2017 11 Altmark Zeitung 1075 Todesfaelle und einer davon ist Adolf Hitler
Quelle: Altmark Zeitung - Salzwedeler Nachrichten, 10. September 2012
1075 Todesfaelle und einer davon ist Adolf Hitler
Forensiker Dr. Mark Benecke zieht Zuschauer im Kulturhaus in seinen Bann / Verzwickte Kriminalfälle und Insektensterben
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VON BERND ZAHN
Salzwedel. Für den Forensiker der Entomologie (Insektenkunde) Dr. Mark Benecke bräuchte der Tag 48 Stunden, wenn man sich nur im Ansatz damit beschäftigt, was dieser Mann so treibt. 320 Tage des Jahres schläft er nicht in seinem eigenen Bett. Das muss man mögen, sagt er.
Er spielt in Musikvideos wie bei In Strict Confidence „Seven Lives“ mit, steht beim Mera-Luna-Festival bei Blutengel als Fackelträger auf der Bühne, arbeitet in zahlreichen Organisationen mit oder kandidiert erfolgreich für „Die PARTEI“. Fast nebenbei, so scheint es, fotografiert und beobachtet er seine Umwelt, engagiert sich für PETA, löst verzwickte Kriminalfälle und schreibt Bücher.
Doch am Sonntagabend referierte er im Salzwedeler Kulturhaus vor ausverkauftem Haus über Hitler und dessen Zähne sowie dessen Schädelreste. In seiner 25-jährigen Tätigkeit hat er 1075 Fälle auf dem Tisch gehabt, einer davon ist Adolf Hitler. Im Saal ist es schummrig. EBM Gothic-Musik wabert aus den Boxen. Ein Beamer wirft Bilder an die Wand. Benecke erzählt über Hitler, über den KGB und Schlapphutmänner – also die Geheimnisleute im Allgemeinen. Seine Fans hängen an seinen Lippen – ist ja auch ein sympathischer Zeitgenosse.
Fotos oder Videos während der Show sind verboten, selbst das verzeiht man ihm gern. Nimmt er sich doch in den Pausen genügend Zeit, für seine getreuen Fans. Am Merch-Stand dichtes Gedränge, die Fans holen sich vom Rotwein, über Kalender, Bücher oder andere Devotionalien des Königs der Maden. Interessant ist er allemal, das Mikro gibt ein knackendes knarrendes Geräusch „der Geist von Goebbels hat geklopft“ flüstert er mit verschmitztem Lachen. Aber auch andere Dinge erfährt der Zuhörer. Zum Beispiel, dass in diesem Jahr das weltweit größte Insektensterben seit 500 Millionen Jahren stattfand. Und eines betont er immer wieder: Kriminalbiologen dürfen nicht denken – die anderen wie Staatsanwaltschaft oder Polizei schon.
Mit der Polizei hat Benecke zum einen für Schulungszwecke zu tun. Andererseits wird er beim Reisen mit dem Zug auch gern mal verhaftet, durchsucht und auf Grund seiner Tattoos diskriminiert, was ihm gar nicht gefällt. Benecke redet schnell, etwa so schnell wie ein ICE über die Bahngleise dahinrauscht. Er ist unterhaltsam, informativ, spricht wie der Freund von nebenan. So erfahren die Besucher, dass Adolf Hitlers Vorfahren nordafrikanisch-jüdischen Ursprungs waren. Er habe grau- enhaften Mundgeruch gehabt, sein rasanter körperlicher Verfall war Crystal Meth geschuldet. Ines Benecke (seine Frau) macht noch ein Abschlussbild, drei Stunden Programm finden ihr Ende, Mark Benecke schläft wieder in einem fremden Bett und macht sich auf die Reise, seine Reise.
Mit vielem Dank für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung.
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