2014 11 Elbgefluester: Frauen sind viel härter: Difference between revisions

From Mark Benecke Forensic Wiki
Jump to navigation Jump to search
No edit summary
No edit summary
 
(17 intermediate revisions by 2 users not shown)
Line 1: Line 1:
[[File:Elbgefluester logo.jpg|250px|thumb]]
[[File:Elbgefluester logo.jpg|150px|thumb]]
Quelle: Elbgeflüster, November 2014, Seiten 38 & 39<br>
Quelle: ''Elbgeflüster'', November 2014, Seiten 38 und 39<br>


=<font color=orange>Frauen sind viel härter im Nehmen, auch was Fäulnis angeht</font>=
=<font color=orange>Frauen sind viel härter im Nehmen, auch was Fäulnis angeht</font>=


[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles über MB]] [Sammelseite zur Frage [[Wie realistisch ist CSI]]?]<br>  
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>
 
 
<html><a href="http://wiki2.benecke.com/images/2/20/Elbgefluester_2014.pdf" target="_blank"><img src="http://wiki2.benecke.com/images/a/aa/Elbgefluester_2014_preview.jpg" border="0" height="150" align="middle"><figcaption>Klick für's PDF!</figcaption></a></html>  


[Hier gibt's das Interview als [http://wiki2.benecke.com/images/9/99/2014_11_Elbgefluester.pdf '''PDF''']]<br><br>


<font color=orange>Wie viel CSl Miami steckt eigentlich in Ihrem beruflichen Alltag?</font><br>
<font color=orange>Wie viel CSl Miami steckt eigentlich in Ihrem beruflichen Alltag?</font><br>


Dieses TV-Format zeigt die Kriminalbiologie quasi in einer Art komprimierten Musical-Fassung: Stets adrett gekleidete Damen und Herren erledigen ihre Arbeit in dramatisch emotional vorgetragenen Handlungsmustern. Eines der sicherlich größten Unterschiede gegenüber der Realität ist, dass die zuständigen Spurensucher dort gleichzeitig auch die Ermittler sind, was aber äußerst kontraproduktiv wäre. Es ist zudem der medialen Inszenierung geschuldet, dass selbst komplexe Prozesse der Kriminalbiologie hier mit einem Fingerschnips erledigt werden. Ich empfinde das also unfreiwillig komisch.
Dieses [http://home.benecke.com/publications/2013/8/24/stern-csi-wers-glaubt-ist-seelig <font color=lightgrey>TV-Format zeigt die Kriminalbiologie</font>] quasi in einer Art komprimierten Musical-Fassung: Stets adrett gekleidete Damen und Herren erledigen ihre Arbeit in dramatisch emotional vorgetragenen Handlungsmustern. Eines der sicherlich größten Unterschiede gegenüber der Realität ist, dass die zuständigen Spurensucher dort gleichzeitig auch die Ermittler sind, was aber äußerst kontraproduktiv wäre. Es ist zudem der medialen Inszenierung geschuldet, dass selbst komplexe Prozesse der Kriminalbiologie hier mit einem Fingerschnips erledigt werden. Ich empfinde das also unfreiwillig komisch.<br>
 


<font color=orange>Sie empfinden eine verwesende Leiche als faszinierend. Empfinden Sie überhaupt noch Ekel in Ihrem Job?</font><br>
<font color=orange>Sie empfinden eine verwesende Leiche als faszinierend. Empfinden Sie überhaupt noch Ekel in Ihrem Job?</font><br>


Um es auf den Punkt zu bringen: Nein.
Um es auf den Punkt zu bringen: Nein.<br>
 


<font color=orange>Sind insbesondere die Frauen eher verschreckt oder fasziniert von Ihrem Beruf?</font><br>
<font color=orange>Sind insbesondere die Frauen eher verschreckt oder fasziniert von Ihrem Beruf?</font><br>


Im Gegenteil: Frauen sind viel härter im Nehmen, aus was Fäulnis angeht.
Im Gegenteil: Frauen sind viel härter im Nehmen, aus was Fäulnis angeht.<br>
 


