruppen ihr eigenes Gewicht st&uuml;tzen oder zumindest stabilisieren m&uuml;ssen. Das ist nicht selbstverst&auml;ndlich: Schwimmenden Tieren wird ihr Eigen-Gewicht vom umgebenden Wasser abgenommen. Ein Blick unter Wasser sollte daher kl&auml;ren, ob die gemeinsame Leistungs-Grenze bei Ferrari und Fink nicht etwa durch st&uuml;tzkonstruktive Zw&auml;nge bedingt war. Doch auch hier kam Ern&uuml;chterung auf. Sowohl schnell schwimmende Fische wie die Regenbogen-Forelle <I>Salmo gairdneri</I> als auch der pl&ouml;tzlich blitzstartende Fluss-Krebs <I>Orconectes virilis </I>reihten sich sauber in die Sechzig-Newton-Reihe ein. Dasselbe gilt f&uuml;r Flederm&auml;use, Elektro-Motoren, Flugzeug-Turbinen und Raub-Katzen.<br>
<P ALIGN="JUSTIFY"> &quot;Es k&ouml;nnte noch Jahrzehnte dauern, bis wir verstehen, wie die Kraft-Grenze mit den damit verbundenen Eigenheiten der Belastung von Motoren verkn&uuml;pft ist&quot;, orakelten Marden und Allen zuletzt. &quot;In der Zwischenzeit k&ouml;nnen wir uns nur wundern, dass die millionen Jahre dauernde Evolution von Lebewesen an dieselben Grenzen st&ouml;&szlig;t wie ein paar Jahrzehnte Gefummel an Maschinen.&quot;  </P>
 
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<P ALIGN="JUSTIFY">Auch mir gibt der Blick auf evolvierte Wesen Trost in dieser und anderen Fragen. Denn selbst wenn sich kein Mensch mehr dar&uuml;ber Gedanken machen kann, werden meine sechsbeinigen Freunde noch in rechtwinkligen Bahnen rasen, mit einem Salto unter der Decke landen oder aus dem Stand r&uuml;ckw&auml;rts in die Luft starten. Um dergleichen nachzubilden, m&uuml;ssten wir Menschen noch lernen, Nervensyme an Kunst-Motoren zu koppeln. Erst wenn das gel&auml;nge, h&auml;tten wir mit der Evolution erstmals ein St&uuml;ckchen gleichgezogen. Bis es soweit ist, sollten wir mit fr&uuml;hlingshaftem Staunen auf die Stubenfliege schauen, die in ahnungslosloser Perfektion Kreise zieht, die unsereins nur tr&auml;umen und messen kann. Immerhin: Ab sofort eint uns alle, Mensch, Tier und Maschine, eine unerkl&auml;rliche Kraft -- pro Kilogramm mit sechzig Newton.      </P>
Die universale Kraft-Begrenzung aller Motoren erlaubt dem FAZ-Autor sogar die Vorhersage, dass die neue Generation von Passagier-Flugzeugen nicht gr&ouml;&szlig;ere Innen-Propeller haben wird, sondern schlichtweg mehr. Die gr&ouml;&szlig;ten D&uuml;sen finden sich bereits an den Meere &uuml;berquerenden Boings 747 und 777. Mit vier- und siebentausend Kilogramm Gewicht sind deren Turbinen bereits an der Obergrenze dessen angelangt, was ein Flugzeug noch tragen kann, ohne dass Fl&uuml;gel oder Luftstrom abrei&szlig;en. Doch damit w&auml;ren wir schon wieder beim aus Gr&uuml;nden der Motor-Leistung zusammenbrechenden Spinnen-Monster. Handelt es sich also um eine gedankliche Endlos-Schleife oder haben meine Kollegen korrekt quergedacht und dabei etwas wirklich Schickes entdeckt?<br>
<I><P ALIGN="JUSTIFY"></P>
 
<P ALIGN="JUSTIFY">Der Autor (http://www.benecke.com/) arbeitet international als Kriminalbiologe. &Uuml;ber Ostern versucht er in einem Wald herauszufinden, ob Schmei&szlig;fliegen dort des nachts fliegen. </P>
 
