2012 08 Leica Unity: Dem Täter auf der Spur
Quelle: Leica Unity Mitarbeitermagazin 08/2012, Seiten 12 bis 13.
Dr. Mark Benecke hilft bei ungeklärten Mordfällen
Dem Täter auf der Spur – mit Leica Mikroskopen
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VON JANIKA WIESNER
Deutschland, Köln. Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke ist vielen als Gastkommentator in Fernsehsendungen wie Autopsie – Mysteriöse Todesfälle oder Medical Detectives bekannt. Zudem ist er gern gesehener Gast in Talkshows zu Themen wie kriminalistische Spurenauswertung, Mord oder menschliche Abgründe im Allgemeinen. Der Sachverständige hält Vorträge, schreibt Bücher und unterrichtet Studenten. Er genießt auch international hohes Ansehen. Mit dem, was Krimiserien im Fernsehen zeigen, hat Mark Beneckes Berufsalltag allerdings wenig gemeinsam.
Mit Lupe und Tatortlampe
Die Unterschiede beginnen schon damit, dass Benecke niemals wie die Fernsehermittler im teuren italienischen Designeranzug am Tatort erscheint. Er bevorzugt einfach zu waschende Kleidung, die auch mal richtig schmutzig werden kann. Seine wichtigsten Utensilien sind zunächst eine leistungsstarke LED-Tatortlampe und eine Lupe mit zehnfacher Vergrößerung, womit er beispielweise die Spuren auf und in der Umgebung von einer Leiche inspiziert. So kann das Entwicklungsstadium der Maden, die sich im Laufe des Verwesungsprozesses auf dem toten Körper niederlassen, Hinweise darauf geben, wie lange er bereits an dieser Stelle gelegen hat. Sind auf einer draußen entdeckten Leiche z.B. Stubenfliegenlarven vorhanden, kann der Fundort nicht der Tatort sein. Die Person ist dann eher in einem geschlossenen Raum gestorben. Schon am Tatort kann Dr. Benecke mit dem tragbaren Leica DM 1000 LED die gefundenen Spuren bei bis zu 500-facher Vergrößerung untersuchen. „Das tragbare Mikroskop ist für meine Arbeitsweise ideal, weil ich es unterwegs benutzen kann. Ich bin begeistert, wie hell die LED-Beleuchtung ist“, berichtet der Kriminalbiologe.
Maden liefern Hinweise
Ist seine Untersuchung am Tatort abgeschlossen, nimmt Benecke die dort genommenen Proben mit ins Labor. Mit dem Stereomikroskop Leica MZ12 untersucht er beispielsweise die Maden, die er auf der Leiche gefunden hat. Anhand der Mundwerk-zeuge kann er die Schmeißfliegenart bestimmen, zu der die Maden gehören. Die Größe und das Entwicklungsstadium der Maden lassen dann darauf schließen, wie lange der tote Körper am Fundort gelegen haben muss. „Für meine Arbeit müssen die Geräte extrem robust sein“, erklärt Benecke. „Das Leica MZ12 ist sehr stabil. Meine Kollegin und ich arbeiten oft mit relativ geringen Vergrößerungen. Hier sind ein großes Gesichtsfeld und großer Arbeitsabstand wichtig. Das alles bietet das Leica MZ12.“
Vorannahmen vermeiden
Anders als die meisten Ermittler in Fernsehkrimis ist Benecke auch kein Polizeibeamter, sondern öffentlich bestellter und vereidigter Gutachter, den jeder beauftragen kann. Ihm persönlich ist es am liebsten, wenn seine Auftraggeber möglichst wenig Vorannahmen machen: „Oft werde ich zum Beispiel von den Eltern eines Opfers hinzugerufen“, erzählt Benecke. „Das sind dann Fälle, wo die Angehörigen einen Riecher dafür haben, dass irgendetwas faul ist. Sie kennen nicht, wie die ermittelnden Kommissare, Tatmotive wie: „Der bekommt ja auch die Lebensversicherung“ oder „der hat ja dem die Freundin ausgespannt.“ Meine Auftraggeber wissen das oft alles nicht und sagen einfach: „Da ist ein roter Fleck, warum kümmert sich keiner um den?“.
Treuer Leica Kunde
Seit über zehn Jahren ist Dr. Benecke Kunde von Leica Microsystems. „Am Anfang sind wir mit dem Schrottauto von meiner damaligen Mitarbeiterin zu Leica gefahren. Das waren keine goldenen Zeiten, weil wir sehr wenig Geld hatten“, berichtet der Kriminalbiologe. Trotzdem haben uns die Kundenbetreuer immer geholfen, die Geräte an unsere Spezialanwendungen anzupassen und beispielweise Fotoaufsätze gebaut. Gerade weil unsere Anwendungen so speziell sind, ist es wichtig, dass uns die Mitarbeiter zuhören und auf unsere Bedürfnisse eingehen.“
Nicht die eine Spur löst den Fall
In Fernsehkrimis bringt oft die eine, entscheidende Spur den Fall zur Aufklärung. Auch das entspricht nicht den Tatsachen im Berufsalltag von Mark Benecke. Im Todesfall einer Frau führte der Kriminalbiologe beispielsweise die Rekonstruktion der Blutspuren durch. Die Frau war nach einem Streit mit ihrem Partner eine Runde um den Block gelaufen und lag anschließend erschlagen vor der Haustür. „Ob in dem Fall der Partner oder ein Fremder der Täter war, konnte ich nicht beurteilen. Ich habe dem Gericht lediglich dargelegt, in welchem Muster und in welche Richtung das Blut gespritzt ist“, erläutert Benecke. „Die weiteren Schlüsse musste dann der Richter ziehen.“
Ermittlungslücken aufzeigen
Eines hat Mark Benecke aber mit den Fernsehermittlern gemeinsam: Er ist in Notfällen rund um die Uhr erreichbar. Auf seiner Notfallnummer ruft auch schon mal ein Krimiautor an, der ihn fragt, ob man Leichen in Salzsäure auflösen kann. „Das ist natürlich kein Notfall“, erzählt der Kriminalbiologe. „Durch meine jahrzehntelange Erfahrung werde ich oft angerufen, wenn die Ermittler nicht mehr weiterkommen oder um festzustellen, welche Spuren von den ermittelnden Beamten gar nicht erst genommen wurden. Ich soll prüfen: Wo könnte der Fehler liegen? Welche Spuren wurden nicht untersucht? Das passiert nicht aus Bösartigkeit, sondern weil die Beteiligten relevante Details nicht bemerkt haben oder dachten, sie spielen keine Rolle.“
Verbrechensrate rückläufig
Der Kriminalbiologe beschäftigt sich auch mit den psychologischen Hintergründen von Verbrechen. Die Benutzung von Kategorien wie „das Böse“ lehnt er strikt ab. „Das Böse konstruieren sich die Menschen selbst“, erklärt Benecke. „Wenn sich alle Leute vernünftig benehmen würden, also einfach mal miteinander reden, würde das schon viel ändern. Im Prinzip ist die Verbrechensrate in Deutschland rückläufig, das ist den meisten gar nicht bewusst. Ein anderes Thema sind antisoziale Psychopathen wie der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik, der bei seinem Amoklauf 77 Opfern das Leben nahm. Solche Menschen werden immer Verbrechen begehen. Aus Spurensicht sind Fälle wie dieser aber langweilig. Hier sind die Taten so offensichtlich, dass die Spuren völlig egal sind.“
Mit herzlichem Dank an Claudia Moch und Janika Wiesner für die Freigabe und die Genehmigung zur Veröffentlichung.
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