<font color=orange>Sie werden ja häufig mit Tragödien konfrontiert. Welches Verhältnis haben Sie dadurch zum Tod?</font><br>
<font color=orange>Sie werden ja häufig mit Tragödien konfrontiert. Welches Verhältnis haben Sie dadurch zum Tod?</font><br>


Ich sehe da keinen Zusammenhang.Der biologische Tod ist was gutes, sinnvolles und normales. Der gewaltsame Tod ist ein Unglück, das unschön ist.
Ich sehe da keinen Zusammenhang.Der biologische Tod ist was gutes, sinnvolles und normales. Der gewaltsame Tod ist ein Unglück, das unschön ist.<br>
 


<font color=orange>Gibt es Ihrer Meinung nach angesichts der grenzenlos scheinenden Möglichkeiten der Kriminalbiologie und der DNA-Technik eigentlich noch den perfekten Mord?</font><br>
<font color=orange>Gibt es Ihrer Meinung nach angesichts der grenzenlos scheinenden Möglichkeiten der Kriminalbiologie und der DNA-Technik eigentlich noch den perfekten Mord?</font><br>


Perfekte Morde wären aus der Sicht von Bekloppten alle Morde, von denen wir nie etwas erfahren. Ob es sie in Wirklichkeit gibt oder ob sie nur ein Phantasma sind, weiß niemand…
Perfekte Morde wären aus der Sicht von Bekloppten alle Morde, von denen wir nie etwas erfahren. Ob es sie in Wirklichkeit gibt oder ob sie nur ein Phantasma sind, weiß niemand…<br>
 


<font color=orange>Ihr Verhältnis zur Polizei ist offenkundig zwiespältig: Einerseits bilden Sie die Exekutive aus, andererseits geraten Sie immer wieder in Konflikt mit Ihnen, da Sie offensichtlich nicht Ihrem optischen Idealbild entsprechen. Haben Sie daraus mittlerweile Konsequenzen gezogen?</font><br>
<font color=orange>Ihr Verhältnis zur Polizei ist offenkundig zwiespältig: Einerseits bilden Sie die Exekutive aus, andererseits geraten Sie immer wieder in Konflikt mit Ihnen, da Sie offensichtlich nicht Ihrem optischen Idealbild entsprechen. Haben Sie daraus mittlerweile Konsequenzen gezogen?</font><br>


Es ist eher das Verhältnis der Polizei zu mir zwiespältig, weil ich regelmäßig von ZivilfahnderInnen und BundespolizistInnen, die sehr offenkundig schlecht ausgebildet und vorurteilsbeladen arbeiten müssen, hopsgenommen werde. Ich halte es aber so wie auch im restlichen Leben: Es gibt nur eine kleine Blase, in der ich handeln kann, und dort hoffentlich Gutes und Sinnvolles erreiche. Mehr kann ein Mensch nicht tun. Wie die anderen sich benehmen, hängt leider oft nicht von mir ab, sondern von den Geistern, die die anderen im Kopf haben.
Es ist eher das Verhältnis der Polizei zu mir zwiespältig, weil ich [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=2014_07_Junge_Welt_Sie_vertuschen_vernebeln_und_luegen_uns_die_Hucke_voll <font color=lightgrey>regelmäßig von ZivilfahnderInnen und BundespolizistInnen</font>], die sehr offenkundig schlecht ausgebildet und vorurteilsbeladen arbeiten müssen, hopsgenommen werde. Ich halte es aber so wie auch im restlichen Leben: Es gibt nur eine kleine Blase, in der ich handeln kann, und dort hoffentlich Gutes und Sinnvolles erreiche. Mehr kann ein Mensch nicht tun. Wie die anderen sich benehmen, hängt leider oft nicht von mir ab, sondern von den Geistern, die die anderen im Kopf haben.<br>
 


