2018-06-28 Nordkurier: Der etwas andere Aufklaerer: Difference between revisions

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'''Für den Kriminal-Biologen Mark Benecke hat der Tod keinen Schrecken. Viele Menschen hören ihm gebannt zu, wenn er in Funk und Fernsehen mit scharfem Verstand Täterprofile erstellt oder Todesursachen analysiert. Lars Gerulat und Elke Enders haben Mark Benecke getroffen und mit ihm über Leben und Tod gesprochen. Das Gespräch erscheint im neuen Buch ichKriminalakte Tatort Nachbarschaft“ Verlag mecklenbook. Einen Auszug können Sie hier bereits lesen.'''<br>
'''Für den Kriminal-Biologen Mark Benecke hat der Tod keinen Schrecken. Viele Menschen hören ihm gebannt zu, wenn er in Funk und Fernsehen mit scharfem Verstand Täterprofile erstellt oder Todesursachen analysiert. Lars Gerulat und Elke Enders haben Mark Benecke getroffen und mit ihm über Leben und Tod gesprochen. Das Gespräch erscheint im neuen Buch "Kriminalakte Tatort Nachbarschaft“ Verlag mecklenbook. Einen Auszug können Sie hier bereits lesen.'''<br>


[[File:Nordkurier juni 2018.jpg|thumb|300px|left]] <b><font color=orange>Warum ist der Tod an sich so populär?</font color=orange></b><br>
[[File:Nordkurier juni 2018.jpg|thumb|300px|left]] <b><font color=orange>Warum ist der Tod an sich so populär?</font color=orange></b><br>


Der Tod ist, glaube ich, gar nicht so populär. Also er trifft ja sowieso jeden, ob populär oder nicht. Er ist eher etwas, wo Menschen  
Der Tod ist, glaube ich, gar nicht so populär. Also er trifft ja sowieso jeden, ob populär oder nicht. Er ist eher etwas, wo Menschen  
sich ein bisschen dran reiben. Wie eben auch an Politik, die kommt zu einem nach Hause. Ob man will oder nicht. Keine Ahnung, sei es jetzt über Steuergesetzgebung, Kindergeld, ob die Straße geteert wird oder nicht. Das sind ja alles politische Entscheidun- gen. Und das weiß natürlich jeder. Der Tod kommt auch nach Hause, ins Krankenhaus oder in die Straßenbahn oder ins Theater, oder wo er einen gerade abholt.<br>
sich ein bisschen dran reiben. Wie eben auch an Politik, die kommt zu einem nach Hause. Ob man will oder nicht. Keine Ahnung, sei es jetzt über Steuergesetzgebung, Kindergeld, ob die Straße geteert wird oder nicht. Das sind ja alles politische Entscheidungen. Und das weiß natürlich jeder. Der Tod kommt auch nach Hause, ins Krankenhaus oder in die Straßenbahn oder ins Theater, oder wo er einen gerade abholt.<br>


Ich denke, das sind dann Sachen, bei denen man zwangsläufig drauf gestoßen wird. Bei allen anderen kann man sich ablenken. Da kann man  
Ich denke, das sind dann Sachen, bei denen man zwangsläufig drauf gestoßen wird. Bei allen anderen kann man sich ablenken. Da kann man  
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<b><font color=orange>Wie viel Eisen haben wir im Blut? So einen Teelöffel voll?</font color=orange></b><br>
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Keine Ahnung, aber ich weiß, dass es nicht auf der Erde entstanden ist. Und wenn dann alle Leute immer sagen: „Ih, Fäulnis ist so ekelig!“, dann sage ich immer, „Ja, aber ohne Fäulnis wird es ja nicht wiederverwertet.Der Stickstoff, den du jetzt in dir hast, der ist ja auch schon mehrmals, oder die Hälfte davon ungefähr, ist ja auch durch„landwirtschaftliche Prozesse“ – um es jetzt mal freundlich zu formulieren – hindurch gegangen. Und wenn es keine Fäulnis gäbe, dann gäbe es dich jetzt auch nicht.<br>
Keine Ahnung, aber ich weiß, dass es nicht auf der Erde entstanden ist. Und wenn dann alle Leute immer sagen: „Ih, Fäulnis ist so ekelig!“, dann sage ich immer "Ja, aber ohne Fäulnis wird es ja nicht wiederverwertet. Der Stickstoff, den du jetzt in dir hast, der ist ja auch schon mehrmals, oder die Hälfte davon ungefähr, ist ja auch durch„landwirtschaftliche Prozesse – um es jetzt mal freundlich zu formulieren – hindurch gegangen. Und wenn es keine Fäulnis gäbe, dann gäbe es dich jetzt auch nicht."<br>


<b><font color=orange>Ich habe mal von Mönchen gehört, die sich in Ecken setzen und ins Nirwana gehen und fast 300 Jahre später noch genauso aussehen. Wie machen die das dann?</font color=orange></b><br>
<b><font color=orange>Ich habe mal von Mönchen gehört, die sich in Ecken setzen und ins Nirwana gehen und fast 300 Jahre später noch genauso aussehen. Wie machen die das dann?</font color=orange></b><br>


