2014 12 Taetowiermagazin: Souvenir aus Zwickau
Quelle: Tätowiermagazin 12/2014, Seite 144
Souvenir aus Zwickau
Kolumne mit Mark Benecke
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VON MARK BENECKE
Gestatten: Vollhorst. Seit Jahren
arbeite ich immer mal wieder in Zwigge, aber mal nach Randys Studio zu suchen … Tja. Einmal hatte sein Team sogar im Zwickauer Einkaufszentrum einen fetten Stand aufgebaut. Doch wieder übersah ich den neonfarbenen Riesenpfeil, den das Schicksal leuchten ließ. Endlich verlief ich mich mitten in der Stadt und stand auf einmal vor einem der bekanntesten Tätowierstudios der Welt. Uff!
Vorsichtig schlich ich hinein und fragte nach einem Souvenir-Tattoo. Kein Problem – die saucoole Auszubildende Sandy legte am kommenden Tag einfach eine Ultra-Frühschicht ein. Dank ihr bin ich nun stolzer Träger einer riesigen, grafi sch angelegten, schwarz-weißen … DDR-Steckdose. Yep.
Willi ist Randys Shopmanager, er erklärt
das Prinzip. »Hier ist der Kunde König«, sagt
er, »denn uns geht es nicht hauptsächlich um
das Geld, sondern darum, Kunst zu machen.
Wir schicken lieber Leute nach Hause und beraten
sie so, dass die noch mal nachdenken
und sagen: ›Vielleicht bin ich gar nicht der
Typ, der ein Tattoo haben sollte.‹ Manchmal
kommen diese Kunden dann ein Dreiviertel
Jahr später mit einer guten Idee wieder.«
Nun würde sich wohl niemand von Randy,
dem Meister des Farbrealismus, eine
schwarz-weiße Grafi ksteckdose tätowieren
lassen. Wer sie aber doch will – siehe oben –
der kriegt sie auch. Kein Wunder, fi ndet Willi.
»Randy will eben nicht, dass es das ›Studio
Engelhard‹ ist«, erklärt er, »sondern Heaven
of Colours. Dazu gehören eben auch Michel,
Sandy, Stefan und Nancy.«
Mit der Ausbildung seines Teams nimmt
Randy es erkennbar ernst. An der Wand sehe
ich ein vom Chef erstelltes Tätowier-Diplom.
»Die Auszubildenden«, erklärt Willi, »unterliegen
Leistungskontrollen. Sie müssen erst
zeichnen, dann lernen sie von mir Terminsysteme
und wie sie am besten mit den Kunden
sprechen. Randy macht die künstlerische
Seite. Bevor die Azubis nicht Traditional, Oldschool,
Realismus, einfach alles gezeichnet
haben, werden sie nicht mal an Schweinehaut gelassen. Irgendwann kommen sie mit
ihren Kumpels, die dann tätowiert werden.
Erst wenn alles passt, sagt Randy, dass die
Ausbildung abgeschlossen ist. Du musst dazu
komplett gut sein und auch den Kunden
beraten. Er muss sich glücklich bei dir fühlen.
Und – was das A und O ist – alle müssen die
Hygiene beherrschen.«
Dass Willi und Randy auf einer Wellenlänge
sind, ist im ganzen Shop angenehm
spürbar. Wie ist es eigentlich, mit einem der
ganz Großen zu arbeiten? »Was mich an Randy
beeindruckt«, sagt Willi, »ist, dass er nie
das Ziel verliert. Wie er selbst sagt: Erfolg
ist eine Reise. Er ist einer der Besten, aber er
entwickelt sich immer weiter und erkennt
an, dass es oft noch besser geht.«
Ich kann Willi verstehen. Es gibt nicht
viele Studios, in denen so absolut selbstverständlich
und akribisch auf Sauberkeit
geachtet wird. Der Wille zum Gestalten,
zur Kunst, zur exzellenten Tattoo-Technik
und der Glaube an die nächste Generation –
das verkörpert Randys Team. Man spürt es
im tollen Ladenlokal und kondensiert natürlich
in den weltbekannten Werken des
Chefs.
Hut ab und schwer beeindruckt:
Marky Mark
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