2019 Vorwort zu 'Tot, aber lustig — das Letzte kommt zum Schluss'
Michael Holtschulte: Tot, aber lustig — das Letzte kommt zum Schluss
LAPPAN VERLAG 2018, ISBN 978-3-8303-3540-5, 80 Seiten, 10,00 €
Ein Vorwort von Dr. Mark Benecke
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"Der Tod ist ein Dandy"
Einstürzende Neubauten
Das Tolle an Micha ist, dass er den Tod nicht nur zum Leben erweckt, sondern sogar tote Witze neu belebt. Die Comic Sans, achte Plage der Menschheit, spielt hier daher ebenso mit wie die tausendfach verfluchte Alexa a.k.a. Plage Nummer neun. Im vorigen Satz stand übrigens eigentlich "ihres Zeichnens Plage Nummer neun"; aber die Kalauer will ich lieber Micha, Verzeichnung, dem Tod überlassen. Herrgott, schon wieder!
Eine so unerwartete wie gewaltige Ehre ist es mir dabei, schon zweimal gemeinsam mit dem Tod in Michas Bildwitzen aufgetaucht zu sein. Und noch dazu so treffend! Die Studierenden stehen staunend vor den bei uns im Labor gerahmt — neben Blutspuren und dem alten Institut-Schild der Ostberliner Rechtsmedizin — angebrachten Zeichungen von Tot aber lustig. Sie dürfen obendrein aber auch den Abreiß-Kalender bestaunen, in den mich Micha als Comicfigur eingeschleust hat. Kalender-Model zu sein, das kann nicht jeder von sich sagen. Ich neuerdings schon — dankeschön!
Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen, vielleicht aber auch nicht: Die oft leichtfüßig erscheinenden Todes-Scherze bei Tot, aber lustig haben öfters eine gruselig zeitliche Tiefe. Denn wer oder was der oder die Hindenburg ist oder war oder eine Ausflugs-Gondel in Venedig lustig ist, das müsste mensch im Zweifel wohl googeln. Michas Todes-Cartoons drehen sich eben nicht nur um sich selbst — den Tod und seine Wortspiel-Möglichkeiten — sondern auch um Bezüge, die vielleicht selbst bald dem Vergessen, also der verbreitetsten Art des Sterbens anheim fallen.
Apropos, ein weiterer Dank kommt hiermit noch im Namen aller Traumatisierten, Traurigen oder sonstwie auf töneren Füßen im Leben stehenden. Es gibt keine bessere Therapie gegen den Tod als ihn zu trollen, das heißt, über ihn zu lachen. Es freut mich daher, Ihnen die folgenden Scherze nun ans heile, gebrochene oder meinetwegen auch in Comic Sans gemeißelte Herz zu legen.
Guben, Mai 2019
Mark Benecke
Kriminalbiologe
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