2015 05 Maerkische Allgemeine: Ungeziefer ist ein Steinzeitwort: Difference between revisions
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'''Köln | '''MarkBenecke (44) ist Kriminalbiologe | ||
und lebt | |||
in Köln. Der freischaffende | |||
Forensiker ist unter anderem | |||
Spezialist für die Bestimmung | |||
von Todeszeitpunkten. Dabei helfen | |||
ihm die Maden verschiedener | |||
Insektenarten. An deren Entwicklungsstadien, | |||
verbunden mit klimatischen | |||
Gegebenheiten, kann | |||
Benecke feststellen, wie lange ein | |||
Mensch schon tot ist - was wichtig | |||
sein kann für das Alibi eines Täters. | |||
Darüber hält Mark Benecke | |||
auch Vorträge. Die sind oft nichts | |||
für empfindliche Mägen. Am | |||
Sonnabend spricht der "Madenmann" | |||
um 20 Uhr im Neuruppiner | |||
Kulturhaus Stadtgarten.'''<br><br> | |||
<font color=orange>MAZ: Herr Benecke, Sie fahren ja viel | |||
mit der Bahn. Die streikt heute. Wo | |||
stecken Sie gerade fest?</font><br> | |||
Mark Benecke: „Am Bahnhof Zoo in | |||
Berlin. Bis jetzt gibt es einen Notfallfahrplan, | |||
der gut funktioniert. | |||
Ich habe dadurch viele interessante | |||
Orte kennengelernt, an die | |||
ich sonst nie gekommen wäre. | |||
Orte wie "Fangschleuse" oder | |||
"Briesen (Mark)" .“<br> | |||
<font color=orange> | <font color=orange>MAZ: Wie kommen Sie denn am Sonnabend | ||
Benecke: | nach Neuruppin?</font><br> | ||
Mark Benecke: Das weiß kein Mensch. | |||
Notfalls per Anhalter.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Haben Sie Sympathie für streikende | |||
Lokführer?</font><br> | |||
Mark Benecke: Die Hauptforderungen | |||
der GDL sind richtig und nachvollziehbar | |||
- weniger Überstunden, | |||
mehr Lohn. Ich versteh' das - falls | |||
die angegebenen Gründe auch | |||
die wirklichen Gründe sind.<br> | |||
''Mit herzlichem Dank an die | |||
<font color=orange>MAZ: Sie waren schon etliche Male in | |||
Neuruppin. Was können Sie Ihren | |||
Fans denn am Sonnabend noch | |||
Neues erzählen?</font><br> | |||
Mark Benecke: Die Neuruppiner können | |||
sich selbst ein Thema wählen und | |||
in der Pause Fragen stellen, die ich | |||
danach alle beantworte. Ich habe | |||
15 Vorträge zur Auswahl.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Sie sind Wissenschaftler, Entertainer | |||
und Ermittler zugleich. Wie | |||
lässt sich das vereinbaren? Mörderhalten | |||
sich doch selten an Tourneetermine.</font><br> | |||
Mark Benecke: Ich arbeite heute eher in | |||
der Nachbereitung von Verbrechen, | |||
am Tatort bin ich inzwischen | |||
fast nicht mehr. Ich schule Polizisten. | |||
Da werde ich selbst nicht | |||
mehr sofort gebraucht.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Waren Sie auch schon mal dienstlich | |||
als Forensiker in Neuruppin | |||
oder Umgebung?</font><br> | |||
Mark Benecke: Das weiß ich nicht mehrbei | |||
mehr als 1000 Fällen.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Glauben Sie, dass sich die Leute Fotos von verwesenden Leichen | |||
wirklich aus wissenschaftlichem | |||
Interesse anschauen? Oder geht | |||
es den meisten doch darum, Dinge | |||
zu sehen, die einem sonst verboten | |||
sind? Oder um den Schauer, | |||
dass es nicht mich erwischt hat, | |||
sondern jemand anderen?</font><br> | |||
Mark Benecke: Ich zeige gar nicht viele | |||
Tatortbilder, eher welche | |||
von wissenschaftlichen | |||
Geländen. Es gibt | |||
auch Vorträge ganz | |||
ohne Leichen - die werden vom | |||
Publikum übrigens | |||
