2013 12 09 Zitty: 50.000 Leichen: Difference between revisions

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Quelle: ''Zitty'' (Berlin), Das Stadtmagazin des Tagesspiegels, 9. Dezember 2013, Seiten 90 bis 91<br>
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Rezension zum Buch '''Seziert: Das Leben von Otto Prokop'''<br>
Verlag Das Neue Berlin (Okt. 2013), ISBN <nowiki>978-3-360-02166-3</nowiki><br>


Rezension zum Buch '''Seziert: Das Leben von Otto Prokop''', Verlag Das Neue Berlin (Okt. 2013), ISBN 978-3-360-02166-3<br>
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[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Publikationen von MB]]]<br>
[Weitere [[All Mark Benecke Publications|Artikel von MB]]] [Artikel [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=Media#Interviews_.26_Articles <font color=lightgrey>über MB</font>]]<br>


[Zusatzmaterial [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=2013_12_09_Zitty:_50.000_Leichen zum Buch]] [Rezension des [http://wiki2.benecke.com/index.php?title=2013_12_20_EKZ:_Rezension_Otto_Prokopp EKZ zum Buch]]<br><br>
'''VON LUTZ GÖLLNER'''<br>


''Mit vielem Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.''
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==<font color=orange>Rezension zum Buch "Seziert: Das Leben von Otto Prokop"</font>==


'''Der DDR-Pathologe Otto Prokop, Österreicher, Lehrer und Wissenschaftler von Weltruf, bekommt endlich die verdiente Würdigung: eine Biografie, geschrieben von Mark Benecke'''<br>
'''Der DDR-Pathologe Otto Prokop, Österreicher, Lehrer und Wissenschaftler von Weltruf, bekommt endlich die verdiente Würdigung: eine Biografie, geschrieben von Mark Benecke'''<br>
'''Text: Lutz Göllner'''<br>




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<i>Mit herzlichem Dank an Lutz Göllner und die Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.</i><br>
===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[2013-10-15:_Seziert:_Das_Leben_von_Otto_Prokop|Zusatzmaterial zum Buch]]<br>
* [[2013_12_20_EKZ:_Rezension_Otto_Prokopp|Rezension des EKZ zum Buch]]<br>
* [[2017 02 maxdomeblog 10 Fragen an MB|10 Fragen an Kriminalbiologen Dr. Mark Benecke]]<br>
* [[2016 12 oberirr de: Adventstuerchen Nr 13|Adventstürchen Nr. 13]]<br>
* [[2016 10 Pure online: Geisterbeschwoerungen|"Glauben Sie an Geisterbeschwörungen?"]]<br>
* [[2013 12 20 EKZ: Rezension Otto Prokop|Rezension Otto Prokop]]
* [[2016 10 welt de: Was bei DNA Untersuchungen schiefgehen kann|Was bei DNA Untersuchungen schiefgehen kann]]<br>
* [[2013-10-15: Seziert: Das Leben von Otto Prokop|Seziert: Das Leben von Otto Prokop]]
* [[2012 09 TOR online: Was essen wir nach der Apokalypse|Was essen wir nach der Apokalypse?]]<br>


* [[2002-02 Kriminalistik: Milzbrandbriefe auch in Deutschland?|Milzbrandbriefe auch in Deutschland?]]<br>
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Quelle: Zitty (Berlin), Das Stadtmagazin des Tagesspiegels, 9. Dezember 2013, Seiten 90 bis 91
Rezension zum Buch Seziert: Das Leben von Otto Prokop
Verlag Das Neue Berlin (Okt. 2013), ISBN 978-3-360-02166-3

50.000 Leichen

Rezension zum Buch "Seziert: Das Leben von Otto Prokop"

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

VON LUTZ GÖLLNER


Der DDR-Pathologe Otto Prokop, Österreicher, Lehrer und Wissenschaftler von Weltruf, bekommt endlich die verdiente Würdigung: eine Biografie, geschrieben von Mark Benecke


Rezension prokopp.jpg

Aus der zeitlichen Entfernung betrachtet wird jedes Bild unscharf. Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke, stark tätowierter Autor populärwissenschaftlicher Bücher, Radio Eins-Kolumnist mit ganz viel schwarzem Humor und – nicht zuletzt! – Kandidat der „Titanic“-PARTEI hat ein Buch geschrieben über Otto Prokop, jenen Österreicher, der jahrzehntelang die Rechtsmedizin der Charité leitete. Und obwohl Benecke und Prokop sich kannten (ein sehr lustiges Bild im Umschlag des Buches beweist das) und Beneckes Recherche vorbildlich ist, bleibt der Professor nicht greifbar, schemenhaft, geheimnisvoll.


Man muss sich an den Fakten entlang hangeln. Otto Prokop, geboren 1921 in St. Pölten. Der Krieg unterbrach sein Medizinstudium, das er 1948 in Bonn beendete. In den folgenden Jahren machte sich Prokop einen Namen mit wissenschaftlich sehr eleganten Arbeiten zu den Themen „Mord mit Hilfe von Tierhaaren“ und Blutgruppenmerkmalen in deutschsprachigen Gebieten. 1956 schließlich erhielt Prokop den Ruf an die Berliner Charité – dem Arbeiter- und Bauernstaat rannten die Wissenschaftler im Heerscharen davon –, ein Jahr später übernahm er dort die Leitung der Rechtsmedizin.

