2018-05-25 Stern: Hitler ist tot oder laeuft ohne Kiefer in Argentinien rum: Difference between revisions

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Quelle: stern.de / Interview | 25. Mai 2018 / https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/kriminalbiologe-mark-benecke--hitler-ist-tot-oder-laeuft-ohne-kiefer-in-argentinien-rum-7996168.html<br>
Quelle: stern.de / Interview | 25. Mai 2018 / https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/kriminalbiologe-mark-benecke--hitler-ist-tot-oder-laeuft-ohne-kiefer-in-argentinien-rum-7996168.html<br>


==Ein Beitrag von <font color=orange>Christina Peters</font>==
==Ein Beitrag von <font color=orange>Dieter Hoß</font>==


[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]] [Sammelseite zu [[All Hitler|Hitler]]]<br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]] [Sammelseite zu [[All Hitler|Hitler]]]<br>


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[[File:Stern hitler benecke.jpg|thumb|300px|left]]
[[File:Stern hitler benecke.jpg|thumb|300px|left]] Vollmundig verkündete der französische Forensiker und Pathologe Philippe Charlier vor einigen Tagen das Ende aller Verschwörungstheorien um Adolf Hitler. Seine Untersuchungen der in der Moskauer Zentrale des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gelagerten Schädel- und Gebissreste des "Führers" belegten, dass die Fragmente eindeutig von Hitler stammen, heißt es in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "European Journal of Internal Medicine". Die Wissenschaftlergruppe um Charlier betonte, erstmals seit Ende des Kriegs seien die Überreste des Diktators untersucht worden.<br>


<b><font color=orange>Die Fresszellen und die Farbe: Warum Tattoos in der Haut bleiben</font></b>
Inhaltlich berichtete Charlier nichts Falsches, aber in Wahrheit eigentlich auch so gut wie nichts Neues. Fragen an den deutschen Kriminalbiologen Mark Benecke, der schon vor etlichen Jahren im FSB-Archiv in Moskau war, die Hitler-Überreste untersucht hat und zu nahezu identischen Ergebnissen gekommen ist. Auch er war nicht der erste und nicht der einzige Vorgänger der Gruppe um Charlier.<br>


Tattoos halten und halten - manchmal länger, als dem Träger lieb ist. Wie die Langlebigkeit zustande kommt, haben Forscher nun an tätowierten Mäuseschwänzen herausgefunden. Die Erkenntnis könnte bei der Entfernung helfen.<br>
<b><font color=orange>Herr Dr. Benecke, Sie waren selbst vor Jahren schon in Moskau und konnten Hitlers Gebiss und Schädelfragmente untersuchen. Erklären Sie uns, warum französische Wissenschaftler nun behaupten, die Knochen erstmals seit Kriegsende untersucht zu haben? Konkurrenz unter Wissenschaftlern?</font></b><br>


Einst war es die große Liebe, nun bringt der Name nur noch Schmerz. Auch der Drache auf der Brust und die Schwalbe über dem Po nerven vielleicht irgendwann. Doch die Entfernung von Tattoos per Laser bleibt knifflig, trotz technischen Fortschritts.<br>
Naja, meine Untersuchung ist ja nun schon 15 Jahre her, die des Kollegen Michel Perrier noch etwas länger. Vielleicht sind es jüngere Kollegen gewesen? Oder sie gucken kein National Geographic TV? Da läuft weltweit seit 2003 der einstündige Bericht zu meinem Moskau-Trip. Kann ja gut sein, ich hatte auch noch nie einen Fernseher (kein Witz!). Und mein Buch dazu ("Dunkelkammer des Bösen") müssen sie auch nicht kennen, ich kenne auch nicht jedes Buch. Alles wirklich gut: Es ist prima, dass die Kollegen geforscht haben, denn forschen und neugierig sein, ist immer cool und fördernswert. Ich werde sie morgen mal anrufen und dann trinken wir hoffentlich bald 'nen Kaffee zusammen und erzählen uns unsere Abenteuer.<br>
Aufsehen erregt da eine Studie aus Frankreich: Forscher wiesen nach, was genau mit der Farbe in der Haut passiert - und wie man sich das bei der Entfernung zunutze machen könnte. Tattoo-Entfernungs-Experten sind angetan.<br>


