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Revision as of 21:16, 28 March 2017
Quelle: Bild online vom 14. Oktober 2016
Der Fall Peggy und der NSU
Kann die DNA-Spur von Böhnhardt ein Fehler sein?
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Eine DNA-Analyse verschmilzt zwei der größten Kriminalfälle Deutschlands: Am Fundort der toten Peggy Knobloch († 9) in einem thüringischen Waldstück wurde die DNA des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt († 34) entdeckt!
Bei dem Gegenstand, auf dem bereits im Juli DNA-Spuren gefunden wurden, soll es sich laut Bayerischem Rundfunk um ein Stück Stoff von der Größe eines Fingernagels handeln, der neben der Leiche lag.
Die spektakuläre Wende im Fall Peggy bringt statt neuer Antworten zunächst viele neue Fragen.
Ist das nun der Beweis, dass der NSU-Killer auch für den Mord an Peggy aus dem bayerischen Lichtenberg verantwortlich ist? Wie gelangte der Stofffetzen an den Fundort. Können im Zuge der DNA-Analyse Fehler unterlaufen sein?
Die bayerischen Untersuchungsbehörden geben sich noch vorsichtig: „Im Moment ist für uns Punkt eins der Ermittlungen, nachvollziehbar abzuklären, dass es nicht zu Verunreinigungen oder Fehlern bei der Übermittlung von DNA-Material gekommen ist“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Man wolle etwaige Fehler oder Missverständnisse vermeiden, betonte der CSU-Politiker.
Der bisherige Schnittpunkt beider Fälle: Sowohl die Leiche Böhnhardts, der 2011 starb, als auch die Skelettreste von Peggy, die erst dieses Jahr entdeckt wurden, wurden in der Rechtsmedizin der Universität Jena untersucht.
Die Rechtsmedizin der Universität Jena schließt jedoch eine zufällige Übertragung der DNA Böhnhardts aus. Denn: Im Institut in Jena seien „ausschließlich Peggys Skelettreste untersucht“ worden, nicht jedoch die weitere Fundstücke vom Leichenfundort, also etwa das besagte Stück Stoff. Dieses untersuchten Rechtsmediziner des LKA in München.
Bei BILD beantwortet Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke die wichtigsten Fragen zur spektakulären Wende im Fall Peggy. Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke promovierte über genetische Fingerabdrücke und untersuchte unter anderem Adolf Hitlers Schädel
Die Überreste von Peggy lagen wahrscheinlich seit 15 Jahren im Wald. Ist DNA unkaputtbar?
MB: „DNA kann unkaputtbar sein, man kann sie sogar in Wasser kochen. Anfällig ist sie allerdings gegen Bakterien und Sonnenlicht. Ein Wald ist für DNA-Spuren nicht so toll. Dort gibt es viel Verschmutzung, Tiere laufen rum. Wenn es aber um so ein irres Delikt wie im Fall Peggy geht, dann läuft man auch im Wald rum und sucht nach verwertbaren Spuren.“
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer fehlerhaften Analyse des DNA-Materials gekommen ist?
MB: „Wo Menschen arbeiten, gibt es Fehler. Aber nach 25 Jahren kriminalbiologischer Arbeit kann ich sagen, dass in diesem Fall die Kollegen wahrscheinlich so aufgepasst haben, wie zuvor selten in ihrem Leben. Ich würde davon ausgehen, dass hier jede Sicherheitsmaßnahme, die nötig ist, getroffen wurde.“
Wie wahrscheinlich ist es, dass ausgerechnet der NSU-Mann Uwe Böhnhardt auch Peggy ermordet hat?
MB: „Es gibt die weitverbreitete Fehlannahme, dass Serientäter nur eine Art von Delikt begehen. Das ist nicht so.
Viele dieser Täter begehen zur Verdeckung Delikte – zum Beispiel jemand der sexuelle Handlungen an Kindern durchführt, bringt Erwachsene um, weil sie ihm im Weg stehen oder mögliche Zeugen sind. Oder sie begehen Raubüberfälle, weil sie Geld brauchen.
Wir reden von Menschen, die komplett dissozial sind. Man kann bei Herrn Böhnhardt davon ausgehen, dass ihm andere Menschen komplett egal waren – auch wenn er zu einzelnen vielleicht freundlich war.
Jemand, der über viele Jahre in harmlose, nette Läden geht und Menschen abknallt, der trägt vielleicht vor sich her, dass er etwas gegen Ausländer hat.
Letztendlich ist solch ein Mensch aber ein Menschenhasser. Und ein Menschenhasser kann, wenn er dazu Lust hat, auch sexuelle Handlungen an Kindern durchführen. So groß ist der Widerspruch nicht.“
Mit großem Dank an die Redaktion für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.
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