am häufigsten gewählt. | |||
Und ich versuche | |||
diejenigen, die aus | |||
Neugier gekommen | |||
sind, mit meinem Vortrag auf die | |||
wissenschaftliche Seite zu ziehen.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Wie vertragen sich so tiefe Einblicke | |||
in polizeiliche Ermittlungen | |||
mit dem Persönlichkeitsschutz der | |||
Opfer? Haben Sie mal Probleme | |||
mit Angehörigen bekommen?</font><br> | |||
Mark Benecke: Nein. Das Einzige, was je | |||
vorgekommen ist: Ich hatte mal | |||
ein Schwarz-Weiß-Foto von einem | |||
Sexualdelikt aus einem sehr alten | |||
Lehrbuch in einem Vortrag. Daran | |||
hat sich jemand gestört. Das habe | |||
ich dann herausgenommen.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Gibt es Dinge, die Sie nicht zeigen | |||
würden? Wo ist die | |||
Grenze?</font><br> | |||
Mark Benecke: Dinge, die | |||
Menschen negativ beeinflussen. | |||
Es gibt zum | |||
Beispiel ein Foto von einer | |||
Erhängung. Da | |||
rate ich vorher allen, | |||
die persönlich schon | |||
einmal mit so etwas zu | |||
tun hatten, solange die Augen zu | |||
schließen.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Sie wollen ja eigentlich nicht unterhalten, | |||
sondern den Menschen etwas | |||
beibringen. Was ist Ihnen | |||
wichtig?</font><br> | |||
Mark Benecke: Wie man Dinge prüft. Die Leute sollen nicht glauben, hoffen, | |||
wünschen, wollen, denken das | |||
kann man sich alles sparen, | |||
wenn man richtig prüft. Wichtig ist | |||
mir, die Leute ernst zu nehmen. | |||
Viele kommen in der Pause mit | |||
Fragen zu mir, zum Beispiel, | |||
weil sie selbst einen | |||
Todesfall in der Familie | |||
hatten.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Nachprüfen kostet | |||
Zeit. Bekommen Sie | |||
bei Ihrer Arbeit noch | |||
die Zeit, die Sie brauchen?</font><br> | |||
Mark Benecke: Wir investieren | |||
immer mehr Zeit, | |||
als wir bezahlt bekommen. Manche | |||
Fälle sind auch nicht mehr | |||
nachzuprüfen. Ich habe einen | |||
Fall, da gibt es nur noch ein Foto | |||
von 1960. Selbst der Raum, in dem | |||
es aufgenommen wurde, ist heute | |||
nicht mehr da.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Leichenschauen kosten Geld, das sich mancher Landkreis gern | |||
spart. Wie groß stehen die Chancen, | |||
dass in Deutschland ein Mord | |||
unentdeckt bleibt?</font><br> | |||
Mark Benecke: Das ist unbekannt. Dafür | |||
gibt es keine Messtechnik. Die | |||
meisten rätselhaften | |||
Fälle kommen aber aus | |||
einem schwachen sozioökonomischem Umfeld.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Das heißt, Morde an | |||
Reichen werden eher | |||
aufgeklärt?</font><br> | |||
Mark Benecke: Sie werden öfter | |||
untersucht und entsprechend | |||
öfter aufgeklärt. | |||
Es sei denn, sie sterben im | |||
Ausland.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Eigentlich haben Sie Biologie studiert. | |||
In die Verbrechensaufklärung | |||
sind Sie durch Zufall hineingerutscht. | |||
Könnten Sie heute auch | |||
ganz woanders arbeiten? Beispielsweise | |||
Insektenvernichtungsmittel für einen Chemiekonzern | |||
entwickeln?</font><br> | |||
Mark Benecke: Ich würde Insekten nicht | |||
bekämpfen. Ich wäre wohl eher in | |||
Kolumbien und würde sie beobachten.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Was fällt Ihnen zu dem schönen | |||
deutschen Wort" Ungeziefer" ein?</font><br> | |||
Mark Benecke: Ein Wort aus der Steinzeit. | |||
Aberes gibt auch positive Beispiele: | |||