<b><font color=orange>Ursache für Haltbarkeit von Tattoos geklärt</font></b>
<b><font color=orange>Haben Ihre französischen Kollegen denn irgendetwas Neues herausgefunden?</font></b><br>


Lange wurde angenommen, dass die Tinte sogenannte Fibroblastenzellen in der Haut färbt. Jüngere Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die Pigmente nicht dort, sondern im Inneren von Makrophagen liegen. Diese Fresszellen des Immunsystems eilen wie Ersthelfer zum Ort des Geschehens, wenn nach einer Verletzung Bakterien oder andere Fremdkörper in der Haut auftauchen.<br>
Auf die Sache mit den Fleischfasern wäre ich nicht gekommen. (An den untersuchten Zähnen fand die französische Forschergruppe keine Fleischfasern, was dazu passt, dass Hitler angeblich Vegetarier war, Anm. d. Red.) Es hatten ja viele Menschen die Zähne in der Hand und - zumindest, als ich im FSB war - hat außer mir niemand Handschuhe benutzt. Die Mikrospuren sind also eine Sache für sich.<br>


Auch Farbmoleküle, die von der Tätowiernadel in die Haut gejagt werden, sind solche Eindringlinge und werden geschluckt. Die Makrophagen müssten besonders langlebig sein, mutmaßten Forscher. Denn mit ihrem Tod verschwände auch die aufgenommene Farbe.<br>
<b><font color=orange>Sie waren vor rund 15 Jahren für eine Dokumentation mit einem Filmteam im Archiv des FSB in Moskau, um die Hitler-Überreste zu untersuchen. Da haben Sie skurrile Verhältnisse vorgefunden. Können Sie das kurz beschreiben?</font></b><br>


Das Team um Sandrine Henri und Bernard Malissen vom Immunologischen Zentrum Marseille-Luminy tätowierte nun für Detailuntersuchungen Mäuseschwänze mit grüner Tinte. Es zeigte sich, dass die Fresszellen tatsächlich die einzige Zellart waren, die Tattoofarbe aufnahm.<br>
Es war sehr friedlich, ziemlich behördenmäßig, wie in einem vergessenen Archiv-Keller einer alten Uni. Im Untersuchungsraum hingen Faltposter von süßen Tieren, es gab massenhaft Papier-Akten, Foto-Alben, die blutige Armstütze von Hitlers Sofa aus dem Führerbunker. Ich mochte den etwas abgewetzten und freundlichen Charme dort - wie in meinem ersten Labor in der DNA-Abteilung des Institutes, in dem ich mein erstes Genetik-Praktikum und meine Doktor-Arbeit gemacht habe.<br>


Aufsehen erregt eine weitere Erkenntnis: Sterben die Fresszellen, wird das Pigment zwar freigesetzt - aber binnen Wochen wieder von neuen Makrophagen an der Stelle geschluckt, bevor es abtransportiert werden kann. Nicht die Langlebigkeit der Zellen, sondern die erneute Aufnahme ist demnach die Ursache für die Haltbarkeit von Tattoos.<br>
<b><font color=orange>Ist es angesichts der (damaligen) Verhältnisse im FSB-Archiv überhaupt sicher, dass es sich um Teile des Schädels von Adolf Hitler handelt?</font></b><br>


<b><font color=orange>Erkenntnisse helfen bei Entfernung</font></b>
Beim Schädel bin ich mittelsicher, bei den Zähnen ganz sicher. Ich habe später noch Originale der Röntgenbilder von 1944 erhalten, als Hitler noch lebte, das passt wunderschön zu den Aufzeichnungen seines Zahnarztes, dessen übrigens jüdischen Assistenten, dem, was ich dokumentiert habe und den Vergleichen von Michel Perrier mit Leni-Riefenstahl-Filmen.<br>


Die Entfernung von Körperbildern könne sich mit einem zeitweisen Ausschalten der Fresszellen in der Haut vereinfachen lassen, vermuten die Forscher daher. "Als Ergebnis würden die mittels Laser zerbrochenen Teilchen nicht sofort wieder aufgefangen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, sie über die Lymphgefäße wegzuschwemmen", erklärt Malissen.<br>
<b><font color=orange>Der US-Anthropologe Nick Bellantoni, der die Knochen ebenfalls schon vor Jahren untersuchen konnte, kam damals mit der These raus, der fragliche Schädel stamme von einer Frau? Was ist denn davon zu halten?</font></b><br>