Das ist ja ein Märchen. Der Itigelow, der Hambo Lama aus so einem sibirischen Kloster, der wird alle 20 Jahre mal wieder rausgekramt.  
Das ist ja ein Märchen. Der Itigelow, der Hambo Lama aus so einem sibirischen Kloster, der wird alle 20 Jahre mal wieder rausgekramt.  
Der saß in so einer Kiste, in einer Ge- betskiste, die von manchen Mönchen benutzt wird, um nicht einzuschlafen. Es gibt ja da so welche,  
Der saß in so einer Kiste, in einer Gebetskiste, die von manchen Mönchen benutzt wird, um nicht einzuschlafen. Es gibt ja da so welche,  
bei denen man sich auf den Rücken schlagen lassen kann, während man meditiert. Oder es gibt halt so ungemütliche Kisten, in denen man  
bei denen man sich auf den Rücken schlagen lassen kann, während man meditiert. Oder es gibt halt so ungemütliche Kisten, in denen man  
nicht einschlafen kann, damit man weiter meditiert.<br>
nicht einschlafen kann, damit man weiter meditiert.<br>
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<b><font color=orange>Worin sehen Sie Ihre Haupt- aufgabe, darin knifflige Fälle aufzuklären oder darin, vor allem auch zu unterhalten und an die Materie heranzuführen?</font color=orange></b><br>
<b><font color=orange>Worin sehen Sie Ihre Haupt- aufgabe, darin knifflige Fälle aufzuklären oder darin, vor allem auch zu unterhalten und an die Materie heranzuführen?</font color=orange></b><br>


Ich habe als Kind – für meinen Geschmack – zu oft gehört: „keine Ahnung“, obwohl ich gemerkt habe, dass die Lösung doch bekannt, aber  
Ich habe als Kind – für meinen Geschmack – zu oft gehört: "keine Ahnung“, obwohl ich gemerkt habe, dass die Lösung doch bekannt, aber  
unangenehm war. In den Worten von Michael Kunze (‚Tanz der Vampire‘, Prof. Abronsius): „Wenn in mir der Verdacht erwacht, es wird mir was  
unangenehm war. In den Worten von Michael Kunze (‚Tanz der Vampire‘, Prof. Abronsius): „Wenn in mir der Verdacht erwacht, es wird mir was  
verschwiegen, versuche ich mit aller Macht, die Wahrheit rauszukriegen. Schon in der Wiege fing ich an, mein Spielzeug aufzubiegen.“<br>
verschwiegen, versuche ich mit aller Macht, die Wahrheit rauszukriegen. Schon in der Wiege fing ich an, mein Spielzeug aufzubiegen.“<br>
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Auch das hat jemand anders besser gesagt als ich es könnte, nämlich Conan Doyle: „Once you eliminate the impossible, whatever remains, no  
Auch das hat jemand anders besser gesagt als ich es könnte, nämlich Conan Doyle: „Once you eliminate the impossible, whatever remains, no  
matter how improbable, must be the truth.“ (Anmerkung der Redaktion:„Sobald du das Unmögliche beseitigst, muss alles andere, wenn es auch  
matter how improbable, must be the truth.“ (Anmerkung der Redaktion:„Sobald du das Unmögliche beseitigst, muss alles andere, wenn es auch  
noch so un- wahrscheinlich erscheint, die Wahrheit sein.“)<br>
noch so unwahrscheinlich erscheint, die Wahrheit sein.“)<br>


Kontakt zur Autorin: e dot enders at 1punkt7 dot de<br>
Kontakt zur Autorin: e dot enders at 1punkt7 dot de<br>

Latest revision as of 15:34, 24 October 2018

Der etwas andere Aufklärer


Quelle: NORDKUIRIER, 28. Juni 2018, Seite 21

Ein Beitrag von Elke Enders

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Für den Kriminal-Biologen Mark Benecke hat der Tod keinen Schrecken. Viele Menschen hören ihm gebannt zu, wenn er in Funk und Fernsehen mit scharfem Verstand Täterprofile erstellt oder Todesursachen analysiert. Lars Gerulat und Elke Enders haben Mark Benecke getroffen und mit ihm über Leben und Tod gesprochen. Das Gespräch erscheint im neuen Buch "Kriminalakte Tatort Nachbarschaft“ Verlag mecklenbook. Einen Auszug können Sie hier bereits lesen.

Nordkurier juni 2018.jpg

Warum ist der Tod an sich so populär?