Ich war gerade in Zeschdorf | |||
(Märkisch Oderland). Da haben | |||
sie drei Ameisenhaufen nicht | |||
bekämpft, sondern umgesiedelt.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Wenn man so viel mit dem Tod zu | |||
tun hat wie Sie, verändert das die | |||
eigene Einstellung zum Leben?</font><br> | |||
Mark Benecke: Ich habe viel Respekt gewonnen | |||
vor Leuten, die mit bösen | |||
Erfahrungen durchs Leben gehen, | |||
ganz ohne zu jammern.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Gibt es einen "schönen" Tod?</font><br> | |||
Mark Benecke: Jeden natürlichen Tod, | |||
wenn man alt und müde ist. Und | |||
wenn man mit seinem Leben im | |||
Reinen ist.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Bedeutet unser Tod nicht Leben | |||
für andere - für Millionen von Bakterien, | |||
Maden, Regenwürmer?</font><br> | |||
Mark Benecke: Ja. Und auch für andere | |||
Menschen. Wie sollen die Ressourcen | |||
für alle auf der Welt reichen, | |||
wenn alte Menschen nicht sterben?<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Ekeln Sie sich wirklich vor nichts | |||
mehr? Nicht mal vor Zugtoiletten?</font><br> | |||
Mark Benecke: Nee, ich habe im Zug immer | |||
4711 dabei. Ich ekle mich vor | |||
Fleisch und Wurst - wegen der Gewalt, | |||
die Tieren dafür angetan | |||
wurde.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Höre ich da Schleichwerbung? | |||
Wird der"Madenmann " von" Kölnisch | |||
Wasser" gesponsert?</font><br> | |||
Mark Benecke: Nein. Denen ist das, | |||
glaube ich, auch gar nicht recht. | |||
Es hat sich bisher auch noch nie | |||
ein Sponsor für meine Arbeit gefunden.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Was verbinden Sie mit Neuruppin?</font><br> | |||
Mark Benecke: Jede Menge Spuren: Fasern, | |||
Krümelchen, Steinchen. Die | |||
zeige ich als Einleitung bei meinem Vortrag. | |||
Ich mache vorher immer | |||
am Ort ein paar skurrile Fotos.<br> | |||
<font color=orange>MAZ: Sie sind Pfeifenraucher. Wussten | |||
Sie, dass es in Neuruppin einen bekannten | |||
Pfeifenmacher gibt?</font><br> | |||
Mark Benecke: Nein. Aber ich rauche | |||
jetzt auch E-Pfeile. Ich würde mir | |||
gern eine richtig schöne E-Pfeile | |||
bauen lassen. Die Elektronik | |||
würde ich selbst mitbringen, | |||
wenn der Pfeilenmacher sich darauf | |||
einlässt.<br><br> | |||
''Mit herzlichem Dank an die MAZ-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.'' | |||
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Revision as of 10:43, 14 May 2015
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, Neuruppin, 8. Mai 2015, Seite 14
Ungeziefer ist ein Steinzeitwort
Mark Benecke über Sympatjie mit Lokführern und Insekten
[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]
[Den Artikel gibt es hier als .pdf]
Text: Christian Schmettow
MarkBenecke (44) ist Kriminalbiologe
und lebt
in Köln. Der freischaffende
Forensiker ist unter anderem
Spezialist für die Bestimmung
von Todeszeitpunkten. Dabei helfen
ihm die Maden verschiedener
Insektenarten. An deren Entwicklungsstadien,
verbunden mit klimatischen
Gegebenheiten, kann
Benecke feststellen, wie lange ein
Mensch schon tot ist - was wichtig
sein kann für das Alibi eines Täters.
Darüber hält Mark Benecke
auch Vorträge. Die sind oft nichts
für empfindliche Mägen. Am
Sonnabend spricht der "Madenmann"
um 20 Uhr im Neuruppiner
Kulturhaus Stadtgarten.
MAZ: Herr Benecke, Sie fahren ja viel
mit der Bahn. Die streikt heute. Wo
stecken Sie gerade fest?
