2012 12 Tätowiermagazin: Von soziooekonomischen Unterschieden: Difference between revisions

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[[File:Taetowier magazin logo.jpg|thumb]]
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Quelle: [http://www.taetowiermagazin.de/ Tätowiermagazin] 12/2012, Seite 144<br>
Quelle: [http://www.taetowiermagazin.de/ ''<font color=lightgrey>Tätowiermagazin</font>''] 12/2012, Seite 144<br>


=<font color=orange>Von sozioökonomischen Unterschieden und echter Freundschaft</font>=
=<font color=orange>Von sozioökonomischen Unterschieden und echter Freundschaft</font>=
==<font color=orange>Kolumne mit Mark Benecke</font>==
==<font color=orange>Kolumne mit Mark Benecke</font>==


[Alle [[All Letzte Worte Tätowiermagazin|letzten Worte]]] [Weitere [[All Mark Benecke Publications|Publikationen von MB]]] <br>
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'''VON MARK BENECKE'''<br>


[Artikel von MB [[Tattoo |über Tätowierungen]]] [[http://www.youtube.com/watch?v=w373AWNYMU4 Claudia von Rotten erklärt Mark Benecke] alles über abgeschnitten Köpfe und Dächlichäppli]
'''Von Mark Benecke'''<br>
   
   
[[File:Das letzte Wort 12 2012.jpg|thumb|300px|left]] PartnerInnen, Kumpels und beste Freundinnen lassen sich manchmal das gleiche Tattoo stechen. Einen identischen Bodysuit hat allerdings noch keiner gesehen. Logo: Denn so unterschiedlich wie Lebenswege verlaufen, so unterschiedlich wachsen und werden auch die daraus entstehenden Tattoo-Flächen. Trotzdem vereint uns alle die Liebe zu geinkter Symbolik.<br>
[[File:Das letzte Wort 12 2012.jpg|thumb|300px|left]] PartnerInnen, Kumpels und beste Freundinnen lassen sich manchmal das gleiche Tattoo stechen. Einen identischen Bodysuit hat allerdings noch keiner gesehen. Logo: Denn so unterschiedlich wie Lebenswege verlaufen, so unterschiedlich wachsen und werden auch die daraus entstehenden Tattoo-Flächen. Trotzdem vereint uns alle die Liebe zu geinkter Symbolik.<br>


Ein Beispiel für dieses Wechselspiel, bei dem die tätowierten Unterschiede allerdings größer scheinen als sie im Herzen sind, liefern die Tattoos und Lebenswege von Claudia und Claudio.<br> 
Ein Beispiel für dieses Wechselspiel, bei dem die tätowierten Unterschiede allerdings größer scheinen als sie im Herzen sind, liefern die Tattoos und Lebenswege von Claudia und Claudio.<br> 