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Da die Motor-Forscher selbst nicht wussten, was hinter der mysteri&ouml;sen Sechzig-Newton-Konstante steckt, stocherten sie vorsichtshalber weiter. Ein Anruf beim Massachusetts Institute for Technology, der wissenschaftlichen Technik-Zentrale in Cambridge (USA), erbrachte, dass dort Minitur-Maschinen in Millimeter-Ma&szlig;stab gefertigt werden. Ein fr&uuml;her Antrag-Schreiber des MIT hatte vorhergesagt, dass die winzigen Maschinchen ein bis zu zehnfach besseres Verh&auml;ltnis zwischen Leistung zu Gewicht des Ger&auml;tes erbringen w&uuml;rden. Wie sich auf Nachfrage herausstellte, stimmte das aber nicht. Der Kraft-Ertrag der angeblichen Super-Mot&ouml;rchen lag wieder nahe am magischen Wert -- diesmal f&uuml;nfundf&uuml;nfzig Newton pro Kiligramm. Nun packte Marden und Allen der Mut der Verzweifelten.<br>
 
 
Sie meldeten sich bei Pratt &amp; Whitney, einer Firma, die im Auftrag der U.S.-Regierung Antriebs-Teile f&uuml;r neue Kampf-Jets herstellt. Obwohl der Mantel der Verschwiegenheit dort aus tiefschwarzem Vorhangstoff gewebt ist, lie&szlig; ein Luftwaffen-Leutnant durchblicken, dass j&uuml;ngst etwas seltsames vorgefallen war. Die Triebwerke des geplanten F119-Kriegsflugzeuges sollen -- ohne Turbo-Brenner -- eigentlich einen Schub von hundert Newton pro Kilo Motor erzeugen. Wenn das gel&auml;nge, w&auml;re die zuvor auf der ganzen Erde angetroffene Kraft-Grenze von etwa sechzig Newton pro Kilo eben doch blo&szlig; auf veraltete Konstruktionsweisen zur&uuml;ckzuf&uuml;hren. Doch als die Ingenieure ihre perfekt ausget&uuml;ftelte D&uuml;se starteten, gab sie auch schon den Geist auf. Das Gebilde musste daraufhin verbessert und umgebaut werden. Dabei erh&ouml;hte sich auch sein Gewicht. Selbst der geheimste und teuerste Antrieb musste dem Gesetz der Sechzig gehorchen und deshalb zunehmen.<br>
 
 
&quot;Es k&ouml;nnte noch Jahrzehnte dauern, bis wir verstehen, wie die Kraft-Grenze mit den damit verbundenen Eigenheiten der Belastung von Motoren verkn&uuml;pft ist&quot;, orakelten Marden und Allen zuletzt. &quot;In der Zwischenzeit k&ouml;nnen wir uns nur wundern, dass die millionen Jahre dauernde Evolution von Lebewesen an dieselben Grenzen st&ouml;&szlig;t wie ein paar Jahrzehnte Gefummel an Maschinen.&quot;<br>
 
 
Auch mir gibt der Blick auf evolvierte Wesen Trost in dieser und anderen Fragen. Denn selbst wenn sich kein Mensch mehr dar&uuml;ber Gedanken machen kann, werden meine sechsbeinigen Freunde noch in rechtwinkligen Bahnen rasen, mit einem Salto unter der Decke landen oder aus dem Stand r&uuml;ckw&auml;rts in die Luft starten. Um dergleichen nachzubilden, m&uuml;ssten wir Menschen noch lernen, Nervensyme an Kunst-Motoren zu koppeln. Erst wenn das gel&auml;nge, h&auml;tten wir mit der Evolution erstmals ein St&uuml;ckchen gleichgezogen. Bis es soweit ist, sollten wir mit fr&uuml;hlingshaftem Staunen auf die Stubenfliege schauen, die in ahnungslosloser Perfektion Kreise zieht, die unsereins nur tr&auml;umen und messen kann. Immerhin: Ab sofort eint uns alle, Mensch, Tier und Maschine, eine unerkl&auml;rliche Kraft -- pro Kilogramm mit sechzig Newton.<br>
 
 
Der Autor arbeitet international als Kriminalbiologe. &Uuml;ber Ostern versucht er in einem Wald herauszufinden, ob Schmei&szlig;fliegen dort des nachts fliegen.<br><br>


