2014 02 Neue Westfaelische Zeitung Die DNA ist wie eine Schatzkiste: Difference between revisions

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''' Die Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke und Kristina Baumjohann zum Doppelmord von Gütersloh.'''<br>
''' Die Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke und Kristina Baumjohann zum Doppelmord von Gütersloh.'''<br>


'''Gütersloh. Winzige Spuren spielen im Fall des Doppelmordes an der pensionierten Ärztin Helgard G. (74) und ihrem Bruder Hartrnut S. (77) eine große Rolle. Sein genetischer Fingerabdruck an Wasserglas, Weinflasche und Wange sowie unter einem abgebrochenen Fingernagel des Opfers haben den mutmaßlichen Täter, einen 28-Jährigen aus Verl, überführt. Patrick Menzel sprach mit Dr. Mark Benecke und Diplom-Biologin Kristina Baumjohann über einen kleinen, stummen Zeugen: die DNA'''.<br>


[[File:Neue westfaelische dna forensik mark benecke kristina baumjohann komp.pdf|thumb|200px|left]]Mark Benecke sieht aus, als wäre er im Brainstorming-Meeting eines Krimiverlages geboren
<font color=orange>'''Herr Benecke, was genau ist eine DNA?'''</font><br>
worden. Der Kriminalbiologe trägt einen
'''Dr. Mark Benecke''': Man muss sich die Desoxyribonukleinsäure, kurz DNA, wie eine Zahl vorstellen, die ein Mensch bei seiner Geburt zugelost bekommt. Diese Zahl ist in allen Zellen - außer in den roten Blutzellen - eines einzigen Menschen immer gleich. Mit seinen Zellen, Haaren und Speichel lässt ein Mensch seine individuelle Zahl überall liegen: Auf dem Sofa, im Bett oder eben an einem Tatort - wie eine Visitenkarte.<br>
langen schwarzen Ledermantel, schwere Bikerstiefel
und viel Metall im Gesicht. Er hat
eine Glatze, die Arme sind mit wilden Farben
und Formen bedeckt, und an seinem Gürtel
hängen eine Grubenlampe, ein Kompass, ein
Taschenmesser und ein absurd großer Schlüsselbund. Bevor Benecke den Raum betritt, hört
man ein gefährliches, metallisches Klirren.
Solche Figuren tauchen in vielen Krimis auf:
der geniale Freak, der Außenseiter, der den
Mainstream durchschaut.<br>


Mark Benecke ist echt, er hat auf der FBI
Academy und der legendären »Body Farm«
studiert, einer Universität, die sich auf die Analyse
verwesender Körper spezialisiert hat. Ergilt als einer der führenden Kriminalbiologen
der Welt. Benecke berät Gerichte und Polizeibehörden,
Anwälte und Opfer. 2011 hat er das
Buch »Aus der Dunkelkammer des Bösen«
herausgebracht, in dem er berühmte Kriminalfälle
analysiert. In seiner Freizeit veranstaltet
er Vampir-Rollenspiele und hört Gothic. Kann
dieser Mann, der Krimiklischee und Verbrechensexperte
zugleich ist, erklären, warum
unsere Gesellschaft süchtig ist nach »Tatort«,
Schwedenkrimis und amerikanischen Cops?<br>


<font color=orange>'''Was verrät DNA über einen Menschen?'''</font><br>
'''Benecke''': Beim genetischen Fingerabdruck fallen keine biometrischen Daten über Körper oder Geist an. Nichts über Inttelligenz oder Krankheiten.<br>


<font color=orange>'''Herr Benecke, was machen Sie normalerweise an einem Sonntag um 20.15 Uhr?'''</font><br>
'''MB''': Keine Ahnung. Ich bin oft auf Konzerten,
Vorträgen und leider auch ziemlich häufig im
Labor. Warum fragen Sie?<br>


<font color=orange>'''Sicherlich lassen sich daraus aber noch weitere Informationen entschlüsseln.'''</font><br>
'''Kristina Baumjohann''': Die DNA ist wie eine Schatzkiste. natürlich lassen sich daraus viele weitere Informationen über einen Menschen ablesen. Die Bereiche der DNA, die in Kriminalfällen untersucht werden, lassen jedoch keine biometrischen Daten erkennen. Das ist per Gesetz so geregelt.<br>


