2013 04 Zillo: Violet
Quelle: Zillo Musikmagazin, April 2013, Seite 116
Violet
Nur keine falsche Bescheidenheit!
[Mehr zu Crime & Co.] [Hier lang zu den Interviews mit MB]
[Mehr über Gothic Electro] [Sammelseite Subcultures and Gothics] [20 Jahre WGT]
[Benecke liest "Festspiel der Geister" (Video, WGT 2010)] [Interview zum Pfingsttreffen 2012] [Who is who beim WGT]
[MB bei Mike von Agonoize] [Bildband Noble Blood Vampire Chronicles] [Das WGT 2014] [MBs Kolumne im nachtplan]
Text: Daniela Mühlbauer
Foto: Ralf Pauen
Der Alltag von Violet gibt einiges her: Experimente mit gefährlichen Substanzen, Verschwörungen und Fahrten mit dem Luftschiff. Und dann hat die Band auch noch ihr Herz für Dr. Mark Beneckes Tiere – allen voran einen Hasen im Kochtopf – entdeckt. Dr. Bianca klärt auf.
Das aktuelle Violet-Album "The Violet Steam Experience" ist nicht ohne Grund am 22.02. erschienen. "Eine Schnapszahl! Und von fast so weitreichender Bedeutung wie 42", deckt Dr. Bianca auf. "Dass es sich um keinen Zufall handeln kann, zeigt auch folgendes Phänomen: Wir durften am gleichen Tag das neue Programm erstmals live vorführen. Gerade noch rechtzeitig fertig geworden: Das umgebaute Harmonium, das vergoldete Gamsgeweih, das Rasputin-Gemälde. Es konnte also nichts mehr schiefgehen."
In ihrem fünften Album erzählt die Band ihrem Leben, ihrem Alltag voller Experimente mit brandgefährlichen Substanzen, Verschwörungen, Intrigen und Luftschifffahrten. Doch Spaß beiseite, eigentlich sei inhaltlich alles sehr ernst. "Bloß sind wir keine ernsten Typen. Ein Dilemma!", bedauert Dr. Bianca und führt aus, wie die Band den Stoff für ihre Songs findet: "Wir geben einfach eine Menge her, besonders Rainer, er raucht Zigarre, ist Eisenbahnliebhaber, verzehrt gern Hund. Da könnte man ganze Abhandlungen drüber schreiben!"
Zunächst gehen Violet steampunk-mäßig in die Vollen: Anstatt der Lyrics steht ein dystopisches Märchen im Booklet, das das Album einleitet. Eine schöne Idee, doch muss man sich fragen, was mit den Lyrics passiert sein mag. "Die Texte passten nicht mehr ins Booklet. Wenn sie gepasst hätten, hätte man Märchen und Texte super vergleichen können! So geht das jetzt leider nicht", drückt die Bandchefin auf dieTränendrüse. Der Text zu "Prometheus" stammt von Lord Byron, und Dr. Bianca ist überzeugt, dass Byron als Dichterkollege große Freude an der Geschichte gehabt hätte. Die in den Liedern erzählten Geschichten gingen jedoch alle schlecht aus. "Dafür bleibt das Märchen am Ende offen. Eine Message möchten wir daraus lieber nicht formulieren, vielleicht lesen Kinder mit", gibt Dr. Bianca zu bedenken.
Neben dem verblichenen Lord Byron hat mit Dr. Mark Benecke auch ein quietschlebendiger Zeitgenosse an dem Album mitgewirkt. Und das kam so: "Mark [...] Benecke haben 2011 in einem The-Violet-Tribe-Video mitgespielt. Seit diesem denkwürdigen Tag: Ständige Kooperationen, gelegentliche Besuche, Schabengucken, Tattoos machen, unheimliche Märchenparkfiguren ausleihen", schwärmt Dr. Bianca von der besonderen Freundschaft. "Dr. Mark hat uns einen Teil der Steam-Deko zur Verfügung gestellt, den Hasen im Kochtopf, die Katze, den Steam-Teddy und den Grabstein. Uns reichte aber nicht der kleine Finger, wir wollten die ganze Hand, also musste er auch das Intro zu einem Song einsprechen. Herr Doktor, sagen Sie doch mal bitte was zu den Tieren!"
Dr. Mark Benecke: "Die Katzenlady mit dem Tablett arbeitete als Visitenkartenexpertin am Eingang der Gruselstube, als diese in viktorianischer Zeit noch von noblen Männern und Frauen mit ihren Mätressen besucht wurde. Der Hase im Kochtopf ist in Wirklichkeit das letzte Einhorn, musste aber wegen eines Vertrags mit Marvel Entertainment kurzfristig formwandeln, um nicht süßer zu sein als Pepper Potts."
"Wir sind ja immer so spät dran, deshalb haben uns viele Festivals verpasst. Schade für sie sie, aber da kann man nichts machen! Vielleicht nächstes Jahr!", orakelt Dr. Bianca. Doch immerhin: Zwei Termine stehen. "Am 4. Mai sind wir in Stade beim Steampunkfestival Aethercircus, im September in Bonn beim Le Poison Vert. Außerdem planen wir, erneut in den USA in Erscheinung zu treten." Auf die Frage, wie die Band das neue Material live umsetzen wird, kommt wie aus der Pistole geschossen die Antwort: "Mit viel Nebel! Außerdem kommen vor: Dr. Marks elektrische Menagerie, das umgebaute Harmonium, sehr viele Zahnräder und wir selber in schicker Verkleidung. Alles nach dem Motto: Bloß keine falsche Bescheidenheit!"
Hach Gottchen, wie lieb! Wer da nicht hingeht, dem ist nicht zu helfen!
www.violet-net.de