"Es ist das erste Mal eine vernünftige, solide, geprüfte Information. Vorher hat man ja immer nur gesehen, es klappt halt irgendwie", sagt Tattoo-Experte Mark Benecke, Vorsitzender des Vereins Pro Tattoo und weithin bekannter Kriminalbiologe, zu der im "Journal of Experimental Medicine" vorgestellten Analyse.<br>
Ich tippe auf DNA der Bibliothekarin, denn sie hat das Schädelfragment ja sicher oft angefasst. Das hat mit den Zähnen nix zu tun, die lagern woanders und sind von Hitler. Eva Hitlers Zähne liegen übrigens auch im FSB.<br>


Bei der Entfernung von Tattoos habe man im Prinzip nach Physik, nicht nach Biologie gehandelt, erklärt der Dermatologe Klaus Hoffmann, Leiter des Zentrums für Lasermedizin an der Universitätsklinik Bochum. Die Laser zerstören die Farbpigmente, der Körper transportiert sie ab. "Stellen wir uns die Farbe als eine Tasse vor, dann hauen wir mit dem Hammer drauf und zersprengen sie. Aber in welchem Schrank diese Tasse gestanden hat und was genau mit den Splittern passiert, das wissen wir nicht. Und das zeigt diese Studie", sagt Hoffmann.<br>
<b><font color=orange>Fazit also: Wir können davon ausgehen, dass es stimmt? Hitler hat sich Ende des Krieges umgebracht, wurde verbrannt und verscharrt, die Leiche von den Russen ausgegraben und seine letzten Überreste befinden sich nun in Moskau – Ende der Geschichte?</font></b><br>


Um ein Tattoo zu entfernen, sind derzeit mehrere Behandlungen nötig, zwischen denen mindestens vier Wochen oder noch länger Pause liegen müssen, während die Farbe langsam verblasst. Die Partikel landen in Lymphknoten, passieren Leber, Milz und Niere und werden über den Urin abgegeben.<br>
Oder er läuft ohne Kiefer in Argentinien rum. Man weiß so wenig... <br>
 
Lässt man sich eine großflächige Tätowierung etwa vom Rücken entfernen, kann sich einige Tage später schon mal der Urin dunkel färben. Oft aber gelingt die Entfernung nicht restlos: Gerade bei farbigen Tattoos bleiben Spuren, Schatten oder Farbreste zurück.<br>
 
<b><font color=orange>Fresszellen: Gegner oder Helfer?</font></b>
 
Für Lasermediziner Hoffmann ist die Überlegung der französischen Forscher stimmig: "Die Autoren sagen: Wenn ich den ganzen Schrank abhänge und da kann man dann keine Tasse mehr reinstellen, kann das die Tattooentfernung vereinfachen", sagt er. "Das finde ich hochspannend."<br>
Andererseits sei sein Team immer vom Gegenteil ausgegangen: Demnach seien die Fresszellen nicht der Gegner, sondern ein Helfer bei der Entfernung der per Laser zerkleinerten Partikel.<br>
 
Abzuwarten bleibe aber auch, ob sich die Ergebnisse vom Grün, mit dem die Mäuse tätowiert wurden, auch auf andere Farben übertragen lasse. Neben unterschiedlichen Molekülstrukturen sind da auch die anderen chemischen Stoffe, die in der Farbe enthalten sind: Laut Hoffmann bestehen rund zwei Drittel der Tintenflüssigkeit, die der Tätowierer in die Haut einbringt, nicht aus der Farbe selbst, sondern aus Begleitstoffen und Lösungsmitteln.<br>
 
Die Zusammensetzung der Tinte ist deshalb auch weiter das größte Problem, das sich bei der Tattoo-Entfernung stellt. Die Farben, die mittlerweile verwendet werden, gelten in der Haut zwar als weitgehend unproblematisch. Aber was passiert, wenn sie bei der Entfernung vor allem großer Tattoos aufgesplittert durch den Körper wandern? Experten sehen Risiken.<br>
 
<b><font color=orange>Jede Behandlungsoption muss kritisch betrachtet werden</font></b>
 