In Ost-Berlin muss ein weltgewandter Österreicher, der sich Zeit seines Lebens stilsicher kleidete, eine umfassende humanistische Bildung hatte und mit einer Ader für Sarkasmus ausgestattet war, eine faszinierende Figur gewesen sein. Bis zu seiner Eremitierung im Jahr 1987 bildete Prokop 27 Habilitanten aus, mehr als die meisten Naturwissenschaftler, sezierte 50.000 Leichen, schrieb mehr als 60 Bücher, darunter das heute noch gültige Standardwerk zur Gerichtsmedizin, 600 kleinere wissenschaftliche Aufsätze und hielt 500 große Themenvorträge. Seine Forschung auf den Gebieten der Blutgruppenkunde und Genetik brachte der DDR internationale Reputation ein, seine Vorlesungen in Berlin wurden mit Flugblättern an Bäumen rund um die Universität angekündigt und waren immer überfüllt.

Nach der Wende sank die Dunkelheit über den stets fliegetragenden Wissenschaftler hinab. Zwar kam er noch täglich in sein Büro in der Hannoverschen Straße, aber mit dem eigenen Bedeutungsverlust in der neuen Zeit kam Prokop schlecht zurecht. Jetzt bestraften die Sieger der Geschichte den ideologielosen Österreicher, der in jedem Text über ihn Wert darauf legte, er sei „nie Mitglied einer Partei“ gewesen.

„Er war ein Stern“, beschreibt Mark Benecke im Interview seinen älteren Wissenschaftskollegen poetisch, „aber den meisten Menschen sind Sterne nun mal egal; die funkeln halt da draußen.“

Viele der Unschärfen, die Mark Benecke wohl auch ganz bewusst im Verschwommenen lässt, kann man mit gesunden Menschenverstand erklären, etwa: Warum nur lebt jemand freiwillig in der DDR, zumal wenn er als Österreicher jederzeit die Grenzen wechseln kann? Da spielt wohl die akademische Eitelkeit eine Rolle, schließlich wurde man nicht so ohne weiteres mit 36 Jahren Institutsdirektor. Dazu kam, dass sich Prokop als „Ostmarker“ in der Wehrmacht wie ein Deutscher zweiter Klasse gefühlt hatte und das Kriegsende in einem amerikanischen Lager als komplett chaotisch erlebte. Da bot ihm die akademische Karriere im Osten wohl auch ein Stück Heimat.

Rezension prokopp2.jpg

Aber wie ging Prokop mit den Ungerechtigkeiten im Osten um, mit der politischen Unterdrückung und der ständigen Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit? „Ich würde es nicht Anpassung nennen“, beantwortet Benecke diese Frage, „aber diese DDR-Schizophrenie, die hat er mitgespielt. Er hat versucht, ein guter Lehrer zu sein.“ Dazu gehört auch Prokops fast schon fanatischer Kampf gegen Parawissenschaften. Wünschelrutengänger, Homöopathie, Akupunktur, überhaupt alternative Medizin, das alles war ihm ein Gräuel. Prokop summierte das unter dem Stichwort „Nonsens-Wissenschaft“.

In der realen Welt ging Prokop den Pakt mit dem Teufel ein, arbeitete mit der Stasi zusammen. Gleichzeitig spielte er immer ein eigenes Spiel, kopierte Akten und versteckte sie bei sich im Safe. Benecke erwähnt in seinem Buch mehrere bekannte Kriminalfälle, bei denen Prokop an den Ermittlungen beteiligt war, darunter auch den Tod des Grenzsoldaten Egon Schultz, der im Kugelhagel der eigenen Leute starb. Die Akte wurde natürlich kassiert, Prokop protestierte nicht. Die Schriftstellerin und Journalistin Gabriele Goettle, die für ihren Band „Experten“ 2004 ein Prokop-Porträt geschrieben hatte, berichtete von merkwürdigen Riten: Vertrauliche Gespräche führte Prokop auch nach der Wende bevorzugt bei voll aufgedrehtem Radio, über brisante Fälle erging er sich nur in Andeutungen. „Er wusste Sachen“, erzählt Goettle in Beneckes Buch, „ich bin mir ganz sicher. Er musste aus ganz vielen Gründen Schiss haben.“

Diese Haltung begegnete Benecke auch bei seiner Recherche. Bekannte von Prokop zogen ihre Zusage zur Kooperation zurück, verschwanden von der Bildfläche, waren nicht mehr zu erreichen. Auch im 25. Jahr der deutschen Einheit, so scheint es, sitzen viele Verwundungen tief. Ein Buch wie das von Benecke, das einerseits voller Bewunderung und Zuneigung ist, sich dem Thema aber nicht unkritisch nähert, kommt spät, aber nicht zu spät.


Mit herzlichem Dank an Lutz Göllner und die Redaktion für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.