<font color=orange>'''Da beginnt der »Tatort«, und halb Deutschland guckt den Mord zum Sonntag.'''</font><br>
'''MB''': Der »Tatort« ist aber nun mal absoluter
Teil der bundesdeutschen Kultur. Eine Gesellschaft
muss sich auf ein paar Dinge einigen.
Die Franzosen schwören darauf, dass ein
anständiges Essen drei Stunden dauern muss.
Und für die Deutschen fühlt sich eine Woche
ohne»Tatort« leer an. Es ist eine Art von Wellness.<br>


<font color=orange>'''Welche Rolle hat die DNA mittlerweileile in der Forensik eingenommen?'''</font><br>
'''Baumjohann''': Eine besonders Wichtige. Die Methoden zur Auswertung und Bearbeitung werden immer ausgefeilter. So können heutzutage bereits viel geringere Mengen an DNA ausgewertet werden als da etwa noch vor zehn Jahren der Fall war.<br>


<font color=orange>'''Aber alle schimpfen doch nur über den »Tatort« - auf Twitter und in der Kantine.'''</font><br>
'''MB''': Die Leute schimpfen auch über das Wetter
und ihren Fußballverein. Nur was uns wirklich
wichtig ist, bringt uns aus der Fassung.<br>


<font color=orange>'''Reichen allein DNA-Spuren an einer Weinflasche und einem Wasserglas aus, um einen Täter zu überführen?'''</font><br>
'''Benecke''': Überführen -- das ist eher ein juristisch und journalistisch geprägter Begriff. Die nachgewiesenen Spuren bedeuten, dass der Tatverdächtige mit diesem DNA-Muster Weinflasche und Wasserglas berührt hat. Nicht mehr, und auch nicht weniger.<br>


<font color=orange>'''Trotzdem: In den öffentlich-rechtlichen Sendern laufen pro Woche mehr als sechzig Krimis. Auch die Bestsellerliste wird von dem Genre dominiert. Warum?'''</font><br>
'''MB''': Der Konsum von Krimis wie »Tatort«,
»Der Alte« oder »Derrick« ist ein bürgerliches,
spießiges Hobby. Immer geht es um die
Frage: Wer ist der Täter? Wer hat Schuld? Dabei
spielt es keine Rolle, ob die Leute mit Bier
und Chips auf der Couch im Ruhrgebiet hocken
oder mit einem nostalgisch-ironischen
Grinsen beim Public Viewing in einer Kreuzköllner
Kneipe. Solche Krimis sind ein hochgradig
systemtragendes Genre und versichern
uns: Da draußen existiert das Böse, aber da
sind auch Leute, die für Recht und Ordnung
sorgen.<br>


<font color=orange>'''... und eine DNA-Spur unter dem abgebrochenen Fingernagel eines der Opfer?'''</font><br>
'''Baumjohann''': Wenn der Fingernagel des Opfers abgebrochen ist, deutet das auf eine gewaltsame Auseinandersetzung hin. Oder sind Ihnen schon einmal beim Händeschütteln die Nägel abgebrochen?<br>


<font color=orange>'''Auch in Ihren Büchern werden reale Kriminalfälle geschildert, es geht unter anderem um CharIes Manson und Anders Breivik. Hätten sich solche Bücher auch früher gut verkauft?'''</font><br>
'''MB''': Krimis sprechen ein menschliches Grundbedürfnis
an. In China wurde ein Text aus dem
frühen 13. Jahrhundert gefunden, der die erste
uns bekannte kriminalbiologische Ermittlung
der Geschichte schildert: In einem Dorf wurde ein Bauer mit einer Sichel umgebracht.
Der zuständige Ermittier lässt alle
Bauern ihre Sicheln auf den Dorfplatz legen
und wartet, dass die Natur ihre Arbeit tut. Auf
einer Sichel sammeln sich bald die Fliegen, die
Blutreste riechen, die das menschliche Auge
nicht sieht: Der Mörder ist überführt. Menschen
lieben Rätsel, ganz gleich, ob es um Sudoku
oder Verbrecherjagd geht.<br>