Mark Benecke: „Am Bahnhof Zoo in
Berlin. Bis jetzt gibt es einen Notfallfahrplan,
der gut funktioniert.
Ich habe dadurch viele interessante
Orte kennengelernt, an die
ich sonst nie gekommen wäre.
Orte wie "Fangschleuse" oder
"Briesen (Mark)" .“
MAZ: Wie kommen Sie denn am Sonnabend
nach Neuruppin?
Mark Benecke: Das weiß kein Mensch.
Notfalls per Anhalter.
MAZ: Haben Sie Sympathie für streikende
Lokführer?
Mark Benecke: Die Hauptforderungen
der GDL sind richtig und nachvollziehbar
- weniger Überstunden,
mehr Lohn. Ich versteh' das - falls
die angegebenen Gründe auch
die wirklichen Gründe sind.
MAZ: Sie waren schon etliche Male in
Neuruppin. Was können Sie Ihren
Fans denn am Sonnabend noch
Neues erzählen?
Mark Benecke: Die Neuruppiner können
sich selbst ein Thema wählen und
in der Pause Fragen stellen, die ich
danach alle beantworte. Ich habe
15 Vorträge zur Auswahl.
MAZ: Sie sind Wissenschaftler, Entertainer
und Ermittler zugleich. Wie
lässt sich das vereinbaren? Mörderhalten
sich doch selten an Tourneetermine.
Mark Benecke: Ich arbeite heute eher in
der Nachbereitung von Verbrechen,
am Tatort bin ich inzwischen
fast nicht mehr. Ich schule Polizisten.
Da werde ich selbst nicht
mehr sofort gebraucht.
MAZ: Waren Sie auch schon mal dienstlich
als Forensiker in Neuruppin
oder Umgebung?
Mark Benecke: Das weiß ich nicht mehrbei
mehr als 1000 Fällen.
MAZ: Glauben Sie, dass sich die Leute Fotos von verwesenden Leichen
wirklich aus wissenschaftlichem
Interesse anschauen? Oder geht
es den meisten doch darum, Dinge
zu sehen, die einem sonst verboten
sind? Oder um den Schauer,
dass es nicht mich erwischt hat,
sondern jemand anderen?
Mark Benecke: Ich zeige gar nicht viele
Tatortbilder, eher welche
von wissenschaftlichen
Geländen. Es gibt
auch Vorträge ganz
ohne Leichen - die werden vom
Publikum übrigens
am häufigsten gewählt.
Und ich versuche
diejenigen, die aus
Neugier gekommen
sind, mit meinem Vortrag auf die
wissenschaftliche Seite zu ziehen.
MAZ: Wie vertragen sich so tiefe Einblicke
in polizeiliche Ermittlungen
mit dem Persönlichkeitsschutz der
Opfer? Haben Sie mal Probleme
mit Angehörigen bekommen?
Mark Benecke: Nein. Das Einzige, was je
vorgekommen ist: Ich hatte mal
ein Schwarz-Weiß-Foto von einem
Sexualdelikt aus einem sehr alten
Lehrbuch in einem Vortrag. Daran
hat sich jemand gestört. Das habe
ich dann herausgenommen.
MAZ: Gibt es Dinge, die Sie nicht zeigen
würden? Wo ist die
Grenze?
Mark Benecke: Dinge, die
Menschen negativ beeinflussen.
Es gibt zum
Beispiel ein Foto von einer
Erhängung. Da
rate ich vorher allen,
die persönlich schon
einmal mit so etwas zu
tun hatten, solange die Augen zu
schließen.
MAZ: Sie wollen ja eigentlich nicht unterhalten,
sondern den Menschen etwas
beibringen. Was ist Ihnen
wichtig?
Mark Benecke: Wie man Dinge prüft. Die Leute sollen nicht glauben, hoffen,
wünschen, wollen, denken das
kann man sich alles sparen,
wenn man richtig prüft. Wichtig ist
mir, die Leute ernst zu nehmen.
Viele kommen in der Pause mit
Fragen zu mir, zum Beispiel,
weil sie selbst einen
Todesfall in der Familie
hatten.
MAZ: Nachprüfen kostet
Zeit. Bekommen Sie
bei Ihrer Arbeit noch
die Zeit, die Sie brauchen?