"Man muss bedenken, dass wir nicht jedes Pigment über das Lymphsystem im Körper verteilen wollen", sagt Gerd Kautz, Präsident der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft. Die Konsequenzen risikoreicher Farben könnten bis zur Krebsentstehung reichen. "Deshalb muss jede neue Behandlungsoption sehr kritisch betrachtet und wissenschaftlich aufgearbeitet werden."<br>
 
Sogenannte Azo-Farben, die krebserregende Bestandteile enthalten, seien mittlerweile vom Markt fast verschwunden, sagt Tattoo-Experte Benecke. In tausenden Entfernungsfällen hätten er und seine Kollegen kaum Problemfälle gesehen. "Wir sehen weder bei den Tätowierten noch nach dem Lasern besorgniserregende Dinge", sagt auch Lasermediziner Hoffmann.<br>
 
Obwohl sich immer mehr Menschen tätowieren lassen und das Tattoo als Modeerscheinung in der Gesellschaft angekommen ist, hält Benecke an einem Grundgedanken der Hautkunst fest: "Ich bin gegen Entfernung", sagt er, selbst von Kopf bis Fuß mit zahlreichen Tattoos geschmückt.<br>
 
"Ich finde ja, man soll sich entweder tätowieren lassen oder es bleiben lassen und es sich nicht irgendwie wieder entfernen lassen. Das halte ich für seltsam."<br>


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==<font color=orange>Weitere Artikel</font>==
==<font color=orange>Weitere Artikel</font>==
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* [[2016-12 Bild: 100. Tattoo ist eine Puffbohne|100. Tattoo ist eine Puffbohne]]  
* [[2017 11 Altmark Zeitung 1075 Todesfaelle und einer davon ist Adolf Hitler|1075 Todesfälle und einer davon ist Adolf Hitler]]
 
* [[Benecke Interview Galore Hitler klinischer Vampirismus Kriminalbiologe|Hitler, klinischer Vampirismus und Kriminalbiologe]]  


* [[2012-02-17 Tatoo Extreme: China People Mark Benecke March 2012|China People Mark Benecke March 2012]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>
* [[2004-02-04 Express: Neu aufgerollt: Der Fall Hitler|Neu aufgerollt: Der Fall Hitler]]  


* [[2004-05 Tätowier Magazin: Tattoos in China|Tattoos in China]]
* [[2003 SeroNews: Hitlers Schädel und Zähne|Hitlers Schädel und Zähne]]  


* [[2011-04 Tätowiermagazin: Tätowierte Nerds, die Nasa und warum das Universum so ist, wie es ist|Tätowierte Nerds, die Nasa und warum das Universum so ist, wie es ist]]  
* [[2003 Bizarre Magazin: Hitlers Teeth|Hitlers Teeth]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>


* [[2010-01 Evil Ink Bremen|Evil Ink Bremen]]  
* [[2003 AIR: Hitler´s Skull & Teeth|Hitler´s Skull & Teeth]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>


* [[2010-03-23 peta: Mit Tinte für Tintenfische|Mit Tinte für Tintenfische]]
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Revision as of 13:38, 26 October 2018

Hitler ist tot oder läuft ohne Kiefer in Argentinien rum


Quelle: stern.de / Interview | 25. Mai 2018 / https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/kriminalbiologe-mark-benecke--hitler-ist-tot-oder-laeuft-ohne-kiefer-in-argentinien-rum-7996168.html

Ein Beitrag von Dieter Hoß

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB] [Sammelseite zu Hitler]


Stern hitler benecke.jpg

Vollmundig verkündete der französische Forensiker und Pathologe Philippe Charlier vor einigen Tagen das Ende aller Verschwörungstheorien um Adolf Hitler. Seine Untersuchungen der in der Moskauer Zentrale des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gelagerten Schädel- und Gebissreste des "Führers" belegten, dass die Fragmente eindeutig von Hitler stammen, heißt es in einem Beitrag für die Fachzeitschrift "European Journal of Internal Medicine". Die Wissenschaftlergruppe um Charlier betonte, erstmals seit Ende des Kriegs seien die Überreste des Diktators untersucht worden.

Inhaltlich berichtete Charlier nichts Falsches, aber in Wahrheit eigentlich auch so gut wie nichts Neues. Fragen an den deutschen Kriminalbiologen Mark Benecke, der schon vor etlichen Jahren im FSB-Archiv in Moskau war, die Hitler-Überreste untersucht hat und zu nahezu identischen Ergebnissen gekommen ist. Auch er war nicht der erste und nicht der einzige Vorgänger der Gruppe um Charlier.