»Mein erstes Tattoo«, berichtet mir Claudio bei einer Grufti-Party auf Schloss Lenzburg, »habe ich mir mit Nähnadeln und Tusche gestochen, als ich in der Sicherheitsabteilung der Psychiatrie lebte. Vorher hatte ich meine Wohnung in die Luft gejagt und einige Probleme. Die Nähnadeln zum Tätowieren hatte ich aus der Arbeitstherapie und die Motive habe ich vor einem Spiegel ausprobiert. Herausgekommen sind ein Pik-As und diese Schlange hier auf meinem Arm – beides von einer Schallplattenhülle der Band Motörhead angeregt. Wenn ich auf das Tattoo schaue, erinnert mich das an die 1980er Jahre. Heute lebe ich im betreuten Wohnen und ziehe mit Claudia öfters um den Block. Die vier Pünktchen auf meiner Stirn sollten eigentlich ein Kreuz werden. Für Linien hat es damals nicht ganz gereicht, also sind es Punkte geblieben. Später habe ich mir dann doch noch ein Kreuz mit Linien auf den Finger gestochen. Hält!«.<br>
»Mein erstes Tattoo«, berichtet mir Claudio bei einer Grufti-Party auf Schloss Lenzburg, »habe ich mir mit Nähnadeln und Tusche gestochen, als ich in der Sicherheitsabteilung der Psychiatrie lebte. Vorher hatte ich meine Wohnung in die Luft gejagt und einige Probleme. Die Nähnadeln zum Tätowieren hatte ich aus der Arbeitstherapie und die Motive habe ich vor einem Spiegel ausprobiert. Herausgekommen sind ein Pik-As und diese Schlange hier auf meinem Arm – beides von einer Schallplattenhülle der Band Motörhead angeregt. Wenn ich auf das Tattoo schaue, erinnert mich das an die 1980er Jahre. Heute lebe ich im betreuten Wohnen und ziehe mit Claudia öfters um den Block. Die vier Pünktchen auf meiner Stirn sollten eigentlich ein Kreuz werden. Für Linien hat es damals nicht ganz gereicht, also sind es Punkte geblieben. Später habe ich mir dann doch noch ein Kreuz mit Linien auf den Finger gestochen. Hält!«.<br>


Bei Claudia lief vieles sehr anders. »Ich bin auf einem Schweizer Internat zur Schule gegangen«, erzählt sie. »Das neueste Black-and- Grey-Piece auf meinem Körper stammt von Ralf Fischer und zeigt Nick Cave. Kaum hatte ich das Tattoo, lief mir Nick Cave auch schon persönlich über die Füße. Er hat mir bei der Gelegenheit eine Rippe signiert und ich ließ das Autogramm dort nachstechen.<br>
Bei Claudia lief vieles sehr anders. »Ich bin auf einem Schweizer Internat zur Schule gegangen«, erzählt sie. »Das neueste Black-and- Grey-Piece auf meinem Körper stammt von Ralf Fischer und zeigt Nick Cave. Kaum hatte ich das Tattoo, lief mir Nick Cave auch schon persönlich über die Füße. Er hat mir bei der Gelegenheit eine Rippe signiert und ich ließ das Autogramm dort nachstechen.<br>


Auf dem linken Unterarm siehst du die Porträts der wichtigsten Lebewesen der Welt, meiner beiden Bulldoggen. Mein Rücken zeigt – auch grau in grau – den Baphomet von Giger. Ihm (Giger, nicht Baphomet) verdankte ich auch meinen Ausbildungsplatz auf der Maskenbildnerschule: Erst, als Giger einen Empfehlungsbrief schrieb, haben sie mich endlich aufgenommen.«<br>
Auf dem linken Unterarm siehst du die Porträts der wichtigsten Lebewesen der Welt, meiner beiden Bulldoggen. Mein Rücken zeigt – auch grau in grau – den Baphomet von Giger. Ihm (Giger, nicht Baphomet) verdankte ich auch meinen Ausbildungsplatz auf der Maskenbildnerschule: Erst, als Giger einen Empfehlungsbrief schrieb, haben sie mich endlich aufgenommen.«<br>


Kennen gelernt haben sich Claudia und Claudio trotz dieser gewaltigen »sozioökonomischen Unterschiede« (Behördendeutsch), die sie normalerweise für immer trennen müssten, vor Ewigkeiten im Psyko Store, einer Videothek für Horrorfilme in Winterthur. »Seitdem achten wir gegenseitig aufeinander, wie gute Freunde das eben tun sollten«, sagt Claudia.<br>
Kennen gelernt haben sich Claudia und Claudio trotz dieser gewaltigen »sozioökonomischen Unterschiede« (Behördendeutsch), die sie normalerweise für immer trennen müssten, vor Ewigkeiten im Psyko Store, einer Videothek für Horrorfilme in Winterthur. »Seitdem achten wir gegenseitig aufeinander, wie gute Freunde das eben tun sollten«, sagt Claudia.<br>
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»Claudio ist immer cool und witzig. Wir haben die gleiche Art von Humor und lachen uns über die gleichen Dinge kaputt. Ab und an gehen wir zusammen auf Konzerte, machen verrückte Filme und Fotos oder chillen einfach im Wald mit den Hunden. Irgendwie passt es immer.«<br>
»Claudio ist immer cool und witzig. Wir haben die gleiche Art von Humor und lachen uns über die gleichen Dinge kaputt. Ab und an gehen wir zusammen auf Konzerte, machen verrückte Filme und Fotos oder chillen einfach im Wald mit den Hunden. Irgendwie passt es immer.«<br>


