2016 10 welt de: Was bei DNA Untersuchungen schiefgehen kann: Difference between revisions

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* [[2016 07 AZ Muenchen: Forensiker Mark Benecke im Interview|"Spuren vom Täter? Finden Sie problemlos. Massenhaft!"]]<br>  
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* [[2016 03 Maerkische Online Zeitung: Ueberall Spuren|"Man findet überall Spuren"]]<br>  
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* [[DNA_Massentest|DNA-Massentest im Fall Nicky Verstappen (†11)]]<br>


* [[1996 Kriminalistik: Die DNA-Beweise im Fall Simpson|Die DNA-Beweise im Fall Simpson]]<br>  
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* [[All_Mark_Benecke_Publications#DNA_and_DNA_Typing|Mehr über DNA und DNA-Typisierung]]<br>
* [[All_Mark_Benecke_Publications#DNA_and_DNA_Typing|Mehr über DNA und DNA-Typisierung]]<br>
* [[2016 12 08 hr info: ethnische dna|Ethnische DNA - Über die Chancen und Grenzen des DNA-Profiling]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">RADIO-BEITRAG</font><br>


* [[2016 10: web de: Man benoetigt nur eine einzige Zelle|Man benötigt nur eine einzige Zelle]]<br>
* [[2016 10: web de: Man benoetigt nur eine einzige Zelle|Man benötigt nur eine einzige Zelle]]<br>


* [[2016 10 Bild online: Kann die DNA Spur von Boehnhardt ein Fehler sein|Kann die DNA Spur von Böhnhardt ein Fehler sein?]]<br>  
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* [[2016 12 TZ Muenchen: Kein Gen Profiling|Kein Gen-Profiling!]]<br>
* [[2003 03 Sueddeutsche Zeitung: So blaue Augen|So blaue Augen]]<br>
* [[2018-06-30 BILD: Wie funktioniert der DNA-Abgleich|Wie funktioniert der DNA-Abgleich?]]<br>
* [[International Society for Forensic Genetics Benecke Discrimination of monocygotic twins and clones on the DNA level|Discrimination of monocygotic twins and clones on the DNA level]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>
* [[Genetic Fingerprints Benecke Coding or non-coding DNA typing|Genetic Fingerprints Benecke Coding or non-coding DNA typing]] <font size="-2" color="#FF0000" face="helvetica">ENGLISH TEXT</font><br>
* [[2019-01 Die Welt: An seine erste Leiche kann er sich nicht mehr erinnern |An seine erste Leiche kann er sich nicht mehr erinnern]]
* [[2000 03 22 Berliner Morgenpost: Dreifachmord - Prozess|Dreifachmord - Prozess]]
* [[2018-07 Neue Westfaelische: Nichts als die Wahrheit|Nichts als die Wahrheit]]<br>
* [[Juni 2014: Dr. Mark Benecke: Der Kriminalbiologe im Interview|Juni 2014: Dr. Mark Benecke: Der Kriminalbiologe im Interview]]
* [[2013 10 17: Mittelbayerische Zeitung|Mit Insekten hilft er, Morde aufzuklären]]
* [[2019 Jugend und Gewalt und der Herr der Maden|Jugend und Gewalt & der Herr der Maden]]
* [[2019-02 Zimmer Eins: Wie entsteht Hass, Dr. Mark Benecke|Wie entsteht Hass, Dr. Mark Benecke?]]
* [[2017 02 maxdomeblog 10 Fragen an MB|10 Fragen an Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke]]
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Quelle: Welt.de (online) am 14. Oktober 2016

Fall Peggy

Was bei DNA-Untersuchungen schiefgehen kann

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

VON PHILIPP HUMMEL

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Wie kann die DNA von Uwe Böhnhardt bei der Leiche von Peggy Knobloch aufgetaucht sein? Der Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt Hintergründe und mögliche Fehler bei forensischen Erbgutanalysen.


Wie kam die DNA von NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt an ein Beweismittel im Fall Peggy Knobloch? Erst wenn diese Frage geklärt ist, weiß man, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des Mädchens aus Bayern und den damals deutschlandweit aktiven Terroristen des nationalsozialistischen Untergrunds gibt.


Die im Fall Peggy zuständige Staatsanwaltschaft Bayreuth hält sich bedeckt. Der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel betont, es gebe mehrere Möglichkeiten der Verunreinigung. Man wolle alle potenziellen Fehlerquellen ausschließen, bevor man weitere Details mitteile.


Der „Spiegel“ hatte zunächst berichtet, dass die Leichen von Peggy Knobloch und Uwe Böhnhardt am selben gerichtsmedizinischen Institut der Uniklinik Jena untersucht worden waren. Sofort gab es Spekulationen über eine mögliche Verunreinigung im Labor, die die Ermittler auf eine falsche Fährte gelockt haben könnte.