<font color=orange>'''Nein.'''</font><br>
'''Baumjohann''': Es kommt eben auf das gesamte Spurenbild am Tatort an. Die DNA des Tatverdächtigen unter dem abgebrochenen Fingernagel des Opfers lässt sich somit wohl nicht mit einem freundlichen Handschlag erklären.<br>


<font color=orange>'''Kurt Tucholsky hat gesagt: »Jede Zeit hat die Räuberromane, die ihr angemessen sind.« Was sagt es über unsere Zeit aus, dass ausgerechnet die Branche der Kriminalbiologen durch Serien wie »CSI« das Genre bestimmt?'''</font><br>
'''MB''': Eigentlich ist das ja keine neue Entwicklung.
Sherlock Holmes zum Beispiel war Chemiker,
der den Gangstern durch die Analyse
von Haaren, Schuhabdrücken und Asche auf
die Spur kam. »Watson, unterschätzen Sie nie
die Aussagekraft von Fingernägeln« lautete das
Motto. Die Forensikthriller sind nur ein zeitgemäßes
Update dieses Motivs. Im Kriminallabor
kann man ja auch krasse Sachen zeigen:
Die Kamera zoomt bei der Obduktion förmlich
in den Körper hinein. Die Wissenschaftler
führen mit Touchscreens, Pipetten und anderen
piepsenden Hightechgeräten eine wilde,
leuchtende Choreografie auf. Mir gefällt das,
weil es vermittelt, dass man mit scheinbar nerdigen
Dingen wie Mathe, Physik oder Computern
faszinierende Ergebnisse erzielen kann.<br>


<font color=orange>'''Also fällt auch eine herzliche Umarmung als Begründung für die an der Wange des Opfers gesicherte DNA-Spur weg.'''</font><br>
'''Benecke''': Wenn sich Tatverdächtiger und Opfer dabei nicht unbedingt gekratzt haben, schon.<br>
'''Baumjohann''': Sicherlich kann eine Umarmung ausreichen, um DNA zu übertragen. Da hängt aber letztlich von vielen Faktoren ab, etwa der Intensität der Umarmung oder den Kontaktstellen. Ein Experiment wäre aufschlussreicher als das reine Gedankenspiel.<br>


[[File:Benecke neon 01 2014 1.jpg|thumb|200px|right]]<font color=orange>'''Ist die Darstellung Ihrer Arbeit in diesen Serien denn realistisch? Dauert es wirklich nicht länger, die DNA eines Menschen zu analysieren, als ein Fax zu verschicken?'''</font><br>
'''MB''': Fiktion ist nicht der Realität verpflichtet.
Wenn ich abends von der Arbeit komme, will
ich auch keine Dokumentation Ihres Arbeitsprozesses
sehen, sondern ein gut gemachtes
Magazin lesen. Der technisch-bürokratische
Aufwand, den wir in Wirklichkeit bei einzelnen
Kriminalfällen betreiben, ist so komplex
und dröge, dass man ihn ohne Verdichtung
kaum spannend erzählen kann. Ich würde mir
allerdings schon wünschen, dass im deutschen
Fernsehen mal jemand den Mut hat, nicht immer
einen Multitasking-Kommissar in den
Mittelpunkt zu stellen, sondern den ganzen
Apparat abzubilden: Ermittler, Forensiker,
Hubschrauberpiloten - wer redet wann mit
wem? Da spielen sich Dramen ab. So eine
Krimiserie mit zwanzig mehr oder weniger
gleichberechtigten Protagonisten fände ich
toll. Arbeitstitel: »Das Präsidium«.<br>


<font color=orange>'''Hat es hierzulande bereits Verurteilungen gegeben, die ausschließlich auf einer DNA-Spur basieren?'''</font><br>
'''Benecke''': Nein, das ist höchstrichterlich - und auch sinnvollerweise - verboten. Es könnte ja sein, dass jemand eine Zigarette raucht, die Kippe fliegt auf den Boden und wenig später wird an dieser Stelle ein Mensch getötet. Eine Verurteilung, die ausschließlich auf der Kippe basiert, wäre nicht tragbar.<br>