Mark Benecke: Wir investieren
immer mehr Zeit,
als wir bezahlt bekommen. Manche
Fälle sind auch nicht mehr
nachzuprüfen. Ich habe einen
Fall, da gibt es nur noch ein Foto
von 1960. Selbst der Raum, in dem
es aufgenommen wurde, ist heute
nicht mehr da.
MAZ: Leichenschauen kosten Geld, das sich mancher Landkreis gern
spart. Wie groß stehen die Chancen,
dass in Deutschland ein Mord
unentdeckt bleibt?
Mark Benecke: Das ist unbekannt. Dafür
gibt es keine Messtechnik. Die
meisten rätselhaften
Fälle kommen aber aus
einem schwachen sozioökonomischem Umfeld.
MAZ: Das heißt, Morde an
Reichen werden eher
aufgeklärt?
Mark Benecke: Sie werden öfter
untersucht und entsprechend
öfter aufgeklärt.
Es sei denn, sie sterben im
Ausland.
MAZ: Eigentlich haben Sie Biologie studiert.
In die Verbrechensaufklärung
sind Sie durch Zufall hineingerutscht.
Könnten Sie heute auch
ganz woanders arbeiten? Beispielsweise
Insektenvernichtungsmittel für einen Chemiekonzern
entwickeln?
Mark Benecke: Ich würde Insekten nicht
bekämpfen. Ich wäre wohl eher in
Kolumbien und würde sie beobachten.
MAZ: Was fällt Ihnen zu dem schönen
deutschen Wort" Ungeziefer" ein?
Mark Benecke: Ein Wort aus der Steinzeit.
Aberes gibt auch positive Beispiele:
Ich war gerade in Zeschdorf
(Märkisch Oderland). Da haben
sie drei Ameisenhaufen nicht
bekämpft, sondern umgesiedelt.
MAZ: Wenn man so viel mit dem Tod zu
tun hat wie Sie, verändert das die
eigene Einstellung zum Leben?
Mark Benecke: Ich habe viel Respekt gewonnen
vor Leuten, die mit bösen
Erfahrungen durchs Leben gehen,
ganz ohne zu jammern.
MAZ: Gibt es einen "schönen" Tod?
Mark Benecke: Jeden natürlichen Tod,
wenn man alt und müde ist. Und
wenn man mit seinem Leben im
Reinen ist.
MAZ: Bedeutet unser Tod nicht Leben
für andere - für Millionen von Bakterien,
Maden, Regenwürmer?
Mark Benecke: Ja. Und auch für andere
Menschen. Wie sollen die Ressourcen
für alle auf der Welt reichen,
wenn alte Menschen nicht sterben?
MAZ: Ekeln Sie sich wirklich vor nichts
mehr? Nicht mal vor Zugtoiletten?
Mark Benecke: Nee, ich habe im Zug immer
4711 dabei. Ich ekle mich vor
Fleisch und Wurst - wegen der Gewalt,
die Tieren dafür angetan
wurde.
MAZ: Höre ich da Schleichwerbung?
Wird der"Madenmann " von" Kölnisch
Wasser" gesponsert?
Mark Benecke: Nein. Denen ist das,
glaube ich, auch gar nicht recht.
Es hat sich bisher auch noch nie
ein Sponsor für meine Arbeit gefunden.
MAZ: Was verbinden Sie mit Neuruppin?
Mark Benecke: Jede Menge Spuren: Fasern,
Krümelchen, Steinchen. Die
zeige ich als Einleitung bei meinem Vortrag.
Ich mache vorher immer
am Ort ein paar skurrile Fotos.
MAZ: Sie sind Pfeifenraucher. Wussten
Sie, dass es in Neuruppin einen bekannten
Pfeifenmacher gibt?
Mark Benecke: Nein. Aber ich rauche
jetzt auch E-Pfeile. Ich würde mir
gern eine richtig schöne E-Pfeile
bauen lassen. Die Elektronik
würde ich selbst mitbringen,
wenn der Pfeilenmacher sich darauf
einlässt.
Mit herzlichem Dank an die MAZ-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.