Der Bayerische Rundfunk meldete dann jedoch, das LKA München habe die DNA von Böhnhardt an dem bei Peggys Leiche gefundenen Stofffetzen identifiziert. Die Staatsanwaltschaft Bayreuth wollte das gegenüber der „Welt“ weder bestätigen noch dementieren. Die Uniklinik Jena teilte aber in einer Pressemitteilung am Freitag mit, dass das Objekt mit Böhnhardts DNA jedenfalls nicht im dortigen gerichtsmedizinischen Institut untersucht worden sei. Eine zufällige Übertragung von DNA zwischen beiden Fällen durch das Institut sei ausgeschlossen.


Äußerste Sorgfalt im Labor ist wichtig


Der Kriminalbiologe Mark Benecke ist Experte für die Analyse von DNA-Spuren. Er arbeitet seit 25 Jahren mit der Methode: „Das Problem von Verunreinigungen ist groß, aber lösbar. Es gibt verschiedene Wege, durch die versehentlich DNA aus einem Fall auf Beweismitteln eines anderen landen kann.“ Wichtig sei äußerste Sorgfalt im Labor. Handschuhe müssen ständig gewechselt, Oberflächen mit Alkohol und DNA-zerstörenden Lösungsmitteln gereinigt und potenziell kontaminiertes Analysegerät am besten sofort entsorgt werden.


Braucht man Plastikröhrchen, um darin DNA zu lösen, kippt man beispielsweise eine oder mehrere aus der Tüte aus, statt hineinzufassen. „Greift jemand aus Versehen in die Tüte, muss man sie komplett vernichten“, sagt Benecke. Derjenige könnte eine DNA-Spur, die sich an seinem Handschuh befand, in die Tüte übertragen haben. Die könnte dann in späteren Fällen, in denen Röhrchen aus derselben Tüte verwendet werden, als falsche Spur wieder auftauchen.


Im Labor versucht man mit einer „Straße“ aus Untersuchungsräumen, Verunreinigungen nicht weiter zu verbreiten. Im Eingangslaborraum präpariert der Wissenschaftler aus dem Beweismittel eine Probe der DNA-Spur. Im Fall Peggy könnte das ein Stück des kleinen Stücks Stoff sein, das bei der Leiche gefunden wurde und an dem sich Uwe Böhnhardts DNA befand.


Der Wissenschaftler reibt etwas oder schneidet ein Stück davon ab, den Rest gibt er in eine Papiertüte zur Aufbewahrung. Die abgeschnittenen Fasern oder den Abrieb mit dem mutmaßlichen DNA-Material trägt er in den nächsten Raum, wo die eigentliche Laboranalyse vorbereitet wird. Dabei achtet der Wissenschaftler penibelst darauf, Kontaminationen zu vermeiden, damit sie nicht entlang der Laborstraße einen Raum weiter getragen werden.


Gibt es eine direkte Verbindung?


Benecke weißt noch auf eine andere mögliche Fehlerquelle hin. Es komme vor, dass unerfahrenere örtliche Polizisten die Spurensicherung vornehmen, statt erfahrene Beamte des Bundeskriminalamtes oder eines Landeskriminalamtes. „Die machen eher keinen Fehler, der zu einer solchen Verunreinigung führen könnte.“


Man müsse also genau prüfen, welche Ermittlungsteams wann vor Ort waren und welche Spuren gesichert haben. Anhand von Fotos könne man versuchen zu prüfen, ob mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen wurde, etwa, ob die Handschuhe gewechselt wurden. „Ich gehe in dem vorliegenden Fall aber nicht von einer Verunreinigung aus“, so Benecke.


Ob im Fall Peggy tatsächlich unvorsichtige Ermittler bei der Spurensicherung die DNA von Uwe Böhnhardt an den Fundort der Leiche des kleinen Mädchens mitgebracht haben könnten, oder ob es doch eine direkte Verbindung der beiden Fälle gibt, muss die Staatsanwaltschaft Bayreuth nun klären.


Bereits früher hatte es bei den Ermittlungen gegen den NSU eine Panne bei der Analyse von DNA-Spuren gegeben. Bei der Untersuchung des Mordes an der Polizistin Michèle Kiesewetter waren Wattestäbchen verunreinigt gewesen, weshalb vermeintliche Spuren zu einem Täter plötzlich an vielen und vor allem unwahrscheinlichen Orten aufgetaucht waren. Bald war vom „Phantom von Heilbronn“ die Rede. Dieses „Phantom“ entpuppte sich als Verpackungsmitarbeiterin eines an der Herstellung der Stäbchen beteiligten Unternehmens, der die DNA schließlich zugeordnet werden konnte.


Mit großem Dank an Philipp Hummel und die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.


Lesetipps




Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.