<hr></html>


=Kommentar von Sven Angermann=


===<font color=orange>Kommentar von Sven Angermann</font>===


Quoting Sven Angermann <angermann@luftfahrtlogistik.de> Tue, 7 Apr 2009 21:18:05 +0200 [04/07/2009 21:18:05 CEST]:
Quoting Sven Angermann <angermann@luftfahrtlogistik.de> Tue, 7 Apr 2009 21:18:05 +0200 [04/07/2009 21:18:05 CEST]:<br>


Kommentar:
Kommentar:<br>


Beeindruckt durch den Artikel und das beschriebene, rätselhafte Gesetz von
Beeindruckt durch den Artikel und das beschriebene, rätselhafte Gesetz von
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sich an, dieses Gesetz mit Strahltriebwerken nachzurechnen, da bei diesen
sich an, dieses Gesetz mit Strahltriebwerken nachzurechnen, da bei diesen
der Schub direkt in Newton angegeben wird und somit eine Umrechnung z.B.
der Schub direkt in Newton angegeben wird und somit eine Umrechnung z.B.
einer Wellenleistung (Angabe in PS oder kW) entfällt.
einer Wellenleistung (Angabe in PS oder kW) entfällt.<br>
 


Zu meinem eigenen Erstaunen wurde dieses rätselhafte Gesetz durch diese
Zu meinem eigenen Erstaunen wurde dieses rätselhafte Gesetz durch diese
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zugelassene Schub (Zertifikation) sowie das entsprechende Trockengewicht
zugelassene Schub (Zertifikation) sowie das entsprechende Trockengewicht
(ohne Kraftstoff) des Triebwerks. Das Leistungsgewicht im realen
(ohne Kraftstoff) des Triebwerks. Das Leistungsgewicht im realen
Anwendungsfall dürfte demnach unter diesen Werten liegen.
Anwendungsfall dürfte demnach unter diesen Werten liegen.<br>


-        Rolls-Royce Trent 500 – 267 kN bei 4835 kg = 55 N/kg
-        Rolls-Royce Trent 500 – 267 kN bei 4835 kg = 55 N/kg
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-        GE-Aviation GE90-94B – 97.300 lb (441,34 kN) bei 17400 lb (7982,5
-        GE-Aviation GE90-94B – 97.300 lb (441,34 kN) bei 17400 lb (7982,5
kg) = 55 N/kg
kg) = 55 N/kg<br>


Der Durchschnitt dieser Triebwerke liegt bei rund 54 N/kg und somit unter
Der Durchschnitt dieser Triebwerke liegt bei rund 54 N/kg und somit unter
der Grenze von 60 N/kg. Überschritten wird der Grenzwert eigentlich nur
der Grenze von 60 N/kg. Überschritten wird der Grenzwert eigentlich nur
durch die Triebwerke Trent 700 und 800.
durch die Triebwerke Trent 700 und 800.<br>
 


Grundsätzlich scheint die Grenze eines Leistungsgewichtes von sechzig Newton
Grundsätzlich scheint die Grenze eines Leistungsgewichtes von sechzig Newton
pro Kilogramm für durch Kraftstoff angetriebene Kraftmaschinen zu gelten.
pro Kilogramm für durch Kraftstoff angetriebene Kraftmaschinen zu gelten.<br>
 


Wie verhält es sich jedoch mit Elektroantrieben? Für die Entwicklung einer
Wie verhält es sich jedoch mit Elektroantrieben? Für die Entwicklung einer
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gekommene Motor lag mit seinem Gewicht jedoch deutlich unter 1 kg. Somit
gekommene Motor lag mit seinem Gewicht jedoch deutlich unter 1 kg. Somit
berechnete ich für einige Elektromotoren das Leistungsgewicht. Betrachtet
berechnete ich für einige Elektromotoren das Leistungsgewicht. Betrachtet
wurden hierfür moderne bürstenlose Außenläufer (brushless Motoren).
wurden hierfür moderne bürstenlose Außenläufer (brushless Motoren).<br>
 
