2012 10 Nachtplan: Wieso sind Zombies eigentlich so komische Untote
Quelle: nachtplan 11/12 2012 (Heft Nr. 58)
Dem Doktor seine Seite
Wieso sind Zombies eigentlich so komische Untote?
[Weitere Artikel von MB] [Artikel über MB]
VON MARK BENECKE
Heute: “Wieso sind Zombies eigentlich so komische Untote,
irgendwie hirnlos und stumpf?”
Antwort: Anders als Vampire (siehe letzter nachtplan) konnten
Zombies schon immer daywalken. Es handelt sich also
um eine janz besondere Sorte Untoter. Zur Erinnerung: Vampire
kommen klassischerweise gar nicht aus dem Sarg, seit Hollywood
durchaus, aber nicht gerne im Licht und neuerdings glitzern sie in der
Sonne. Zombies nicht.
Es gibt viele gute Ideen dazu, was einen Menschen durch scheinbare Magie (in
Wirklichkeit Pflanzenzubereitungen, Tetrodotoxin usw.) zu relativ hirn- und willenlosen
Wesen werden. Dazu genügt eigentlich Gewalt und Propaganda. Aber auch psychische
Krankheiten lassen sich zur Versklavung anderer nutzen, sei es durch einen hochmanipulativen
Täter oder ein sehr abhängiges Opfer.
Es geschieht auch immer mal wieder, dass Menschen für tot erklärt werden, weil die Verwandten
sie ärgern, finanziell ausnehmen (Erbe) oder sonstwie schädigen wollen. Was wir
hierzulande nur als makabren Scherz von bekloppten StalkerInnen kennen (gefälschte Todesanzeigen
der gestalken Person), ist in armen und damit nicht nur dem Aberglauben, sondern
auch der Bestechung zugeneigten Ländern tatsächlich existenzbedrohend. Die rasch einsetzenden
soziale Verwahrlosung führt zur “Zombifizierung” des so megagedissten Menschen.
Fortan läuft er geknickt durch die Welt...stellt Euch vor, Euch würde keiner mehr glauben, dass
Ihr lebt, der Mieter Eurer Wohnung seid, Eure Familie Euch fürchtet und so fort. Ungemütlich...
Meine Lieblings-Erklärung für Zombie-Fehlbeobachtungen ist allerdings das Austrocknen
von Leichen. Nur dabei passt so ziemlich alles zusammen: Man kann dabei (als Toter) weiße
Augen kriegen (normale Tote nicht, da fressen Tiere die Augen als erstes), man kann auseinanderfallen
und -bröseln (andere Tote nicht, die zerlaufen eher) und die Haare können
wegen des schnellen Festbackens in der harten Haut auch am Kopf und sonstwo bleiben
(sonst nicht: da fallen sie wegen der Fäulnis aus).
Und dann gibt’s natürlich noch Film-Zombies...doch dazu reicht der Platz hier nicht, besorgt
Euch doch einfach das superfette Interview mit mir dazu im schicken, coolen Buch
Untot: Zombie Film Theorie aus dem Belleville Verlag (2010): “Von WHITE ZOMBIE bis
RESIDENT EVIL, über George Romero bis Bruce LaBruce, vom Kriegszombie über den
Voodoo-Zombie und den Virenzombie bis zum Konsum- und Kinozombie. Mit freien und
versklavten, philosophischen und kannibalischen, glücklichen und traurigen Zombies...”
Hm, wie mir scheint, sind wir alle ein bisschen Zombie... ;)
Noch an einem Stück -- der Eure --
Dr. Doom (Mark Benecke)
Lesetipps