2014 06 Strassenfeger Der Tod ist nicht das Ende

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Quelle: strassenfeger Berlin, Ausgabe 11/2014, Seiten 4 bis 5

»Der Tod ist nicht das Ende!«

Erst kommen die Maden, dann die Polizei, dann der Kriminalbiologe Mark Benecke!

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VON GUIDO FAHRENDHOLZ DOUM


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Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke hat mit den TV-Helden des Genres nichts gemein. Von eher dünner Gestalt, ist Benecke nach eigenen Aussagen ausgesprochen unsportlich, auf Schiffs- und Flugreisen wird ihm auch schon mal schlecht und er hat Angst vor Spinnen. Tätowierungen und silberner Körperschmuck zählen dagegen genauso zu seinem vielschichtig gelebten Selbstverständnis wie eine vegetarische Ernährung, seine schwarzen Klamotten und ein fernsehfreier Lebensraum. In früher Kindheit noch von dem Berufswunsch beseelt Koch zu werden, versuchte er nach eigener Aussage, schon früh Schneeflocken mit Lack einzufangen, Staub auf Klebestreifen zu bannen, um beides danach unterm Mikroskop zu betrachten. Später an der Uni wählte er sein Hauptstudienfach nach dem zu erwartenden Unterhaltungswert der Kommilitonen aus. »Die Biologen haben auch zuerst eine Party gemacht. Da bin ich dann bei den Biologen geblieben.« Ein Praktikum in der Rechtsmedizin während dieses Biologiestudiums fesselte ihn und gab seinem Leben die entscheidende Richtung zur forensischen Entomologie. Dazu kam der Film »Blade Runner« Mark Benecke: »Darin kommen ›Nexus-6‹-Androiden aus menschlichem Gewebe vor, die von Menschen nicht zu unterscheiden sind. Dann wurde der genetische Fingerabdruck entwickelt, und ›Blade Runner‹ war überholt. Mit 22 wusste ich, dass ich mehr über diese Technik lernen will. Das konnte ich nur in der Rechtsmedizin, und so kam eins zum anderen.«


»Der Herr der Maden« oder »Inspektor Tod«

Was hier fast liebevoll formuliert scheint, beschreibt aber auch deutlich die Außenwahrnehmung eines Kriminalbiologen. Mark formuliert das folgendermaßen: »Kriminalbiologen gelten immer als Nerds, als totale Sonderlinge. Es ist ein Scheißjob, mies bezahlt, keiner will ihn machen! Für die Ermittler bist du ein Freak. Ein normaler Polizist ist für das Gute und gegen das Böse, er will eine Sozialversicherung, ein Häuschen und zwei Kinder. Mich interessiert das Gute nicht. Mir ist egal, wem meine Arbeit nützt. Ich arbeite nicht für den Richter und nicht für den Staatsanwalt, auch nicht für die Gerechtigkeit, die gibt es nämlich nicht, sondern einzig für die Wahrheit. Als Sachverständiger interessiere ich mich Null für die sozialen Umstände. Ich mache mein Gutachten und basta. Je mehr man von einem Fall weiß, desto eher lässt man sich beeinflussen. Die wichtigste Regel: keine Annahmen machen. Und niemandem glauben, vor allem nicht sich selbst.«


»Ich kenn die ganze Palette der menschlichen Schwächen aus meiner Arbeit, die biblischen Grundlagen der Todsünden...« (Dr. Mark Benecke)

Dennoch oder auch gerade deshalb, hat das öffentliche Interesse an der Forensik, auch dank unzähligen Veröffentlichungen und Vortragsreisen Beneckes, in den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten ungeahnten Zuspruch erhalten. Was die Mehrzahl der Menschen in der Realität zutiefst schockieren oder abstoßen würde, zieht sie nun in Heerscharen an, macht sie zu Leser, Zuhörer und Zuschauer. Mark Benecke: »Früher haben die Menschen dauernd Leichen gesehen, im Krieg oder wenn die Oma aufgebahrt wurde. Diese unmittelbare Begegnung mit dem Tod gibt es heute nicht mehr. Es hat bei mir Jahre gedauert, bis ich raffte, dass die Leute bei meinen Vorträgen gar nicht so sehr an der Kriminaltechnik interessiert sind. Das ist nur vorgeschoben. Wofür sie sich wirklich interessieren, ist die Frage, wie es wäre, wenn sie jemanden umbringen würden. Sie versetzen sich nicht nur in das Opfer hinein, sondern auch ein großes Stück in den Täter. Diese Erkenntnis ist schon gruselig.«


»Die Hinrichtung eines Verbrechers ist nur der hilflose Versuch, das Hintergrundrauschen unserer Existenz ein bisschen leiser zu stellen.«