<font color=orange>'''Mir fällt auf, dass die »Tatort«-Killer meist aus Unterschicht oder Chefetage stammen.'''</font><br>
'''MB''': Ja, die Mittelschicht steht am Spielfeldrand
und wundert sich über Exzesse der Extreme.
Die Zielgruppe will nicht als das Böse auftauchen.
Das ist auch der Grund, warum wir
so viele extreme Krimis haben, in denen der
Täter fast ein Monster ist. Wenn ich in meinen
Vorlesungen anspreche, dass Serienkiller - abgesehen
davon, dass sie ihren abartigen Fantasien
auch Taten folgen lassen - sehr viel mit
uns Normalos gemein haben, entsteht sofort
Unruhe im Saal. Der Krimikonsument denkt:
Der Täter darf mir auf keinen Fall ähnlich sein.<br>


<font color=orange>'''Hätte eine Gasexplosion womöglich alle Spuren im Haus des Geschwisterpaares vernichtet? '''</font><br>
'''Baumjohann''': Das kommt darauf an, wie nahe DNA-Träger der Explosionsquelle sind. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass bei vollständig verbrannten Leichen - nur dann die DNA des Tatverdächtigen auf der Wange des Opfers gefunden worden wäre. Ein GIücksfall, dass das Haus nicht in die Luft geflogen ist - für die Ermittier der Mordkommission, aber auch für die Nachbarn und Anwohner des Gütersloher Stadtparks.<br>
'''Benecke''': In der Regel sind sehr kleine Spuren wie Fasern, DNA und Blut fast immer bei ganz genauem Hinsehen zu finden. Da kann sehr zeitaufwendig sein. Gut, wenn man Tüftler im Team hat, die sich wochenlang gerne kleine Sachen sehr, sehr ordentlich ansehen. Nicht wie im Kino eine blau leuchtende Maschine, die ihre Arbeit auf Knopfdruck von selbst erledigt.<br>


<font color=orange>'''Von welchen Gemeinsamkeiten sprechen Sie?'''</font><br>
'''MB''': Die Grundbedürfnisse sind in allen Menschen
angelegt: Geld, Sex, Liebe. Der Bürger
setzt auf das Sparbuch, der Räuber auf die Pistole.
Die Handlungen unterscheiden sich, das
auslösende Bedürfnis ist dasselbe. Die meisten
Menschen denken, zwischen sozialverträglichem
und asozialem Verhalten bestünde eine
dicke Grenze. Dabei ist der Abgrund in jedem
Menschen angelegt.<br>


<font color=orange>'''Akribie und Spürsinn der Spurensicherung am Tatort sind also der Schlüssel zur Aufklärung eines Verbrechens.'''</font><br>
'''Baumjohann''': Auf jeden Fall sind das Eigenschaften, die eine erfolgreiche Ermittlung tragen. Manchmal hilft auch eine glückliche Fügung. Todesermittler und Spurensicherer sind sehr hartnäckige Charaktere, die nicht aufgeben und in Fällen wie dem des Doppelmordes von Gütersloh sich selbst und ihre Arbeit im Team ständig überprüfen. Auch Teamarbeit und die Betrachtung von Fragestellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln sind Teil des ErfolgsschlüsseIs.<br>


<font color=orange>'''Muss ein Krimi das nicht auch beschreiben?'''</font><br>
'''MB''': Die Frage ist, ob sich diese Geschichte gut
verkaufen würde. Das glaube ich nicht. Die
Menschen sind nicht stark genug, um zu sehen,
auf welchem schlittrigen Schieferabhang wir
uns alle befinden. Wie schnell genetische, biografische
oder soziale Faktoren, wie etwa eine
Kindheit ohne Sicherheit und Liebe, uns ins
Rutschen bringen können.<br>


<font color=orange>'''Bevor die Beamten mit der Spurensicherung beginnen konnten, mussten sie das mit Gas geflutete Haus lüften. Eine genaue Ermittlung des Todes- und Tatzeitpunktes sei somit nicht möglich, behaupten sie.'''</font><br>
'''Benecke''': Ob sich trotz des Durchlüftens ein exakter Zeitpunkt feststellen lässt, müsste man ganz individuell für diesen Fall anhand eines Liegezeitutachtens prüfen. Bei der Todeszeit-Feststellung gibt es viele Methoden, die ineinander greifen.<br>


