2012 07 19 Kölner Stadt - Anzeiger: Schön wenn man mal was kann
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 19. Juli 2012
Schön, wenn man mal was kann
MB's Vorträge auf dem Amphifestival
[Mehr zu Crime & Co.] [Weitere Artikel über MB]
TEXT: NADIN HÜDAVERDI
Kriminalbiologe Mark Benecke ist schon lange im Geschäft. Da hat sich mittlerweile auch seine Wahrnehmung verändert, was Gerüche angeht: „Ich kann in Städten zum Beispiel eine Art Geruchskarte von den Dingen erriechen, die man nicht sieht. Wo etwa Müll liegt, aber auch tote Tauben.“Was skurril klingt, ist für den 41-Jährigen eher ein Geschenk als eine Plage: „Das finde ich ich super! Es ist wie eine Superkraft. Ich kann ja so vieles nicht: Autofahren, Fußballspielen oder Gesichter wiedererkennen. Da ist es schön, wenn man auch mal etwas kann.“
Wie das damals bei seiner allerersten Leiche gewesen ist, weiß er nicht mehr. „Ich habe schon so viele gesehen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern.“ Den meisten ist Benecke als Experte in der Forensik ein Begriff. Anhand des Insektenbefalls kann er Schlüsse auf den Todeszeitpunkt eines Menschen ziehen. Für ihn gibt es keinen Ekel, was eine Obduktion angeht. „Ich empfinde den Tod und den Körper eines Verstorbenen als Teil, der zum Kreislauf des Lebens dazugehört.“
Am kommenden Wochenende hält er am Samstag- und Sonntagnachmittag Vorträge auf dem Amphifestival, dem Event für Gothic-Anhänger mit Bands wie The Sisters of Mercy und Project Pitchfork. Dort berichtet er von einem Fall, die Besucher werden aufgefordert herauszufinden, wie der Tathergang wirklich war.
Er selbst war häufig als Fan auf dem Festival und wurde vom Veranstalter gefragt, ob er so etwas machen könne. So unkompliziert wie seine Teilnahme zustande kam, so problemlos ist auch seine Gothic-Kleidung für seine Wissenschaftlerkollegen: „Ich bin ja damals auch schon komisch rumgelaufen, mit Heavy-Metal-T-Shirts, langem Laborkittel und nicht zusammen passenden Socken.“ Tickets für das Festival sind im Vorverkauf erhältlich.
Mit herzlichem Dank für die Freigabe und Genehmigung zur Veröffentlichung an Nadin Hüdaverdi.
Lesetipps
- Menschen als extragalaktische Einwanderer RADIO-BEITRAG