2014 03 Freilassinger Anzeiger: Der Herr der Fliegen und sein Wissen
Quelle: Freilassinger Anzeiger, 25. März 2014, Seite 13
Der Herr der Fliegen und sein Wissen
Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke referierte über die Einsatzmöglichkeiten der Insektenkunde
[Mehr von MB] [Artikel über MB]
Der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke hat auf Einladung
des Fördervereins des Fortbildungsinstituts der Bayerischen Polizei
(BPFI) vor Seminarteilnehmern in Ainring referiert. Benecke ist ein weltweit
anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Insektenkunde (Entomologie).
und berichtete von den Möglichkeiten, wie diese bei Polizeiermittlungen
zum Einsatz kommen kann.
100 Polizeibeamte der verschiedensten
kriminalpolizeilichen Seminare
hörten dem Vortrag zu. Dr. Mark
Benecke ist Verfasser zahlreicher
Fachaufsätze und populärwissenschaftlicher
Bücher über Kriminalbiologie.
Er untersuchte unter anderem
in Kooperation mit dem russischen
Geheim- und Sicherheitsdienst FSB
den mutmaßlichen Schädel Hitlers in
Moskau.
Als einziger Kriminalist untersuchte
er den Fall des kolumbianischen
Serienmörders und Massenvergewaltigers
Luis Alfred Cubillos, der mehr
als 300 Kinder missbraucht und ermordet
haben soll. Daneben befasst
er sich auch mit etwas ausgefallenen
und parapsychologischen Themen
wie "Spontarter Selbstentzündung",
"Blutwunder" und "Vampire". Im
Zusammenhang mit Letzteren war er
auch 2009 Präsident der "Transylvanian
Society of Darcula". Er lehrt an
verschiedenen deutschen Polizeischulen
sowie vornehmlich in den
USA und Asien. Darüber hinaus trat
er mehrfach zu verschiedenen Themen
im Fernsehen auf wie etwa bei der TV-Reihe "Galileo-Mystery". Am
Rande erwähnt sei, dass er sich auch
musikalisch als Mitglied in mehreren
Pop- und Rockbands betätigt hat.
Die Vielfältigkeit seiner Berufe und
Berufungen, Interessen und Arbeitsfelder
auch nur stichpunktartig aufzuführen,
sei allein schon ein abendfüllendes
Programm, sagte der l. Vorsitzende des Fördervereins, Fritz
Seyfferth in seiner Begrüßungsrede.
Anhand verschiedener Ermittlungsfälle
erläuterte Benecke zunächst
in dem Referat seine Vorgehensweise
bei der Tatortaufnahme
aus entomologisch-wissenschaftlicher
Sicht. Dabei wurde sehr schnell erkennbar,
wie wichtig eine gute Kommunikation
und Kooperation zwischen
dem Wissenschaftler und den
Polizeibeamten vor Ort sind, da sich
die Vorgehensweisen durchaus unterscheiden.
Immer wieder betonte Benecke ferner
die zentrale Bedeutung guter fotografischer
Sicherung der Verhältnisse
am Tatort auch für den
Entomologen. Gerade wenn es Lebensmittel
unterschiedlicher Art am Tatort gibt, sei dies besonders wichtig,
um das Vorhandensein oder die
Herkunft unterschiedlicher Insektenarten
erklären zu können.
Dies konnte er auch eindrucksvoll
mit Bildern, die teilweise nicht unbedingt
für zartbesaitete Gemüter waren,
von Leichen mit unterschiedlichen Fraßspuren und Madenbefall
dokumentieren. Verblüffend war
auch, was der Spezialist aus dem Vorhandensein
unterschiedlicher Fliegenarten
und ihrer verschiedenen
Entwicklungsstadien zu ermitteln
wusste. So konnte er alleine daraus in
mehreren Fällen beweisen, dass die Verstorbenen, in diesen Fällen meist
Kleinkinder oder pflegebedürftige ältere
Personen längere Zeit vor ihrem
Tod von den/Sorgeberechtigten vernachlässigt
worden waren. So konnte
er wichtige Hinweise auf weitere Ermittlungen
geben oder aber Aussagen
von Zeugen oder Beschuldigten
widerlegen.
In einem zweiten Abschnitt ging
der Referent auf Themen wie die Bedeutung
von Raum- oder Umgebungsklima
am Auffindungsort sowie
auf Möglichkeiten der richtigen
Sicherungs- und Aufbewahrungsmethoden
von Insekten und Larven ein.
Nur so sei gewährleistet, dass auch
tatsächlich verlässliche Aussagen aus
entomologischer Sicht zu machen seien.
Durch die unnachahmliche Mischung von Entertainment und Wissensvermittlung
durch den
Referenten verging die Zeit für alle
Zuhörer wie im Flug.
Die zahlreichen praktischen Hinweise,
so fasste Fritz Seyfferth zum Schluss die Veranstaltung zusammen,
hätten für viele ein interessantes
Spektrum von weiteren Ermittlungsansätzen
bei Todesfällen eröffnet und
ließen die Insektenkunde in einem
neuen Licht erscheinen.
Mit herzlichem Dank an Fritz Seyfferth und die Redaktion des Freilassinger Anzeiger für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.