 
Maßgeblich war für diese Berechnung der über einen Propeller erzeugte Schub
Maßgeblich war für diese Berechnung der über einen Propeller erzeugte Schub
in Newton. Zu dem Motorgewicht wurde zusätzlich das Gewicht des
in Newton. Zu dem Motorgewicht wurde zusätzlich das Gewicht des
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aufgerundet. Die Akkus wurden in die Rechnung nicht einbezogen, da auch der
aufgerundet. Die Akkus wurden in die Rechnung nicht einbezogen, da auch der
Kraftstoff bei den Strahltriebwerken nicht berücksichtigt wurde.
Kraftstoff bei den Strahltriebwerken nicht berücksichtigt wurde.
Nachfolgend sind einige Motoren und deren Leistungsgewicht aufgeführt.
Nachfolgend sind einige Motoren und deren Leistungsgewicht aufgeführt.<br>


-        Robbe ROXXY BL-Outrunner 2827-34 (EPP1045) – 8,2 N bei 0,08 kg (57g
-        Robbe ROXXY BL-Outrunner 2827-34 (EPP1045) – 8,2 N bei 0,08 kg (57g
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-        Plettenberg Predator 30 (30x10 Menz S) – 300 N bei 2,5 kg (1,6kg +
-        Plettenberg Predator 30 (30x10 Menz S) – 300 N bei 2,5 kg (1,6kg +
0,32kg + 0,4kg) = 120 N/kg
0,32kg + 0,4kg) = 120 N/kg<br>


Die Leistungsgewichte dieser Motoren liegen somit deutlich über 100 N/kg und
Die Leistungsgewichte dieser Motoren liegen somit deutlich über 100 N/kg und
überschreiten damit die beschriebene Sechzig-Newton-Grenze von 60 N/kg.
überschreiten damit die beschriebene Sechzig-Newton-Grenze von 60 N/kg.<br>
 


Trotz dieser überzeugten Darstellung der Biologen Marden und Allen scheint
Trotz dieser überzeugten Darstellung der Biologen Marden und Allen scheint
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Grenzwert von sechzig Newton Kraft pro Kilogramm Kraftmaschine zu geben.
Grenzwert von sechzig Newton Kraft pro Kilogramm Kraftmaschine zu geben.
Wer nun an welcher Stelle einem Irrtum erlegen ist vermag ich nach den mir
Wer nun an welcher Stelle einem Irrtum erlegen ist vermag ich nach den mir
vorliegenden Informationen nicht zu erkennen.
vorliegenden Informationen nicht zu erkennen.<br>
 


Eine kleine Unklarheit fiel mir noch auf, im Artikel wird von einem
Eine kleine Unklarheit fiel mir noch auf, im Artikel wird von einem
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Ich glaube korrekter Weise müsste das Triebwerk F119 und das Kriegsflugzeug
Ich glaube korrekter Weise müsste das Triebwerk F119 und das Kriegsflugzeug
F-22 Raptor heißen. Zumindest kenn ich keinen F119 Kampfjet, aber ein Pratt
F-22 Raptor heißen. Zumindest kenn ich keinen F119 Kampfjet, aber ein Pratt
& Whitney F119 Triebwerk.
& Whitney F119 Triebwerk.<br>
 
 
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Latest revision as of 22:01, 20 October 2017

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Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (darin: Wissenschaft), Nr. 13 vom 31. März 2002, Seite 63

Das rätselhafte Gesetz von Kraft und Masse

Die Leistungsgrenze aller Motoren ist gleich

(Dies ist die Rohfassung des Artikels)

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

VON MARK BENECKE

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In der kommenden Woche erscheint eine Studie, die allen Ernstes behauptet, dass sämtliche Antriebe in Natur und Technik an dieselbe Leistungs-Grenze stoßen.


"Moostierchen, Moräne, Muren, Müller (Fritz)" meldet mein Lieblings-Nachschlagewerk von 1912 auf der erfolglosen Suche nach dem Wort der Woche. Es lautet "Motoren" und ist durch einen am Dienstag erschienenen Artikel der Kollegen James Marden und Lee Allen von der Pennsylvania State University gerade hip.


Die beiden Biologen haben einen geistigen Schritt zurück getan, um übergreifend eine Frage zu beantworten, die Lehrer Bommel in der Feuerzangen-Bowle bereits vorformuliert, aber nur teils beantwortet hatte: Was ist eine Maschine?


"Da stelle mer uns janz dumm", antizipierte die rheinische Film-Figur 1944, "und da sage mer so: En Dampfmaschin, dat is ene jroße schwarze Raum. Der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später." Den jroßen schwarzen Raum haben auch meine neuzeitlichen Kollegen auf sich beruhen lassen. Denn was genau in Maschinen und Motoren wirkt und wankelt, interessiert sie nicht. Stattdessen beschäftigten sich die beiden mit der viel wichtigeren Frage, wie es denn nun um "dat andere Loch" steht.


