2012 Facharbeit: Elias Emde
Name: Elias Emde
Lehreinrichtung: Johann-Conrad-Schlaun Gesamtschule Nordkirchen
Jahrgangsstufe 12; Biologie Leistungskurs 2012
Betreuende Fachlehrerin: Frau Wichmann
Nordkirchen, den 10.12.2012
Facharbeit Forensische Entomologie
Leicheninsekten in der Kriminalbiologie
[Weitere Facharbeiten über Insekten]
[Weitere Facharbeiten über DNA]
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1. Mein Interesse für die Forensische Entomologie
"Das Halstuch" und "Der Alte" hießen vor rund fünf Jahrzehnten die Seriennamen beliebter deutscher Fernsehkrimis. Die damaligen Kommissare arbeiteten mit Wählscheibentelefon, Schreibmaschine und Karteikarten. Handys waren noch nicht erfunden und Fingerabdrücke wurden allein mit Rußpulver sichtbar gemacht. Ich wurde mit der amerikanischen TV-Krimiserie CSI (Crime Scene Investigation) groß. CSI beeindruckte mich durch die gezeigten Hi-Tech-Fahndungsmöglichkeiten, unter anderem bei DNA-Analysen und Bilderkennungsverfahren. Außerdem gingen die Hauptakteure neben Spurensicherung und -auswertung auch noch mit der Waffe in der Hand auf Verbrecherjagd.
Doch irgendwann kamen mir Zweifel! Wie wirklichkeitsnah sind diese und ähnliche Serien? Deshalb begann ich mich mit den forensischen (Kriminal-)Wissenschaften und ihren Möglichkeiten bei Verbrechensbekämpfung und -aufklärung zu beschäftigen. Unter anderem schrieb ich in der achten Klasse eine Facharbeit zu dem Thema "Forensische Wissenschaften - Ohne sie blieben viele Verbrechen unaufgeklärt". Neben der forensischen Medizin (unter anderem Obduktionen), der forensischen Anthropologie (Identifizierung von Skeletten und teilskelettierten Leichen) und der forensischen Odontologie (Identifikation über Gebisse), bildete die Forensische Entomologie damals einen weiteren Aspekt. Und speziell die Forensische Entomologie finde ich so interessant, dass ich mich mit ihr jetzt gerne intensiver beschäftigen möchte.
Ihre Hauptaufgabe ist mit Hilfe von Insekten, die Leichen besiedeln, die Liegezeit von (überwiegend) Verbrechensopfern möglichst präzise festzustellen. Denn die Dauer der Besiedelung könnte dem Todeszeitpunkt entsprechen oder ihn, für die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei genauso wichtig, zumindest zeitlich eingrenzen.
In meiner Facharbeit stelle ich die Forensische Entomologie vor, erläutere ein Berechnungsmodell zur Liegezeitbestimmung von Leichen und versuche in vier Versuchsreihen zu klären, wie schnell sich bei unterschiedlichen Temperaturen Kadaver mit und ohne Insektenbesiedelung zersetzen, und ob Leicheninsekten auch gegartes Fleisch "verarbeiten".
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16. Schlusswort
Je länger der Todeszeitpunkt zurückliegt, umso schwieriger wird seine Bestimmung. Haben Autolyse, Fäulnis und Verwesung eingesetzt, liegt es an der Erfahrung der Gerichtsmediziner, angenäherte Aussagen zur Leichenliegezeit zu treffen. Dazu beurteilen sie Faktoren wie den Stand des Knorpelabbaus oder die Knochenbrüchigkeit (Demineralisierung) des Skeletts.
Dagegen verfolgt die Forensische Entomologie das Ziel, über die Altersbestimmung der auf einem Leichnam gefundenen Insekten/Maden Aussagen zur Dauer der Besiedelung zu treffen - die wiederum dem Todeszeitpunkt entsprechen könnte. Selbstverständlich hat auch die Forensische Entomologie ihre Grenzen. So wenn beispielsweise die erstbesiedelnde Generation von Schmeißfliegen sich zu erwachsenen Fliegen (Imago) fertigentwickelt hat und im wahrste Sinne des Wortes "entfogen" ist, bevor die Spurensicherung ihre Arbeit beginnen konnte. Erhöhter Forschungsbedarf besteht bei der möglichen Einflussnahme von Medikamenten und Drogen auf den Entwicklungsprozess von Fliegenmaden. An die Grenzen der Prognosesicherheit gerät diese Disziplin, falls nicht erkannt wird, dass ein Körper zumindest zeitweise "insektensicher" gelagert wurde. An einem weiteren "Problem" wird ebenfalls geforscht: Dem Auszüchten im Labor. Ein Vorgang, der mehrere Tage dauert, wie der Bremer-Mordfall aus Abschnitt 12 zeigt, und damit kostbare Ermittlungszeit verstreichen lässt. Um diese Zeitspanne zu verkürzen, dienen Arbeiten wie die der Erforschung der Metamorphose forensisch relevanter Insekten. Ziel ist es hier, unmittelbar über die Entwicklungsstadien der Puppen noch im Tönnchen das Alter zu bestimmen. Abbildung 62 zeigt beispielhaft Metamorphose-Entwicklungsstadien von Calliphora vicina (Blaue Schmeißfliege) aus dieser Veröffentlichung.
Für mich ist die Forensische Entomologie ein kriminalistisch-naturwissenschaftlicher Zweig mit vielen interessanten Facetten. Leider beschränken die formalen Anforderungen meiner Schule den Textumfang einer Facharbeit auf maximal zwölf Seiten im "[...] engeren Sinne [...]" - die bereits überschritten wurden. Trotzdem blieben viele Aspekte der Insekten-Biologie ausgeklammert beziehungsweise konnten nur angekratzt werden. Ganz entfallen musste beispielsweise die Vorstellung der einen oder anderen interessanten Schmeißfliegenart, genauso wie Fallbeispiele für die Aufklärung von Morden mit Unterstützung der Forensischen Entomologie. Ebenfalls auf der Strecke blieben Informationen zur anthropologischen Forschungseinrichtung der Universität Tennessee (Body Farm) und ihre Bedeutung für die Forensische Entomologie sowie Informationen zur Insekten-Datenbank beim Forschungsinstitut Senckenberg.
Die Beschaffung von rechtsmedizinischer oder forensisch entomologischer Fachliteratur war mir nur eingeschränkt möglich. Die Stadtbücherei verfügte über solche Literatur nicht, eine Querbeschaffung aus Universitätsbeständen schied ebenfalls aus. "Gebrauchte" Literatur zu kaufen war mein nächster Gedanke: Doch entweder war sie nicht lieferbar oder zu teuer. Übrig blieben vereinzelte "Leseproben" nach dem Seiten-Zufallsprinzip im World Wide Web - soweit angeboten.
Ansonsten hat mir die Auseinandersetzung mit der forensischen Entomologie nicht zuletzt wegen der Versuchsreihen sehr viel Spaß bereitet. Beruflich Weiterverfolgen werde ich die Biologie nach dem Abitur aber nicht.
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Mit herzlichem Dank an Elias Emde für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.