Auf der einen Seite die fast schon introvertiert-analytisch forensische Arbeit am Opfer, am Fall. Demgegenüber die mediale Präsentation. Ein Spagat der für uns Außenstehende ebenso faszinierend erscheint, wie die Protagonisten eines schweren Kapitalverbrechens selbst. Opfer vor allem aber auch die Täter. Oder? Mark Benecke sieht das so: »Die faszinieren nicht, das sind totale Langweiler. Je länger du mit solchen Leuten arbeitest, desto langweiliger werden sie. Du merkst nämlich, wie sie in ihrer eigenen Scheiße gefangen sind. Besonders diese total antisozialen und psychopathischen Täter sind langweilig. Sie sitzen in einem Bleigefängnis aus Lebenslügen.«


»Unterm Strich sind wir ein Schluckauf des Universums.«

Eine soziale Gemeinschaft lebt auch von den Klischees über den Nachbarn. Für den Einen wie auch den Anderen ist das ein Ausdruck der eigenen Individualität. Nur je individueller desto kurioser gestaltet sich so manches Zusammentreffen. Tätowierungen, Schmuck, schwarze Kleidung sind eben nicht für jeden der akzeptiert erkennbarer Ausdruck eines individuellen Lebensgefühls. Mark Benecke dazu: »Ich habe dieselben Eigenschaften wie die vielen Grufties: ADHS, irgendwelche Traumatisierungen, Spaß am Randständigen und weil ich die tausendfach verfluchte Sonne hasse. Außerdem, weil ich mich in der und für diese Szene normal anziehe, normale Musik hören, normal esse und normale Leute treffen kann.«


Gelebter Glaube

Das denken selbst ernannte Vampire ebenfalls von sich. Wo liegt da die Grenze zwischen der Ambivalenz in einer Persönlichkeit und einer endogenen Psychose, beispielsweise einer Schizophrenie? Mark Benecke: »Vampire sind einfach Realität. Es gibt Menschen, die Blut trinken und davon ausgehen, dass da mehr Energie drin ist, als tatsächlich drin ist. Energie-Vampire denken, dass sie anderen auch ohne Blut einfach so Energie entziehen können. Das ist eine märchenhafte Vorstellung, die in eine Form gegossen wird, die für diese Menschen dann eine Lebensrealität darstellt. Und es funktioniert gefühlsmäßig auch und wird dadurch völlig real. So wie bei Christen. Die sagen: ›Da ist einer für uns am Kreuz gestorben, und der hat unsere Sünden auf sich genommen‹. Da denkt man ja auch: Was ist los? Aber das ist für diese Menschen tief empfundene Realität.«


»Unser Kopf, der ja im Kern schon vor ein paar Millionen Jahren entwickelt wurde, nimmt gern mal Denk-Abkürzungen.«

Schwarz ist also das Benecke‘sche Bunt. Kann so einer jetzt auch noch ernst zunehmende Politik betreiben? In welche Zwiebelschicht des politischen Spektrums fühlt sich eine so unangepasste Individualexistenz zuhause? Tatsächlich ist Mark auch amtierender Landesvorsitzender der PARTEI für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative in NRW. Natürlich, wo auch sonst! Benecke betont: »Ich mache für mich persönlich gern Dinge, die auf einer falschen Grundannahme beruhen und führe die zu Ende. So wie bei der Bibel, dem Koran oder der Thora muss man das danach auslegen und stimmig machen. Das ist bei der PARTEI genauso. Hier machen wir die Grundannahme, dass politische Mittel eine Wirkung haben, die in irgendeiner Form überschaubar ist. Das ist natürlich Quatsch. Politik ist genauso irrational wie Börsenkurse. Das hat mit Vernunft überhaupt nichts zu tun. Man lernt, was passiert, wenn man eine falsche Grundannahme die ganze Zeit beibehält und ein wunderschönes blühendes Gebäude darauf aufbaut. Das ist für sich genommen völlig schlüssig, fußt aber leider auf einer falschen Grundannahme.«


»Schön, wenn man mal was kann«

Klingt nach einer Menge Spaß, aber weniger nach ernst zunehmender politischer Arbeit. Darin liegt dann wohl auch schon wieder das eigentliche Dilemma. Die Akzeptanz seines facettenreichen Charakters. Wenn schon einen Rat bekommen, zudem noch einen politisch motivierten, dann doch bitte nur aus lobbyistischem Munde, meint Benecke: »Ein Politiker verfolgt immer andere, nämlich politische Interessen. Die sind natürlich nicht immer sachorientiert. Ich habe in all den Jahren von Politikern noch nie etwas Vernünftiges erlebt als direktes Ergebnis von fachlichen Beratungen. Aber ich nehme denen das nicht übel, denn ihnen sind die Hände gebunden. Die machen einen Drecksjob und wissen das auch. Sie wollen aber auch wiedergewählt werden und müssen deshalb die ganze Zeit herumlamentieren.«

Stünde in diesem Moment die berühmt berüchtigte gute Fee vor dem weltweit renommiertesten Forensiker, dann würde Mark Benecke so reagieren: »Wenn ich diesen einen Wunsch frei hätte, dann wäre es der, dass die Leute endlich mal aufhören, einander umzubringen. Dann würde ich einfach Pizza backen und wäre ein glücklicher Pizzabäcker.«


Mit herzlichem Dank an Guido Fahrendholz Doum und die Redaktion des Strassenfeger Berlin für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.


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Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.