Das andere Loch, das ist die Kraft, die ein beliebiger Motor erzeugen kann -- unanhängig davon, wieviel Energie zuvor in ihn hineingesteckt wurde. Die Angelegenheit wirkt banal, denn sowohl die Wirkungsgrade als auch erzeugte Pferdestärken, Watts und Newtons sind im technischen Beiblatt jeder Maschine nachzulesen. Was bis letzten Dienstag aber niemand ermittelt hatte, war, ob alle Motoren die selbe Kraftmenge erzeugen.


SchülerInnen wären bei "Jugend forscht" schon in der Vorrunde durchgefallen, wenn sie ein solch doofes Projekt eingereicht hätten. Die Vielgestalt der Motoren unserer Welt macht es unglaublich, dass bloß die Masse von Maschinen ihre Kraft in stets gleicher Art beschränken soll. Anders gefragt: Warum sollte immer dieselbe Kraft-Menge herauskommen, wenn man die Leistung durch das Gewicht einer beliebigen Kraft erzeugenden Maschine teilt?


Als erste hätten die Jury-Mitglieder aus dem Fachbereich Biologie hämisch gegrinst. Der elegante Mechanismus, der unsere Muskeln antreibt, ist nämlich auch eine Maschine. Und weiß nicht jeder, dass die Lösungen des Lebens stets eleganter und effezienter sind als die aus den rauchenden und stinkenden Hallen der Schwer-Industrie?


Falsch gewusst. Wenn Muskeln sich zusammenziehen, geschieht auch das streng genommen durch kleinste Hebelchen. Der Weichmacher-Stoff ATP, der aus mitochondrialen Zell-Kraftwerken massenhaft angespült wird, erlaubt es so genannten Myosin-Köpfchen im Muskel, sich abzuknicken. Jeder Knick zieht die benachbarten Fasern um zehn Nanometer weiter.


Um die Hand von der Sonntagszeitung zum Nutella-Glas zu befördern, müssen sich also Millionen der molekularen Köpfchen abknicken. Später müssen sie sich auch wieder lösen. Gelingt das nicht, handelt es sich um einen Krampf oder die auch mit Gewalt nicht zu brechende Totenstarre. Letztere ist deswegen so hartnäckig, weil toten Muskeln der Nachschub am Energie-Lieferanten ATP fehlt. Ohne Energie liegen sie aber ebenso eisern lahm wie ein Förder-Rad ohne Sprit.


Ein wenig Rechnerei ergibt: Der molekulare Flutsch- und Knick-Vorgang im Muskel erzeugt stets höchstens sechzig Newton Kraft pro Kilogramm Gewebe. Dabei ist es egal, ob ein Frosch-Schenkel hüpft oder ein Kakerlaken-Bein angestrengt durchs Müsli wühlt. Diese Gleichheit ist verwunderlich, denn Insekten sind vollkommen anders konstruiert als Wirbeltiere. Während der Froschmuskel gemütlich an knöchernen, innen verlegten Kalk-Stangen befestigt ist, müssen die Sechsbeiner zusehen, wie sie ihre Kraft-Übertragung mit einem hauchdünnen Außen-Skelett aus Chitin, ohne jeden feste Innen-Stabiliserung, zustande bringen. Wegen dieser Bau-Unterschiede ist es erstaunlich, dass Mensch und Mücke dieselbe Kraft erzeugen.


Andererseits müssen sowohl Wirbellose als auch Wirbeltiere ihre Muskel-Energie in die Umwelt bringen, um sich fort zu bewegen. Liegt es vielleicht an der Ähnlichkeit der Kraft aufnehmenden Umgebung, dass der Output der Tier-Motoren gleich groß ist? Ein windschiefer Gedanke. Verfolgt man ihn aber weiter, fallen weitere Parallelen zwischen den verschiednen Lebens-Reichen auf. So entsteht in allen Muskeln Wärme. Diese Wärme muss entweichen, damit sich der Apparat nicht über die Maßen erhitzt und dabei schmilzt oder verklumpt. Hitze kann aber nur entweichen, wenn sie nicht von Gewebe-Bergen umhüllt ist, die sie im Inneren festhalten. Deshalb können Maschinen nicht beliebig groß, oder besser gesagt dick, werden. Sie halten dann zu viel Wärme zurück und zerstören sich so selbst. Dasselbe gilt für alle Lebewesen.