<font color=orange>'''Die Vorträge, in der Sie Ihre Arbeit beschreiben, werden oft von hunderten Menschen besucht. Warum?'''</font><br>
'''MB''': Ich denke nicht, dass viele Psychos unter
meinen Zuschauern sind, die hier ihre Lust auf
Hardcore und Blut befriedigen. In unserer Gesellschaft
haben wir den Tod und den Verwesungsprozess
unsichtbar gemacht. Die Leute
wollen mehr über die Erscheinungen des Todes
wissen: Wie sieht eine Leiche nach zwanzig
Tagen aus? Stinkt sie? Ist sie giftig? Ich finde
diese Neugier ganz gesund, weil die Menschen
was über das Leben lernen, oder besser: dessen
Ende. Der Tod ist nicht giftig, aber es stinkt
sehr. Ich hatte nie Berührungsängste. Dafür
habe ich Angst vor Achterbahnen.<br>


----


<font color=orange>'''Gibt es Szenen aus Ihrem Arbeitsalltag, die Sie lieber nicht in der Öffentlichkeit zeigen?'''</font><br>
<font color=orange>'''Zur Person: Kristina Baumjohann'''</font><br>
'''MB''': Ich habe mal ein sehr merkwürdiges Sexualdelikt
• Kristina Baumjohann (35) ist die einzige selbstständige Kriminalbiologin Deutschlands.<br>
untersucht, bei dem das Opfer schwere
Pfählungsverletzungen davongetragen hat.
Diese Bilder haben die Zuschauer sehr verstört.
Mir ist wichtig, dass mein Publikum nicht nur
seine Schaulust befriedigt, sondern auch etwas
mitnimmt. Die verlassen den Vortrag und haben
nicht gemerkt, dass ich ihnen eine chemische
Formel beigebracht habe. Das sollten gute
Krimis leisten: durch Entertainment den Horizont
der Menschen erweitern.<br><br>


• Die Diplom-Biologin wird von Polizei, Anwälten, Rechtsmedizinern, Staatsanwaltschaften, aber auch von Privatpersonen beauftragt.<br>


<i>Mit herzlichem Dank an Tobias Moorstedt und die Neon-Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.</i><br>
• Seit zehn Jahren arbeitet Baumjohann mit Mark Benecke zusammen.<br>
 
• Ihr Herz schlägt nach eigenem Bekunden für insektenkundliche Spuren.<br>
 
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit bereitet Baumjohann Freude. Und es fordere sie heraus, kleine Mosaikteile zu einem großen vollständigen Bild liefern zu können.<br>
 
• Neben ihrem Beruf arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit.<br>
 
 
----
 
<font color=orange>'''Zur Person: Dr. Mark Benecke'''</font><br>
• Dr. Mark Benecke (43) man nennt ihn auch "Dr. Made" - gilt als einer der bedeutendsten Kriminalbiologen Deutschlands.<br>
 
• Er liest aus Blutspuren und liefert mit Hilfe von Insekten wichtige, oft die entscheidenden Informationen zur Überführung von Tätern.<br>
 
• Schon anhand von toten Stallfliegen klärte er einen Mord auf.<br>
 
• Benecke untersuchte beispielsweise das Gebiss und die Schädeldecke Adolf Hitlers.<br>
 
• Er veröffentlichte mehrere Bücher, unter anderem über Kriminalfälle, Kriminalbiologie und das Altern aus biomedizinischer Sicht.<br>
 
• Benecke ist Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Partei "Die PARTEI".<br><br>
 
 
<i>Mit herzlichem Dank an Patrick Menzel und die Redaktion der Neuen Westfälischen Zeitung für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.</i><br>





Revision as of 17:32, 10 March 2014

Neue westfaelische zeitung logo.jpg

Quelle: Neue Westfälische Zeitung, 22. Februar 2014, Seite 4

"Die DNA ist wie eine Schatzkiste"

[Mehr von MB] [Artikel über MB]


Interview: Patrick Menzel
[Hier gibt's das Interview im Original-Layout]


Die Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke und Kristina Baumjohann zum Doppelmord von Gütersloh.