<font color=orange>Sie haben ja auch Psychologie studiert. Wie wichtig ist diese Wissenschaft bei Ihren Ermittlungen?</font><br>
<font color=orange>Sie haben ja auch Psychologie studiert. Wie wichtig ist diese Wissenschaft bei Ihren Ermittlungen?</font><br>
Line 36: Line 44:
So mittel. Es hilft mir in erster Linie, chronische Lügner oder Menschen mit schweren psychischen Veränderungen zu erkennen und bei diesen dann keine Diskussionen über Spuren anzufangen. Entweder die Auftraggeber sind hundert Prozent ehrlich oder wir lassen es einfach.<br>
So mittel. Es hilft mir in erster Linie, chronische Lügner oder Menschen mit schweren psychischen Veränderungen zu erkennen und bei diesen dann keine Diskussionen über Spuren anzufangen. Entweder die Auftraggeber sind hundert Prozent ehrlich oder wir lassen es einfach.<br>


Etwas, das ich im Studium gelernt habe, waren die Abläufe der Trauerarbeit. Leider bleiben manche Angehörige in der Trauer stecken und suchen Schuldige, die es gar nicht gibt. Das kann bei Fällen manchmal störend sein (weil es gar keine Tat, sondern nur einen Toten gibt, der durch Unfall oder Suizid gestorben ist). Allerdings hatten wir auch schon Fälle, in denen insbesondere Eltern den richtigen Riecher hatten und den entscheidenden Hinweis auf objektive Spuren gegeben haben, etwa alte Blutspuren, die von allen anderen übersehen wurden.
Etwas, das ich im Studium gelernt habe, waren die Abläufe der Trauerarbeit. Leider bleiben manche Angehörige in der Trauer stecken und suchen Schuldige, die es gar nicht gibt. Das kann bei Fällen manchmal störend sein (weil es gar keine Tat, sondern nur einen Toten gibt, der durch Unfall oder Suizid gestorben ist). Allerdings hatten wir auch schon Fälle, in denen insbesondere Eltern den richtigen Riecher hatten und den entscheidenden Hinweis auf objektive Spuren gegeben haben, etwa alte Blutspuren, die von allen anderen übersehen wurden.<br>
 


<font color=orange>Schenken Sie uns bitte zum Abschluss noch eine Lebensweisheit.</font><br>
<font color=orange>Schenken Sie uns bitte zum Abschluss noch eine Lebensweisheit.</font><br>
Line 46: Line 55:




===<font color=orange>Lesetipps</font>===
<i>
* [[2016 12 Charite Museum: 25 Jahre Kriminalbiologe|Fünfundzwanzig Jahre Kriminalbiologe]]<br>
* [[2016 01 13 Saechsische Zeitung: Noch niemals Tatort gesehen|„Ich habe noch nie einen ‚Tatort‘ gesehen“]]<br>
* [[2014 01 Neon: Eine Art von Wellness|Eine Art von Wellness]]<br>
* [[2015 10 12 Volksstimme Zerbst: Mord im Museum|Mord im Museum]]<br>
* [[2014 05 IT-Sicherheit: Auf den Spuren der Spuren|Auf den Spuren der Spuren]]<br>
* [[2006 11 16 Stern: Wer's glaubt, ist seelig|Wer's glaubt, ist seelig]]
* [[2014 02 Mens health: Draufhauen ist tendenziell maennlich|Draufhauen ist tendenziell männlich]]<br>
* [[10 2012 Subway: Arm ab|Arm ab - Interview zu "CSI"]]
* [[2012 08: Universum Film - Interview: Das echte CSI|Das echte CSI]]
* [[2019-11 Augsburger Allgemeine: Kriminalbiologe Mark Benecke spricht ueber die gemessene Wahrheit|Die gemessene Wahrheit]]


* [[Wie realistisch ist CSI|Sammelseite zur Frage "Wie realistisch ist CSI"?]]<br>
</i>
{{Addressfooter}}
{{Addressfooter}}
__NOTOC__
__NOTOC__
__NOEDITSECTION__
__NOEDITSECTION__

Latest revision as of 11:44, 11 December 2019

Elbgefluester logo.jpg

Quelle: Elbgeflüster, November 2014, Seiten 38 und 39

Frauen sind viel härter im Nehmen, auch was Fäulnis angeht

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]


Klick für's PDF!