Die mangelnde Hitze-Abfuhr in solch unförmigen Systemen bewirkt auch eine frohe Nachricht für Menschen, die sich vor riesigen Gliedertieren fürchten würden. Solche Monster kann es wegen der Eigenheiten von Muskel-Motoren nicht geben. In der echten Welt würde Tarantula beim bewegten Angriff in Flammen aufgehen.


Die begrenzte Kraft-Produktion und Muskel-Bepackung ist auch der Grund dafür, dass es keine riesigen Frösche, Heuhüpfer oder Känguruhs gibt. Zwar wäre es für die Tiere von Vorteil, über Canyons oder Flüsse springen zu können. Die dafür benötigte Muskel-Masse wäre aber zu schwer, als dass sie sich noch in einen lebenstüchtigen Körper einplanen ließe. Unter dem Gewicht der Riesen-Muskeln würden nicht nur Knochen brechen und Sehnen reißen. Zur insgesamten Stützung wären auch elfanten-artige Stampfer nötig, die aus schnellen Jägern fußfaule Opfer machen würden.


Immerhin, das zeigt der Vergleich bis jetzt: Muskel ist Muskel. Könnte sich die komischerweise gleiche Kraft-Bilanz bei Wirbel- und Kerb-Tier nicht einfach daraus erklären, dass gleiche Kraft-Erzeuger eben auch gleiche Leistungs-Merkmale aufweisen? Meine Kollegen ließen sich nicht lumpen und schauten daher über den Teller-Rand und auf andere Motor-Typen, zunächst in den Werkstätten von Ferrari und Honda. Die dortigen Flitzer trugen Energie-Erzeuger unter der Haube, deren Kraft pro Kilogramm Motor um die sechzig Newton betrug. Nun wurde es den Biologen allerdings klamm um den Taschenrechner -- das war derselbe Wert, den sie auch für Muskeln errechnet hatten.


Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Kolben-Motoren und real Kreuchendem fiel ihnen auf, dass beide Motoren-Gruppen ihr eigenes Gewicht stützen oder zumindest stabilisieren müssen. Das ist nicht selbstverständlich: Schwimmenden Tieren wird ihr Eigen-Gewicht vom umgebenden Wasser abgenommen. Ein Blick unter Wasser sollte daher klären, ob die gemeinsame Leistungs-Grenze bei Ferrari und Fink nicht etwa durch stützkonstruktive Zwänge bedingt war. Doch auch hier kam Ernüchterung auf. Sowohl schnell schwimmende Fische wie die Regenbogen-Forelle Salmo gairdneri als auch der plötzlich blitzstartende Fluss-Krebs Orconectes virilis reihten sich sauber in die Sechzig-Newton-Reihe ein. Dasselbe gilt für Fledermäuse, Elektro-Motoren, Flugzeug-Turbinen und Raub-Katzen.


Die universale Kraft-Begrenzung aller Motoren erlaubt dem FAZ-Autor sogar die Vorhersage, dass die neue Generation von Passagier-Flugzeugen nicht größere Innen-Propeller haben wird, sondern schlichtweg mehr. Die größten Düsen finden sich bereits an den Meere überquerenden Boings 747 und 777. Mit vier- und siebentausend Kilogramm Gewicht sind deren Turbinen bereits an der Obergrenze dessen angelangt, was ein Flugzeug noch tragen kann, ohne dass Flügel oder Luftstrom abreißen. Doch damit wären wir schon wieder beim aus Gründen der Motor-Leistung zusammenbrechenden Spinnen-Monster. Handelt es sich also um eine gedankliche Endlos-Schleife oder haben meine Kollegen korrekt quergedacht und dabei etwas wirklich Schickes entdeckt?