Gütersloh. Winzige Spuren spielen im Fall des Doppelmordes an der pensionierten Ärztin Helgard G. (74) und ihrem Bruder Hartrnut S. (77) eine große Rolle. Sein genetischer Fingerabdruck an Wasserglas, Weinflasche und Wange sowie unter einem abgebrochenen Fingernagel des Opfers haben den mutmaßlichen Täter, einen 28-Jährigen aus Verl, überführt. Patrick Menzel sprach mit Dr. Mark Benecke und Diplom-Biologin Kristina Baumjohann über einen kleinen, stummen Zeugen: die DNA.

Herr Benecke, was genau ist eine DNA?
Dr. Mark Benecke: Man muss sich die Desoxyribonukleinsäure, kurz DNA, wie eine Zahl vorstellen, die ein Mensch bei seiner Geburt zugelost bekommt. Diese Zahl ist in allen Zellen - außer in den roten Blutzellen - eines einzigen Menschen immer gleich. Mit seinen Zellen, Haaren und Speichel lässt ein Mensch seine individuelle Zahl überall liegen: Auf dem Sofa, im Bett oder eben an einem Tatort - wie eine Visitenkarte.


Was verrät DNA über einen Menschen?
Benecke: Beim genetischen Fingerabdruck fallen keine biometrischen Daten über Körper oder Geist an. Nichts über Inttelligenz oder Krankheiten.


Sicherlich lassen sich daraus aber noch weitere Informationen entschlüsseln.
Kristina Baumjohann: Die DNA ist wie eine Schatzkiste. natürlich lassen sich daraus viele weitere Informationen über einen Menschen ablesen. Die Bereiche der DNA, die in Kriminalfällen untersucht werden, lassen jedoch keine biometrischen Daten erkennen. Das ist per Gesetz so geregelt.


Welche Rolle hat die DNA mittlerweileile in der Forensik eingenommen?
Baumjohann: Eine besonders Wichtige. Die Methoden zur Auswertung und Bearbeitung werden immer ausgefeilter. So können heutzutage bereits viel geringere Mengen an DNA ausgewertet werden als da etwa noch vor zehn Jahren der Fall war.


Reichen allein DNA-Spuren an einer Weinflasche und einem Wasserglas aus, um einen Täter zu überführen?
Benecke: Überführen -- das ist eher ein juristisch und journalistisch geprägter Begriff. Die nachgewiesenen Spuren bedeuten, dass der Tatverdächtige mit diesem DNA-Muster Weinflasche und Wasserglas berührt hat. Nicht mehr, und auch nicht weniger.


... und eine DNA-Spur unter dem abgebrochenen Fingernagel eines der Opfer?
Baumjohann: Wenn der Fingernagel des Opfers abgebrochen ist, deutet das auf eine gewaltsame Auseinandersetzung hin. Oder sind Ihnen schon einmal beim Händeschütteln die Nägel abgebrochen?


Nein.
Baumjohann: Es kommt eben auf das gesamte Spurenbild am Tatort an. Die DNA des Tatverdächtigen unter dem abgebrochenen Fingernagel des Opfers lässt sich somit wohl nicht mit einem freundlichen Handschlag erklären.


Also fällt auch eine herzliche Umarmung als Begründung für die an der Wange des Opfers gesicherte DNA-Spur weg.
Benecke: Wenn sich Tatverdächtiger und Opfer dabei nicht unbedingt gekratzt haben, schon.
Baumjohann: Sicherlich kann eine Umarmung ausreichen, um DNA zu übertragen. Da hängt aber letztlich von vielen Faktoren ab, etwa der Intensität der Umarmung oder den Kontaktstellen. Ein Experiment wäre aufschlussreicher als das reine Gedankenspiel.


