2013 05 Effilee: Was haben Sie gestern gegessen Mark Benecke?
Quelle: Effilee, Heft 25, Sommer 2013, Seite 16
Was haben Sie gestern gegessen?
Mark Benecke?
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VON HANS KANTEREIT
Dr. Mark Benecke gilt als der bekannteste Kriminalbiologe der Welt. Wenn irgendwo eine Leiche liegt, in deren letztes Stündlein mit herkömmlichen Ermittlungsmethoden kein Licht gebracht werden kann, wird er als Sachverständiger zu Rate gezogen. Der Herr der Maden führt die Polizei anhand biologischer Spuren, unter anderem Insekten und Insektenlarven, die sich auf, um und in den Mordopfern herumtreiben, auf die Fährte des Täters. In seiner knappen leichenfreien Zeit verdingt sich der dreiundvierzigjährige lebensfrohe Vegetarier als Kandidat und Landesvorsitzender für DIE PARTEI und setzt sich für die Organisation Peta gegen die Haltung von Zirkustieren und für den Schutz von wirbellosen Meerestieren ein.
Zum improvisierten Frühstück
in der Laborküche gab es einen
Ofenpfannkuchen, den meine
Assistentin Tina zu Hause gemacht und
mitgebracht hat. Da Tina die tollste Assistentin
der Welt ist, hat sie ihn für den
Transport auch noch liebevoll mit Folie
abgedeckt. Ein wunderbarer gefalteter
Ofenpfannkuchen finnischer Art. Dafür
werden Milch, Eier, Butter, Zucker, Salz
und Mehl verrührt und das Ganze kommt
dann für eine halbe Stunde in den Backofen.
Wird eigentlich mit Weizenmehl
gemacht, meiner war aus Dinkelvollkornmehl,
weil Tina das Weizenmehl ausgegangen
war.
Tagsüber nasche ich nur äußerst ungern,
weil ich - bedingt durch mein Handwerk
- von morgens bis abends schmutzige
Flossen habe und nichts anfassen mag, was
anschließend in meinen Mund soll. Gestern
gab es die Ausnahme von der Regel:
Ich war kürzlich in Amsterdam, und von
dort bringe ich mir immer Stroopwafels mit. Das sind zwei runde, aufeinanderliegende
Teigwaffeln mit einer Karamellsirupfüllung
in der Mitte.
Die Holländer
legen sie gerne vor dem Verzehr auf die
Kaffeetasse, um sie zu erwärmen, weil der
Sirup dann flüssiger wird. Ich mach es umgekehrt
und lass sie ein bisschen altern.
Wenn sie lange genug abgehangen sind,
wird nämlich nach und nach der Honig zäh. Dann leistet die Füllung einen gewissen Widerstand und das Reinbeißen und
das Abbeißen werden eine Art Herausforderung
und damit ein ganz besonderer
Genuss.
Ansonsten habe ich meinem Kühlschrank
gestern für eine längere Abwesenheit
Adieu gesagt. Da ich regelmäßig auf
Tourneen gehe, habe ich mir eine gewisse
Kühlschranklogistik antrainiert. Am letzten Abend
zu Hause veranstalte ich dann
immer ein mehr oder weniger gut durchdachtes
Kühlschrankleeressen. Diese Veranstaltung
war gestern ohne Fortune, denn
er war bereits so gut wie leer.
Das Einzige,
was die Küche hergab, war eine Brezel,
die ich von einer Vortragsreise mitgebracht
und eingefroren hatte, sowie zwei Nester
Bandnudeln, eine dm-Tütensuppe von Alnatura
(Muschel nudeln mit Gemüse) und
etwas Ajvar. Das ist dieser rote türkische
Brei aus Paprika oder Paprika und Auberginen,
mit dem dort gerne gewürzt wird.
Er funktioniert aber auch einwandfrei als
Brotaufstrich oder Dip.
Wenn man es
großspurig ausdrücken wollte, könnte man
die aus dem Kühlschrankinhalt resultierende
Abschiedskomposition Nudelnester
in Muschelnudelsuppe aufgekocht nennen.
Begleitet wurde das Menü von einer aufgebackenen
Brezel vom Vortrag an Ajvar. Der
Nachtisch war dann wieder ein Klassiker,
-nämlich eine Vierteltafel Lindt-Vollmilch
mit ganzen Nüssen.
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