Wie viel CSl Miami steckt eigentlich in Ihrem beruflichen Alltag?

Dieses TV-Format zeigt die Kriminalbiologie quasi in einer Art komprimierten Musical-Fassung: Stets adrett gekleidete Damen und Herren erledigen ihre Arbeit in dramatisch emotional vorgetragenen Handlungsmustern. Eines der sicherlich größten Unterschiede gegenüber der Realität ist, dass die zuständigen Spurensucher dort gleichzeitig auch die Ermittler sind, was aber äußerst kontraproduktiv wäre. Es ist zudem der medialen Inszenierung geschuldet, dass selbst komplexe Prozesse der Kriminalbiologie hier mit einem Fingerschnips erledigt werden. Ich empfinde das also unfreiwillig komisch.


Sie empfinden eine verwesende Leiche als faszinierend. Empfinden Sie überhaupt noch Ekel in Ihrem Job?

Um es auf den Punkt zu bringen: Nein.


Sind insbesondere die Frauen eher verschreckt oder fasziniert von Ihrem Beruf?

Im Gegenteil: Frauen sind viel härter im Nehmen, aus was Fäulnis angeht.


Sie werden ja häufig mit Tragödien konfrontiert. Welches Verhältnis haben Sie dadurch zum Tod?

Ich sehe da keinen Zusammenhang.Der biologische Tod ist was gutes, sinnvolles und normales. Der gewaltsame Tod ist ein Unglück, das unschön ist.


Gibt es Ihrer Meinung nach angesichts der grenzenlos scheinenden Möglichkeiten der Kriminalbiologie und der DNA-Technik eigentlich noch den perfekten Mord?

Perfekte Morde wären aus der Sicht von Bekloppten alle Morde, von denen wir nie etwas erfahren. Ob es sie in Wirklichkeit gibt oder ob sie nur ein Phantasma sind, weiß niemand…


Ihr Verhältnis zur Polizei ist offenkundig zwiespältig: Einerseits bilden Sie die Exekutive aus, andererseits geraten Sie immer wieder in Konflikt mit Ihnen, da Sie offensichtlich nicht Ihrem optischen Idealbild entsprechen. Haben Sie daraus mittlerweile Konsequenzen gezogen?

Es ist eher das Verhältnis der Polizei zu mir zwiespältig, weil ich regelmäßig von ZivilfahnderInnen und BundespolizistInnen, die sehr offenkundig schlecht ausgebildet und vorurteilsbeladen arbeiten müssen, hopsgenommen werde. Ich halte es aber so wie auch im restlichen Leben: Es gibt nur eine kleine Blase, in der ich handeln kann, und dort hoffentlich Gutes und Sinnvolles erreiche. Mehr kann ein Mensch nicht tun. Wie die anderen sich benehmen, hängt leider oft nicht von mir ab, sondern von den Geistern, die die anderen im Kopf haben.


Sie haben ja auch Psychologie studiert. Wie wichtig ist diese Wissenschaft bei Ihren Ermittlungen?

So mittel. Es hilft mir in erster Linie, chronische Lügner oder Menschen mit schweren psychischen Veränderungen zu erkennen und bei diesen dann keine Diskussionen über Spuren anzufangen. Entweder die Auftraggeber sind hundert Prozent ehrlich oder wir lassen es einfach.

Etwas, das ich im Studium gelernt habe, waren die Abläufe der Trauerarbeit. Leider bleiben manche Angehörige in der Trauer stecken und suchen Schuldige, die es gar nicht gibt. Das kann bei Fällen manchmal störend sein (weil es gar keine Tat, sondern nur einen Toten gibt, der durch Unfall oder Suizid gestorben ist). Allerdings hatten wir auch schon Fälle, in denen insbesondere Eltern den richtigen Riecher hatten und den entscheidenden Hinweis auf objektive Spuren gegeben haben, etwa alte Blutspuren, die von allen anderen übersehen wurden.


Schenken Sie uns bitte zum Abschluss noch eine Lebensweisheit.

Ball flach halten!


Mit herzlichem Dank an die Elbgeflüster-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.