Herr Dr. Benecke, Sie waren selbst vor Jahren schon in Moskau und konnten Hitlers Gebiss und Schädelfragmente untersuchen. Erklären Sie uns, warum französische Wissenschaftler nun behaupten, die Knochen erstmals seit Kriegsende untersucht zu haben? Konkurrenz unter Wissenschaftlern?

Naja, meine Untersuchung ist ja nun schon 15 Jahre her, die des Kollegen Michel Perrier noch etwas länger. Vielleicht sind es jüngere Kollegen gewesen? Oder sie gucken kein National Geographic TV? Da läuft weltweit seit 2003 der einstündige Bericht zu meinem Moskau-Trip. Kann ja gut sein, ich hatte auch noch nie einen Fernseher (kein Witz!). Und mein Buch dazu ("Dunkelkammer des Bösen") müssen sie auch nicht kennen, ich kenne auch nicht jedes Buch. Alles wirklich gut: Es ist prima, dass die Kollegen geforscht haben, denn forschen und neugierig sein, ist immer cool und fördernswert. Ich werde sie morgen mal anrufen und dann trinken wir hoffentlich bald 'nen Kaffee zusammen und erzählen uns unsere Abenteuer.

Haben Ihre französischen Kollegen denn irgendetwas Neues herausgefunden?

Auf die Sache mit den Fleischfasern wäre ich nicht gekommen. (An den untersuchten Zähnen fand die französische Forschergruppe keine Fleischfasern, was dazu passt, dass Hitler angeblich Vegetarier war, Anm. d. Red.) Es hatten ja viele Menschen die Zähne in der Hand und - zumindest, als ich im FSB war - hat außer mir niemand Handschuhe benutzt. Die Mikrospuren sind also eine Sache für sich.

Sie waren vor rund 15 Jahren für eine Dokumentation mit einem Filmteam im Archiv des FSB in Moskau, um die Hitler-Überreste zu untersuchen. Da haben Sie skurrile Verhältnisse vorgefunden. Können Sie das kurz beschreiben?

Es war sehr friedlich, ziemlich behördenmäßig, wie in einem vergessenen Archiv-Keller einer alten Uni. Im Untersuchungsraum hingen Faltposter von süßen Tieren, es gab massenhaft Papier-Akten, Foto-Alben, die blutige Armstütze von Hitlers Sofa aus dem Führerbunker. Ich mochte den etwas abgewetzten und freundlichen Charme dort - wie in meinem ersten Labor in der DNA-Abteilung des Institutes, in dem ich mein erstes Genetik-Praktikum und meine Doktor-Arbeit gemacht habe.

Ist es angesichts der (damaligen) Verhältnisse im FSB-Archiv überhaupt sicher, dass es sich um Teile des Schädels von Adolf Hitler handelt?

Beim Schädel bin ich mittelsicher, bei den Zähnen ganz sicher. Ich habe später noch Originale der Röntgenbilder von 1944 erhalten, als Hitler noch lebte, das passt wunderschön zu den Aufzeichnungen seines Zahnarztes, dessen übrigens jüdischen Assistenten, dem, was ich dokumentiert habe und den Vergleichen von Michel Perrier mit Leni-Riefenstahl-Filmen.

Der US-Anthropologe Nick Bellantoni, der die Knochen ebenfalls schon vor Jahren untersuchen konnte, kam damals mit der These raus, der fragliche Schädel stamme von einer Frau? Was ist denn davon zu halten?

Ich tippe auf DNA der Bibliothekarin, denn sie hat das Schädelfragment ja sicher oft angefasst. Das hat mit den Zähnen nix zu tun, die lagern woanders und sind von Hitler. Eva Hitlers Zähne liegen übrigens auch im FSB.

Fazit also: Wir können davon ausgehen, dass es stimmt? Hitler hat sich Ende des Krieges umgebracht, wurde verbrannt und verscharrt, die Leiche von den Russen ausgegraben und seine letzten Überreste befinden sich nun in Moskau – Ende der Geschichte?

Oder er läuft ohne Kiefer in Argentinien rum. Man weiß so wenig...


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Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.