Da die Motor-Forscher selbst nicht wussten, was hinter der mysteriösen Sechzig-Newton-Konstante steckt, stocherten sie vorsichtshalber weiter. Ein Anruf beim Massachusetts Institute for Technology, der wissenschaftlichen Technik-Zentrale in Cambridge (USA), erbrachte, dass dort Minitur-Maschinen in Millimeter-Maßstab gefertigt werden. Ein früher Antrag-Schreiber des MIT hatte vorhergesagt, dass die winzigen Maschinchen ein bis zu zehnfach besseres Verhältnis zwischen Leistung zu Gewicht des Gerätes erbringen würden. Wie sich auf Nachfrage herausstellte, stimmte das aber nicht. Der Kraft-Ertrag der angeblichen Super-Motörchen lag wieder nahe am magischen Wert -- diesmal fünfundfünfzig Newton pro Kiligramm. Nun packte Marden und Allen der Mut der Verzweifelten.


Sie meldeten sich bei Pratt & Whitney, einer Firma, die im Auftrag der U.S.-Regierung Antriebs-Teile für neue Kampf-Jets herstellt. Obwohl der Mantel der Verschwiegenheit dort aus tiefschwarzem Vorhangstoff gewebt ist, ließ ein Luftwaffen-Leutnant durchblicken, dass jüngst etwas seltsames vorgefallen war. Die Triebwerke des geplanten F119-Kriegsflugzeuges sollen -- ohne Turbo-Brenner -- eigentlich einen Schub von hundert Newton pro Kilo Motor erzeugen. Wenn das gelänge, wäre die zuvor auf der ganzen Erde angetroffene Kraft-Grenze von etwa sechzig Newton pro Kilo eben doch bloß auf veraltete Konstruktionsweisen zurückzuführen. Doch als die Ingenieure ihre perfekt ausgetüftelte Düse starteten, gab sie auch schon den Geist auf. Das Gebilde musste daraufhin verbessert und umgebaut werden. Dabei erhöhte sich auch sein Gewicht. Selbst der geheimste und teuerste Antrieb musste dem Gesetz der Sechzig gehorchen und deshalb zunehmen.


"Es könnte noch Jahrzehnte dauern, bis wir verstehen, wie die Kraft-Grenze mit den damit verbundenen Eigenheiten der Belastung von Motoren verknüpft ist", orakelten Marden und Allen zuletzt. "In der Zwischenzeit können wir uns nur wundern, dass die millionen Jahre dauernde Evolution von Lebewesen an dieselben Grenzen stößt wie ein paar Jahrzehnte Gefummel an Maschinen."


Auch mir gibt der Blick auf evolvierte Wesen Trost in dieser und anderen Fragen. Denn selbst wenn sich kein Mensch mehr darüber Gedanken machen kann, werden meine sechsbeinigen Freunde noch in rechtwinkligen Bahnen rasen, mit einem Salto unter der Decke landen oder aus dem Stand rückwärts in die Luft starten. Um dergleichen nachzubilden, müssten wir Menschen noch lernen, Nervensyme an Kunst-Motoren zu koppeln. Erst wenn das gelänge, hätten wir mit der Evolution erstmals ein Stückchen gleichgezogen. Bis es soweit ist, sollten wir mit frühlingshaftem Staunen auf die Stubenfliege schauen, die in ahnungslosloser Perfektion Kreise zieht, die unsereins nur träumen und messen kann. Immerhin: Ab sofort eint uns alle, Mensch, Tier und Maschine, eine unerklärliche Kraft -- pro Kilogramm mit sechzig Newton.


Der Autor arbeitet international als Kriminalbiologe. Über Ostern versucht er in einem Wald herauszufinden, ob Schmeißfliegen dort des nachts fliegen.


Kommentar von Sven Angermann

Quoting Sven Angermann <angermann@luftfahrtlogistik.de> Tue, 7 Apr 2009 21:18:05 +0200 [04/07/2009 21:18:05 CEST]:

Kommentar:

Beeindruckt durch den Artikel und das beschriebene, rätselhafte Gesetz von Kraft und Masse machte ich mich aus Interesse daran dies nachzurechnen. Durch die Angabe des Leistungsgewichtes in Newton pro Kilogramm bietet es sich an, dieses Gesetz mit Strahltriebwerken nachzurechnen, da bei diesen der Schub direkt in Newton angegeben wird und somit eine Umrechnung z.B. einer Wellenleistung (Angabe in PS oder kW) entfällt.