Hat es hierzulande bereits Verurteilungen gegeben, die ausschließlich auf einer DNA-Spur basieren?
Benecke: Nein, das ist höchstrichterlich - und auch sinnvollerweise - verboten. Es könnte ja sein, dass jemand eine Zigarette raucht, die Kippe fliegt auf den Boden und wenig später wird an dieser Stelle ein Mensch getötet. Eine Verurteilung, die ausschließlich auf der Kippe basiert, wäre nicht tragbar.


Hätte eine Gasexplosion womöglich alle Spuren im Haus des Geschwisterpaares vernichtet?
Baumjohann: Das kommt darauf an, wie nahe DNA-Träger der Explosionsquelle sind. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass bei vollständig verbrannten Leichen - nur dann die DNA des Tatverdächtigen auf der Wange des Opfers gefunden worden wäre. Ein GIücksfall, dass das Haus nicht in die Luft geflogen ist - für die Ermittier der Mordkommission, aber auch für die Nachbarn und Anwohner des Gütersloher Stadtparks.
Benecke: In der Regel sind sehr kleine Spuren wie Fasern, DNA und Blut fast immer bei ganz genauem Hinsehen zu finden. Da kann sehr zeitaufwendig sein. Gut, wenn man Tüftler im Team hat, die sich wochenlang gerne kleine Sachen sehr, sehr ordentlich ansehen. Nicht wie im Kino eine blau leuchtende Maschine, die ihre Arbeit auf Knopfdruck von selbst erledigt.


Akribie und Spürsinn der Spurensicherung am Tatort sind also der Schlüssel zur Aufklärung eines Verbrechens.
Baumjohann: Auf jeden Fall sind das Eigenschaften, die eine erfolgreiche Ermittlung tragen. Manchmal hilft auch eine glückliche Fügung. Todesermittler und Spurensicherer sind sehr hartnäckige Charaktere, die nicht aufgeben und in Fällen wie dem des Doppelmordes von Gütersloh sich selbst und ihre Arbeit im Team ständig überprüfen. Auch Teamarbeit und die Betrachtung von Fragestellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln sind Teil des ErfolgsschlüsseIs.


Bevor die Beamten mit der Spurensicherung beginnen konnten, mussten sie das mit Gas geflutete Haus lüften. Eine genaue Ermittlung des Todes- und Tatzeitpunktes sei somit nicht möglich, behaupten sie.
Benecke: Ob sich trotz des Durchlüftens ein exakter Zeitpunkt feststellen lässt, müsste man ganz individuell für diesen Fall anhand eines Liegezeitutachtens prüfen. Bei der Todeszeit-Feststellung gibt es viele Methoden, die ineinander greifen.



Zur Person: Kristina Baumjohann
• Kristina Baumjohann (35) ist die einzige selbstständige Kriminalbiologin Deutschlands.

• Die Diplom-Biologin wird von Polizei, Anwälten, Rechtsmedizinern, Staatsanwaltschaften, aber auch von Privatpersonen beauftragt.

• Seit zehn Jahren arbeitet Baumjohann mit Mark Benecke zusammen.

• Ihr Herz schlägt nach eigenem Bekunden für insektenkundliche Spuren.

• Interdisziplinäre Zusammenarbeit bereitet Baumjohann Freude. Und es fordere sie heraus, kleine Mosaikteile zu einem großen vollständigen Bild liefern zu können.

• Neben ihrem Beruf arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit.



Zur Person: Dr. Mark Benecke
• Dr. Mark Benecke (43) man nennt ihn auch "Dr. Made" - gilt als einer der bedeutendsten Kriminalbiologen Deutschlands.

• Er liest aus Blutspuren und liefert mit Hilfe von Insekten wichtige, oft die entscheidenden Informationen zur Überführung von Tätern.

• Schon anhand von toten Stallfliegen klärte er einen Mord auf.

• Benecke untersuchte beispielsweise das Gebiss und die Schädeldecke Adolf Hitlers.

• Er veröffentlichte mehrere Bücher, unter anderem über Kriminalfälle, Kriminalbiologie und das Altern aus biomedizinischer Sicht.

• Benecke ist Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Partei "Die PARTEI".


Mit herzlichem Dank an Patrick Menzel und die Redaktion der Neuen Westfälischen Zeitung für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.



Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.