2019-05 Hannoversche Allgemeine Zeitung: Ich suche nach Wahrheit, nicht nach Gerechtigkeit: Difference between revisions

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'''Tatoos und Insekten: Forensiker Mark Benecke in Hannover'''<br>
'''Tatoos und Insekten: Forensiker Mark Benecke in Hannover'''<br>


Jeder Auftritt ist individuell, die Geschichten greifen mit immer anderen Details ineinander und als Einführung demonstriert der Forensiker seinen 650 Gästen an Fotos, was sich auf seinem Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort über Wahrnehmung lernen lässt – wie oft Unwahrscheinliches vorkommt, wie wichtig Einzelfälle sind, wann ein Detail von Bedeutung sein kann und wann das große Ganze. "Wir Spurenkundler bilden eine ganz kleine Forschungsdisziplin", sagt Benecke und benennt mehrfach das Wesentliche beim Sammeln gerichtsfester Daten: "Wir dürfen uns nicht von Denken, Meinen, Glauben oder Statistik abhängig machen."<br>
[[File:Haz 2019.jpg|thumb|400px|left]] Jeder Auftritt ist individuell, die Geschichten greifen mit immer anderen Details ineinander und als Einführung demonstriert der Forensiker seinen 650 Gästen an Fotos, was sich auf seinem Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort über Wahrnehmung lernen lässt – wie oft Unwahrscheinliches vorkommt, wie wichtig Einzelfälle sind, wann ein Detail von Bedeutung sein kann und wann das große Ganze. "Wir Spurenkundler bilden eine ganz kleine Forschungsdisziplin", sagt Benecke und benennt mehrfach das Wesentliche beim Sammeln gerichtsfester Daten: "Wir dürfen uns nicht von Denken, Meinen, Glauben oder Statistik abhängig machen."<br>


Es gehe nicht um Schlussfolgerungen: "Mord ist ein Rechtsbegriff, das kann nur ein Jurist beurteilen." Und schließlich gebe es genug wahre, korrekte und vernünftige Ergebnisse, die ohne den richtigen Kontext dennoch zu falschen Annahmen führten. Niemand könne alles schon wissen und kennen, das sei kein Kriterium: "Ich war noch nie in Neuseeland, das gibt es aber trotzdem." Benecke zitiert Sherlock Holmes als Kronzeugen: "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag"<br>
Es gehe nicht um Schlussfolgerungen: "Mord ist ein Rechtsbegriff, das kann nur ein Jurist beurteilen." Und schließlich gebe es genug wahre, korrekte und vernünftige Ergebnisse, die ohne den richtigen Kontext dennoch zu falschen Annahmen führten. Niemand könne alles schon wissen und kennen, das sei kein Kriterium: "Ich war noch nie in Neuseeland, das gibt es aber trotzdem." Benecke zitiert Sherlock Holmes als Kronzeugen: "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag"<br>

Latest revision as of 17:38, 24 June 2019

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 6. Mai 2019, Seite 24 / online: 5. Mai 2019, https://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Region/Pavillon-Kriminalbiologe-Mark-Benecke-spricht-ueber-Tatorte-und-Weltbilder-in-Hannover (mit vielem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Verwendung)

Ich suche nach Wahrheit, nicht nach Gerechtigkeit: Kriminalbiologe Mark Benecke spricht über Tatorte und Weltbilder

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Von Thomas Kaestle


"Nichts verändern, bitte": Forensiker Mark Benecke sucht die Spuren von Mördern und Verbrechern. Nun hat er bei einer Lesung im Pavillon ermittelt – und einigen Besuchern in den Arm gestochen.

Hannover. Vor seinem seit langer Zeit ausverkauften Vortrag über "Insekten auf Leichen" im Pavillon nimmt sich der Kriminalbiologe Mark Benecke Zeit für Fans: Er tauscht Fliegenbilder, macht coole Fotos mit promovierten Psychologinnen und tätowiert zwei Hartgesottenen seine Unterschrift auf den Arm. Danach bleibt er zwar im Saal, will aber nicht mehr gestört werden. Als der Techniker die Musik leiser dreht, beklagt sich Benecke: "Nichts verändern bitte!" Also singt Leonhard Cohen weiter in voller Lautstärke von zwischenweltlichen Erfahrungen und einer Rückkehr ins Leben: "When The Night Comes On".