Man sieht: Kleinkrämerische Tätowier-Stil-Vorlieben und -Befindlichkeiten (Old School vs. New School vs. No School) sind letztlich doch nur Quatsch, wenn es um das Schönste geht, das es gibt: Friends In Ink, mit Herz und Tinte.
Man sieht: Kleinkrämerische Tätowier-Stil-Vorlieben und -Befindlichkeiten (Old School vs. New School vs. No School) sind letztlich doch nur Quatsch, wenn es um das Schönste geht, das es gibt: Friends In Ink, mit Herz und Tinte.


Auch Schrägem und Grauem aufgeschlossen<br>
Auch Schrägem und Grauem aufgeschlossen<br>
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===<font color=orange>Lesetipps</font>===
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* [[All_Mark_Benecke_Publications#Alles_.C3.BCber_Tattoos|Mehr über Tattoos]]<br>
* [[Tattoo|MBs Tattoos]]<br>
* [[All_Letzte_Worte_Tätowiermagazin|MBs letzte Worte im Tätowiermagazin]]<br>
* [[All Beneckes Begegnungen Taetowiermagazin|MBs Begegnungen im Tätowiermagazin]]<br>
* [[All nachtplan|MBs Kolumne im Nachtplan]]<br>
* [[All ProTattoo|Alles von ProTattoo]]<br>
* [http://www.youtube.com/watch?v=w373AWNYMU4 <font color=lightgrey>Claudia von Rotten erklärt Mark Benecke alles über abgeschnitten Köpfe und Dächlichäppli</font>]<br>
* [[2009-10_Tätowier_Magazin:_Claudia_Rindler|Benecke im Interview mit Claudia Rindler]]<br>
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Quelle: Tätowiermagazin 12/2012, Seite 144

Von sozioökonomischen Unterschieden und echter Freundschaft

Kolumne mit Mark Benecke

[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]

VON MARK BENECKE


Das letzte Wort 12 2012.jpg

PartnerInnen, Kumpels und beste Freundinnen lassen sich manchmal das gleiche Tattoo stechen. Einen identischen Bodysuit hat allerdings noch keiner gesehen. Logo: Denn so unterschiedlich wie Lebenswege verlaufen, so unterschiedlich wachsen und werden auch die daraus entstehenden Tattoo-Flächen. Trotzdem vereint uns alle die Liebe zu geinkter Symbolik.


Ein Beispiel für dieses Wechselspiel, bei dem die tätowierten Unterschiede allerdings größer scheinen als sie im Herzen sind, liefern die Tattoos und Lebenswege von Claudia und Claudio.
 


»Mein erstes Tattoo«, berichtet mir Claudio bei einer Grufti-Party auf Schloss Lenzburg, »habe ich mir mit Nähnadeln und Tusche gestochen, als ich in der Sicherheitsabteilung der Psychiatrie lebte. Vorher hatte ich meine Wohnung in die Luft gejagt und einige Probleme. Die Nähnadeln zum Tätowieren hatte ich aus der Arbeitstherapie und die Motive habe ich vor einem Spiegel ausprobiert. Herausgekommen sind ein Pik-As und diese Schlange hier auf meinem Arm – beides von einer Schallplattenhülle der Band Motörhead angeregt. Wenn ich auf das Tattoo schaue, erinnert mich das an die 1980er Jahre. Heute lebe ich im betreuten Wohnen und ziehe mit Claudia öfters um den Block. Die vier Pünktchen auf meiner Stirn sollten eigentlich ein Kreuz werden. Für Linien hat es damals nicht ganz gereicht, also sind es Punkte geblieben. Später habe ich mir dann doch noch ein Kreuz mit Linien auf den Finger gestochen. Hält!«.