Der Tod ist, glaube ich, gar nicht so populär. Also er trifft ja sowieso jeden, ob populär oder nicht. Er ist eher etwas, wo Menschen sich ein bisschen dran reiben. Wie eben auch an Politik, die kommt zu einem nach Hause. Ob man will oder nicht. Keine Ahnung, sei es jetzt über Steuergesetzgebung, Kindergeld, ob die Straße geteert wird oder nicht. Das sind ja alles politische Entscheidungen. Und das weiß natürlich jeder. Der Tod kommt auch nach Hause, ins Krankenhaus oder in die Straßenbahn oder ins Theater, oder wo er einen gerade abholt.

Ich denke, das sind dann Sachen, bei denen man zwangsläufig drauf gestoßen wird. Bei allen anderen kann man sich ablenken. Da kann man sagen: „Ach, ist mir egal. Kümmere ich mich nicht drum. Not in der Welt, die Amphibien und Insekten sterben aus, mit dem und dem will ich nichts zu tun haben.“ Das kann man dann von sich weghalten, aber Politik und den Tod kannst du halt nur schwer von dir weghalten. Also eigentlich gar nicht.

Ob er dann populär ist, ist eine andere Frage. Er rückt aber zwangsläufig ins Bewusstsein.

Wie viel Eisen haben wir im Blut? So einen Teelöffel voll?

Keine Ahnung, aber ich weiß, dass es nicht auf der Erde entstanden ist. Und wenn dann alle Leute immer sagen: „Ih, Fäulnis ist so ekelig!“, dann sage ich immer "Ja, aber ohne Fäulnis wird es ja nicht wiederverwertet. Der Stickstoff, den du jetzt in dir hast, der ist ja auch schon mehrmals, oder die Hälfte davon ungefähr, ist ja auch durch„landwirtschaftliche Prozesse – um es jetzt mal freundlich zu formulieren – hindurch gegangen. Und wenn es keine Fäulnis gäbe, dann gäbe es dich jetzt auch nicht."

Ich habe mal von Mönchen gehört, die sich in Ecken setzen und ins Nirwana gehen und fast 300 Jahre später noch genauso aussehen. Wie machen die das dann?

Das ist ja ein Märchen. Der Itigelow, der Hambo Lama aus so einem sibirischen Kloster, der wird alle 20 Jahre mal wieder rausgekramt. Der saß in so einer Kiste, in einer Gebetskiste, die von manchen Mönchen benutzt wird, um nicht einzuschlafen. Es gibt ja da so welche, bei denen man sich auf den Rücken schlagen lassen kann, während man meditiert. Oder es gibt halt so ungemütliche Kisten, in denen man nicht einschlafen kann, damit man weiter meditiert.

Und da hat der damals gesagt: „Ja, ich bleibe da jetzt drin sitzen, und dann könnt ihr mich rausholen. Dann werdet ihr sehen, mein Körper ist erhalten als Zeichen der Energie oder göttlichen Kraft“. Das ist ja einfach so eine Mischung aus Wachsleiche und Vertrocknung.

Mit der Leiche habe ich bestimmt schon seit 30 Jahren zu tun, weil: Immer wieder, wenn nichts los ist, kommt das hoch. Oder, wenn die im örtlichen Kloster das ein bisschen hoch pushen. Oder ein Fernsehsender mal wieder die Sau da durchs Dorf treibt. Das ist auch eine super Geschichte, muss man sagen. Denn Käfer gehen nicht ran, die würden die Mumie sonst zersetzen.

Ganz am Anfang, als sie den das erste Mal aus der Kiste geholt haben, sah man noch ganz viel Fettwachs. Das entsteht nun mal im Kühlen. Da war es halt kühl in Sibirien. Jetzt, wo er sauber gemacht ist, sieht man die Vertrocknung, also diese rötlich-braune, dunkelbraune Schinkenfarbe. Schinken ist ja eine Leiche, eine vertrocknete, und das ist schon spannend.

Worin sehen Sie Ihre Haupt- aufgabe, darin knifflige Fälle aufzuklären oder darin, vor allem auch zu unterhalten und an die Materie heranzuführen?

Ich habe als Kind – für meinen Geschmack – zu oft gehört: "keine Ahnung“, obwohl ich gemerkt habe, dass die Lösung doch bekannt, aber unangenehm war. In den Worten von Michael Kunze (‚Tanz der Vampire‘, Prof. Abronsius): „Wenn in mir der Verdacht erwacht, es wird mir was verschwiegen, versuche ich mit aller Macht, die Wahrheit rauszukriegen. Schon in der Wiege fing ich an, mein Spielzeug aufzubiegen.“

Was ist eigentlich ein Ausschlussverfahren und wann kommt es vordergründig zum Einsatz?

Auch das hat jemand anders besser gesagt als ich es könnte, nämlich Conan Doyle: „Once you eliminate the impossible, whatever remains, no matter how improbable, must be the truth.“ (Anmerkung der Redaktion:„Sobald du das Unmögliche beseitigst, muss alles andere, wenn es auch noch so unwahrscheinlich erscheint, die Wahrheit sein.“)

Kontakt zur Autorin: e dot enders at 1punkt7 dot de


Lesetipps



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.