Tatoos und Insekten: Forensiker Mark Benecke in Hannover

Haz 2019.jpg

Jeder Auftritt ist individuell, die Geschichten greifen mit immer anderen Details ineinander und als Einführung demonstriert der Forensiker seinen 650 Gästen an Fotos, was sich auf seinem Weg vom Bahnhof zum Veranstaltungsort über Wahrnehmung lernen lässt – wie oft Unwahrscheinliches vorkommt, wie wichtig Einzelfälle sind, wann ein Detail von Bedeutung sein kann und wann das große Ganze. "Wir Spurenkundler bilden eine ganz kleine Forschungsdisziplin", sagt Benecke und benennt mehrfach das Wesentliche beim Sammeln gerichtsfester Daten: "Wir dürfen uns nicht von Denken, Meinen, Glauben oder Statistik abhängig machen."

Es gehe nicht um Schlussfolgerungen: "Mord ist ein Rechtsbegriff, das kann nur ein Jurist beurteilen." Und schließlich gebe es genug wahre, korrekte und vernünftige Ergebnisse, die ohne den richtigen Kontext dennoch zu falschen Annahmen führten. Niemand könne alles schon wissen und kennen, das sei kein Kriterium: "Ich war noch nie in Neuseeland, das gibt es aber trotzdem." Benecke zitiert Sherlock Holmes als Kronzeugen: "Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag"

Wissenschaft und Popkultur

Dem Ausnahmewissenschaftler geht es in seinem zweieinhalbstündigen, dichten, assoziativen Vortrag keinesfalls nur um unterhaltsame Geschichten. Er plädiert vielmehr leidenschaftlich für bedingungslose Unvoreingenommenheit gegenüber Fakten. Benecke vereint Wissenschaft und Popkultur wie kaum ein anderer. Nach seiner Promotion über genetische Fingerabdrücke ließ er sich in den USA unter anderem an der FBI-Akademie weiterbilden. Er ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, trägt die silberne Ehrennadel des Bunds deutscher Kriminalbeamter und war bei seiner Ernennung eines der jüngsten Mitglieder der altehrwürdigen Linné-Gesellschaft für Naturwissenschaften in London.

Benecke untersuchte für den russischen Geheimdienst Adolf Hitlers mutmaßliche Schädeldecke und für den Kapuziner-Orden die Mumien unter dessen Kloster in Palermo. Aber er ist seinem Publikum eben auch als Gastkommentator aus Fernsehserien wie "Medical Detectives" bekannt, veröffentlichte zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher, ist Präsident der Transylvanian Society of Dracula und Vorsitzender des Vereins ProTattoo. Als Kölner Oberbürgermeisterkandidat erlangte er für die Satirepartei Die PARTEI immerhin über sieben Prozent der Stimmen. Für die kommende Europawahl kandidiert er auf Listenplatz 25.

Maden als Stoppuhren

Wie ernst Benecke seinen Vortrag meint, zeigt er auch mit der Ankündigung, Rettungs- oder Pflegekräften für den Besuch drei Stunden in ihrem Fortbildungsheft zu bescheinigen. "Wenn Sie im Altersheim arbeiten, schreiben Sie aber besser nichts von Insekten auf Leichen", schränkt er lächelnd ein. Es ist ihm auch wichtig, mit Fernsehklischees aufzuräumen: "Spurenkundler springen nicht aus Helikoptern." Er hebe auch keine weißen Tücher in der Rechtsmedizin hoch. Vielmehr sei er vor allem auf Spuren vor Ort angewiesen. Spezialisiert ist er auf Maden. Er nennt sie seine "Stoppuhren", da sie viel über Liegezeiten von Leichen verraten können.

"Wir legen nur das Fundament für andere, wir lösen keine Fälle", gibt sich Benecke einerseits bescheiden. Andererseits sagt er selbstbewusst: "Ich bin eben nur für die Wahrheit zuständig, nicht für Gerechtigkeit." Dass diese Wahrheit niemals gut oder böse sein könne, sondern zunächst immer neutral sei, sei für die meisten schwer auszuhalten. Er übe seinen Beruf vor allem deshalb schon so lange aus, weil für ihn nur eines zähle: "Ich habe es gemessen – oder ich habe es nicht gemessen."


— Mit vielen Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung. —

Lesetipps



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.