Bei Claudia lief vieles sehr anders. »Ich bin auf einem Schweizer Internat zur Schule gegangen«, erzählt sie. »Das neueste Black-and- Grey-Piece auf meinem Körper stammt von Ralf Fischer und zeigt Nick Cave. Kaum hatte ich das Tattoo, lief mir Nick Cave auch schon persönlich über die Füße. Er hat mir bei der Gelegenheit eine Rippe signiert und ich ließ das Autogramm dort nachstechen.


Auf dem linken Unterarm siehst du die Porträts der wichtigsten Lebewesen der Welt, meiner beiden Bulldoggen. Mein Rücken zeigt – auch grau in grau – den Baphomet von Giger. Ihm (Giger, nicht Baphomet) verdankte ich auch meinen Ausbildungsplatz auf der Maskenbildnerschule: Erst, als Giger einen Empfehlungsbrief schrieb, haben sie mich endlich aufgenommen.«


Kennen gelernt haben sich Claudia und Claudio trotz dieser gewaltigen »sozioökonomischen Unterschiede« (Behördendeutsch), die sie normalerweise für immer trennen müssten, vor Ewigkeiten im Psyko Store, einer Videothek für Horrorfilme in Winterthur. »Seitdem achten wir gegenseitig aufeinander, wie gute Freunde das eben tun sollten«, sagt Claudia.


»Claudio ist immer cool und witzig. Wir haben die gleiche Art von Humor und lachen uns über die gleichen Dinge kaputt. Ab und an gehen wir zusammen auf Konzerte, machen verrückte Filme und Fotos oder chillen einfach im Wald mit den Hunden. Irgendwie passt es immer.«


Man sieht: Kleinkrämerische Tätowier-Stil-Vorlieben und -Befindlichkeiten (Old School vs. New School vs. No School) sind letztlich doch nur Quatsch, wenn es um das Schönste geht, das es gibt: Friends In Ink, mit Herz und Tinte.


Auch Schrägem und Grauem aufgeschlossen

- der eure –

Markito


Lesetipps


Dr. rer. medic. Mark Benecke · Diplombiologe (verliehen in Deutschland) · Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für kriminaltechnische Sicherung, Untersuchung u. Auswertung von biologischen Spuren (IHK Köln) · Landsberg-Str. 16, 50678 Köln, Deutschland, E-Mail: forensic@benecke.com · www.benecke.com · Umsatzsteueridentifikationsnummer: ID: DE212749258 · Aufsichtsbehörde: Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, Deutschland · Fallbearbeitung und Termine nur auf echtem Papier. Absprachen per E-mail sind nur vorläufige Gedanken und nicht bindend. 🗺 Dr. Mark Benecke, M. Sc., Ph.D. · Certified & Sworn In Forensic Biologist · International Forensic Research & Consulting · Postfach 250411 · 50520 Cologne · Germany · Text SMS in criminalistic emergencies (never call me): +49.171.177.1273 · Anonymous calls & suppressed numbers will never be answered. · Dies ist eine Notfall-Nummer für SMS in aktuellen, kriminalistischen Notfällen). · Rufen Sie niemals an. · If it is not an actual emergency, send an e-mail. · If it is an actual emergency, send a text message (SMS) · Never call. · Facebook Fan Site · Benecke Homepage · Instagram Fan Page · Datenschutz-Erklärung · Impressum · Archive Page · Kein Kontakt über soziale Netzwerke. · Never contact me via social networks since I never read messages & comments there.