Zu meinem eigenen Erstaunen wurde dieses rätselhafte Gesetz durch diese Rechnungen gestützt. Nachfolgend sollen einige der Berechnungen beispielhaft aufgeführt sein. Berücksichtigt wurde bei der Berechnung jeweils der maximal zugelassene Schub (Zertifikation) sowie das entsprechende Trockengewicht (ohne Kraftstoff) des Triebwerks. Das Leistungsgewicht im realen Anwendungsfall dürfte demnach unter diesen Werten liegen.

- Rolls-Royce Trent 500 – 267 kN bei 4835 kg = 55 N/kg

- Rolls-Royce Trent 700 - 316 kN (Trent 772B) bei 4785 kg = 66 N/kg

- Rolls-Royce Trent 800 – 422,6 kN (Trent 895) bei 5942 kg = 71 N/kg

- Rolls-Royce Trent 900 – 356 kN bei 6436,5 kg = 55 N/kg

- Rolls-Royce Trent 1000 - 333 kN bei 5402 kg = 62 N/kg

- Rolls-Royce BR 700 – 76,2 kN bei 2100 kg = 36 N/kg

- Rolls-Royce BR 715 – 93,2 kN bei 2800 kg = 33 N/kg

- GE-Aviation GEnx-1B-70 – 310,45 Kn bei 5642 kg = 55 N/kg

- GE-Aviation GP7200 – 340 kN bei 6712 kg = 51 N/kg

- GE-Aviation GE90-94B – 97.300 lb (441,34 kN) bei 17400 lb (7982,5 kg) = 55 N/kg

Der Durchschnitt dieser Triebwerke liegt bei rund 54 N/kg und somit unter der Grenze von 60 N/kg. Überschritten wird der Grenzwert eigentlich nur durch die Triebwerke Trent 700 und 800.


Grundsätzlich scheint die Grenze eines Leistungsgewichtes von sechzig Newton pro Kilogramm für durch Kraftstoff angetriebene Kraftmaschinen zu gelten.


Wie verhält es sich jedoch mit Elektroantrieben? Für die Entwicklung einer Drohne benötigten wir rund 100 Newton Schubkraft, der dafür zur Anwendung gekommene Motor lag mit seinem Gewicht jedoch deutlich unter 1 kg. Somit berechnete ich für einige Elektromotoren das Leistungsgewicht. Betrachtet wurden hierfür moderne bürstenlose Außenläufer (brushless Motoren).


Maßgeblich war für diese Berechnung der über einen Propeller erzeugte Schub in Newton. Zu dem Motorgewicht wurde zusätzlich das Gewicht des elektronischen Motorreglers und des Propellers addiert und zur Sicherheit aufgerundet. Die Akkus wurden in die Rechnung nicht einbezogen, da auch der Kraftstoff bei den Strahltriebwerken nicht berücksichtigt wurde. Nachfolgend sind einige Motoren und deren Leistungsgewicht aufgeführt.

- Robbe ROXXY BL-Outrunner 2827-34 (EPP1045) – 8,2 N bei 0,08 kg (57g + 12g + 6g) = 102,5 N/kg

- Plettenberg Xtra 30-10 Evo (CFK 22x12"RASA) – 100 N bei 0,82 kg (590g + 120g + 110g) = 122 N/kg

- Plettenberg Predator 30 (30x10 Menz S) – 300 N bei 2,5 kg (1,6kg + 0,32kg + 0,4kg) = 120 N/kg

Die Leistungsgewichte dieser Motoren liegen somit deutlich über 100 N/kg und überschreiten damit die beschriebene Sechzig-Newton-Grenze von 60 N/kg.


Trotz dieser überzeugten Darstellung der Biologen Marden und Allen scheint es also Kraftmaschinen mit einem Leistungsgewicht über dem magischen Grenzwert von sechzig Newton Kraft pro Kilogramm Kraftmaschine zu geben. Wer nun an welcher Stelle einem Irrtum erlegen ist vermag ich nach den mir vorliegenden Informationen nicht zu erkennen.


Eine kleine Unklarheit fiel mir noch auf, im Artikel wird von einem Triebwerk von Pratt & Whitney für das neue F119 Kriegsflugzeug gesprochen. Ich glaube korrekter Weise müsste das Triebwerk F119 und das Kriegsflugzeug F-22 Raptor heißen. Zumindest kenn ich keinen F119 Kampfjet, aber ein Pratt & Whitney F119 Triebwerk.


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.